Mittwoch, 9. Oktober 2024

WinnendenUmbau mit Strategie

[25.01.2024] In Winnenden wird seit rund fünf Jahren an der Digitalisierung der insgesamt 13 Schulen gearbeitet. Dabei verfolgt die Stadt ein klares Ziel: Die Schulen bei der Administration der digitalen Infrastruktur vollständig zu entlasten.

Hinsichtlich der Bedeutung von digitaler Bildung muss in der nordöstlich von Stuttgart gelegenen Großen Kreisstadt Winnenden keine Überzeugungsarbeit mehr geleistet werden. Bereits im Jahr 2018 trieb der damalige Leiter des Amts für Schulen das Thema voran. Winnenden schuf eigens eine Stelle für den Aufbau und das Management einer Netzwerkinfrastruktur und besetzte sie mit Ralph Brucker, der aus der freien Wirtschaft aus dem Bereich Projekt-Management kam. Mittlerweile wird er von drei Mitarbeitern unterstützt.

Unternehmerische Herangehensweise

13 Schulen gilt es in Winnenden mit einer funktionierenden IT auszustatten, darunter zwei Gymnasien, zwei Realschulen, acht Grundschulen sowie das sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum für emotionale und soziale Entwicklung (SBBZ). Die Verantwortung für die Digitalisierung der Schulen sieht Ralph Brucker bei der städtischen Verwaltung: „Unser Konzept sieht vor, dass die Schulen selbst nichts mehr mit der Administration der digitalen Infrastruktur, also mit den Servern, der Hardware und Ähnlichem, zu tun haben. Das ist unsere Aufgabe. Nur so lässt sich eine professionelle Umgebung gestalten.“ Das unternehmerische Denken ist dem gelernten Fachinformatiker Systemadministration deutlich anzumerken. Angesichts der insgesamt mittlerweile rund 6.700 digitalen Geräte in Winnendens Bildungseinrichtungen entsprächen die städtischen Schulen durchaus kleinen mittelständischen Betrieben, so Brucker.
Seine Herangehensweise an das Projekt Schul-IT ist ebenso von strategischem Handeln geprägt: Nach der Bestandsaufnahme folgten, eng abgestimmt mit den städtischen Ämtern und den Schulen, der Ausbau und die Verwaltung der Infrastruktur. Dabei setzt der IT-Organisator auf Standardisierung, also einheitliche Hard- und Software. Eine komplexe Herausforderung, zumal in Winnenden alle Schulen gleichermaßen von der digitalen Infrastruktur profitieren sollen: „Wir picken uns nicht ein, zwei Schulen heraus, sondern unser Konzept sieht vor, alle Schulen infrastrukturell umzubauen – von der weiterführenden Schule bis zur Grundschule“, erklärt Ralph Brucker. Dass „jede Schule ihr eigenes Ding macht“, entspreche nicht dem städtischen Konzept: „Wir haben grundsätzlich den Schulen die Auswahl überlassen, allerdings haben wir die Bedingungen gestellt.“

