Kreis Ludwigslust-ParchimRettung mit iPad
Alle 33 Rettungsfahrzeuge im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern sind seit Kurzem mit modernster Technologie zur Rettungsdatenerfassung ausgestattet. Das zukunftsweisende Projekt hat die KSM Kommunalservice Mecklenburg, das gemeinsame Kommunalunternehmen der Landeshauptstadt Schwerin, des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Ludwigslust, gemeinsam mit der Berliner Firma pulsation IT sowie dem Rechenzentrumsbetreiber SIS – Schweriner IT- und Servicegesellschaft realisiert. Dadurch sind sowohl Notärzte und Notfallsanitäter als auch Krankenhäuser, Leitstelle und Kostenträger in puncto Patienten- und Abrechnungsdaten künftig deutlich effizienter aufgestellt.
Dokumentation auf Papier ist fehleranfällig
Dem Projekt vorangegangen war vor Jahren schon die Erkenntnis: Die Dokumentation von Patienten- und Behandlungsdaten auf Papier ist nicht nur ineffizient, sondern auch fehleranfällig. Der Notarzt musste während der Einsatzfahrt unter Zeitdruck DIVI-Protokolle bearbeiten und Details zu Patient und Behandlung manuell notieren. Die Daten, die später nicht nur im Krankenhaus für die weitere Behandlung, sondern auch für die Abrechnung benötigt wurden, mussten zudem lesbar sein. Eine Herausforderung für alle Beteiligten. „2014 haben wir ein Pilotprojekt im Landkreis Ludwigslust-Parchim initiiert, bei dem wir zunächst auf vier Fahrzeugen die Abläufe, Anforderungen und Wünsche ganz genau untersucht haben“, erklärt Jan Ullmann, verantwortlicher Projektleiter der KSM. Schnell war klar: Es bedarf einer intuitiven Lösung, die eine schnelle und komfortable Eingabe und Weiterverarbeitung der Daten ermöglicht. Zudem gab es den klaren Bedarf, die gesamte Prozesskette von der Alarmierung über die Einsatzdokumentation bis hin zur Abrechnung abzubilden.
App ab der Alarmierung im Einsatz
Nach einer Ausschreibung, welche die KSM für den Landkreis durchführte, fiel die Wahl auf die Firma pulsation IT, die zu den Pionieren im Bereich der digitalen Datenerfassung im Rettungswesen zählt. Betrieben wird die Anwendung im Rechenzentrum der SIS. Basis des digitalen Notarztprotokolls NaProt ist ein iPad mit der hochentwickelten App zur Datenerfassung. „Bereits bei der Alarmierung eines Rettungswagens durch die Leitstelle wird durch die Anwendung ein Vorgang inklusive aller dafür relevanten Daten, die beim Notruf angegeben wurden, angelegt“, erläutert Jan Ullmann. Die Anwendung navigiert den Rettungswagen direkt zum Einsatzort.
Informationen per Knopfdruck weiterleiten
Vor Ort fungiert das iPad mit NaProt als stiller Assistent. Die einfache Erfassung der relevanten Informationen ist intuitiv. Viele Daten können per Schieberegler schnell abgebildet werden, für textliche Eingaben kann der Notarzt auf den Sprachassistenten Siri zurückgreifen und seine Eingaben diktieren. „Das funktioniert in der Praxis sehr gut“, bestätigt KSM-Projektleiter Ullmann zufrieden. Überzeugt haben ihn und den Landkreis Ludwigslust-Parchim zudem die Übergabe der Informationen: Per Knopfdruck kann der Notarzt mit der neuen Lösung alle von ihm erfassten Daten an das Krankenhaus übermitteln, und ermöglicht somit eine frühzeitige Planung und Vorabinformation der Kollegen. Mit Einsatzabschluss werden zudem alle abrechnungsrelevanten Informationen aufbereitet und übertragen – ohne dass es zusätzlicher Formularblätter oder Durchschläge bedarf.
In vielen Ländern bereits Standard
Die elektronische Datenerfassung für Rettungsdienste hat sich in vielen Ländern bereits durchgesetzt, auch in Deutschland wird die Entwicklung verstärkt vorangetrieben. Bislang werden noch deutlich über 80 Prozent aller Rettungseinsätze auf Papier dokumentiert. Um Workflows und Prozesse für alle Beteiligten optimal zu gestalten, planen immer mehr Rettungsdienstgesellschaften die Abkehr von analogen, papiergestützten Systemen. Denn die Vorteile der digitalen Variante liegen auf der Hand: Einsätze werden vollständig und übersichtlich dokumentiert, alle relevanten Daten können automatisiert mit den Kostenträgern ausgetauscht werden, gesetzliche Vorgaben werden bereits bei der Eingabe berücksichtigt.
Nächstes Projekt schon in Vorbereitung
Die Steigerung der Qualität durch eine entsprechende Sicherung gemäß Standard Operating Procedure (SOP) und der Verzicht auf Papier-Checklisten und -Dokumente sprechen also eindeutig für die elektronische Variante. So ist es wenig verwunderlich, dass viele Rettungsdienstgesellschaften die Anschaffung digitaler Erfassungssysteme in naher Zukunft planen. Vorbereitungen dazu laufen unter anderem in der Landeshauptstadt Schwerin: „Hier ist vorgesehen, zwei Notarztwagen und fünf Rettungswagen mit der Lösung auszustatten“, berichtet Jan Ullmann. Er ist sich sicher, dass weitere Rettungsdienstgesellschaften folgen werden. Die KSM bestätigt, dass ein nächstes Projekt im Bereich der digitalen Dokumentation bereits in Vorbereitung ist.
http://www.sis-schwerin.de
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