WinterdienstSicher dokumentiert

Steingaden: Räumeinsätze werden per App aufgezeichnet.
(Bildquelle: Agilogik)
Bei Schnee und Eis sorgen in der Gemeinde Steingaden vier Mitarbeiter des Bauhofs dafür, dass die 60 Kilometer Strassen in den 53 Ortsteilen befahrbar bleiben. Unterstützt werden sie dabei von den beiden Hausmeistern der Grund- und Mittelschule, welche die Gehwege und Parkplätze räumen. Ein Lkw, ein Unimog, ein Schlepper, ein Radlader für Parkplätze, ein Kleinschlepper für Gehwege und ein Lkw mit Fahrer von einer Fremdfirma sind im Rahmen des Winterdienstes im Einsatz, der je nach Witterung von Mitte Oktober bis Mitte April dauert.
Mit dem kommenden Winter 2016/2017 setzt der Bauhof der Gemeinde Steingaden nun bereits in der dritten Saison die Winterdienst-App 4dgo des Anbieters Agilogik ein. Mit dem Hersteller, der seinen Sitz in Steingaden hat, kam die Kommune bereits während der Entwicklung der App ins Gespräch. Die Gemeinde und der Bauhof konnten die Anwendung so vorab testen und ihre Erfahrungen und Empfehlungen in die weitere Entwicklung einfließen lassen.
Nach Angaben von Josef Schmid, Leiter des Bauhofs von Steingaden, hatte die Gemeinde schon länger eine Lösung für die Winterdienst-Dokumentation gesucht. „Es kommt immer häufiger vor, dass nach dem Winter Leute ankommen, die auf vermeintlich nicht geräumten Strassen gestürzt sind und deren Krankenkasse Ansprüche an die Gemeinde stellt – was sich ohne eine lückenlose Dokumentation nicht entkräften lässt. Deshalb benötigt man heutzutage eine gute und einfache Räumdokumentation“, begründet Schmid. Zusätzliche Komplexität entsteht, wenn – wie es in Steingaden der Fall ist – neben eigenen Mitarbeitern auch Drittfirmen, Subunternehmer und Freischaffende mit dem Winterdienst beauftragt werden.
Touren via App aufzeichnen
Die App 4dgo wird in Steingaden im mobilen Einsatz in Räumfahrzeugen und bei Handräumungen genutzt; ein Mitarbeiter der Bauhofverwaltung erledigt die Auswertungen über seinen Desktop. Mithilfe der App werden die gefahrenen Touren per GPS aufgezeichnet. Dokumentiert werden können damit auch Räumschildstellungen, die Streumittelgabe oder Hindernisse wie Autos, Bäume und Sträucher, welche die Fahrbahn blockieren und damit den Winterdienst erschweren. Die App funktioniert auch ohne Mobilfunkempfang. Bauhofleiter Josef Schmid: „Wir laden uns die Tourdaten meist über das WLAN im Bauhof aufs Handy. Die aufgezeichneten Touren laden wir dann am Abend ebenfalls über das WLAN wieder auf den Server hoch.“ Auch freischaffende Fahrer, die von der Gemeinde Steingaden eingesetzt werden, können die App nutzen – entweder mit dem eigenen oder mit einem von der Gemeinde gestellten Telefon. „Die von dem freien Fahrer aufgezeichnete Tour können wir dann im Web-Portal sehen, der Fahrer aber unsere Fahrten nicht“, erläutert Schmid.
Die Bedienung der App ist denkbar einfach. Nach Anmeldung müssen lediglich Fahrer, Tour und Fahrzeug ausgewählt und die Aufzeichnung gestartet werden. Während der Fahrt sind dann nur einzelne Bedienelemente zu drücken, so zum Beispiel Räumen oder Streuen ein- und ausschalten. Am Ende der Tour ist die Aufzeichnung zu stoppen. Der Rest wird dann in der Verwaltungsanwendung am Browser im Büro erledigt.
Größtmögliche Beweiskraft
Im zur Winterdienst-App gehörigen Online-Portal legen die Mitarbeiter des Bauhofs die Touren, Mitarbeiter und Fahrzeuge an, welche dann auf das Smartphone geladen werden. Über das Portal erfolgt zudem die Auswertung der aufgezeichneten Touren, zum Beispiel nach gefahrenen Kilometern, Fahrzeiten und Touren oder Tourenlisten je Mitarbeiter. Daraus lassen sich dann Berichte als PDF-Datei erstellen und nach Excel exportieren. Für externe Dienstleister kann direkt ein Leistungsnachweis erstellt werden. Außerdem kann jede aufgezeichnete Tour am Bildschirm nachvollzogen und virtuell abgefahren werden. Es können zudem Ort und Zeit von Hindernissen festgestellt und die Räumrichtung visualisiert werden. Da die App eigenes Online-Kartenmaterial verwendet, ist eine lizenzkostenfreie Weiterverwendung und Weitergabe der Landkarten und Routen möglich.
