Donnerstag, 5. Dezember 2024

Bad NauheimStandortvorteil Glasfaser

[12.10.2016] Mit 100 Megabit pro Sekunde surfen in Bad Nauheim Unternehmen wie Privatleute im Internet. Das macht die Stadt für Wirtschaftsunternehmen besonders attraktiv. Für den Ausbau des Netzes zeichnen die eigenen Stadtwerke verantwortlich.
Glasfaserausbau: Leerrohre werden mitverlegt.

Glasfaserausbau: Leerrohre werden mitverlegt.

(Bildquelle: Stadtwerke Bad Nauheim GmbH)

Wirft man einen Blick in den Breitband-Atlas der Bundesregierung, ist Bad Nauheim mit seinen 31.000 Einwohnern ein gelber Fleck auf der Landkarte am Rande einer grau-blauen Landschaft. Das heißt: In mehr als 95 Prozent der Haushalte ist in der hessischen Kurstadt Breitband-Internet verfügbar. Das ist zwar häufig in Metropolen, in kleinen Städten dagegen selten. Dahinter stehen die Stadtwerke Bad Nauheim, die neben ihrem Kerngeschäft Energie und Trinkwasser seit dem Jahr 2010 das Glasfasernetz in der Kurstadt sukzessive ausbauen. Damit setzen die Stadtwerke konsequent um, was die Bundesregierung beschlossen hat: Bis 2018 soll überall in Deutschland das schnelle Internet mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) verfügbar sein.
In Bad Nauheim sind bereits heute 100 Mbit/s beim Surfen in Richtung des Kunden möglich (Downstream) und 40 Mbit/s für den Upstream, also auf der Anschlussleitung von Richtung des Kunden aus. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher DSL-Anschluss schafft allenfalls beim Herunterladen 16 Mbit/s. Die Stadtwerke haben damit einen der viel beschworenen weißen Flecken geschlossen. Mehr noch: Mit dem Eintritt in den Markt als Telekommunikationsanbieter schufen die Stadtwerke Bad Nauheim ein neues Geschäftsfeld – und haben die Herausforderung angenommen, in einem Gebiet mit geringer Anschlussdichte eine tragfähige und wirtschaftliche Breitband-Versorgung aufzubauen. War das Interesse großer Anbieter an Bad Nauheim gering, so ist heute der Wettbewerb vor allem um Großkunden entbrannt. Hier behaupten sich die Stadtwerke, was die Kundengewinne in diesem Sektor zeigen: Allein im ersten Halbjahr 2016 verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 20 Prozent, in den vergangenen fünf Jahren beliefen sich die jährlichen Zuwächse zwischen zehn und 15 Prozent.

Schulterschluss von Stadt und Stadtwerken

Ein schnelles Internet zählt heute bereits zu den elementaren Bestandteilen des Lebens – neben einer sicheren und komfortablen Versorgung mit Energie, Trinkwasser und Telefonie. Damit ist der Glasfaserausbau für Kommunen ein wesentlicher Standortfaktor und entscheidend für die Attraktivität einer Stadt. Auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft drohen Gebiete sonst abgehängt zu werden. Verfügt eine Kommune über eigene Stadtwerke, die sich neben ihren originären Geschäftsgebieten des Breitband-Ausbaus annehmen, hat sie einerseits Einfluss auf Investitionshöhe und Tempo des Ausbaus. Andererseits entsteht im kommunaleigenen Unternehmen ein neues Geschäftsfeld, das Zukunft hat. Nicht uninteressant in Zeiten, in denen sich mit dem klassischen Energiegeschäft immer weniger verdienen lässt. Für die städtischen Anteilseigner bedeuten erfolgreiche Geschäftsmodelle immer auch wirtschaftlich stabile Unternehmen, die mit ihren Gewinnen, Steuern und Abgaben auch den kommunalen Haushalt stützen.
Im Zuge der Breitband-Strategie für Bad Nauheim arbeiten die Stadtwerke im engen Schulterschluss mit ihrer Eigentümerin. Denn neben einer schnellen Übertragung von Datenmengen spielen auch öffentliche WLAN-Netze und moderne Applikationen zunehmend eine Rolle für die Lebensqualität einer Stadt. So können Bürger und Gäste in Bad Nauheim seit Juli dieses Jahres im Zentrum der Kurstadt eine kostenlose Internet-Verbindung nutzen. Mit vier Routern und einer abgedeckten Fläche von 15.000 Quadratmetern haben die Stadtwerke das Wireless Local Area Network (WLAN) für die Stadt errichtet.