Schlafende Hunde geweckt

Das Engagement der Stadt stößt bei Lehrkräften und Schulleitungen auf positive Resonanz. Denn die Zeit des Online-Unterrichts habe „schlafende Hunde geweckt“. In den Schulen wisse man jetzt, was möglich ist, und darauf wolle man nicht mehr verzichten, begründet der Projekt-Manager das Interesse. So höre er auch immer wieder die Frage: „Wann sind wir mit dem Umbau dran?“ Allerdings ist in Winnenden, wie in vielen anderen Städten, die Internet-Bandbreite ein großes Thema. Parallel zu den in­frastrukturellen Umbauten an den Schulen wird daher mittlerweile auch schnelles Glasfaser-Internet für den Unterricht zur Verfügung gestellt. Aktuell sind die Schulverwaltungen dabei noch über Firewall und Internet ans Rathausnetz angeschlossen, werden zukünftig aber über ein eigenes Stadtnetz direkt an die städtische Infrastruktur angebunden.
Wie der Projektverantwortliche Ralph Brucker berichtet, hätten sich ihm schon bei der Bestandsaufnahme „die Nackenhaare aufgestellt“: So seien die weiterführenden Schulen zwar zum Teil vernetzt gewesen, „aber es gab keine ordentliche Netzwerkdokumentation, keine ordentliche Netzwerkinfrastruktur“. An den Grundschulen musste sogar meist bei angefangen werden. Das Gute: Wer mit einem Projekt von vorn beginnt, kann eigene Ideen und Vorstellungen umsetzen. Ralph Brucker baute dabei von Anfang an auf Kooperation – von der Verwaltungsspitze, welche die Gelder genehmigen muss, bis zu den Schulen selbst: „Von oben herab funktioniert es nicht, wir müssen alle an einem Strang ziehen“, erläutert er.

Ganzheitliche Lösung unterstützt Digitalisierungsprozess

Ein Player im Team ist der IT-Dienstleister AixConcept aus Stolberg bei Aachen, der das Projekt in Winnenden mit einer ganzheitlichen Lösung unterstützt. „Das zieht sich von der Hardware zur Software durch“, sagt Ralph Brucker. Er schätzt insbesondere die Professionalität und Zuverlässigkeit des Anbieters für Schul-IT-Lösungen – und das trotz der Anforderungen, die dem Standard des Unternehmens oftmals entgegenstehen. So habe jede Schule andere Netzwerk­infrastrukturen, andere IP-Ranges. „Alles umzusetzen war nicht immer einfach, aber gemeinsam sind wir immer zu einem Resultat gekommen, das funktioniert hat“, lobt Brucker die Zusammenarbeit mit AixConcept. Seit der Anbindung an das Glasfasernetz steht den weiterführenden Schulen und Bildungszentren jeweils ein Gigabyte symmetrisch – für den Up- und Download – zur Verfügung. Die Grundschulen wurden jeweils mit 1.000-Megabit-Glasfaserleitungen beim Download und 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) für den Upload ausgestattet.
Eine einheitliche, funktionierende Netzwerklösung stand auch bei der Wahl der Software ganz oben auf Bruckers Prioritätenliste. Mit Unterstützung von AixConcept stattete Winnenden eines der städtischen Gymnasien testweise mit der Software aus. Nach mehreren Probeläufen und Zufriedenheitsbefragungen stand fest: „Das passt. Es funktioniert perfekt.“ Professionalität bescheinigt der Projekt-Manager auch der MNSpro Software selbst: „Ich habe eine ordentliche, ganz normale Windows-Domäne, die aber mit anderer grafischer Aufbereitung vereinfacht in der Administration ist. Und hinter dieser Oberfläche stecken sehr viele unterschiedliche digitale Tools.“ Darunter nicht nur die bekannten Office-Programme von Microsoft, sondern auch zusätzliche Anwendungen wie die Stundenplanfunktion oder ein digitales Klassenbuch.

Zwei Wünsche für die Zukunft

Inzwischen werden die weiterführenden Schulen mit MNSpro Cloud ausgestattet, im zweiten Schritt sollen die Grundschulen folgen. Und auch, wenn dann schließlich alles läuft, bleiben Ralph Brucker und sein Team zuständig für die Schul-IT und stehen den Schulen und Lehrkräften bei Fragen und Problemen zur Seite.
Zwei Wünsche für die Zukunft der digitalen Bildung hat Ralph Brucker: eine weitere Anschubfinanzierung von Land und Bund, damit alles wirklich wie geplant umgesetzt werden kann, und dass das Projekt „Digitalisierung der Schulen“ bei Bund und Ländern nicht wieder auf eine niedrigere Prioritätenliste gesetzt wird.

Anna Hückelheim ist Bildungsjournalistin in Düsseldorf.


Stichwörter: Schul-IT, Winnenden


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