HildesheimResilient in die Zukunft
Nachdem die Stadt Hildesheim im September 2020 ihre Digitalisierungsstrategie vorgestellt hat, sind vom Stadtrat nun auch die strategischen Leitlinien „Hildesheim digital 2030“ beschlossen worden. Sie sind zugleich Basis für eine erfolgversprechende Bewerbung der niedersächsischen Kommune im Fördervorhaben Modellprojekte Smart Cities des Bundes.
Bei ihrer Bewerbung setzt die Stadt Hildesheim insbesondere auf das digitale Know-how vor Ort: Aktuell gibt es von verschiedenen stadtgesellschaftlichen Akteuren unterschiedlichste Digitalisierungsinitiativen und -strategien. Beispielhaft genannt seien das Zentrum für Digitalen Wandel der Stiftungsuniversität Hildesheim, der Digitalhub der Digitalcity GmbH sowie die verwaltungsweite Digitalisierungsstrategie und der Green-City-Plan der Stadtverwaltung.
Akzeptanz ist wichtig
Diese und viele weitere Initiativen zeigen das große Digitalisierungspotenzial und Know-how der Hildesheimer Stadtgesellschaft. Jedoch fokussieren sich die einzelnen Strategien und Projekte bisher meist auf gesonderte Themenkomplexe und bilden somit Insellösungen. Eine Strategie, welche allen interessierten Akteuren offensteht, bestehende Lösungen vernetzt und gewisse Rahmenbedingungen definiert, gibt es noch nicht. „Das soll sich nun ändern. Eine erfolgreiche digitale Transformation kann nämlich nur dann gelingen, wenn eine entsprechende Akzeptanz in der zu digitalisierenden Gesellschaft gegeben ist, die idealerweise an dem Prozess mitwirkt“, erklärt Oberbürgermeister Ingo Meyer. „Gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft haben wir daher ein Smart City Board als Expertengremium gegründet, das dabei helfen soll, bis 2030 einen digitalen Transformationsprozess in Hildesheim zu initiieren. Wir haben in dieser Hinsicht bereits großes Potenzial, das es nun zu bündeln gilt.“
Ideen und Impulse sammeln
„Zentrales Instrument wird dabei ein Beteiligungsprozess sein, der Projektideen und Impulse für die digitale Transformation unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen der strategischen Leitlinien sammeln soll“, ergänzt Projektleiter Fabian Wächter von der Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Hildesheim. Einbezogen werden sollen insbesondere Vertreter aus den Bereichen Verwaltung, Politik, Bildung, Soziales, Industrieller Mittelstand, Handwerk, Handel, Kunst und Kultur, Finanzen, Gewerkschaften, Gesundheit, Sport, Wirtschaft, Wohnen/Bauen, Energie, Gründerszene, Verkehr, Umwelt- und Klimaschutz sowie Presse. „Das Smart City Board erarbeitet dann ein entsprechendes Konzept, welches mit der Erarbeitung und Umsetzung einer gesamtstädtischen Smart-City-Strategie betreut wird und als Ansprechpartner für alle Digitalisierungsinteressierten dient. Neben der operativen Aufgabe wird das Smart City Board kontinuierlich Fördergelder evaluieren und nach Möglichkeit auch einwerben“, erläutert Wächter den vorgesehenen Prozess.
Zehn Leitlinien bilden den strategischen Rahmen für das Motto „Hildesheim Digital 2030“ und sind bei jeglicher Projektinitiierung und -umsetzung zu berücksichtigen. Für die inhaltliche Ausgestaltung der Bewerbung hat das Smart City Board die Stadt und die darin lebende Gesellschaft als hybrides Ökosystem definiert, in welchem analoge und digitale Elemente parallel existieren und aufeinander angewiesen sind. Die Bewerbung der Stadt als Modellprojekt Smart City ist demzufolge auch darauf ausgerichtet, eine Resilienzsteigerung des hybriden Ökosystems der Stadt zu erreichen und steht unter der Überschrift HI 2030: Das resiliente Hildesheim der Zukunft.
