Sonntag, 22. Dezember 2024

Open DataStrategisch vorgehen

[04.06.2018] Um das volle Potenzial von Open Data nutzen zu können, sollten Behörden bei der Bereitstellung strategisch vorgehen. Perfektionismus ist dabei nicht gefragt: Ein schrittweises Herantasten ist besser, als gar keine Daten zu veröffentlichen.
Verknüpfte Open-Data-Zyklen

Verknüpfte Open-Data-Zyklen

(Bildquelle: Fraunhofer FOKUS)

Open Data kommt in Deutschland in Schwung: Das ist nicht nur an zahlreichen Kommunen und Organisationen sichtbar, die sich mitten in der Open-Data-Umsetzung befinden, sondern auch in der Bundespolitik. So kündigten SPD und Unionsparteien schon während der Koalitionsverhandlungen an, ein zweites Open-Data-Gesetz erarbeiten zu wollen, welches die Verbreitung offener Verwaltungsdaten weiter vorantreiben soll. Mit der zunehmenden Relevanz offener Daten stellt sich die Frage, wie öffentliche Organisationen und Behörden die Bereitstellung von Daten strategisch und langfristig angehen können. Nur die Vorgaben aus dem Open-Data-Gesetz zu erfüllen, wäre zu kurz gedacht. Mit der richtigen Strategie kann Open Government Data auch Werte schöpfen und wirtschaftliche Potenziale entfalten.
Wie das Thema Open Government Data von öffentlichen Einrichtungen strategisch angegangen werden kann, zeigt das kürzlich veröffentlichte Whitepaper „Strategische Bereitstellung offener Verwaltungsdaten“ des Kompetenzzentrums Öffentliche IT.

Motivation hinterfragen

Open Government Data oder offene Verwaltungsdaten lassen sich demnach definieren als „jene Datenbestände des öffentlichen Sektors, die von Staat und Verwaltung im Interesse der Allgemeinheit ohne jedwede Einschränkung zur freien Nutzung, zur Weiterverbreitung und zur freien Weiterverwendung frei zugänglich gemacht werden“. Bevor die Daten jedoch frei zugänglich gemacht werden können, sind verschiedene Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Hierzu zählen beispielsweise gesetzliche Verpflichtungen zur Veröffentlichung von Daten, etwa laut E-Government-Gesetz des Bundes oder Informationsfreiheits- und Informationsweiterverwendungsgesetz. Einige Bundesländer verfügen zudem über eigene Ländergesetze, welche die Bereitstellung von Daten grundlegend regeln.
Auch die Motivation einer Organisation, Daten offen bereitzustellen – etwa verbesserte Transparenz und Teilhabe, Wirtschaft und Wertschöpfung oder Innovation und Modernisierung – hat Einfluss auf die strategische Ausgestaltung des Themas. Bei der Entwicklung einer entsprechenden Strategie sollte die Organisation daher zunächst ihre Motive für Open Data identifizieren, um hieraus entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Werden zum Beispiel Transparenz und Teilhabe fokussiert, dann sollten neben statistischen Daten auch Beschlussvorlagen oder Protokolle als offene Daten bereitgestellt werden.

Nach der Konzeption folgt die Umsetzung

Nach der Konzeption folgt die Umsetzung der Strategie: Die neuen Aufgaben werden in das Verwaltungshandeln integriert. Dies bedarf meist der Restrukturierung von Ablaufprozessen innerhalb der Organisation bis hin zur Etablierung neuer Prozesse. Neben der internen Kommunikation im Sinne eines gelungenen Akzeptanz-Managements und der Involvierung der Mitarbeiter ist es wichtig, dass Open-Data-Aktivitäten auch nach außen kommuniziert werden. Im besten Fall kann eine enge Zusammenarbeit zwischen datenbereitstellender Organisation und Datenanwendern entstehen, deren Feedback wertvolle Hinweise auf die existierende Datennachfrage und die Datenqualität liefern kann.
Die Vorbereitung der Daten bis hin zur Veröffentlichung erfolgt auf operativer Ebene in einem mehrstufigen Prozess, welcher mithilfe von Werkzeugen auch teilautomatisiert werden kann: Zunächst müssen für eine Veröffentlichung geeignete Datensätze identifiziert werden. Einen guten Einstieg stellen Daten dar, die bereits online verfügbar sind, da bei diesen datenschutzrechtliche Fragestellungen geklärt sein dürften. Die Informationen müssen lediglich insoweit aufbereitet werden, dass sie den Kriterien offener Daten entsprechen. Im nächsten Schritt erfolgt die konkrete Auswahl der zu veröffentlichenden Datensätze. Hierfür bietet sich die Anwendung eines Bewertungsschemas an. Kriterien, die in einer Bewertung Berücksichtigung finden sollten, sind unter anderem die Maschinenlesbarkeit der Daten, Auffindbarkeit, Nutzungsbedingungen, öffentliches Interesse und Veröffentlichungshindernisse.

