Freitag, 18. April 2025

Innovatives ManagementRunter von der Insel

[07.10.2013] Auf dem Kongress Innovatives Management diskutierten Führungskräfte aus dem öffentlichen Dienst über die Modernisierung der Verwaltung. Im Forum E-Government waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, dass Behörden kooperieren müssen, anstatt parallele Dienste zu entwickeln.
Forum E-Government auf dem MACH-Kongress: Die Entwicklung wird noch zu sehr aus Sicht einzelner Behörden vorangetrieben.

Forum E-Government auf dem MACH-Kongress: Die Entwicklung wird noch zu sehr aus Sicht einzelner Behörden vorangetrieben.

v.l.: Beate Lohmann, Abteilungsleiterin O im Bundesministerium des Innern; Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises; Michael Breidung, Eigenbetriebsleiter IT- und Organisationsdienstleistungen der Landeshauptstadt Dresden.

(Bildquelle: MACH AG)

Rund 150 Führungskräfte aus dem öffentlichen Sektor sprachen beim 13. Kongress Innovatives Management des Unternehmens MACH am 26. September in Lübeck über die aktuellen Herausforderungen der Verwaltungsmodernisierung. Eröffnungsredner Bodo Hombach forderte zum Lösen von Blockaden den geduldigen Abbau von Interessengegensätzen und eine pragmatische Reformpolitik. „Unsere Probleme sind meist Grundsatzprobleme und deshalb größer als sie wirklich sind. Vorgeschlagenen Lösungen misstrauen wir ausdauernd und hingebungsvoll – erst recht, wenn sie uns zu einfach erscheinen“, stellte Hombach, früherer Kanzleramtschef und heute Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik, zu Beginn der Veranstaltung fest. Welche Hemmnisse für Modernisierungsprojekte existieren und wie Lösungen zum Abbau dieser Hürden aussehen können, war eine der Grundsatzfragen, die sich durch den Kongress zog. Hombach forderte: „Wo die institutionelle Legitimation durch Dialog-Verweigerung verlorenging, kann sie nur durch Kommunikation und Diskurs zurückgewonnen werden.“

Hochspannend und konstruktiv

Genau diese Aspekte standen beim diesjährigen Innovativen Management wieder im Mittelpunkt. MACH-Vorstand Rolf Sahre sagte: „Wenn Führungskräfte aus dem Public Sector sich bereichsübergreifend austauschen, wenn Bundesverwaltungen mit Kommunen oder Landesverwaltungen mit Hochschulvertretern diskutieren, dann ist das nicht nur hochspannend, sondern auch konstruktiv-belebend.“
Über die Herausforderungen öffentlicher Projekte und die geforderten Fähigkeiten, um bei schwierigen Vorhaben zum gewünschten Erfolg zu kommen, diskutierten Frank Nägele, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein, Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamts, Rainer Kersten vom Bund der Steuerzahler Schleswig-Holstein und Projektexperte Thomas Sadewasser. Dabei blieb es umstritten, wie viel Pragmatismus Projektabläufe in der Verwaltung benötigen, um Vorhaben im Budget- und Zeitrahmen umzusetzen – und welche Hindernisse dem im Wege stehen. Die Runde war sich allerdings einig, dass ein ungeschöntes Berichtswesen oft nicht existiere, sodass mangelnde Transparenz gleichzeitig zu mangelnder Konsequenz führe.