Ökosystem Stadt ertüchtigen
Ziel ist es, das Ökosystem Stadt einhergehend mit den strategischen Leitlinien „Hildesheim digital 2030” so zu ertüchtigen, dass es auf zukünftige Krisen dynamischer und flexibler reagieren kann. Unabhängig von den aus der Strategie herauszuarbeitenden Projekten wurden bereits erste Maßnahmen zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit und zum Gelingen der Strategie getroffen.
So benötigt Resilienz eine beschleunigte Bereitstellung von Software-Lösungen für die situationsgerechte Verknüpfung der analogen und digitalen Lebenswelt. In mehreren Iterationen wird daher eine agile Digitalisierungsfabrik realisiert. Diese erhöht über die Nutzung wiederverwendbarer Komponenten und Lösungen die Wirtschaftlichkeit. Darüber hinaus wird eine Beteiligungsplattform geschaffen, welche der Stadtgesellschaft von der Bedarfserhebung bis hin zur Software-Umsetzung mehr Teilhabe ermöglichen soll. Über die Digitalisierungsfabrik wird die Stadtgesellschaft als hybride Lebenswelt in die Lage versetzt, Digitalisierungsvorhaben agil und partizipativ umzusetzen, somit die Gewichtung von analogen und digitalen Lösungen immer wieder an akute Erfordernisse anzupassen und sich damit resilienter als bisher zu erweisen.
Änderung des Arbeitsumfelds
Die angestrebten digitalen Transformationsprozesse bedingen eine Änderung des Arbeitsumfelds sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite. Um weder die Wirtschaft noch den heimischen Arbeitsmarkt zu überfordern, wird es Unterstützungsangebote beim Aufbau digitaler Resilienzen durch die Teilhabe an und Vermittlung von Netzwerken und Weiterbildungsmöglichkeiten geben, sodass Software-Lösungen aus Unternehmen heraus entwickelt und gegenseitig nutzbar gemacht werden können.
Resiliente Lebenswelten verbinden digitale und analoge Elemente zu einem effizienten und effektiven hybriden Ökosystem. Eine solche hybride Lebenswelt bietet gänzlich andere Teilhabemöglichkeiten in Quartieren. Die darin begründete Flexibilität, also der situative Wechsel zwischen der analogen und digitalen Welt, führt zu einer tatsächlich resilienten Lebenswelt. Die skizzierten Lebenswelten werden in drei noch zu evaluierenden, quartiersbezogenen Reallaboren initiiert und anschließend stadtweit ausgerollt.
Offenes Integrationsportal
Eine weitere Maßnahme ist das offene Integrationsportal Hildesheim. Damit wird eine Open Urban Plattform Architecture konzipiert, wobei sowohl Bestandsdaten als auch dynamische Daten und Events explizit eingeschlossen werden. Dieser Prozess wird flankiert durch eine Erweiterung des existierenden freien Stadt-WLAN-Netzwerks, um eine weitere Abdeckung, vor allem im Hinblick auf die Reallabore, zu gewährleisten. Des Weiteren soll das gesamte Stadtgebiet mit LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) versorgt werden, um insbesondere IoT-Lösungen (Internet of Things) für die verschiedensten Servicebereiche der Stadt zu unterstützen. Die Plattform wird als Integrationsportal dienen, das es ermöglicht, Daten der Stadt sowie der verschiedenen Versorger und Mobilitätsbetriebe ebenso auszutauschen, wie Daten zwischen Unternehmen und Privatpersonen. Ergänzt wird die Plattform durch ein Dashboard, das es erlaubt, wesentliche Kerninformationen – beispielsweise aus den Bereichen Energieversorgung oder Mobilität – permanent zu monitoren. Das soll eine größere Transparenz für die Stadtgesellschaft schaffen und die Akzeptanz für die Smart-City-Maßnahmen erhöhen.
Das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim schließlich wird zum Reallabor für resiliente Kulturerlebnisse. Neben einer Verbesserung der digitalen Infrastruktur sollen insbesondere cloudbasierte Open-Source-Plattformen die Teilhabe der Gesellschaft an der Entdeckung, Erforschung und Nutzung von Kulturgütern möglich machen. Der Einsatz von Augmented Reality zur Rekonstruktion von Exponaten und deren Kontextualisierung innerhalb ihrer ursprünglichen Objektwelt werden ebenfalls Bestandteil dieses Reallabors.
Dieser Beitrag ist im Spezial der Ausgabe März 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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