InterviewSpirit der Digitalisierung
Herr Sommermann, vor gut einem Jahr haben Sie bei der DATEV die Leitung des Geschäftsfelds Public Sector übernommen. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Die DATEV ist ja im kommunalen Software-Markt als relativ junger Player bereits ein zuverlässiger und starker Partner für die Kommunen geworden. Unser Spezialgebiet sind die Belange des kommunalen Finanz-Managements, darauf sind unsere Lösungen ausgerichtet. Diese Kernkompetenz werden wir nachhaltig und kontinuierlich ausbauen.
Wie soll das geschehen?
Wir wollen bei den Prozessen rund um das Finanzwesen für Innovationen sorgen. Denn der Digitalisierungsbedarf im kommunalen Bereich ist riesig, aber wir stehen noch am Anfang. Ich möchte deshalb den Spirit der Digitalisierung in den kommunalen Markt bringen. Unser Ziel ist die Schaffung durchgängiger Prozesse in der Verwaltung, die so weit wie möglich automatisiert ablaufen.
Wie sieht Ihre erste Bilanz aus?
Wir haben ein gutes Team und sind auf dem richtigen Weg. Rund 1.200 Kunden im Segment Public Sector, also kommunale Verwaltungen und Unternehmen, sprechen eine deutliche Sprache. Allein in der ersten Jahreshälfte 2017 sind bereits rund 100 neue Kunden hinzugekommen.
Vor welchen Herausforderungen stehen die Kommunen heute aus Ihrer Sicht?
Die große Welle der Digitalisierung hat die Kommunen erreicht und viele Verwaltungen sind bereits auf dem richtigen Weg. Die großen Digitalisierer sitzen ja nicht nur in der Industrie. Auch in Kommunen gibt es Vorreiter, die seit zehn Jahren ihre Abläufe digitalisieren. Konkret sehe ich drei Herausforderungen: Die Effizienz der Verwaltungsarbeit muss mithilfe technischer Lösungen deutlich erhöht werden, die internen Abläufe müssen stärker automatisiert werden und wir brauchen dringend eine zentrale digitale Identität. Hier wurde mit dem neuen Personalausweis eine große Chance verpasst. Dieses Beispiel zeigt eindringlich: Technik alleine reicht nicht. Es funktioniert nur, wenn wir uns als Anbieter am Kundennutzen und die Kommunen sich am Nutzen für Bürger und Wirtschaft ausrichten.
Welche Schwerpunktthemen haben Sie im Bereich Public Sector im Fokus?
Die öffentliche Verwaltung ist zunehmend gefordert, auf elektronischem Weg für Bürger und Wirtschaft erreichbar zu sein. Hier steigen wir ein, beispielsweise mit einem Bürgerportal, das wir mit Partnern aufbauen. Für durchgängige Prozesse ist es notwendig, dass Daten direkt und rechtskonform in die Software-Lösungen fließen. Ein Beispiel aus dem Bereich kommunaler Unternehmen sind fernausgelesene Wasserzähler. Solche Szenarien müssen wir auch in der Kernverwaltung etablieren. Daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren Anwendern und mit Partnerunternehmen. Wir vernetzen unsere Lösungen mit den vor Ort vorhandenen Fachverfahren – von der Friedhofsverwaltung bis hin zur Vollstreckung. Nur so wird ein Optimum für die Bürger erreicht.
Wie unterstützt die DATEV die Kommunen bei der Einführung digitaler Verwaltungsprozesse?
Das beginnt bei dem, was wir am besten können: Den Prozessen rund um das Finanzwesen, also Rechnungseingang, Mittelbewirtschaftung, Budgetverwaltung bis hin zur Zahlung und Buchung eines Geschäftsvorgangs. Die Daten daraus kommen in den Jahresabschluss und der muss stimmen. Zudem bieten wir komplementäre Lösungen an, etwa für Lohn- und Gehaltsabrechnungen und das Dokumenten-Management. Weitere Themen gehen wir – wie schon angesprochen – mit Partnerunternehmen an.