Positiver Einfluss auf die Wirtschaft

Seit bekannt ist, dass die Stadtwerke Bad Nauheim ein flächendeckendes Glasfasernetz realisieren, häufen sich Anfragen von Unternehmen, die sich in Bad Nauheim ansiedeln wollen. Denn bei der Suche nach einem neuen Unternehmensstandort spielt zunehmend die Qualität und Leistungsfähigkeit der Datenübertragung eine zentrale Rolle. Auch bei Unternehmen, die ihren Geschäftssitz in der Kurstadt haben, entwickelt sich zunehmend der Bedarf nach schneller Kommunikation. Das Glasfasernetz der Stadt trägt dazu bei, dass diese Unternehmen am Standort gehalten werden. Zu den Internet-Geschäftskunden der Stadtwerke Bad Nauheim zählen bereits eine international renommierte Fachklinik für Herz- und Lungentransplantation und die Kooperationszentrale eines großen Baustoffhändler-Netzwerks. Weitere drei Unternehmen haben jüngst ihr Interesse bekundet, nach Bad Nauheim überzusiedeln und Glasfaserkunde der Stadtwerke zu werden. Für sie sind die Übertragungsgeschwindigkeit großer Datenmengen und die Verfügbarkeit des Netzes entscheidend.
Ob Forschungseinrichtung, IT-Dienstleister oder Baustoffhändler – sie alle eint der Bedarf nach glasfaserschneller Kommunikation. Die überzeugenden Argumente der Stadtwerke: Ein symmetrischer Anschluss, der es ermöglicht, mit gleicher Leistung sowohl Daten abzurufen als auch hochzuladen. Dieser verfügt zudem über eine garantierte Bandbreite. Das ist möglich, da die Stadtwerke ihr Netz über eine Point-to-Point-Typologie betreiben: Jeder Teilnehmer hat dabei eine eigene Leitung zur Zentrale. Verbreitet unter den nationalen Wettbewerbern ist dagegen die Gpon-Technologie (Gigabit Passive Optical Network), bei der Kundenanschlüsse zunächst an einer Stelle gebündelt werden, bevor sie zur Zentrale führen. Mit dem Breitband-Netz der Stadtwerke Bad Nauheim ist für die Industrie eine Geschwindigkeit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde möglich.
Rund 30 Kilometer Lichtwellenleiter sind im Untergrund Bad Nauheims bereits verlegt, hinzu kommen zehn Kilometer Leerrohre, die im Zuge von Arbeiten an den Energienetzen von den Stadtwerken mitverlegt wurden. Dort können jederzeit Glasfaserleitungen eingeblasen werden. Von neun Points of Presence (PoP) werden die Datenströme in Straßenzüge und Haushalte weiterverteilt. Bisher investierten die Stadtwerke Bad Nauheim rund 3,5 Millionen Euro in das Glasfasernetz, schätzungsweise etwa 30 Millionen Euro wird der Ausbau insgesamt kosten.

Peter Drausnigg ist Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Nauheim GmbH.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
v.l.: Tiemo Papsdorf, Baufirma Kuhlmann; Thomas Barufke und Jessica Rotärmel, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück; Mario Aquino, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Dominik Schmidt, Baufirma Kuhlmann; Claudia Pelzl, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Landrätin Anna Kebschull; Marco Kreyenhagen, Hof Kreyenhagen; Bürgermeister Erik Ballmeyer, Ostercappeln; Stephan Simon, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück. Sie halten Schaufeln in der Hand und werfen damit Aushubmaterial, das zu einem Berg aufgehäuft zwischen ihnen liegt, in die Luft. Im Hintergrund ist ein kleiner Bagger zu sehen.

Kreis Osnabrück: Weiße Flecken bald getilgt

[05.12.2024] Der Breitbandausbau der weißen Flecken im Kreis Osnabrück hat die letzte Bauphase erreicht. Bis Ende 2025 soll sie abgeschlossen sein und keinen Haushalt oder Betrieb zurücklassen. Wenn die weißen Flecken getilgt sind, sollen die Grauen Flecken beseitigt werden. mehr...

ANGA COM: Auch 2025 auf Erfolgskurs

[04.12.2024] Die Kongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online, ANGA COM, die vom 3. bis 5. Juni 2025 in Köln stattfindet, liegt auf Erfolgskurs: Bereits für über 90 Prozent der Ausstellungsfläche liegen Buchungen vor. 
 mehr...

Deutschlandkarte, die in Prozent die Glasfaserausbauquote der Bundesländer angibt.
bericht

Breitbandausbau: Ziel nicht erreichbar

[03.12.2024] Die Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) zeigt, dass sich der Glasfaserausbau in der Fläche verlangsamt und das Ziel einer flächendeckenden Homes-Passed-Versorgung bis 2030 ohne politische Kurskorrektur nicht mehr erreichbar ist. mehr...

Breitenbrunn: Mobilfunkmast in Betrieb gegangen

[14.11.2024] In Breitenbrunn wurde jetzt ein neuer Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen, der durch das bayerische Mobilfunk-Förderprogramm mit 327.000 Euro unterstützt wurde. mehr...

Odenwaldkreis: PEB Breitband sichert sich Auftrag für Ausbau

[08.11.2024] Das Unternehmen PEB Breitband hat sich jetzt den Auftrag für den geförderten Glasfaserausbau im Odenwaldkreis gesichert. Bis Ende 2030 sollen knapp 15.000 Haushalte und Unternehmen in der Region an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. mehr...

