Sonntag, 22. Dezember 2024

PersonalgewinnungStadtverwaltungen brauchen Fans

[31.01.2023] Personalgewinnung beginnt nicht erst mit der Stellenausschreibung. Wenn öffentliche Arbeitgeber mit anderen Branchen erfolgreich um Fachkräfte konkurrieren wollen, müssen sie ihre Stärken nach vorne spielen, attraktiver werden und bereits junge Menschen von sich begeistern.
Um junge Arbeitnehmer für sich einzunehmen

Um junge Arbeitnehmer für sich einzunehmen, muss der öffentliche Dienst sein großes Potenzial als attraktiver Arbeitgeber zeigen.

(Bildquelle: sergeypykhonin/123rf.com)

Der sich verschärfende Fachkräftemangel macht auch vor Ämtern und Behörden nicht halt. Aktuell fehlen der öffentlichen Hand laut Schätzungen des Deutschen Beamtenbundes rund 360.000 Menschen, um den öffentlichen Verwaltungsapparat auch in Zukunft am Laufen zu halten. Glauben wir den Prognosen etwa von PricewaterhouseCoopers, werden 2030 sogar eine Million Stellen unbesetzt sein. Einer der Gründe dafür ist das oft zu Unrecht angestaubte Image des öffentlichen Dienstes – zu bürokratisch ginge es dort zu und zu gering seien die Aufstiegschancen, so heißt es. Deshalb suchen viele nach vermeintlich schickeren Jobs etwa in der Technologiebranche, in der Hoffnung auf stylische Büros, hippe Kollegen und hohe Gehälter. Wie können Rathäuser, Verwaltungsreferate und städtische Betriebe da mithalten? Indem sie sich konsequenter von ihrer Schokoladenseite zeigen, denn der öffentliche Dienst, der dafür sorgt, dass unsere Heizungen warm werden, jeder einen Ausweis hat und wir alle auf sauberen Fußwegen spazieren, hat als Arbeitgeber großes Potenzial. Jetzt ist es an der Zeit, dies auch zu zeigen.

Benefits müssen sichtbar werden

Attraktivität beginnt bereits bei den Stellenausschreibungen. Wie auch im privaten Sektor reicht es eben nicht, einfach nur Daten wie Arbeitsort, Aufgaben, Anforderungen und TVöD-Gruppe zu nennen, dabei aber die Benefits, die eine Beschäftigung im öffentlichen Bereich üblicherweise mit sich bringt, zu vergessen. Denn Behörden haben viel zu bieten: Stabilität, Weiterbildungen, Team-Geist, Gesundheitsförderung, einen sicheren Arbeitsplatz und vieles mehr. Weil es den Behörden nicht möglich ist, die gleichen Gehälter wie in der freien Wirtschaft zu zahlen, muss die öffentliche Hand eben alle ihre anderen Vorteile ausspielen, um im Wettbewerb um die besten Köpfe zu bestehen. Warum nicht öfter einen Tag der offenen Behörde veranstalten und sich dabei über die öffentliche Schulter schauen lassen? Warum nicht in die Schulen gehen und versuchen, schon dort Bewerbende von morgen für sich zu begeistern? Auf diese Weise gewonnene junge Fans können durch solche Aktionen erkennen, dass sie es sind, die die Stadt prägen und in ihr etwas verändern können.

