Sonntag, 10. November 2024

FürthSchwung für die Doppik

[27.06.2013] Die Doppik-Einführung ist nach wie vor ein großes Thema in den Kommunen. Während die Stadt Fürth aktuell noch kameralistisch bucht, werden für die Umstellung bereits Vorbereitungen getroffen. Wie die Verwaltung dabei vorgeht, berichten GIS-Koordinator Hermann Huber und Kämmerei-Mitarbeiter Johannes Kreß.
Fürth steckt mitten in der Doppik-Einführung.

Fürth steckt mitten in der Doppik-Einführung.

Hermann Huber, GIS-Koordinator (l.), und Johannes Kreß, Kämmerei-Mitarbeiter der Stadt Fürth

(Bildquelle: Archikart)

Herr Huber, Herr Kreß, welchen Weg hat die Stadt Fürth beim Thema Doppik eingeschlagen?

Johannes Kreß: Die Stadt Fürth hatte für den Zeitraum 2008 bis 2012 die Realisierung des neuen kommunalen Finanzwesens geplant. Dafür mussten zunächst das gesamtstädtische Vermögen erfasst sowie eine Kosten- und Leistungsrechnung für alle internen Dienststellen erarbeitet werden. Seit Oktober 2010 arbeiten fünf Beschäftigte eines extra gebildeten Sachgebiets der Kämmerei erfolgreich an der erstmaligen Aufnahme von bisher mehr als 60.000 beweglichen Vermögensgegenständen. Im unbeweglichen Vermögensbereich wird bereits die erste Inventur durchgeführt.

Sie setzen dabei unter anderem auf die Software ARCHIKART der gleichnamigen Firma. Wie kam diese Kooperation zustande?

Hermann Huber: Bereits Jahre vor der Doppik wurde ARCHIKART eingeführt, um im Liegenschaftsbereich eine einzige Datenbank anstelle vieler kleiner Systeme zu haben. Die Software punktete damals unter anderem mit ihrer Rechteverwaltung. Um Medienbrüche und Doppelarbeiten zu vermeiden, war unsere erste Aufgabe, alle Informationen aus der Liegenschaftsverwaltung und der staatlichen Vermessungsverwaltung darin abzubilden und aktuell zu halten. Jetzt stehen die digitalen Informationen jedem befugten Nutzer offen.

Welche Daten haben Sie im Verlauf der Doppik-Einführung konkret erfasst?

Kreß: Im Liegenschaftsamt werden die bisher in den Ämtern verwendeten Karteikartensysteme abgelöst. So werden in absehbarer Zeit sämtliche Verwaltungsvorgänge wie Grundstücksvorfälle, An- und Verkäufe, Mieten sowie Pachten elektronisch verwaltet.

Huber: Neben der Textinformation in ARCHIKART wird auch die grafische Information am Grundstück erfasst, derzeit die Straßen mit dem GIS ArcView. Durch die Kopplung beider Systeme sind auch die bewertungsrelevanten Daten wie Sondereinträge, Schutz- oder Hochwasserbereiche verfügbar.

Wo sehen Sie den konkreten Nutzen beim Einsatz der Archikart-Lösung?

Kreß: Ein Vorteil ist, dass mehrere Fachämter zusammenarbeiten können. So kann die Kämmerei bei der Vermögenserfassung auf die Stammdaten zurückgreifen. Außerdem wird sämtliches Anlagevermögen in einem System zusammengefasst. Aus einer vermögenstechnisch eigenständigen Straße lässt sich so eine Vermögenseinheit mit Bauwerken wie Brücken oder Lärmschutzwänden bilden. Zudem kann ich die Daten just in time auf meinem Bildschirm aufrufen und ein Projekt zügig abschließen, ohne auf die Akten warten zu müssen. Damit können Verwaltungswege immens verkürzt werden.

Huber: Außerdem sind im Geo-Informationssystem alle mit einem Grundstück verbundenen Daten, wie etwa ein Fluss oder eine Straße, zu sehen. Ersichtlich ist auch, ob das Flurstück im Bereich des Bebauungsplanes liegt. Musste ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung früher die Papierakten anfordern, können heute alle Daten sofort in einem System angezeigt werden. Die Verwaltung arbeitet also viel effizienter.

„Musste früher ein Mitarbeiter die Papierakten anfordern, können heute alle Daten sofort in einem System angezeigt werden.“

Wie viele Nutzer aus welchen Bereichen arbeiten derzeit mit der Software?

Huber: Im Moment sind fast 200 Nutzer aus den verschiedensten Ämtern in 16 Gruppen aufgeteilt. Intern werden die Eigentümerdaten in den ARCHIKART-Desktop-Anwendungen oder über die Web-Oberfläche im Themen-Browser mit ARCHIKART-Karthago zur Verfügung gestellt. Auch Kaufverträge im Liegenschaftsamt und die Zusammenarbeit mit der Vermessung nehmen großen Raum ein. So werden die Daten zwischen dem staatlichen Vermessungsamt und der Stadt schneller austauschbar.

Kreß: Viele Beschäftigte haben den Nutzen der Software bereits erkannt und arbeiten damit, andere müssen noch davon überzeugt werden. Beispielsweise digitalisiert das Tiefbauamt gerade die Straßenverwaltung. Ich denke, wir haben damit ein gutes System an der Hand. Zudem erhalten wir Unterstützung vom Support und erleichtern den Mitarbeitern mit Schulungen den Zugang zur Software.

Huber: Auch wenn es Aufgabe der Kämmerei ist, das Vermögensbewertungsprojekt durchzuziehen, so sind wir doch auf das Wissen der Fachbehörden angewiesen. Früher reichte oft ein Luftbild an der Wand oder eine Begehung vor Ort. Inzwischen kommen Beschwerden, sobald einmal ein Luftbild am Bildschirm nicht verfügbar ist, weil ein Server nicht läuft. Ähnlich wird sich dies künftig mit ARCHIKART verhalten. Erst wenn ein Programm wirklich eingeführt ist, werden mir die Leute sagen, dass sie nicht mehr ohne dieses arbeiten können.

Interview: Norbert Helmle




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