Die Projektbeteiligten drücken den symbolischen Inbetriebnahme-Buzzer

Owingen: Schnelles Netz für unterversorgte Gebiete

[28.10.2024] Mit der Ortschaft Owingen geht im Breitband-Förderprojekt des Zweckverbands Breitband Bodenseekreis (ZVBB) die erste von zehn Gemeinden online. Nach den weißen Flecken sollen jetzt im nächsten Schritt auch noch die grauen Flecken erschlossen werden. mehr...

Andreas Kühn, Vorsitzender im Gemeinderat Sülzetal, Marco Hagendorf, Ortsbürgermeister von Altenweddingen, Jörg Methner, Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal; Ministerin Lydia Hüskens, und Heiko Hambückers drücken einen Button zur Freischaltung des Glasfasernetzes.

Glasfasernetz Sülzetal: Eigenwirtschaftlicher Ausbau abgeschlossen

[24.10.2024] Ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz wurde jetzt in der Gemeinde Sülzetal freigeschaltet. Errichtet wurde es komplett ohne Fördermittel. mehr...

Das Bild zeigt ein Gebäude mit Grafiti und dem Schriftzug Usere Grüne Glasfaser.

Unternehmen: UGG übernimmt Infrafibre Germany

[22.10.2024] Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernimmt die Infrafibre Germany (IFG) und deren Tochtergesellschaften. Damit entsteht einer der größten Glasfaseranbieter Deutschlands. mehr...

Glasfaserkabel schauen aus der Erde

Gigabitstrategie: Fortschrittsbericht zeigt Ausbaudynamik

[21.10.2024] Der Fortschrittsbericht zur Gigabitstrategie des BMDV zeigt, dass 87 Prozent der Ausbaumaßnahmen gestartet oder abgeschlossen sind. Neue Projekte sollen den Ausbau weiter fördern. Bayerns Finanzminister Füracker kritisiert jedoch unzureichende Förderungen für ländliche Regionen und fordert mehr Unterstützung. mehr...

Glasfaserkabel

Rhein-Hunsrück-Kreis: 19 Millionen Euro für den Gigabitausbau

[11.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz fördert den weiteren Gigabitausbau im Rhein-Hunsrück-Kreis mit 19 Millionen Euro. Nach Abschluss des Ausbauvorhabens soll nahezu überall im Landkreis schnelles Internet verfügbar sein. mehr...

Mobilfunkmast auf einem weißen Gebäude vor Himmel

Rheinland-Pfalz: Mobilfunk-Toolbox für Kommunen

[09.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz stellt für Kommunen und Unternehmen jetzt eine Mobilfunk-Toolbox zur Verfügung. Sie soll dazu beitragen, Ausbauprojekte zu beschleunigen. Als Pilotregion hat der Landkreis Bad Kreuznach die Entwicklung der Toolbox aktiv begleitet. mehr...

v.l:: Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen bei der Telekom; Patrick Helmes, BUGLAS-Vizepräsident und Geschäftsführer von Glasfaser Ruhr; Theo Weirich, BUGLAS Präsident; Wolfgang Metze, Geschäftsführer Privatkunden Telekom Deutschland.

Telekom: Beitritt zum BUGLAS

[04.10.2024] Die Telekom wird Mitglied im Bundesverband Glasfaseranschluss. Die angestrebte intensivere Zusammenarbeit mit regionalen Versorgern soll zu einem schnelleren Glasfaserausbau beitragen. mehr...

Kreis Mansfeld-Südharz: Freies WLAN verfügbar

[02.10.2024] Der Verein Freifunk Harz plant im Umfeld bestimmter touristischer Höhepunkte in Sachsen-Anhalt die Erschließung und Etablierung eines freien WLAN – wie es jetzt beispielsweise in der Stadt Mansfeld freigeschaltet wurde. Vom Land wurde das Projekt mit Fördermitteln in Höhe von 200.000 Euro unterstützt. mehr...

Dresden: Glasfaserausbau im Norden gestartet

[01.10.2024] Bis zum Jahr 2027 sollen in Dresden 50.000 Haushalte und Gewerbeeinheiten von einem neuen Glasfasernetz profitieren. Den Startschuss für die erste Bauphase im Dresdner Norden gaben jetzt Oberbürgermeister Dirk Hilbert und SachsenEnergie-Chef Frank Brinkmann. mehr...

Mönchengladbach: Kooperation für Glasfaserausbau

[27.09.2024] An das Glasfasernetz sollen in Mönchengladbach bis 2030 rund 97 Prozent aller Haushalte durch eine Kooperation mit dem Netzbetreiber metrofibre angeschlossen werden. Die ersten Bauarbeiten starten Mitte 2025 mit 33.000 zusätzlichen Haushalten in elf bisher unterversorgten Stadtteilen. mehr...