Flexible Karriere- und Arbeitsplatzmodelle sind gefragt

Neben einem attraktiven Bewerbungsverfahren muss auch innerhalb der Rathausmauern etwas passieren. Die junge Generation möchte flexibel sein. Ein ganzes Leben Verwaltungsfachangestellter im Standesamt sein? Immer die gleichen Unterlagen und Anträge bearbeiten? Für die heutige Jugend unvorstellbar. Trotz Regularien und komplexer Anforderungen für jede Stelle müssen Abteilungswechsel samt Karrierechancen so einfach wie in der freien Wirtschaft möglich sein. Zur Flexibilität gehört auch, dass Mitarbeitende sich selbst aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Zugegeben, gerade in Behörden mit Publikumsverkehr ist Hybrid Work nicht einfach zu realisieren. Darüber hinaus lebt die öffentliche Hand vom persönlichen Kontakt mit den Bürgern. Aber, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Zumindest in den Positionen, wo tägliche Präsenz nicht zwingend erforderlich ist, könnten Verwaltungen verstärkt dezentrale Arbeitsplätze anbieten. Voraussetzungen dafür sind passende IT-Lösungen, strenge Schutzmaßnahmen für sensible Daten sowie das Verständnis der Vorgesetzten dafür, dass Arbeitnehmende heute erwarten, dass sie ihre Arbeit regelmäßig im Homeoffice erledigen können.

Moderne IT zieht Bewerber an

Zusätzliche Attraktivität strahlen Behörden aus, wenn sie ihre IT-Landschaft regelmäßig modernisieren. Benutzerfreundliche Endgeräte mit modernem Design und eine leistungsfähige Infrastruktur steigern sowohl die Effizienz als auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Städte wie Bielefeld oder Bad Kissingen haben sich zum Beispiel für eine umfassende Erneuerung ihrer Systeme entschlossen, um auf zukünftige Herausforderungen optimal vorbereitet zu sein. Ob komplett neues Rechenzentrum oder neue Hard- und Software – es gibt viele Möglichkeiten, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, Mitarbeitende zu entlasten und Bewerbende anzuziehen. Wenn es gelingt, dass die öffentliche Hand ihre vielen Vorteile zeigt und Rückstände beseitigt, dann werden auch die Bewerberzahlen wieder steigen.

Dieter Alschner ist Senior Director Öffentliche Auftraggeber bei Dell Technologies Deutschland.


Stichwörter: Personalwesen, Recruiting


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Personalwesen
Von hinten zu sehen ist eine Frau, die an einem Tisch vor einem Fenster am Desktopbildschirm sitzt.
bericht

Mobiles Arbeiten: Modernes Mainz

[19.12.2024] Die Stadt Mainz hat ihre Arbeitsumgebung auf ein modernes VPN-System umgestellt, das die Nutzung städtischer Notebooks im Homeoffice und von unterwegs aus ermöglicht. Daraus ergeben sich vielfältige Vorteile. mehr...

Screenshot aus dem Karriereportal Hannover

Hannover: Neue Arbeitgebermarke für die Landeshauptstadt

[16.12.2024] Der Masterplan Personal der Stadtverwaltung Hannover zeigt erste Erfolge. Ein umfassendes Maßnahmenpaket – darunter eine neue Imagekampagne und ein Karriereportal – soll dazu beitragen, den Fachkräftemangel nachhaltig zu lindern. mehr...

Männliche Hand hält stilisierte Glühbirne mit dem Wort AI

Frankfurt am Main: KI-Inforeihe für Mitarbeitende

[18.10.2024] Um ihre Mitarbeitenden fit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu machen, hat die Stadt Frankfurt am Main jetzt unter dem Titel „KI oder nicht KI – das ist hier die Frage“ verschiedene Informations- und Weiterbildungsangebote gestartet. mehr...

Bayern: Erste Digitalwirte zertifiziert

[02.09.2024] An der Bayerischen Verwaltungsschule wurde der erste Lehrgang der Weiterbildung zum Digitalwirt beendet. Als Botschafter der modernen Demokratie sollen die Absolventen künftig ihre Kommunen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten. mehr...

Bayern: Erste Digitalwirte zertifiziert

[31.08.2024] An der Bayerischen Verwaltungsschule wurde der erste Lehrgang der Weiterbildung zum Digitalwirt beendet. Als Botschafter der modernen Demokratie sollen die Absolventen künftig ihre Kommunen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten. mehr...

Hochschulen Offenburg und Kehl starten Studiengang zu Digital Public Management.

Hochschulen Offenburg/Kehl: Studiengang zu Digital Public Management

[29.08.2024] Die Hochschulen Offenburg und Kehl bilden ab dem Wintersemester 2025/2026 gemeinsam Fachkräfte im Bereich Digital Public Management aus. Der IT-Dienstleister Nagarro bringt in den neuen Studiengang konkrete Anwendungsfälle aus der Praxis ein. mehr...