Forum E-Government

Auch im Forum E-Government stand ein Projekt auf dem Prüfstand – nämlich das der elektronischen Verwaltung. Michael Breidung, Eigenbetriebsleiter IT- und Organisationsdienstleistungen der Landeshauptstadt Dresden, Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises, Beate Lohmann, Abteilungsleiterin O im Bundesministerium des Innern und Christian Rupp, Sprecher der Plattform Digitales Österreich diskutierten mit Stefan Engel-Flechsig, Leiter des Forums elektronische Rechnung in Deutschland (FeRD), über Chancen und Grenzen der elektronischen Verwaltung. Die Herausforderung dabei sei: Die Stärken der deutschen Verwaltung erhalten – und diese gleichzeitig modernisieren. Standardisierungen – technisch, organisatorisch und rechtlich – helfen, gerade komplexere Prozessketten bereichs- und verwaltungsübergreifend elektronisch abzubilden.
Das Problem dabei umriss Michael Breidung so: Deutschlandweit gebe es zwar mehrere tausend elektronische Verwaltungsdienste von Behörden. Aber: Die E-Government-Entwicklung werde zurzeit noch aus Sicht einzelner Behörden vorangetrieben. Die Folge sei, dass die Übersichtlichkeit der Angebote noch zu wünschen übrig lasse: Der Bürger müsse sich die entsprechenden Stellen für sein Anliegen selbst suchen und – wo eine Interaktion der Behörden untereinander notwendig ist – diese selber koordinieren. Hier gebe es Optimierungsbedarf. Breidung: „Perspektivisch sollte der Bürger oder der Antragsteller sich an eine Stelle wenden. Anschließend und mit dessen Zustimmung tauschen die beteiligten Behörden die Informationen untereinander aus.“
Um dieses Problem zu lösen, ist es nach Auffassung der Diskussionsteilnehmer auch aufgrund der angespannten Haushaltslage wichtig, dass alle gemeinsam arbeiten und im Sinne des Ziels – zufriedene Bürger und schlanke Verwaltungsprozesse – kooperieren, anstatt parallele Inseln zu entwickeln. Dabei müssten zum einen alle Mitarbeiter und Beteiligten mitgenommen und Überzeugungsarbeit geleistet werden, zum anderen müssten individuelle Ausgestaltungen des Standards möglich bleiben.

Das Richtige tun

MACH-Vorstand Eike Schmidt resümierte am Schluss der Veranstaltung: „Gerade wegen der vielen Grundsatzprobleme und Hemmnisse braucht es Mut zur Übernahme von Verantwortung bei Projekten wie der Verwaltungsmodernisierung. Mut, das Richtige zu tun – auch wenn es vordergründig nicht populär ist – und es gut zu erklären. Sowie die Bereitschaft, die eigenen Interessen auch einmal zurückzustellen.“ Der nächste Kongress Innovatives Management findet am 25. September 2014 in Lübeck statt.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Screenshot des Deckblatts der Ahauser Digitalisierungsstrategie.

Ahaus: Digitalisierungsstrategie verabschiedet

[15.04.2025] Ahaus soll zu einer modernen, digitalen Stadt werden, in der neue Technologien und digitale Verwaltungsservices das Leben der Menschen einfacher machen. Als Leitfaden dient der Kommune ihre neue Digitalisierungsstrategie. mehr...

Porträt er Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Digitale Transformation geht nur gemeinsam

[15.04.2025] Die zweite landesweite Digitalisierungsveranstaltung in Koblenz zeigt, dass Rheinland-Pfalz beim OZG-Umsetzungsstand deutliche Fortschritte macht. Rund die Hälfte der zentralen OZG-Leistungen ist angebunden. Ziel bleibt die vollständige Ende-zu-Ende-Digitalisierung. mehr...

Screenshot des Deckblatts des gemeinsamen Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...

Vektorgrafik. Mehrere Personen fügen Puzzleteile zusammen.
bericht

Kooperationen: Die Renaissance einläuten

[11.04.2025] Neben einer konsequenten Digitalisierung kann die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit das Fundament bieten, um die kommunale Aufgabenerfüllung auch in Zeiten des Fachkräftemangels zu sichern. Das leistet auch einen Beitrag gegen Staatsverdrossenheit. mehr...

Blick vom Spreeufer auf das Reichstagsgebäude.

Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen

[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...

