PortaleVernetzte Zuständigkeiten
Leistungen der Verwaltung werden auf verschiedenen Ebenen erbracht. Bund und Länder teilen sich die meisten Zuständigkeiten. Auf diese Leistungen greifen Menschen als Kunden der Verwaltung, aber auch Systeme (M2M) zu – eine Kenntnis der Zuständigkeiten darf nicht vorausgesetzt werden und ist für Verwaltungskunden letztlich auch nicht relevant. Im Regelfall werden Leistungen in Bezug auf bestimmte Orte in Anspruch genommen: Der neue Personalausweis wird im Kontext des Wohnorts beantragt, die Gewerbeanmeldung erfolgt in Abhängigkeit des Unternehmenssitzes. Zuständigkeitsfinder vermitteln zwischen den Akteuren und sind eine essenzielle Komponente zur erfolgreichen Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG).
In derzeit neun Bundesländern kommen die Zuständigkeitsfinder im Verbund der Linie6Plus zum Einsatz. In diesem wird seit dem Jahr 2003 der arbeitsteilige Ansatz zwischen Kommune, Land und Bund gelebt. Im Ursprung ergänzte die bereitgestellte Basis-Infrastruktur kommunale Web-Seiten sowie Landesportale. Seit 2009 bilden sie das Rückgrat der Datenbereitstellung der Behördenrufnummer 115 und unterstützen die Umsetzung der EG-Dienstleistungsrichtlinie (EG-DLR). Heute fungieren die Systeme der Linie6Plus als zentrale Datenbasis und unterstützen maßgeblich die Umsetzung des OZG (wir berichteten).
System Infodienste als Basis
Die technische Realisierung erfolgt auf Basis des Systems Infodienste. Dieses stellt Module für die Pflege von Leistungen, Organisationseinheiten, Online-Diensten, Gebietsdaten und Kommunalen Satzungen bereit. Zusätzlich werden unterschiedliche Schnittstellen wie der Einbindungsassistent, ein proprietärer SOAP-Webservice, der XZufi-Webservice oder die Programmierschnittstelle REST-API angeboten. Die Infodienste werden in den teilnehmenden Bundesländern als Basis-Infrastruktur bereitgestellt und vernetzen dort die Kommunal- und Länderportale. Über den Linie6Plus-Verbund hinaus ist das Portalverbund Online-Gateway (PVOG) des Bundes angeschlossen. Hierüber erfolgt die Vernetzung mit Bundesländern außerhalb des Linie6Plus-Verbunds.
Die Arbeitsweise der Systeme der Linie6Plus-Länder ist deckungsgleich. Eine Redaktion auf Landesebene erstellt und pflegt die landesweit gültigen Leistungen – FIM-konform und in Abstimmung mit dem FIM-Baustein Leistungen. Dazu steht eine Anbindung an das Redaktionssystem der Bundesredaktion zur Verfügung. Hierüber können Leistungen importiert und abonniert werden. Zusätzlich ist über MetaRedaktion.de ein bundesweiter Austausch von Leistungsbeschreibungen möglich.
Medienbruchfreie und transparente Kommunikation
Kommunal- und Landesbehörden ergänzen die Leistungen in ihrer Zuständigkeit und reichern Informationen zu Organisationseinheiten (zuständigen Stellen), Online-Diensten, Rechtsgrundlagen, Mitarbeitern und weiteren Kriterien an. Zur Unterstützung der Redaktionen stehen zudem verschiedene Hilfsmittel bereit. Neue und geänderte Leistungen sowie organisatorische Informationen werden etwa über einen automatisierten Newsletter und einen RSS-Feed an die Nutzer der Systeme kommuniziert. Ein Qualitätssicherungsmodul nimmt das Feedback der kommunalen Redakteure entgegen – Leistungen können hier direkt kommentiert und entsprechende Änderungsvorschläge formuliert werden. So ist eine medienbruchfreie und transparente Kommunikation mit der Landesredaktion möglich. Die Systeme unterstützen zudem die Mehrsprachigkeit. Zusätzlich lassen sich Informationen in leichter Sprache hinterlegen.