Christin Brinkhaus und René Papendick vom Fachbereich Personal

Borken: Bewerbung per WhatsApp

[28.08.2024] In der Stadt Borken können sich Interessierte ab sofort auch über WhatsApp auf offene Stellen der Stadtverwaltung bewerben. Dieser Schritt soll den Zugang zu Stellenangeboten erleichtern und den Prozess für Bewerberinnen und Bewerber flexibler gestalten. mehr...

Sailing City Kiel segelt auf Reformkurs.

Kiel: Navigate the Future

[08.08.2024] Angesichts zahlreicher aktueller Herausforderungen wächst der Druck auf die öffentliche Verwaltung, sich zu modernisieren. Wie das gelingen kann, zeigt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel, die sich schon länger auf Reformkurs befindet. mehr...

Eine Übersicht über die Stellenangebote der Stadt Hannover bietet das neue Karriereportal der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Hannover: Karriereportal gestartet

[15.07.2024] Hannover modernisiert schrittweise sein Personalmanagement und hat im Zuge dessen nun ein neues Karriereportal vorgestellt. Für einen modernen, effizienten und vollständig digitalen Bewerbungsprozess setzt die niedersächsische Landeshauptstadt zudem auf die Fachsoftware NOLIS | Recruiting.
 mehr...

Die Mission Personal-Geschäftsführer Marvin Staufenberg (links) und Tim Haver (rechts).

Digitale Mitarbeitergewinnung: Honorar nur bei Vertragsabschluss

[12.07.2024] Die Personalgewinnung ist für Kommunen unerlässlich, gestaltet sich aber derzeit schwierig. Marvin Staufenberg und Tim Haver, geschäftsführende Gesellschafter der Agentur Mission Personal, erklären, wie gezielte Online- und Social-Media-Kampagnen helfen können. mehr...

Die Stadt Gütersloh hat ihre neue Karriere-Website freigeschaltet.

Gütersloh: Karriere-Website freigeschaltet

[01.07.2024] Eine neue Karriere-Website hat jetzt die Stadt Gütersloh online gestellt. Sie bündelt alle Informationen für Berufserfahrene, Berufsanfänger und Auszubildende. Interaktive Stadtkarte, Videos und Fotos sollen zum Entdecken der Berufsvielfalt einladen. mehr...

Nolis: Neue Kunden für Recruiting-Lösung

[29.05.2024] Anbieter Nolis konnte mehrere neue Kunden für seine Lösung NOLIS | Recruiting gewinnen, die damit ihr Stellenbesetzungsverfahren digitalisieren. mehr...

Offene Flächen fördern den kommunikativen Austausch.

New Work: Büro der Zukunft

[30.04.2024] Seit Ende vergangenen Jahres testet der hessische IT-Dienstleister ekom21 in einem Pilotprojekt in Kassel mit rund 50 Mitarbeitenden eine ganz neue Arbeitswelt. Die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend. mehr...

Kreis Mayen-Koblenz: Freude über den gelungenen Start der MYK-Akademie.

Kreis Mayen-Koblenz: Weiterbildung online

[24.04.2024] Die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz legt einen Fokus auf Mitarbeiterförderung und möchte mit dem Online-Weiterbildungsangebot MYK-Akademie eine neue Marke als moderner Arbeitgeber etablieren. mehr...

Der Startschuss für das Qualifizierungsprogramm der Stadt Ludwigshafen ist offiziell gefallen.

Ludwigshafen: Zukunftskompetenzen vermitteln

[18.04.2024] Mit ihrem Projekt „Vernetzung und Kompetenzentwicklung im öffentlichen Dienst“ setzt die Stadt Ludwigshafen Maßstäbe in der Personalentwicklung. Die Stadt bietet ihren Beschäftigten bedarfsorientierte Fortbildungen, die sich an einem zuvor entwickelten Kompetenzmodell orientieren. mehr...