Barcelona/ChicagoSmart City dank der Cloud
Barcelona wird einfach nicht fertig: Der Bau der „Sagrada Família” begann 1882 und wird frühestens 2026, so die Planungen, zum 100. Todestag des Architekten Antoni Gaudí beendet sein. Auch an der modernen Stadt arbeitet man in Barcelona noch, und anders als beim Bau der mächtigen Kathedrale ist hier kein Ende in Sicht. Als Problem sieht das in der katalanischen Metropole aber niemand; schließlich betritt die Stadt mit vielen ihrer Smart-City-Projekte echtes Neuland. Dem Juniper Research-Ranking 2015 zufolge darf sich Barcelona aufgrund der vielen Projekte und der Erfahrung bei der Stadterneuerung „1st Smart City in the World“ nennen. Einige Beispiele aus der Praxis belegen, warum. Zur intelligenten Stadt gehört smarter Verkehr. Um den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, hat Barcelona schon im Jahr 2012 ein neues Busnetzwerk eingeführt, das aus horizontalen und vertikalen sowie einer diagonal verlaufenden Linienführung besteht und deutlich einfacher zu nutzen ist als früher. Die Verkehrsführung über intelligente Ampelschaltungen sowie der Service wurden durch ausführliche Informationen für Fahrgäste gleich mit verbessert. Auch dieses System ist nicht abgeschlossen: Jahr für Jahr kommen neue Linien und weitere Services dazu.
Open Data belebt
Von dem Betreuungssystem Telecare für ältere und behinderte Menschen profitieren in Barcelona mehr als 70.000 Bürger. Zum Service gehört ein Hausnotrufsystem, das rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr für Notfälle bereitsteht. Die Betreuung ist aber nicht auf Notrufe beschränkt, sondern bietet zum Beispiel auch eine häufige Kontaktaufnahme. Das hilft dabei, ungewollte Isolation und Einsamkeit zu verringern.
Mit ihren öffentlichen Daten geht die katalanische Stadt am Mittelmeer sehr großzügig um: Im Rahmen ihres Open-Data-Konzepts stellt Barcelona den Bürgern all diese Daten zur Verfügung und sorgt damit nicht nur für bessere Informationen für Einwohner und Touristen. Sie belebt damit auch die heimische Wirtschaft, die mit den Daten neue Services, Firmen und Produkte auf den Markt bringt. Wie App&Town, ein Service, der Menschen von A nach B leitet – über den öffentlichen Nahverkehr. Von den offenen Daten profitiert die Stadt auch selbst: Über die Angebote erhöht sie den sozialen und ökonomischen Wert der Metropole und lockt damit neue Bewohner und Touristen an. Wer solche und andere Projekte realisieren möchte, darunter auch intelligente Ampeln, den interaktiven Bus-Stopp Smartquesina und das kostenlose Internet-Angebot Barcelona WiFi, braucht eine leistungsfähige, stabile und zukunftssichere IT. In Barcelona kommen dafür unter anderem Cloud-Technologien und mobile Geräte von Microsoft zum Einsatz, die einen Teil der innovativen Infrastruktur und damit die Grundlage der vielen einzelnen Innovationsprojekte bilden.
Cloud über Chicago
Über der US-amerikanischen Metropole Chicago ziehen ebenfalls Wolken auf – wenigstens virtuell: Die Stadt modernisiert ihre Bürgerservices mit Unterstützung von Office 365, dem cloudbasierten Office-Paket von Microsoft.
#bild2 Auch in Chicago geht es nicht einfach um die Verbesserung einzelner Angebote für die Bürger, sondern um ein umfassendes Paket an Maßnahmen, das von den Bussen, mit denen die Menschen zur Arbeit fahren, bis zu den Parks reicht, in denen sie ihre Freizeit verbringen. Die Stadt verbessert mit der Office-Suite die Zusammenarbeit innerhalb der Behörden und den Kontakt mit den Bürgern, sorgt darüber für effizientere und in hohem Maße automatisierte Prozesse und stattet ihre Mitarbeiter in den Behörden digital mit den Informationen aus, die sie für ihre Arbeit und den Bürgerkontakt benötigen. Obwohl die städtischen Abteilungen alle ihre eigenen Aufgabenbereiche haben, so kooperieren sie doch immer wieder untereinander mit dem Ziel, ihren Bürgern den bestmöglichen Service zu bieten.
Reibungslosere Kommunikation
Das war nicht immer so: In der Vergangenheit haben die städtischen Mitarbeiter immer wieder Kommunikationsprobleme mit ihren Kollegen gehabt, erinnert sich Brenna Berman, Chief Information Officer der City of Chicago. Die fehlenden Verbindungen innerhalb der Behörden waren nicht nur ärgerlich, sondern wirkten sich auch negativ auf die Sicherheits- und Effizienzbestrebungen der Stadt aus. Zudem verursachte die mangelhafte Kommunikationsinfrastruktur Doppelarbeiten und damit höhere Kosten in der IT-Verwaltung. Bei der Verbesserung städtischer Infrastrukturen helfen wie in Barcelona und anderen Städten immer häufiger Technologien aus der Cloud. Stellvertretend für diesen Trend heißt es in Chicago: Wer über Behörden- und Abteilungsgrenzen Mitarbeiter miteinander vernetzen möchte, kommt zumindest in Teilen und bei innovativen Projekten um die Cloud nicht herum. Für Cloud-Lösungen spricht nicht nur die Vernetzung, sondern auch das Ziel, für Aufbau und Erhalt der Infrastruktur langfristig Kosten zu sparen. Für Office 365 aus der Cloud sprach aus der Sicht der IT-Chefin Chicagos am Ende auch seine Vielseitigkeit: „Mit dieser Flexibilität erweitern wir die Möglichkeiten aller Mitarbeiter, einschließlich unserer vielen Außendienstler, die bei uns allein ein Drittel der Beschäftigten stellen”, so Berman. „Mit Office 365 haben wir eine viel reibungslosere Kommunikation innerhalb der Abteilungen, mit unseren Außendienstlern und Handwerkern. Die Zahl der physischen Meetings ist zurückgegangen und den Papierverbrauch haben wir signifikant senken können.“
Keine Utopie im öffentlichen Sektor
Die Beispiele zeigen: Business Analytics, Big Data, das Internet der Dinge und Machine Learning sind weder Utopien noch Technologien, die ausschließlich in Industrie und Wirtschaft anwendbar sind. Gerade im öffentlichen Sektor ruhen große Potenziale, um Bürger und Verwaltung näher zusammenzubringen und die Lebensqualität zu steigern. Dabei geht es darum, den öffentlichen Sektor für das digitale Zeitalter fit zu machen. Öffentliche Institutionen müssen anfangen, digital zu denken und ihre bisherigen Werkzeuge und Prozesse zu hinterfragen. Nicht nur für mehr Bürgernähe und bessere Services, sondern auch, um dem zunehmenden Kostendruck der öffentlichen Verwaltung etwas entgegenzusetzen. Aktuelle Studien sprechen von einem Einsparpotenzial in Höhe von drei Milliarden Euro und von einer Verringerung des bürokratischen Aufwands um 34 Prozent.
Dieser Beitrag ist im Titel der August-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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