Besonderen Wert legt Agilogik nach Angaben von Geschäftsführer Michael Barth auf die Datensicherheit: „Daten werden ausschließlich auf eigenen Servern an Standorten in Deutschland gespeichert. Alle Cloud-Dienste werden selbst betrieben, es sind keine Fremdanbieter eingebunden. Selbst das Landkartenmaterial wird auf Agilogik-eigenen Servern bereitgestellt. Alle Daten werden verschlüsselt übertragen. Eine Manipulation der aufgezeichneten Daten ist nicht möglich, diese bieten so größtmögliche Beweiskraft.“
Vorteile gegenüber fest eingebauten Systemen
„Die App ist sehr einfach zu bedienen“, bestätigt Bauhofleiter Josef Schmid. „Auch unerfahrene Smartphone-Nutzer kommen damit schnell zurecht. Ich selbst habe bei den ersten Tests noch kein eigenes Smartphone besessen und konnte die App nach zehn Minuten Einweisung ohne Weiteres nutzen.“ Darüber hinaus handle es sich um eine – im Vergleich zu festeingebauten Telematiksystemen – sehr günstige Lösung für den Winterdienst. Die fest eingebauten Geräte seien zwar besser, wolle man Streumengen wissen und Fahrbahntemperaturen aufzeichnen. Auch die Räumschildstellung werde nicht automatisch aufgezeichnet, sondern per Tastendruck. Für die Winterdienstdokumentation der Gemeinde Steingaden sei dies aber nicht so wichtig gewesen. „Eingebaute Telematiksysteme sind bei unserem Fahrzeugpark auch eher nicht geeignet“, meint Schmid.
Vor der Anschaffung der Winterdienst-App hat die Gemeinde Steingaden ihre Winterdienst-Dokumentation daher in so genannten Räumbüchern festgehalten. „Smartphones sind nicht nur viel günstiger zu beschaffen als Einbaugeräte, wir können sie zudem in verschiedenen Fahrzeugen einsetzen, auch in Schmalspurfahrzeugen oder Radladern ohne CAN-Bus. Und wird ein Fahrzeug mal ersetzt, muss nichts umgebaut werden“, begründet der Bauhofleiter die Entscheidung für die App von Agilogik. „Freischaffende Fahrer nehmen einfach ein Smartphone der Gemeinde mit und können ihre Räumungen damit ebenfalls dokumentieren. Darüber hinaus wollten wir in Steingaden auch die Handräumungen festhalten. Das geht mit der App besser und flexibler.“
Der Einsatz der mobilen Anwendung hat sich für die Gemeinde bereits bezahlt gemacht: „Bis jetzt gab es laut unserem Bürgermeister zwar ein paar Anfragen von Krankenversicherungen. Aber schon der Hinweis auf eine GPS-Dokumentation hat ausgereicht. Haftungsfälle gab es seitdem keine mehr“, so Josef Schmid.
http://www.steingaden.de
http:///www.agilogik.de
Dieser Beitrag ist in der Dezember-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Kommunale Betriebe erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Schleswig-Holstein: Kooperation verlängert
[16.04.2025] Nach fünf erfolgreichen Jahren haben Schleswig-Holstein und der ITV.SH ihre Kooperation zur Verwaltungsdigitalisierung bis Ende 2029 verlängert. Geplant sind unter anderem der Roll-out weiterer digitaler Anträge und Unterstützung für Kommunen bei Informationssicherheits- und IT-Notfällen. mehr...
Darmstadt: Resiliente Krisenkommunikation
[11.04.2025] Großflächige, lang andauernde Stromausfälle sind selten – stellen die Krisenkommunikation jedoch vor Schwierigkeiten, weil Mobilfunk, Internet und Rundfunk ausfallen. In Darmstadt wird nun eine energieautarke digitale Litfaßsäule erprobt, die auch bei Blackouts als Warnmultiplikator funktioniert. mehr...
Diez/Kaisersesch/Montabaur/Weißenthurm: Kooperation im Prozessmanagement
[08.04.2025] Gemeinsam wollen die Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm ihre Verwaltungsprozesse effizienter gestalten. Im Fokus steht die Wissensdokumentation ihrer Prozesse. Auch sollen eine Datenbank für Notfallszenarien und ein interkommunales Prozessregister aufgebaut werden. mehr...
