Donnerstag, 5. Dezember 2024

Kreis Ludwigslust-ParchimRettung mit iPad

[18.07.2017] Im Landkreis Ludwigslust-Parchim sind Notärzte seit Kurzem mit iPads unterwegs. Sie können Patienten- und Behandlungsdaten damit digital erfassen und per Knopfdruck an das zuständige Krankenhaus übermitteln.
Landkreis Ludwigslust-Parchim stattet Rettungsfahrzeuge mit iPads aus.

Landkreis Ludwigslust-Parchim stattet Rettungsfahrzeuge mit iPads aus.

(Bildquelle: SIS – Schweriner IT- und Servicegesellschaft)

Alle 33 Rettungsfahrzeuge im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern sind seit Kurzem mit modernster Technologie zur Rettungsdatenerfassung ausgestattet. Das zukunftsweisende Projekt hat die KSM Kommunalservice Mecklenburg, das gemeinsame Kommunalunternehmen der Landeshauptstadt Schwerin, des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Ludwigslust, gemeinsam mit der Berliner Firma pulsation IT sowie dem Rechenzentrumsbetreiber SIS – Schweriner IT- und Servicegesellschaft realisiert. Dadurch sind sowohl Notärzte und Notfallsanitäter als auch Krankenhäuser, Leitstelle und Kostenträger in puncto Patienten- und Abrechnungsdaten künftig deutlich effizienter aufgestellt.

Dokumentation auf Papier ist fehleranfällig

Dem Projekt vorangegangen war vor Jahren schon die Erkenntnis: Die Dokumentation von Patienten- und Behandlungsdaten auf Papier ist nicht nur ineffizient, sondern auch fehleranfällig. Der Notarzt musste während der Einsatzfahrt unter Zeitdruck DIVI-Protokolle bearbeiten und Details zu Patient und Behandlung manuell notieren. Die Daten, die später nicht nur im Krankenhaus für die weitere Behandlung, sondern auch für die Abrechnung benötigt wurden, mussten zudem lesbar sein. Eine Herausforderung für alle Beteiligten. „2014 haben wir ein Pilotprojekt im Landkreis Ludwigslust-Parchim initiiert, bei dem wir zunächst auf vier Fahrzeugen die Abläufe, Anforderungen und Wünsche ganz genau untersucht haben“, erklärt Jan Ullmann, verantwortlicher Projektleiter der KSM. Schnell war klar: Es bedarf einer intuitiven Lösung, die eine schnelle und komfortable Eingabe und Weiterverarbeitung der Daten ermöglicht. Zudem gab es den klaren Bedarf, die gesamte Prozesskette von der Alarmierung über die Einsatzdokumentation bis hin zur Abrechnung abzubilden.

App ab der Alarmierung im Einsatz

Nach einer Ausschreibung, welche die KSM für den Landkreis durchführte, fiel die Wahl auf die Firma pulsation IT, die zu den Pionieren im Bereich der digitalen Datenerfassung im Rettungswesen zählt. Betrieben wird die Anwendung im Rechenzentrum der SIS. Basis des digitalen Notarztprotokolls NaProt ist ein iPad mit der hochentwickelten App zur Datenerfassung. „Bereits bei der Alarmierung eines Rettungswagens durch die Leitstelle wird durch die Anwendung ein Vorgang inklusive aller dafür relevanten Daten, die beim Notruf angegeben wurden, angelegt“, erläutert Jan Ullmann. Die Anwendung navigiert den Rettungswagen direkt zum Einsatzort.

Informationen per Knopfdruck weiterleiten

Vor Ort fungiert das iPad mit NaProt als stiller Assistent. Die einfache Erfassung der relevanten Informationen ist intuitiv. Viele Daten können per Schieberegler schnell abgebildet werden, für textliche Eingaben kann der Notarzt auf den Sprachassistenten Siri zurückgreifen und seine Eingaben diktieren. „Das funktioniert in der Praxis sehr gut“, bestätigt KSM-Projektleiter Ullmann zufrieden. Überzeugt haben ihn und den Landkreis Ludwigslust-Parchim zudem die Übergabe der Informationen: Per Knopfdruck kann der Notarzt mit der neuen Lösung alle von ihm erfassten Daten an das Krankenhaus übermitteln, und ermöglicht somit eine frühzeitige Planung und Vorabinformation der Kollegen. Mit Einsatzabschluss werden zudem alle abrechnungsrelevanten Informationen aufbereitet und übertragen – ohne dass es zusätzlicher Formularblätter oder Durchschläge bedarf.

In vielen Ländern bereits Standard

Die elektronische Datenerfassung für Rettungsdienste hat sich in vielen Ländern bereits durchgesetzt, auch in Deutschland wird die Entwicklung verstärkt vorangetrieben. Bislang werden noch deutlich über 80 Prozent aller Rettungseinsätze auf Papier dokumentiert. Um Workflows und Prozesse für alle Beteiligten optimal zu gestalten, planen immer mehr Rettungsdienstgesellschaften die Abkehr von analogen, papiergestützten Systemen. Denn die Vorteile der digitalen Variante liegen auf der Hand: Einsätze werden vollständig und übersichtlich dokumentiert, alle relevanten Daten können automatisiert mit den Kostenträgern ausgetauscht werden, gesetzliche Vorgaben werden bereits bei der Eingabe berücksichtigt.

Nächstes Projekt schon in Vorbereitung

Die Steigerung der Qualität durch eine entsprechende Sicherung gemäß Standard Operating Procedure (SOP) und der Verzicht auf Papier-Checklisten und -Dokumente sprechen also eindeutig für die elektronische Variante. So ist es wenig verwunderlich, dass viele Rettungsdienstgesellschaften die Anschaffung digitaler Erfassungssysteme in naher Zukunft planen. Vorbereitungen dazu laufen unter anderem in der Landeshauptstadt Schwerin: „Hier ist vorgesehen, zwei Notarztwagen und fünf Rettungswagen mit der Lösung auszustatten“, berichtet Jan Ullmann. Er ist sich sicher, dass weitere Rettungsdienstgesellschaften folgen werden. Die KSM bestätigt, dass ein nächstes Projekt im Bereich der digitalen Dokumentation bereits in Vorbereitung ist.

Matthias Effenberger ist Vorstand der KSM Kommunalservice Mecklenburg AöR.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...

Frau in blauem Pulli mit Handy in der Hand vor orangenem, darüber die Aufschrift: "Mach's jetzt online". Hintergrund

Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste

[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation

[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...

Zweistöckiges Gebäude aus rotem Backstein mit Dachgauben, davor ein Parkplatz mit wenigen Autos und spärlicher Bepflanzung.

Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital

[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...

Aktuelle Temperaturverteilung in Frankfurt (Tag und Nacht)

Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform

[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...

Illustration, Strickzeichnung schwarz auf weißem Grund mit vereinzelten farbigen Akzenten: Darstellung von Menschen, die sich vernetzen

NExT-Studie: Networking als Ressource

[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...

Ansicht eines typisch westfälischen Fachwerkhauses von der Giebelseite, im Vordergrund Rasen.

Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken

[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...

Roundtable gezeichnet
bericht

Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...

Ein Straßenschild mit dem Zusatz "Hochwasser" steht vor einer Wasserfläche im Abendlicht.

Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche

[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...