GelsenkirchenSich smart ausweisen
Behördengänge einfach und sicher über das Smart-phone erledigen, das soll in Gelsenkirchen bald Realität werden. Das Gelsenkirchener Start-up XignSys und das Institut für Internet-Sicherheit der Westfälischen Hochschule, kurz if(is), entwickeln dafür gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen und der Stadt Aachen eine anwenderfreundliche, sichere digitale Identität für die Nutzung von E-Government-Diensten – die Smartphone-Bürger-ID. Unumstritten hat sich das Smartphone in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Alltagsbegleiter entwickelt und genießt besonderes Nutzervertrauen. Dabei ist egal, ob es um die Terminplanung, Nachrichten, Bezahlvorgänge, die Job- und Wohnungssuche oder den Check-in am Flughafen geht, die smarten Mobiltelefone sind überall involviert. Auch die Art und Weise, wann, wie und wo wir unsere täglichen Aufgaben erledigen, hat sich durch das Smartphone verändert.
Modellhaft integrieren
„Die digitale Verwaltung muss mit dieser Entwicklung Schritt halten. Dazu muss sie maximal nutzerorientiert sein“, meint Lukas Rissel, Projektleiter bei der Stadt Gelsenkirchen. Die Smartphone-Bürger-ID kann in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle spielen. Bevor die Lösung in Nordrhein-Westfalen landesweit ausgerollt wird, integriert zunächst die Stadt Gelsenkirchen und im weiteren Projektverlauf die Stadt Aachen die digitale Identität modellhaft in die Verwaltung. Das Kooperationsprojekt wird im Rahmen der Digitalen Modellkommunen NRW vom Wirtschaftsministerium gefördert.
Authentifizierung per App
Als erste Anwendung wird in Gelsenkirchen in Kürze die Beantragung des Bewohnerparkausweises mit der digitalen Identität möglich sein. Der Authentifizierungsprozess mit der Smartphone-Bürger-ID erfolgt dann in fünf Schritten. Um den Ausweis zu beantragen, öffnen Bürger zunächst den Browser ihres Smartphones und navigieren zur entsprechenden Web-Seite der Stadt. Um den Authentifizierungsvorgang mit der App zu starten, muss ein Button betätigt werden, damit sich die App automatisch öffnet und die Zustimmung zur Datenübertragung erfordert. Wird dieser zugestimmt, müssen sich die Bürger anschließend nochmals mit einem zweiten Faktor, via Fingerabdruck oder Gesichtserkennung, authentifizieren. Danach kann der Beantragungsprozess auf der städtischen Website fortgeführt werden. Nach dem Bezahlvorgang ist die Beantragung bei der Stadt eingegangen und der Bewohnerparkausweis kann bequem zu Hause ausgedruckt oder alternativ von der Stadt zugeschickt werden. Der Authentifizierungsprozess lässt sich auch mit zwei Geräten, also zusätzlich mit Laptop oder Tablet, erledigen. Bei dieser Variante wird der Authentifizierungsbutton durch einen QR-Code ersetzt, der dann mithilfe der Smartphone-App zu scannen ist.
