Freitag, 18. April 2025

IT-InnovatorenVernetzter Bürgermeister

[04.11.2013] Er schätzt den offenen Dialog mit den Bürgern und hat dafür unlängst die Vorteile von Social Media entdeckt. Aber auch im Rathaus sorgt Armin König, Bürgermeister der saarländischen Gemeinde Illingen, für digitale Neuerungen.
Beherrscht die Klaviatur: Armin König

Beherrscht die Klaviatur: Armin König, Bürgermeister der saarländischen Gemeinde Illingen.

(Bildquelle: K21 Media AG)

Erst zum Betriebssport, dann ins Rathaus. So startet Armin König gerne in einen Arbeitstag. Seit 17 Jahren ist er jetzt Bürgermeister der Gemeinde Illingen im Saarland. Sein Traumberuf war eigentlich Journalist. Studiert hat er aber zunächst Germanistik und Sport auf Lehramt. Im Anschluss volontierte er bei der Saarbrücker Zeitung und wurde Redakteur. Dann wechselte er als Pressesprecher der CDU-Landtagsfraktion in die Politik. Da ihm dabei die kreative Freiheit fehlte, kehrte er in seinen vorigen Beruf zurück, bis er 1996 Bürgermeister in Illingen wurde.

Chance E-Government

„Bürgermeister zu sein, ist einer der schönsten Jobs der Welt. Zeitaufwändig, aber ich kann viel gestalten“, sagt König, der es nicht verpasst hat, mit der Zeit zu gehen. Vor diesem Hintergrund hat man in Illingen beispielsweise den Papierbergen den Kampf angesagt. Tausende Dokumente sind bereits digitalisiert worden. Eine ganze Moderaktenscheune, wie sie König nennt, wurde bereits leergeräumt. Ende 2013 sollen dann die E-Akten der Kämmerei in ein Dokumenten-Management-System überführt werden. Auf den papierlosen Einsatz von Tablet-PCs setzt der Illinger Gemeinderat. „Ein Riesenerfolg“, bilanziert der Rathauschef. „Die Mandatsträger sind begeistert, dass sie mit dem Gerät auf alle Daten Zugriff haben, die sie in der Sitzung brauchen.“ Dabei gab es anfangs große Berührungsängste, erinnert er sich. Seine erste Sekretärin habe noch fünf Jahre lang die Schreibmaschine im Schrank gehabt, als Illingen ins digitale Zeitalter startete. „Die alte Verwaltung ist tot – sie weiß es nur noch nicht“, sagt König. Eine schleichende Revolution sei E-Government. „Zudem können wir damit pro Bundesland zweistellige Millionenbeträge einsparen.“ In Illingen wird bereits die App-Kommune geplant, um mit größtmöglicher Vernetzung Verwaltungsabläufe kommunal und interkommunal zu vereinfachen. Auf dem Weg zum E-Government setzt der Illinger Bürgermeister auf die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen. Das sei insbesondere für kleinere Städte und Gemeinden wichtig. „Wir müssen uns in diesen Bereichen viel besser ergänzen. Hier im Kreis leisten wir uns beispielsweise den Luxus, im Finanzwesen sieben Software-Varianten zu nutzen. Sinnvoller wäre es, diese Anwendungen in einer landesweiten App zu vereinheitlichen.“

