Donnerstag, 5. Dezember 2024

MessefrühlingSchwindsucht im Public Sector

[10.12.2012] Drei Worte kennzeichnen die Lage von Messen und Kongressen für den öffentlichen Sektor in diesem Jahr: absagen, umziehen, gesundschrumpfen. Ob sich der Trend 2013 fortsetzt, werden die Frühjahrsmessen zeigen. Ein Überblick.
Moderner Staat: Schirmherr und Hauptsponsor abgesprungen.

Moderner Staat: Schirmherr und Hauptsponsor abgesprungen.

(Bildquelle: Behrendt und Rausch / Reed Exhibitions Deutschland GmbH)

Mit der Zielgruppe öffentliche Hand tun sich Messe- und Kongressveranstalter derzeit schwer. Die kommunale IT-Fachmesse DiKOM Expo konnte nicht an die Erfolge der Vorgängerveranstaltung KOMCOM anknüpfen. Zuletzt wurde sogar die DiKOM Ost in Leipzig abgesagt, weil sich zu wenig Aussteller angemeldet hatten. Entgegen früherer Ankündigungen finden 2013 nicht drei, sondern nur eine DiKOM statt. Mit neuem Konzept will der Veranstalter H & K Messe Aussteller und Besucher im April in die Rhein-Main-Hallen nach Wiesbaden locken. Auch der Versuch der NürnbergMesse, eine IT-Fachkonferenz für Kommunen durchzuführen, scheiterte. Mangels Besucherinteresse sagte der Veranstalter die für Mitte Oktober geplante Konferenz kurzfristig ab. Künftig soll sie wieder in die Messe Kommunale eingebunden werden, die in zweijährigem Rhythmus abgehalten wird.
Unklar ist auch die Zukunft der Berliner Messe Moderner Staat, die im November 2012 letztmals auf dem Messegelände unter dem Funkturm stattfand. Schon im August hatte der Veranstalter Reed Exhibitions mitgeteilt, dass die Kongressmesse ins Berliner Estrel Convention Center umzieht. Hans-Joachim Erbel, Geschäftsführer von Reed Exhibitions Deutschland, erklärte die Entscheidung so: „Durch ein neues Ausstellungskonzept und die räumlichen Möglichkeiten des Kongresshotels Estrel wird die Messe künftig noch attraktiver, moderner, besucherfreundlicher und kommunikativer im Hinblick auf das After Work Networking, das bisher zu kurz kam.“
Die wahren Gründe dürften woanders liegen. Inzwischen wurde bekannt, dass das Bundesministerium des Innern (BMI) die Schirmherrschaft der Moderner Staat zurückgezogen hat und auf den neuen Zukunftskongress Staat & Verwaltung setzt, der Ende Juni 2013 im Berliner Congress Center stattfinden soll. Mit dabei sind außerdem die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) und die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, sowie der bisherige Moderner-Staat-Hauptsponsor Accenture. Organisiert wird der Kongress von der Berliner Firma Wegweiser Media & Conferences. Damit finden im nächsten Jahr gleich zwei Kongresse für die öffentliche Hand in Berlin statt. Für welche sich Aussteller und Besucher entscheiden, ist durchaus offen. Zur diesjährigen Moderner Staat kamen statt der erwarteten 4.000 nur noch knapp über 3.000 Besucher. Immerhin teilte der Veranstalter mit, dass bereits 50 Prozent der geplanten Ausstellungsfläche im kommenden Jahr gebucht seien.

Omnicard (Berlin, 15.-17. Januar)

In Berlin beginnt auch das Messejahr 2013. Bereits zum 20. Mal lädt der Branchenkongress Omnicard in die Hauptstadt. Unter dem Motto „The world of smart ID solutions“ bietet die Veranstaltung einen Überblick über aktuelle Entwicklungen rund um sichere Anwendungen auf Basis elektronischer Identitäten. Geboten werden unter anderem Foren, Workshops und Tutorials zu E-Payment, E-Government, eID, De-Mail oder E-Justiz. Ein Schwerpunktthema sind der Status quo und die Perspektiven des neuen Personalausweises.

Learntec (Karlsruhe, 29.-31. Januar)

Um die Perspektiven des Lernens geht es auf der Fachmesse Learntec. Laut Studien werden digitale Lernmedien in den kommenden fünf Jahren jährlich weltweit um über zwölf Prozent wachsen. Im Fokus der Messe stehen deshalb Themen wie Blended Learning, Einführung von E-Learning und virtuelle Klassenräume. Die Keynote von Dieter Kempf, DATEV-Vorstand und Präsident des IT-Verbands BITKOM, beschäftigt sich mit Lernszenarien 2020. Der Branchenverband engagiert sich erstmals als ideeller Träger der Learntec.

Facility Management (Frankfurt am Main, 26.-28. Februar)

Deutschlands einziger, rein auf Gebäude- und Liegenschaftsmanagement fokussierter Kongress mit paralleler Messe findet in Frankfurt am Main statt. Die Besucher erwartet eine breite Palette an Dienstleistungen, Lösungen und Produkten aus den Bereichen Computer-Aided Facility Management (CAFM), technisches Gebäude-Management, Energie-Management, Sicherheitstechnik, Aus- und Weiterbildung sowie Komplettservices.

CeBIT (Hannover, 5.-9. März)

Von der unsicheren Lage bei den IT-Veranstaltungen für die öffentliche Hand will das Messeschwergewicht CeBIT profitieren. Der Veranstalter Deutsche Messe stärkt die Rolle des Public Sector Parcs auf der CeBIT. Im Sonderbereich Government for you stellen Bund und Länder E-Government-Projekte und Themen des IT-Planungsrates vor, wie etwa den neuen Personalausweis (nPA), De-Mail, 115 und Open Government. Mit einem neuen Gemeinschaftsstand wird zudem der kommunale Bereich in den Fokus gerückt. Die Ausstellung Marktplatz Kommune bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich auf einem organisierten Gemeinschaftsstand mit einem Einzelarbeitsplatz zu präsentieren. Interessant für Vertreter aus Städten und Stadtwerken ist auch der Ausstellungsbereich Urban Solutions. In Halle 11 zeigen Unternehmen unter anderem Software für intelligente Stromnetze (Smart Grids), die Darstellung und Verwaltung von Ver- und Entsorgungskanälen, Messgeräte für optimale Stromauslastung in den Haushalten (Smart Metering), geobasierte Software für die Stadtplanung sowie Katastrophenschutzsysteme.

DiKOM Expo (Wiesbaden, 16.-17. April)

Gesundschrumpfen lautet das Motto der kommunalen IT-Fachmesse DiKOM. Der Veranstalter H & K Messe hat im Oktober bekannt gegeben, dass 2013 lediglich die DiKOM Expo in Wiesbaden stattfindet. Neu wird auch das Konzept sein, das laut Veranstalter auf Grundlage von Gesprächen mit Kommunen und Ausstellern entwickelt wird und den kommunalen Fachbesucher stärker in den Mittelpunkt stellt. In Zusammenarbeit mit der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden sollen die Kommunen in die inhaltliche Gestaltung der Messe und die Besucherwerbung eingebunden werden. Kommunen und Aussteller wiederum sollen ausgewählte Best-Practice-Beispiele und Leuchtturmprojekte aus dem gesamten Bundesgebiet präsentieren. Wie der Veranstalter ebenfalls mitteilt, wird die Stadt Wiesbaden mit einem eigenen Stand vertreten sein, auf dem eine Kollegen-Lounge die Möglichkeit zum Austausch und Networking bietet.

Alexander Schaeff




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