Datensicherheit gewährleistet
Der Umgang mit personenbezogenen Daten erfordert ein hohes Maß an Sicherheit. Deshalb werden die Daten, auf welche die App zugreift, verschlüsselt in kommunalen Rechenzentren auf so genannten Servicekonten gespeichert. Dort liegen zentral die Einwohnerdaten des jeweiligen Bundeslandes. Da keine personenbezogenen Daten auf dem Smartphone oder bei XignSys gespeichert werden, bleibt die Datenhoheit in den Händen der Kommunen und Länder. Damit wird das höchste Maß an Datenschutz gewährleistet. Nur mit der jeweiligen Zustimmung des Bürgers werden die persönlichen Daten dem jeweiligen Prozess zugeordnet und übermittelt. Die Sicherheit des Systems gewährleisten kryptografische Algorithmen und eine Public-Key-Infrastruktur, eine Methode für den sicheren und verschlüsselten Datenaustausch. XignSys setzt dabei auf den höchsten Stand der IT-Sicherheit und passt die Technologie stets an die neuesten Standards an. Im Rahmen des Projekts wird die Technologie zunächst an das Servicekonto.NRW angebunden. Dadurch kann die Smartphone-Bürger-ID in alle E-Government-Anwendungen integriert werden. Markus Hertlein, CEO von XignSys, ist überzeugt: „Unser System ist absolut sicher. Zudem arbeiten wir eng mit dem TÜV und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zusammen.“
Mobil abwickeln
Die Vorteile der Lösung liegen auf der Hand. Mit der Smartphone-Bürger-ID können Behördengänge künftig von zu Hause oder mobil von unterwegs aus abgewickelt werden. Das Smartphone dient dabei als Ausgangspunkt. Die App besticht gegenüber anderen Lösungen durch eine vereinfachte Usability und eine bessere User Experience und kommt durch diesen nutzerzentrierten Ansatz insbesondere den Bewohnern zugute. Durch den vereinfachten Prozess der Dokumentenbeantragung können Bürger viel Zeit sparen und auch aufseiten der Kommunen ergeben sich erhebliche Vorteile: Städtische Mitarbeiter werden bei der Bearbeitung von Vorgängen entlastet und können ihre Ressourcen effektiver einsetzen. Daraus resultiert eine höhere Mitarbeiter- und Bürgerzufriedenheit. Die Kommunen reduzieren zudem ihre Kosten, beispielsweise durch das Einsparen von Papier. Darüber hinaus fungiert die Smartphone-Bürger-ID als Schlüsseltechnologie, um die OZG-Umsetzung zu erfüllen.
Bürger einbeziehen
Das Grundgerüst der App ist bereits fertig – und steht seit Ende 2019 einer ersten Interessengruppe zur Verfügung. Deren Ziel ist es, Bürger so früh wie möglich einzubeziehen und die App nutzerfreundlich und bürgernah zu gestalten. Geplant ist zudem ein Bürgerdialog zum Thema, der die Möglichkeit zum Austausch bietet, sowie ein Newsletter, in dem Neuigkeiten zum weiteren Entwicklungsprozess kommuniziert werden. Dabei wird gezielt auf eine fundierte, bürgernahe Erklärung geachtet. Bevor eine Authentifizierung über das Smartphone erfolgen kann, bedarf es aus Sicherheitsgründen einer einmaligen Erstidentifikation. Die verschiedenen Möglichkeiten hierfür werden im Projektverlauf evaluiert. Um einen reibungslosen Ablauf der Erstidentifikation zu gewährleisten, werden in Gelsenkirchen aktuell Schulungen durchgeführt, um rund 70 Beschäftigte des Bürger-Centers auf den Verifizierungsprozess und potenzielle Fragen der Bürger vorzubereiten.
Nutzerbedürfnisse als Fokus
„Technische Lösungen finden dann Anwendung und Akzeptanz, wenn sie aus der Perspektive der Nutzenden gedacht werden und sich an deren Bedürfnissen orientieren. Die Smartphone-Bürger-ID ist ein sehr gutes Beispiel für einen solchen nutzerorientierten und bürgernahen Ansatz“, sagt Manfred vom Sondern, CDO der Stadt Gelsenkirchen. Darüber hinaus zeigt das Projekt, wie eine Zusammenarbeit von Verwaltung und Start-ups gelingen kann. Als sichere und nutzerfreundliche digitale Identität kann die Smartphone-Bürger-ID einen entscheidenden Beitrag leisten, wenn es um die Digitalisierung der Verwaltung geht. Perspektivisch soll sie auch im Kontext von Smart-City-Anwendungen eingesetzt werden. Durch die dahinterliegende Technologie ist eine Integration in sämtliche Anwendungen problemlos möglich.
https://www.internet-sicherheit.de
https://www.xignsys.com
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Januar 2020 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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