Freitag, 18. April 2025

Smart CitySchlaue Lösungen im Trend

[24.10.2019] Viele Bereiche der kommunalen Verwaltung und Stadtplanung lassen sich digitalisieren, so etwa die Abfallentsorgung. Das Unternehmen SAP hat unter anderem in Heidelberg, Karlsruhe und Auckland solche smarten Dienste und Bürgerservices realisiert.
Heidelberg nutzt Smart Waste Management von SAP.

Heidelberg nutzt Smart Waste Management von SAP.

(Bildquelle: SAP)

Die Abfalleimer in Heidelberg sind schlau. Sie wissen, wann es Zeit für eine Leerung ist. Und zwar nicht erst dann, wenn Glascontainer und Altpapierbehälter bis zum Rand gefüllt sind und sich Flaschen und Kartons auf den Bürgersteigen türmen. Die Informationen über den Füllstand geben sie per Funk automatisch an die Entsorgungsunternehmen weiter, die somit genau wissen, wann welcher Container zu leeren ist. Ein Smart-City-Projekt, das die Stadt am Neckar mithilfe von Technologien des Internets der Dinge (Internet of Things, IoT) umgesetzt hat. So reibungslos lief die Entsorgung in der Vergangenheit nicht immer. Früher dominierten Müllberge neben den Containern das Stadtbild. Insbesondere nach großen Veranstaltungen kamen die Fahrer nicht mehr hinterher. Die Folge: Beschwerdeanrufe beim Ordnungsamt und unzufriedene Bürger. An anderen Tagen wiederum fuhren die Abholfahrzeuge halbvolle Container an. Solch unnötige Fahrten sorgten für mehr Verkehr, Lärm, Spritverbrauch und Personalkosten.
Die Container wurden daher mit robusten Ultraschallsensoren ausgestattet, die zentimetergenau den Füllstand messen und ihre Daten in die Cloud senden. Sie nutzen dafür den energieeffizienten Langstreckenfunk LoRaWAN: Mit einem solchen Netzwerk lassen sich batteriebetriebene Geräte wie Energiezähler oder Füllstandssensoren überall vernetzen und jahrelang wartungsfrei betreiben. Sensoren mit dem offenen Funkstandard kommen überall dort ins Spiel, wo herkömmlicher Mobilfunk scheitert – in Containern, in Kellern oder sogar unter der Erde.

Lebensqualität und Nachhaltigkeit

Von dem Gateway geht es für die Daten über das Mobilfunknetz weiter in eine SAP-Cloud. Mit einer SAP-Software lassen sie sich analysieren und optisch aufbereiten. So sieht das Entsorgungsunternehmen mit einem Blick auf das Dashboard, welcher Container an welchem Standort zu leeren ist. Zudem prognostiziert die Software anhand der vorliegenden Daten, wann Container künftig mehr als sonst ausgelastet sein könnten – etwa bei Sportveranstaltungen. Mit der neuen Lösung können die Heidelberger Entsorger ihre Fahrten viel besser planen. Dadurch sinken Spritverbrauch, CO2-Ausstoß und die Verkehrsbelastung. Solche schlauen Abfalllösungen liegen derzeit im Trend, wie die irischen Marktforscher von Research and Markets feststellen: Der weltweite Markt für smarte Entsorgung soll bis 2024 auf mehr als drei Milliarden US-Dollar ansteigen.
Doch nicht nur Entsorgungsunternehmen können von smarten Technologien profitieren. Viele Bereiche in der kommunalen Verwaltung und der Stadtplanung lassen sich digitalisieren und damit vereinfachen. Was immens wichtig ist, denn immer mehr Menschen werden künftig in Städten leben. Um einen Kollaps zu vermeiden, ist es dringend notwendig, umzudenken und mit innovativen Technologien für mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit zu sorgen.