„Nur wer das Geschäftsmodell der Kunden kennt, vermag die Schwerpunkte richtig zu setzen.“
Welche Software-Partnerschaften sind Sie im kommunalen Sektor eingegangen?
Derzeit arbeiten wir mit fünf Unternehmen zusammen, die Lösungen mit Bezug zum Rechnungswesen anbieten. Ich möchte betonen, dass es mir persönlich wichtig ist, das Partnerschaftskonzept im öffentlichen Bereich auszubauen. Denn die Zeit monolithischer Alleskönner ist vorbei, dazu ist der Markt zu speziell. In der heutigen Zeit müssen die IT-Systeme geöffnet werden, wir tun dies mit der eigens entwickelten Schnittstelle DATEV connect.
Wie sehen die Partnerschaften konkret aus?
Wir haben einen Software-Marktplatz etabliert, auf dem derzeit insgesamt über 90 Partnerunternehmen gelistet sind. Darunter sind Anbieter von Speziallösungen, die für die Anwender von ganz großem Nutzen sind. Eine Kommune kann beispielsweise verschiedene Fachverfahren, etwa für die Friedhofsverwaltung oder das Forderungsmanagement dazu buchen, diese sind direkt an die DATEV-Finanz-Software angebunden, sodass durchgängige Prozesse möglich sind. In der Partnerschaft entwickeln die Unternehmen ihre Produkte weiter und die DATEV entwickelt und pflegt standardisierte Schnittstellen zu den Anwendungen.
Welche Rolle spielt das DATEV-Rechenzentrum bei den Aktivitäten?
Unser Rechenzentrum ist – in aller Bescheidenheit – mit über 124 Millionen Datenübermittlungen zur Sozialversicherung im Jahr die zentrale Datendrehscheibe in Deutschland. Rund 12,5 Millionen Lohnabrechnungen im Monat werden im DATEV-Rechenzentrum erstellt – mit einem stark wachsenden Anteil im öffentlichen Bereich. Allein bei der digitalen Belegverwaltung, die wir über das Rechenzentrum anbieten, kommen jeden Monat 4.000 neue gewerbliche wie auch öffentliche Unternehmen und Verwaltungen als Anwender hinzu. Für sie ist es ein wichtiger Entscheidungsfaktor, dass das Rechenzentrum nach deutschen Rechtsnormen betrieben wird. Rechenleistung powered by DATEV ist ein Argument für Kunden aus allen Bereichen, komplette Systeme auszulagern, sodass der Anwender nichts mehr installieren muss. Nicht umsonst gelten wir als Pionier des Cloud Computing.
Welche Neuerungen gibt es in den Programmen für den Public Sector?
Zur Effizienzsteigerung in den Finanzprozessen kombinieren wir unsere Lösungen mit einem Dokumenten-Management-System, um so den digitalen Workflow vom Rechnungseingang bis zur Bilanz sicherzustellen. Die neue Lösung DATEV SmartTransfer für die elektronische Rechnungsstellung sorgt dafür, dass unterschiedliche Rechnungsformate auf der Eingangsseite verarbeitet und ausgegeben werden können. Und das Produkt DATEV ProCheck bietet alle Hilfsmittel, um Prozesse zu entwickeln und zu optimieren.
Sie sind selbst kommunalpolitisch aktiv. Wie nützen Ihnen diese Erfahrungen bei der Arbeit?
Als Gemeinderat und Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses lautet meine Erkenntnis: Wer das Geschäftsmodell der Kunden kennt, vermag auch die Schwerpunkte bei den angebotenen Dienstleistungen und Lösungen richtig zu setzen. Wer weiß, wie der Anwender tickt, was er für Stärken, aber auch Befindlichkeiten hat, kann richtig kommunizieren und sinnvoll beraten.
Dieser Beitrag ist in der Oktober-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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