Freitag, 18. April 2025

Bad NauheimStandortvorteil Glasfaser

[12.10.2016] Mit 100 Megabit pro Sekunde surfen in Bad Nauheim Unternehmen wie Privatleute im Internet. Das macht die Stadt für Wirtschaftsunternehmen besonders attraktiv. Für den Ausbau des Netzes zeichnen die eigenen Stadtwerke verantwortlich.
Glasfaserausbau: Leerrohre werden mitverlegt.

Glasfaserausbau: Leerrohre werden mitverlegt.

(Bildquelle: Stadtwerke Bad Nauheim GmbH)

Wirft man einen Blick in den Breitband-Atlas der Bundesregierung, ist Bad Nauheim mit seinen 31.000 Einwohnern ein gelber Fleck auf der Landkarte am Rande einer grau-blauen Landschaft. Das heißt: In mehr als 95 Prozent der Haushalte ist in der hessischen Kurstadt Breitband-Internet verfügbar. Das ist zwar häufig in Metropolen, in kleinen Städten dagegen selten. Dahinter stehen die Stadtwerke Bad Nauheim, die neben ihrem Kerngeschäft Energie und Trinkwasser seit dem Jahr 2010 das Glasfasernetz in der Kurstadt sukzessive ausbauen. Damit setzen die Stadtwerke konsequent um, was die Bundesregierung beschlossen hat: Bis 2018 soll überall in Deutschland das schnelle Internet mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) verfügbar sein.
In Bad Nauheim sind bereits heute 100 Mbit/s beim Surfen in Richtung des Kunden möglich (Downstream) und 40 Mbit/s für den Upstream, also auf der Anschlussleitung von Richtung des Kunden aus. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher DSL-Anschluss schafft allenfalls beim Herunterladen 16 Mbit/s. Die Stadtwerke haben damit einen der viel beschworenen weißen Flecken geschlossen. Mehr noch: Mit dem Eintritt in den Markt als Telekommunikationsanbieter schufen die Stadtwerke Bad Nauheim ein neues Geschäftsfeld – und haben die Herausforderung angenommen, in einem Gebiet mit geringer Anschlussdichte eine tragfähige und wirtschaftliche Breitband-Versorgung aufzubauen. War das Interesse großer Anbieter an Bad Nauheim gering, so ist heute der Wettbewerb vor allem um Großkunden entbrannt. Hier behaupten sich die Stadtwerke, was die Kundengewinne in diesem Sektor zeigen: Allein im ersten Halbjahr 2016 verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 20 Prozent, in den vergangenen fünf Jahren beliefen sich die jährlichen Zuwächse zwischen zehn und 15 Prozent.

Schulterschluss von Stadt und Stadtwerken

Ein schnelles Internet zählt heute bereits zu den elementaren Bestandteilen des Lebens – neben einer sicheren und komfortablen Versorgung mit Energie, Trinkwasser und Telefonie. Damit ist der Glasfaserausbau für Kommunen ein wesentlicher Standortfaktor und entscheidend für die Attraktivität einer Stadt. Auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft drohen Gebiete sonst abgehängt zu werden. Verfügt eine Kommune über eigene Stadtwerke, die sich neben ihren originären Geschäftsgebieten des Breitband-Ausbaus annehmen, hat sie einerseits Einfluss auf Investitionshöhe und Tempo des Ausbaus. Andererseits entsteht im kommunaleigenen Unternehmen ein neues Geschäftsfeld, das Zukunft hat. Nicht uninteressant in Zeiten, in denen sich mit dem klassischen Energiegeschäft immer weniger verdienen lässt. Für die städtischen Anteilseigner bedeuten erfolgreiche Geschäftsmodelle immer auch wirtschaftlich stabile Unternehmen, die mit ihren Gewinnen, Steuern und Abgaben auch den kommunalen Haushalt stützen.
Im Zuge der Breitband-Strategie für Bad Nauheim arbeiten die Stadtwerke im engen Schulterschluss mit ihrer Eigentümerin. Denn neben einer schnellen Übertragung von Datenmengen spielen auch öffentliche WLAN-Netze und moderne Applikationen zunehmend eine Rolle für die Lebensqualität einer Stadt. So können Bürger und Gäste in Bad Nauheim seit Juli dieses Jahres im Zentrum der Kurstadt eine kostenlose Internet-Verbindung nutzen. Mit vier Routern und einer abgedeckten Fläche von 15.000 Quadratmetern haben die Stadtwerke das Wireless Local Area Network (WLAN) für die Stadt errichtet.