Hessen: Projekt Di@-Lotsen wächst weiter
[07.04.2025] Das hessische Digitallotsen-Projekt, das älteren Menschen den Zugang zur digitalen Welt erleichtern soll, wird fortgeführt und ausgeweitet. Kommunen, Vereine und andere Einrichtungen können sich bis zum 11. Mai 2025 als digitale Stützpunkte bewerben. mehr...
Berlin: Beihilfe ohne Medienbrüche
[04.04.2025] In Berlin haben Beamtinnen und Beamte nicht nur die Möglichkeit, Anträge auf Beihilfe digital zu stellen – mit einer neuen App ist es ab jetzt auch möglich, den Bearbeitungsstand einzusehen und die Bescheide digital zu empfangen. mehr...
Interkommunale Zusammenarbeit: Dritte Förderphase für Digitale Dörfer RLP
[01.04.2025] Das Netzwerk Digitale Dörfer RLP erhält bis 2026 weitere 730.000 Euro Landesförderung. Erfolgreiche Digitalprojekte sollen landesweit ausgerollt und die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt werden. Ein Schwerpunkt liegt auf wissenschaftlich unterfütterten Pilotprojekten zum Bürokratieabbau. mehr...
Bayern: Ein Jahr Zukunftskommission
[31.03.2025] Die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 hat ihren aktuellen Bericht vorgelegt. Unter Leitung des Finanz- und Heimatministeriums erarbeiten Ministerien, Kommunalverbände und Experten Lösungen für eine einheitlichere, effizientere und sicherere IT in Bayerns Kommunen. mehr...
Rheinland-Pfalz: Projekt KuLaDig geht in die nächste Runde
[28.03.2025] Die kulturelle Vielfalt in Rheinland-Pfalz systematisch digital erfassen und für die Öffentlichkeit aufbereiten – das will das Projekt KuLaDig. Nun steht fest, welche Kommunen darin unterstützt werden, ihr kulturelles Erbe digital zu erfassen und zugänglich zu machen. mehr...
Polyteia: Wege für den Datenschutz in der Verwaltung
[27.03.2025] Einer sinnvollen Nutzung kommunaler Daten für die Entscheidungsfindung steht nicht selten der Datenschutz entgegen. Das Projekt ATLAS will zeigen, wie moderne Datenschutztechnologien in der Praxis helfen und echten Mehrwert für den öffentlichen Sektor schaffen. mehr...
Nürnberg: Vier Abholstationen für Ausweisdokumente
[26.03.2025] Die Stadt Nürnberg hat ihr Angebot an Abholstationen für Ausweisdokumente verdoppelt. An insgesamt vier Standorten können die Bürgerinnen und Bürger nun Personalausweise, Reisepässe und eID-Karten unabhängig von den Öffnungszeiten der Bürgerämter abholen. mehr...
Difu-Befragung: Kommunalfinanzen beherrschendes Thema
[25.03.2025] Eine Vorabveröffentlichung aus dem „OB-Barometer 2025“ zeigt, dass kommunale Finanzen das drängendste Thema der Stadtspitzen sind – auch mit Blick auf zukünftige Investitionen. Es sei nötig, dass Kommunen einen beträchtlichen Anteil aus dem Sondervermögen erhielten, so das Difu. mehr...
Berlin: ÖGD wird fit für die Zukunft
[25.03.2025] Mit dem Programm „Digitaler ÖGD“ werden in Berlin Grundlagen für moderne Technologien, Softwarelösungen und schlankere Prozesse in den Einrichtungen des ÖGD geschaffen. Davon können Mitarbeitende wie auch Bürgerinnen und Bürger profitieren. mehr...
Mainz: Ko-Pionier-Sonderpreis 2025
[24.03.2025] Mit dem Ko-Pionier-Sonderpreis 2025 wurde die Stadt Mainz ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt Verwaltungen, die innovative Ansätze aus anderen Städten erfolgreich adaptieren und an ihre spezifischen Rahmenbedingungen anpassen. mehr...
LSI Bayern: Ausschuss für Kommunale Fragen zu Gast
[18.03.2025] Bei einer Sitzung des Innenausschusses im LSI standen die Bedrohungslage im Cyberraum und Schutzmaßnahmen für Bayerns IT im Fokus. LSI-Präsident Geisler stellte die Unterstützungsangebote für Kommunen vor, bevor die Abgeordneten das Lagezentrum und das Labor besichtigten. mehr...
Kreis Lüchow-Dannenberg: Ausgezeichnete Digitalisierungsstrategie
[17.03.2025] Für seine herausragende Digitalisierungsstrategie hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg das Qualitätssiegel „Top-Organisation 2025“ des Netzwerks Silicon Valley Europe erhalten. mehr...