Ein großer Mehrwert und wesentliches Erfolgskriterium der Infodienste begründet sich in der Nachnutzung der hierüber generierten Datenbestände. Ob Kommunalportal, Bürger- und Unternehmensservice des Landes, Fachportal, Fachanwendung, PVOG, Service-Center oder Chatbot – alle Akteure sind über standardisierte Schnittstellen eingebunden. Auskünfte der Verwaltung sind so deckungsgleich und ebenenübergreifend möglich, egal ob im Self-Service auf einer Website oder bei einer telefonischen Auskunft. Durch die Vernetzung der Systeme ist das Auffinden von Informationen außerhalb des jeweiligen Zuständigkeitsbereichs sichergestellt – eine Suche im Serviceportal Niedersachsen nach einer Gewerbeanmeldung in München führt ebenso zum Ziel wie die nach einem Führerschein für Kiel im Portal Sachsen-Anhalts. Damit sind wesentliche Projektziele des OZG für einen Portalverbund bereits erreicht.
Standardisierte Vorgehensweise erleichtert Roll-out
Die standardisierte Vorgehensweise in Bezug auf Organisation und Schnittstellen vereinfacht darüber hinaus den Roll-out in der Fläche. Kommunale Dienstleister sind meist länderübergreifend tätig. Wird im Linie6Plus-Verbund eine Schnittstellenintegration umgesetzt, durchläuft diese eine verbundweit anerkannte Zertifizierung. Ein Dienstleister einer Kommune erhält damit für sein zertifiziertes Produkt in jedem Linie6Plus-Land Zugangsdaten – eine erneute Schnittstellenimplementierung oder Prüfung ist nicht erforderlich. Abgerundet wird das Vorgehen durch länderübergreifende Support-Möglichkeiten und Workshops. Die zertifizierten Produkte werden auf einer Website öffentlich gelistet. Das unterstützt Kommunen beispielsweise bei der Entscheidungsfindung für die passende CMS- oder Portallösung.
Im Zuge der OZG-Umsetzung erfolgte die Anbindung an das Portalverbund Online-Gateway des Bundes. Zur Datenbereitstellung der Länder an das PVOG kommt, ebenso wie bei der Behördenrufnummer 115, der Datenaustauschdienst Infodienste (DADID) zum Einsatz. In diesem werden XZufi2.2-Leistungsberichte generiert und zum Abruf durch den Sammeldienst bereitgestellt. Für künftige Weiterentwicklungen wird die Etablierung einer PUSH-Schnittstelle angestrebt. Zur Recherche von Daten außerhalb der Linie6Plus wird die Suchdienst-API des Bereitstelldienstes eingebunden.
Monitoringtool zur Bewertung der Umsetzung des OZG
Für die Kommunen im Linie6Plus-Verbund bedeutet dies, dass alle bereits erhobenen Informationen durch die Anbindung der Ländersysteme direkt im Portalverbund Online-Gateway sichtbar sind, seitens der Kommune fällt hierfür kein gesonderter Aufwand an. Ebenso ist die bundesweite Recherche direkt in den Kommunalportalen verfügbar – vorausgesetzt, der kommunale Dienstleister unterstützt dies im eigenen System. Zur Bewertung des OZG-Umsetzungsstatus steht ein Monitoringtool zur Verfügung, das eine transparente Übersicht zum Umsetzungsstand der relevanten Leistungen und Dienste in Echtzeit bietet.
Hauptaugenmerk laufender Aktivitäten ist die nahtlose Integration von Online-Services. Das ist in zweierlei Hinsicht relevant: Zum einen registrieren Online-Dienste-Plattformen ihre Angebote im Kontext Leistung und Gebiet direkt im Zuständigkeitsfinder. Damit ist neben dem Ansprechpartner auch direkt der Online-Dienst zugreifbar. Das gilt sowohl für Einzeldienste wie auch für so genannte Einer-für-Alle(EfA)-Dienste. Für letzteren Fall wird eine dynamische Parametrisierung angeboten. Zum anderen greifen die Online-Dienste auf die vorgenannten Schnittstellen zu und konsumieren so Daten von der Leistungsbeschreibung bis hin zum jeweiligen Zustellsystem und -kanal.
https://www.infodienste.de
https://teleport.de
Dieser Beitrag ist im Titel der Ausgabe November 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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