Cover Zukunftsradar 2024

DStGB/iit: Zukunftsradar Digitale Kommune 2024

[10.04.2025] Der neue DStGB-Zukunftsradar liegt vor. Die Studie belegt: Kommunen sehen eine besser abgestimmte föderale IT-Infrastruktur und eine gemeinsame Cybersicherheitsstrategie als zentrale Voraussetzungen für die weitere Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

Rudolf Schleyer, den Vorstandsvorsitzenden der AKDB
interview

Interview: Digital Only als Ziel

[08.04.2025] Wie der Stand der Digitalisierung in der Kommunalverwaltung ist und welche Erwartungen die kommunalen IT-Dienstleister an die neue Bundesregierung haben, darüber sprachen wir mit Rudolf Schleyer, dem Vorstandsvorsitzenden der AKDB. mehr...

IT-Beauftrage von Augsburg, München und Nürnberg

Positionspapier: Verwaltung effizient gestalten

[07.04.2025] München, Augsburg und Nürnberg haben ein gemeinsames Positionspapier zu kommunalen Cloudregistern der FITKO zugeleitet. Die bayerischen Städte sehen die Registermodernisierung und zentrale IT-Lösungen als notwendige Schritte zur Sicherung der Verwaltungseffizienz. mehr...

Niedersachsen: Pakt für Kommunalinvestitionen

[25.03.2025] Die niedersächsische Landesregierung stellt den Kommunen 640 Millionen Euro aus dem Jahresüberschuss 2024 zur Verfügung. Mit dem neuen Kommunalinvestitionsprogramm sollen Städte, Gemeinden und Kreise gezielt entlastet werden – ohne Eigenanteil und mit flexibler Mittelverwendung. mehr...

Cover des D21 Digital-Index 2024/25

D21-Digital-Index: Digitale Resilienz als Schlüssel

[10.03.2025] Alljährlich liefert D21 mit ihrem Digital-Index ein umfassendes Lagebild zum Digitalisierungsgrad in Deutschland. Nun hat die Initiative ihre Studie für 2024/25 vorgelegt. Demnach verändern digitale Technologien Gesellschaft und Wirtschaft tiefgreifend – die Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeit werden aber weitgehend unterschätzt. mehr...

Vektorgrafik, die ein Team zeigt, das Puzzleteile zusammenfügt.

Beckum: d-NRW-Beitritt beschlossen

[03.03.2025] Um Zeit und Aufwand bei der Ausweitung ihrer digitalen Verwaltungsservices zu sparen, tritt die Stadt Beckum der d-NRW bei. Als Trägerin der rechtsfähigen Anstalt des öffentlichen Rechts wird sie unter anderem von einer ausschreibungsfreien Nachnutzung von OZG-Leistungen profitieren. mehr...

muenchen_neues_rathaus

München: Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie

[13.02.2025] Der Münchner Stadtrat hat die fünfte Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie der bayerischen Landeshauptstadt beschlossen. Sie beinhaltet unter anderem den Aufbau eines Kompetenzschwerpunkts für User Experience sowie eine neue Formulierung des strategischen Prinzips der nutzerzentrierten Gestaltung. mehr...

OZG: „Aufenthalt“ erreicht alle Milestones

[07.02.2025] Das maßgeblich vom Land Brandenburg vorangetriebene OZG-Projekt „Aufenthalt“ hat alle Vorgaben des OZG-Verwaltungsabkommens erfüllt. Inzwischen nutzen über 270 Ausländerbehörden die digitalen Dienste, weitere 170 befinden sich im Roll-out. Die Weiterentwicklung läuft kontinuierlich. mehr...

Porträt Dr. Daniela Dylakiewicz

Sachsen: Neue CIO für den Freistaat

[07.02.2025] Daniela Dylakiewicz ist neue CIO des Freistaats Sachsen. Um die digitale Verwaltungstransformation voranzutreiben, strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen des Landes an. mehr...

Diagramm zur räumlichen, fachlichen und funktionalen Bündelung von Verwaltungsaufgaben.

Deutscher Landkreistag: Aufgabenbündelung ja, Verfassungsänderung nein

[06.02.2025] Der vom Normenkontrollrat vorgebrachte Vorschlag einer stärkeren Bündelung staatlicher Aufgaben wird vom Deutschen Landkreistag unterstützt. Der kommunale Spitzenverband warnt aber auch vor zentralistischen Strukturen und lehnt vorgeschlagene Verfassungsänderungen ab. mehr...