Urheberrechte prüfen

Ist die Auswahl der Datensätze getroffen, muss geprüft werden, ob Urheberrechte existieren und bei wem diese liegen. Hat die Organisation die alleinigen Urheberrechte, so bestehen diesbezüglich keinerlei Veröffentlichungshindernisse. In allen anderen Fällen muss entweder das Einverständnis zur Veröffentlichung eingeholt oder der Datensatz von einer solchen ausgeschlossen werden. Anschließend wird das Datenformat betrachtet: Für eine einfache Weiterverwendung sollten die Daten in offenen und maschineninterpretierbaren Formaten wie CSV, XLSX, ODT oder TXT vorliegen. Gegebenenfalls ist also eine Konvertierung der Daten in ein geeigneteres Format vorzunehmen.
Im nächsten Schritt folgt die Festlegung der Nutzungsbestimmungen. Die veröffentlichende Stelle kann eigenständig definieren, zu welchen Zwecken und unter welchen Einschränkungen die Daten weiterverwendet werden dürfen. Alternativ können gängige Lizenzmodelle wie die Datenlizenz Deutschland oder die Creative-Commons-Lizenz genutzt werden, welche dem Prinzip der Offenheit folgen. Der letzte Schritt vor der eigentlichen Veröffentlichung besteht darin, die Daten mit Metadaten, also mit zusätzlichen Informationen, zu versehen. Damit wird die Auffindbarkeit der Daten bei Suchabfragen gewährleistet.

Perfektionismus ist fehl am Platz

Die Daten sind nun soweit aufbereitet, dass sie im Sinne von offenen Verwaltungsdaten veröffentlicht werden können, zum Beispiel auf einem existierenden Datenportal oder einer dedizierten Web-Seite. Damit endet der Prozess jedoch nicht: In regelmäßigen Abständen sollte eine fortlaufende Qualitätssicherung der Daten erfolgen. Auch auf strategischer Ebene ist eine regelmäßige Evaluation der Open-Data-Strategie empfehlenswert: Stimmen die Ziele und Maßnahmen noch überein, oder müssen sie angepasst werden? Open Data sollte in einer Organisation also zyklisch aufgefasst werden (siehe Grafik).
Der Prozess zur Veröffentlichung offener Daten mag auf den ersten Blick lang und aufwendig erscheinen. Dabei ist Perfektionismus fehl am Platz. Vielmehr gilt: Lieber unvollständige oder nicht hochqualitative Daten veröffentlichen als gar keine – bei der Veröffentlichung sollte dann jedoch auf den „Makel“ hingewiesen werden. Auch sollten die Ziele zu Beginn nicht zu hoch gesteckt werden: Es müssen nicht alle potenziellen Daten auf einmal veröffentlicht werden. Ein schrittweises Herantasten und die anfängliche Konzentration auf die Veröffentlichung weniger Daten ist sinnvoll, um eine Veröffentlichungsroutine zu entwickeln und Erfahrungen mit offenen Daten zu sammeln.

Lina Bruns ist am Kompetenzzentrum Digital Public Services (DPS) des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS tätig.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Open Government
Composite: eine menschliche Hand vor einem hellen Hintergrund mit türkisfarbenen, abstrakten Strukturen, die Hand berührt ein 6_eck auf dem das Wort "Data" steht.

Bayern: Open-Data-Plattform wächst

[16.10.2024] Die von der Bayerischen Agentur für Digitales (byte) entwickelte Open-Data-Plattform open.bydata hat sich zu einem zentralen Bestandteil des Datenökosystems in Bayern entwickelt. Sie konnte sich nun im unabhängigen Ranking der Open Knowledge Foundation (OKF) in der Kategorie Datenportal auf Platz 1 positionieren. mehr...

Berlin: Geodatenschätze entdecken

[30.07.2024] Einen digitalen Stadtführer durch die Geodatenwelt des Landes Berlin bietet jetzt das gemeinnützige KI-Tool GeoExplorer. Entwickelt wurde es von der Open Data Informationsstelle (ODIS) der Technologiestiftung Berlin. mehr...

Bis zum vierten Quartal 2024 soll in Bonn die erste Version einer urbanen Datenplattform entstehen

Bonn: Auf dem Weg zum Urban Data Management

[22.07.2024] Im städtischen Kontext fallen eine Vielzahl von Daten aus allen Bereichen der Gesellschaft an und werden gesammelt. Die Stadt Bonn hat eine Datenstrategie und Datengovernance für urbane Daten verabschiedet und will ihren Datenschatz durch ein umfassendes Urban Data Management zugänglich machen. mehr...

BMEL will innovative Projektideen zum Einsatz von Open Data in ländlichen Kommunen unterstützen.