Positiver Einfluss auf die Wirtschaft

Seit bekannt ist, dass die Stadtwerke Bad Nauheim ein flächendeckendes Glasfasernetz realisieren, häufen sich Anfragen von Unternehmen, die sich in Bad Nauheim ansiedeln wollen. Denn bei der Suche nach einem neuen Unternehmensstandort spielt zunehmend die Qualität und Leistungsfähigkeit der Datenübertragung eine zentrale Rolle. Auch bei Unternehmen, die ihren Geschäftssitz in der Kurstadt haben, entwickelt sich zunehmend der Bedarf nach schneller Kommunikation. Das Glasfasernetz der Stadt trägt dazu bei, dass diese Unternehmen am Standort gehalten werden. Zu den Internet-Geschäftskunden der Stadtwerke Bad Nauheim zählen bereits eine international renommierte Fachklinik für Herz- und Lungentransplantation und die Kooperationszentrale eines großen Baustoffhändler-Netzwerks. Weitere drei Unternehmen haben jüngst ihr Interesse bekundet, nach Bad Nauheim überzusiedeln und Glasfaserkunde der Stadtwerke zu werden. Für sie sind die Übertragungsgeschwindigkeit großer Datenmengen und die Verfügbarkeit des Netzes entscheidend.
Ob Forschungseinrichtung, IT-Dienstleister oder Baustoffhändler – sie alle eint der Bedarf nach glasfaserschneller Kommunikation. Die überzeugenden Argumente der Stadtwerke: Ein symmetrischer Anschluss, der es ermöglicht, mit gleicher Leistung sowohl Daten abzurufen als auch hochzuladen. Dieser verfügt zudem über eine garantierte Bandbreite. Das ist möglich, da die Stadtwerke ihr Netz über eine Point-to-Point-Typologie betreiben: Jeder Teilnehmer hat dabei eine eigene Leitung zur Zentrale. Verbreitet unter den nationalen Wettbewerbern ist dagegen die Gpon-Technologie (Gigabit Passive Optical Network), bei der Kundenanschlüsse zunächst an einer Stelle gebündelt werden, bevor sie zur Zentrale führen. Mit dem Breitband-Netz der Stadtwerke Bad Nauheim ist für die Industrie eine Geschwindigkeit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde möglich.
Rund 30 Kilometer Lichtwellenleiter sind im Untergrund Bad Nauheims bereits verlegt, hinzu kommen zehn Kilometer Leerrohre, die im Zuge von Arbeiten an den Energienetzen von den Stadtwerken mitverlegt wurden. Dort können jederzeit Glasfaserleitungen eingeblasen werden. Von neun Points of Presence (PoP) werden die Datenströme in Straßenzüge und Haushalte weiterverteilt. Bisher investierten die Stadtwerke Bad Nauheim rund 3,5 Millionen Euro in das Glasfasernetz, schätzungsweise etwa 30 Millionen Euro wird der Ausbau insgesamt kosten.

Peter Drausnigg ist Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Nauheim GmbH.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband

Berlin: Vollständig mit 5G versorgt

[14.04.2025] Berlin erreicht beim 5G-Ausbau frühzeitig sein Ziel und versorgt 96 Prozent der Haushalte und Unternehmen mit gigabitfähigem Internet. Rund 884.000 Anschlüsse sind bereits ans Glasfasernetz angebunden. 20 Millionen Euro fließen in die Erschließung bestehender weißer Flecken. mehr...

Vinnergi/Vivax Net: Expertise aus Schweden

[07.04.2025] Der schwedische Infrastrukturanbieter Vinnergi hat eine Mehrheitsbeteiligung am deutschen Glasfaserunternehmen Vivax Net übernommen. Ziel der vertieften Zusammenarbeit ist es, den deutschen Markt mit Konzepten aus Schweden zu modernisieren. mehr...

Ein voll besetzter Zuschauerraum mit Blick auf eine Bühne, auf der eine Diskussion stattfindet.

ANGA COM: Kongressprogramm mit mehr als 60 Panels

[03.04.2025] Mit mehr als 60 Panels, über 200 Sprecherinnen und Sprechern und nicht weniger als 480 Ausstellern aus 40 Ländern wird Anfang Juni die ANGA COM, Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online stattfinden. Das Kongressprogramm kann nun online eingesehen werden. mehr...

Glasfaser-Nahaufnahme

Bayern: Erfolgreiche Gigabitförderung

[26.03.2025] Der Freistaat Bayern hat bislang über 2,6 Milliarden Euro in den Gigabitausbau investiert. Das hat sich laut einer jetzt veröffentlichten Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ausgezahlt. mehr...

v.l.: Digitalisierungsdezernent Tobias Raab und OB Conradt mit Martin Stiebitz und Thomas Lauterbach von der Deutschen Telekom sitzen an einem großen ovalen Holztisch, vor sich Dokumente.