Smart City Light in Karlsruhe

Ein gutes Beispiel dafür ist Karlsruhe. Die baden-württembergische Stadt hat gemeinsam mit SAP das Projekt Smart City Light ins Leben gerufen. Die Idee: Straßenlaternen mithilfe von Funktechnologien intelligenter und effizienter machen. Heute leuchten die Laternen nur dann, wenn sich jemand in der Nähe aufhält. Und mehr noch: Sie fungieren als Tankstellen für Elektroautos, WLAN-Hotspots für Passanten, Temperaturmesser und Notrufsäulen. Sensoren messen zudem Feinstaub in der Umgebung, Lärm und Verkehr. Städteplaner können anhand dieser Daten etwa die Verkehrsinfrastruktur optimieren. Registriert eine smarte Laterne ständig Stau an einer Ampelkreuzung, könnte ein Kreisverkehr an dieser Stelle eine Überlegung wert sein.
Auch in der Verwaltung lassen sich Prozesse mithilfe digitaler Services vereinfachen und beschleunigen. Die Bürger stehen dem digitalen Wandel in Behörden offen gegenüber. Zwei Drittel sagen, dass sich einfache Vorgänge auch problemlos online erledigen lassen, wie der Digitalverband Bitkom in einer aktuellen Umfrage unter 1.000 Bürgern herausfand. Auch die Verwaltungsmitarbeiter profitieren durch modernere Arbeitsmittel und schnellere und transparentere Abläufe. Sicherlich gibt es in den Behörden bereits vereinzelte Lösungen. Viele dieser Angebote sind aber meist zu kompliziert. Und die strengen Datenschutzrichtlinien lassen viele Behörden davor zurückschrecken, digitale Services einzuführen. Wichtig daher: Auf Partner setzen, die mit Sicherheitskonzepten, Monitorings und eigenen Servern nicht nur Datenschutz, sondern auch Datensicherheit ermöglichen.

70 Prozent der Bürgerdienste auf einer Plattform vereint

Mutiger als hierzulande sind Städte auf der anderen Seite des Globus: Gemeinsam mit SAP hat etwa die Stadt Auckland in Neuseeland bereits 70 Prozent der Bürgerdienste digital in einer Plattform vereint. Das ist auch das Ziel der Bundesregierung: Bis zum Jahr 2022 sollen laut Onlinezugangsgesetz mehr als 500 kommunale Verwaltungsleistungen online zur Verfügung stehen; die Bundesregierung selbst will ihre Verwaltung sogar bis 2020 digitalisiert haben. Ein ehrgeiziges Ziel.
Und was plant Heidelberg in Zukunft? Die Stadt ist längst nicht am Ende der digitalen Fahnenstange angekommen. Noch in diesem Jahr wollen die Heidelberger die Digitalisierung des Winterdienstes vorantreiben. Heißt konkret: Auch die Streusilos sind dann mit Sensoren ausgestattet und funken ihren Füllstand an den Winterdienst. Und künftig könnten Sensoren im Asphalt sogar den Glättegrad der Straße messen. So weiß der Fahrer genau, auf welchen Straßen er wirklich streuen muss und reduziert damit seine Fahrten in der Kommune auf das Nötigste. Was letztendlich wieder die Lebensqualität in der Stadt erhöht.

Nikolaus Hagl ist Senior Vice President Sales Public Services & Healthcare bei SAP.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City

Duisburg: Smart City sucht Bürgerideen

[17.04.2025] Ihren Smart-City-Masterplan will die Stadt Duisburgs gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickeln. Noch bis Ende Mai können diese ihre Ideen online einbringen. Die Stadt will alle Vorschläge sichten, bewerten und, sofern möglich, in den neuen Masterplan einbringen. mehr...

Grafik mit den Daten zur Teilnahme am Smart-City-Masterplan der Stadt Stuttgart.

Stuttgart: Smart-City-Masterplan in Arbeit

[16.04.2025] Unter Beteiligung der Stadtgesellschaft erarbeitet Stuttgart einen umfassenden Smart-City-Masterplan. In Workshops diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft entsprechende Ideen und Projekte. Online können außerdem Vorhaben bewertet und kommentiert werden. mehr...

Markus Wartha, Bundesdigitalminister Dr. Volker Wissing, Landaus Oberbürgermeister Dr. Dominik Geißler und Dr. Beate Ginzel, Leiterin des Referats Digitale Stadt in Leipzig.

Leipzig / Landau in der Pfalz: Modellstädte für KI-gestützte Verkehrssteuerung

[15.04.2025] Die Städte Leipzig und Landau in der Pfalz werden als Pilotregionen im Forschungsprojekt AIAMO (Artificial Intelligence And MObility) an der KI-gestützten Verkehrssteuerung arbeiten. Die Ergebnisse sollen auf kleine und mittlere Kommunen übertragbar sein. mehr...

Regionalkonferenz MPSC: Smart sein

[11.04.2025] Wie Städte digital und nachhaltig wachsen können, steht im Mittelpunkt der 22. Regionalkonferenz des Bundesprogramms Modellprojekte Smart Cities am 3. Juni 2025 in Halle (Saale). mehr...

Digitalstaatssekretär Stefan Sauer in einem Park, gemeinsam mit den drei Bürgermeistern Marc Friedrich, Jochen Engel und Marcus Merkel.

Interkommunale Zusammenarbeit: Smarte Daten helfen Bauhöfen

[11.04.2025] Daten aus Sensoren und eine App unterstützen die Orte Nauheim, Trebur und Büttelborn dabei, Baumbewässerung und Streueinsätze gezielt zu planen und künftig auch die Beleuchtung bedarfsabhängig zu steuern. Die Kommunen haben das Projekt gemeinsam umgesetzt. mehr...