Open Data: Ideen für ländliche Kommunen gesucht

[20.06.2024] Innovative Lösungen zum Einsatz von offenen Verwaltungsdaten in ländlichen Kommunen sucht jetzt das Bundeslandwirtschaftsministerium im Zuge eines Ideenwettbewerbs. mehr...

Dresden: Digitale Lösungen gegen Extremwetter

[16.05.2024] Beim diesjährigen Open Data Camp der Stadt Dresden und der Sächsischen Staatskanzlei sollen die Teilnehmenden unter dem Motto „Cool down – Hack die Extreme“ kreative digitale Lösungen zur Anpassung an Extremwetterlagen entwickeln. mehr...

Bayern: Kompetenz für Open Data

[10.05.2024] Ein Kompetenzzentrum für Open Data wollen in Bayern das Digitalministerium und die Digitalagentur byte etablieren. Das Portfolio des Kompetenzzentrums umfasst neben dem Open-Data-Portal umfassende Serviceleistungen, die den Einstieg in die Datenbereitstellung auch für kleinste Behörden und Kommunen möglich machen. mehr...

Die Stadt Frankfurt am Main bereitet ihre Haushaltspläne auf einer Plattform grafisch auf.

Open Government: Haushaltsdaten digital veröffentlichen

[03.05.2024] Neben der Haushaltssatzung sollten die Bürgerinnen und Bürger auch auf den kommunalen Haushaltsplan jederzeit unkompliziert zugreifen können. Es empfiehlt sich deshalb die Online-Veröffentlichung. Der Einsatz digitaler Methoden sorgt darüber hinaus für mehr Transparenz und bessere Auswertungsmöglichkeiten. mehr...

Open Data Barcamp: Raum für Austausch und Networking

[11.03.2024] Das Open Data Barcamp bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich im Bereich Open Data auszutauschen. Das Besondere: Sie haben die Möglichkeit, das Programm selbst zu gestalten. mehr...

Rhein-Kreis Neuss und angehörige Kommunen nutzen Open-Data-Portal gemeinsam.

Rhein-Kreis Neuss: Open Data interkommunal

[16.02.2024] Der Rhein-Kreis Neuss und die angehörigen Kommunen setzen auf ein gemeinsames Open-Data-Portal. Die interkommunale Kooperation bringt viele Vorteile. Und macht den Rhein-Kreis Neuss zum führenden Landkreis bei der Bereitstellung von offenen Daten. mehr...

Offene Daten bilden einen Nährboden für Innovationen.

Open Data: Katalysator für Fortschritt

[01.02.2024] Das Open-Data-Portal GovData spielt in der nationalen Datenstrategie „Fortschritt durch Datennutzung“ eine wichtige Rolle. Auch viele Kommunen stellen ihre offenen Daten bereits über die Plattform zur Verfügung. mehr...

Open CoDE: Gemeinsam für Open Source.

Open Source: Open CoDE für Kooperation

[16.01.2024] Um Open Source rechtssicher einzusetzen und gemeinsam voranzubringen, tauschen sich aktuell mehr als 2.900 Nutzende aus Kommunen, Bund und Ländern sowie deren IT-Dienstleister auf der Plattform Open CoDE aus und entwickeln Code weiter. mehr...

Augsburg: Statistikportal macht Daten verfügbar

[09.01.2024] Das Augsburger Amt für Statistik und Stadtforschung sammelt, prüft und verarbeitet Daten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Nun wurde ein neues Online-Portal gelauncht, das diese Informationen aufbereitet und – auch als Open Data – öffentlich zugänglich macht. mehr...

Das bayerische Open-Data-Portal erlaubt es partizipierenden Kommunen

Bayern: Open Data für jede Kommune

[04.12.2023] Um die heterogene Datenlandschaft zu harmonisieren und jeder Kommune die Möglichkeit zu geben, ihre Daten zu veröffentlichen, hat Bayern im Frühjahr ein Open-Data-Portal gestartet. Neben dem Portal gibt es auch umfassende Beratung. Immer mehr Kommunen nutzen das Angebot. mehr...

Berlin: Weihnachtsmarkt-App mit neuen Funktionen

[01.12.2023] Der Berliner Weihnachtsmarkt-Finder zeigt auf einer interaktiven Karte fast alle Märkte der Hauptstadt und dazugehörige Angaben wie Anfahrt oder Öffnungszeiten an. Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr Infos zum Wetter und ein Filter zur Barrierefreiheit. mehr...

Bundeshaushalt: Mittel für digitale Souveränität halbiert

[23.11.2023] Im Bundeshaushalt für 2024 sind die Mittel für Projekte im Bereich digitale Souveränität und Open Source deutlich gekürzt worden. Die Bundesregierung habe es damit erneut verpasst, finanziell die notwendigen Akzente zu setzen, um die digitalen Abhängigkeiten der Verwaltung zu reduzieren, kritisiert die OSB Alliance. mehr...