Saarbrücken: Glasfaser für alle Häuser

[14.03.2025] Saarbrücken will den flächendeckenden Glasfaserausbau bis in jedes Haus voranbringen. Dafür hat die Landeshauptstadt eine Absichtserklärung mit der Telekom unterzeichnet. Das Telekommunikationsunternehmen soll städtische Infrastruktur beim Ausbau mitnutzen dürfen. mehr...

BMDV: Neuer Förderaufruf des Lückenschluss-Programms

[10.03.2025] Das BMDV setzt das Lückenschluss-Pilotprogramm 2025 fort und stellt 40 Millionen Euro bereit, um verbliebene Versorgungslücken beim Gigabitausbau zu schließen. Die Förderung bleibt bürokratiearm und flexibel – neu ist, dass Großstädte nun zwei Anträge stellen können. mehr...

Beim Spatenstich in Falkensee

Falkensee: Glasfaserausbau gestartet

[10.03.2025] Mit einem symbolischen Spatenstich ist für die Stadt Falkensee der Startschuss zum Ausbau der Glasfaserinfrastruktur gefallen. mehr...

Screenshot der Startseite des OZG-Breitband-Portals.

Breitband-Portal: Flächendeckend in Hessen und Rheinland-Pfalz

[07.03.2025] Im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes haben Hessen und Rheinland-Pfalz das Breitband-Portal zur medienbruchfreien Beantragung und Genehmigung von Leitungsverlegungen entwickelt. 2023 startete in den beiden Ländern der Roll-out der Einer-für-Alle-Lösung, heute kommt sie dort flächendeckend zum Einsatz. mehr...

Blick von schräg oben auf die Stadt Ravensburg.

Ravensburg: Schnelles Internet für alle

[06.03.2025] Nicht nur im Kernstadtbereich, auch in den unterversorgten Gebieten rund um Ravensburg soll bis in fünf Jahren glasfaserschnelles Internet zur Verfügung stehen. Mit diesem Ziel hat sich die Stadt unter anderem dem Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg angeschlossen. mehr...

Hessen: Land fördert Breitbandberatungsstelle Mittelhessen

[05.03.2025] Breitbandberatungsstellen sind wichtiger Bestandteil der Beratungsstruktur für den Breitbandausbau in Hessen: Sie unterstützen Kommunen von der Erstberatung bis zur Umsetzung von Projekten. Das Land unterstützt die drei regionalen Beratungszentren auch in diesem Jahr finanziell. mehr...

Vertreter des Märkischen Kreises und der Deutschen Telekom bei der Vertragsunterzeichnung für den geförderten Breitbandausbau im Kreisgebiet.

Märkischer Kreis: Glasfaser für 15 Kommunen

[14.02.2025] Die Telekom hat die europaweite Ausschreibung für den Glasfaserausbau in 15 Kommunen des Märkischen Kreises gewonnen. Mit diesem und weiteren schon abgeschlossenen oder noch laufenden Förderverfahren sollen alle Adressen im Kreisgebiet gigabitfähig werden. mehr...

Zu sehen sind grünlich leuchtende Glasfasern, davor Kabel.

Stadtnetz 500+: Dresden wird glasfaserschnell

[05.02.2025] In Dresden steht der Glasfaserausbau für über 400 kommunale Gebäude kurz vor dem Abschluss. Zunächst werden die 150 Schulstandorte an das Stadtnetz 500+ angeschlossen, bis Mitte 2025 folgen dann unter anderem Museen, Bibliotheken, Feuerwachen und Bürgerämter. mehr...

Mobilfunkmast aus der Untersicht aufgenommen gegen wolkenlosen blauen Himmel.

Rheingau-Taunus-Kreis: Mobilfunkausbau kommt voran

[30.01.2025] Mit einem Förderbescheid über 1,16 Millionen Euro unterstützt das Land Hessen den Mobilfunkausbau im Rheingau-Taunus-Kreis. Zwei neue Masten in Heidenrod sollen die Versorgung in der topografisch anspruchsvollen Region verbessern. mehr...

Ortsschild mit der Richtungsaufschrift Glasfaser, das Wort Kupfer ist durchgestrichen.

Bayern: Gigabitausbau in ländlichen Kommunen

[24.01.2025] Der Gigabitausbau in Bayern kommt voran - auch auf dem Land. Die Kommunen Aufseß, Altenkunstadt, Pressig und Lauter erhalten insgesamt rund sieben Millionen Euro an Fördermitteln. Über 1.300 Adressen sollen künftig von Glasfaseranschlüssen profitieren. mehr...

Bamberg: Auszeichnung für vorbildlichen Glasfaserausbau

[20.01.2025] Bamberg wurde vom bayerischen Finanz- und Heimatminister Albert Füracker als Gigabitregion geehrt. Die Stadt und ihre Stadtwerke erhalten diese Auszeichnung für ihren eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. mehr...