Eine Ampel mit Pfeil nach rechts zeigt grün.
bericht

Digitale Verkehrssteuerung: KIMONO sorgt für Neustart

[10.04.2025] Kaiserslautern hat seiner verkehrstechnischen Infrastruktur bis 2033 eine umfassende Modernisierung und Digitalisierung verordnet. Von den im Rahmen des Projekts KIMONO entstehenden Lösungen können auch andere Kommunen profitieren. mehr...

Parkzone entlang einer Hamburger Straße.
bericht

Hamburg: Parkraum effizient prüfen

[09.04.2025] In Hamburg können Parkberechtigungen digital beantragt und von den Kontrollkräften online überprüft werden. In Zukunft sollen Scan-Fahrzeuge für noch mehr Effizienz bei der Parkraumkontrolle sorgen – vorausgesetzt, die rechtliche Grundlage wird geschaffen. mehr...

Vektorgrafik einer Smart City.

Kreis Hameln-Pyrmont: Smart City geht in Verlängerung

[09.04.2025] Der als Modellprojekt Smart Cities geförderte Kreis Hameln-Pyrmont hat die kostenneutrale Verlängerung der Projektlaufzeit um ein Jahr beantragt – mit Erfolg. Durch den zeitintensiven Abstimmungsbedarf wäre der ursprünglich vorgesehene Zeitraum bis Ende 2026 zu kurz für die Kommune gewesen. mehr...

Porträtaufnahme von Sarah Berberich, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens endura kommunal.
interview

Interkommunales Netzwerk: Mobiler in der Ortenau

[08.04.2025] Das Mobilitätsnetzwerk Ortenau setzt auf nachhaltige Verkehrslösungen und will die analoge sowie digitale Verkehrsinfrastruktur verbessern. Wie die 14 Kommunen vorgehen, erläutert Sarah Berberich, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens endura kommunal. mehr...

Stadt Wolfsburg will sich zukunftsorientiert aufstellen.

Wolfsburg: Mehr als ein Parkleitsystem

[07.04.2025] Die Stadt Wolfsburg plant – ergänzend zu den Informationen, die sie per App übermittelt – ein dynamisches Parkleitsystem in der Innenstadt. Dieses soll eine effiziente Verkehrssteuerung ermöglichen und darüber hinausgehende Informationen liefern, etwa zu Veranstaltungen. mehr...

Zweiräder, autos und Fußgänger an einer großstaädtischen Kreuzung.

Fraunhofer FOKUS: Digital Twin hilft beim Routing

[02.04.2025] Das Smart-Mobility-Team von Fraunhofer FOKUS hat im Projekt KIS’M eine Fahrrad-App entwickelt, die auf einem digitalen Zwilling des Berliner Straßenverkehrs basiert. Die App berücksichtigt individuelle Präferenzen bei der Routenplanung und bietet einen Ampelphasenassistenten. mehr...

Virtuell abstrakte 3D-Vektorflagge der Europäischen Union aus dreieckigen Polygonen auf blauem Hintergrund.

Local Digital Twins Toolbox: EU-Projekt für Kommunen

[31.03.2025] Mit der Local Digital Twins Toolbox unterstützt die Europäische Kommission Kommunen bei der Einführung entsprechender Lösungen. Teilnehmende Städte und Gemeinden bekommen wichtige Werkzeuge an die Hand und werden individuell beraten. mehr...

Startbildschirm der Website Smart City Dresden

Dresden: Website zu Smart-City-Projekten

[31.03.2025] Eine neue Website mit Informationen zu ihren Smart-City-Projekten hat die Stadt Dresden jetzt online gestellt. Zu den momentan 17 geförderten Vorhaben zählen unter anderem die Entwicklung eines interaktiven 3D-Stadtmodells und ein Testfeld für zukunftsfähige Verkehrsstrukturen. mehr...

Startseite des Webauftritts Smartes Fichtelgebirge

Landkreis Wunsiedel: Digitaler Zwilling im Aufbau

[31.03.2025] Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge soll einen Digitalen Zwilling bekommen. Die Ausschreibung für die Anschaffung der nötigen LoRaWAN-Technologie ist bereits gestartet. Erste Anwendungen sollen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, insbesondere im Bereich Katastrophenschutz. mehr...

Troisdorfer Smart City Maskottchen SmarTa schaukelt in einer Hängematte

Troisdorf: Mit der smarT:app die Freizeit gestalten

[28.03.2025] Die smarT:app der Stadt Troisdorf unterstützt Nutzende mit einer interaktiven Karte jetzt auch bei der Freizeitgestaltung. mehr...