Kommunikation ist die Zukunft

Den persönlichen Kontakt zu den Bürgern kann E-Government nicht ersetzen, ist der Bürgermeister überzeugt. Aber es kann mehr Raum geschaffen werden, in dem sich die Verwaltung um die Bürger kümmert. „Die Zukunft der Verwaltung gehört der Kommunikation. Deshalb müssen wir viel transparenter und mutiger werden.“ König geht mit gutem Beispiel voran. Seit 1995 pflegt er eine eigene Website. Authentizität ist ihm hier wichtig. Die Bürger finden von ihm daher nicht nur politische Stellungnahmen, sondern auch seine Meinung zu Büchern, die er gelesen hat, zu einem Musiktitel, der ihn beschäftigt oder seinen ganz persönlichen Eindruck von einer Sport- oder Kulturveranstaltung, die er beruflich oder privat besucht hat. Bilder zeigen den Bürgermeister nicht nur im Rathaus, sondern auch beim Wandern, beim Schwimmen oder bei unterschiedlichen Veranstaltungen in und um Illingen. Facebook und Twitter nutzt König ebenfalls. „Und bei Facebook bin ich manchmal auch einfach nur Fußball-Fan – und zwar vom 1. FC Kaiserslautern.“ Dass Facebook keine bloße Spielerei bleiben und sich einmal so erfolgreich entwickeln würde, hatte König zunächst gar nicht erwartet. Die Vorteile überwiegen hier die Datenschutzbedenken: „Wir haben es mithilfe von Facebook etwa geschafft, für eine Veranstaltung mehr als 2.500 Anmeldungen zu erhalten. Auf einem anderen Weg wäre es ohne Kosten gar nicht möglich gewesen, so viele Menschen zu erreichen.“ Kehrseite der Medaille: Social Media sind ein unglaublicher Zeitfresser. Landeten früher etwa 200 Briefe auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters, so sind es heute dreimal so viele E-Mails im digitalen Postfach, die bearbeitet werden müssen – zusätzlich zu den Briefen, die weiterhin im Rathaus eingehen.

Kultur erweitert den Horizont

Bedenken hat König bezüglich einer zunehmenden Distanz- und Respektlosigkeit, die er im Zusammenhang mit Social Media beobachtet. Ihm selbst war und ist der Umgang in diesem Bereich hingegen eine gute Schulung für die öffentliche Kommunikation. „Ein Bürgermeister sollte Klartext reden“, betont er. „Dazu gehört der Mut, Dinge beim Namen zu nennen. Folglich muss man aber auch bereit sein, sich der öffentlichen Diskussion zu stellen. Das verlangt, andere ernst zu nehmen und fair zu antworten.“ König hat via Internet das Vertrauen von Bürgern aus allen Generationen gewonnen. „Mittlerweile erreichen mich sogar Nachrichten außerhalb von Illingen – beispielsweise, ob ich ein Paar standesamtlich trauen und im Rahmen der Zeremonie Klavier spielen könnte.“ Wenn es der Terminkalender zulässt, kommt König dieser Bitte gerne nach. „Beim Klavierspielen kann ich super entspannen“, beschreibt er sein langjähriges Hobby. Auch im Festsaal des Rathauses steht ein Klavier, das er bei Gelegenheit ganz spontan zum Klingen bringt. König besucht zudem gerne Ballett- und Theatervorstellungen sowie Konzerte unterschiedlichster Musikrichtungen. Darüber hinaus liest er bis zu 50 Bücher pro Jahr. Das Genre reicht hier von Sach- und Fachbüchern über Romane bis hin zu Krimis. „Als neugieriger Mensch habe ich freilich auch E-Book-Reader getestet. Die sind etwa auf Reisen durchaus vorteilhaft. Ein Ersatz für das Buch sind sie allerdings
nicht.“

Nicht nur das Rathaus im Blick

Seine Affinität zum Schreiben und Lehren hat König übrigens auch neben seinem Bürgermeisterberuf weitergeführt. Als Vizemeister auf Landesebene hat er Unterricht im Kunstturnen gegeben. Beiträge schreibt er im Bereich der Verwaltungswissenschaften. Im Fokus steht hierbei der demografische Wandel. König hat von 2008 bis 2010 zu dem Thema promoviert und ist seither nebenamtlicher Dozent an der Fachhochschule für Verwaltungswissenschaft des Saarlandes. „Mein Ziel ist es, den Studenten die Bürgerbeteiligung näher zu bringen. Gleichzeitig erlebe ich, was die jüngere Generation denkt und was sie bewegt. Das ist ein Erfahrungsaustausch, der mich selbst jung hält.“ An der Fachhochschule lehren will König auch in zehn Jahren noch. Er möchte dann ein Mensch sein, der viel Zeit hat: Zeit für die Familie, Zeit, um sich in den Garten zu legen, Zeit, um Musik zu hören, Konzerte zu besuchen, zu reisen, zu lesen oder einfach einmal gar nichts zu tun. „Und Bücher möchte ich schreiben – vielleicht sogar meinen ersten Roman.“

Verena Barth




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Wehende Flagge des Landes Schleswig-Holstein vor schwach bewölktem Himmel.

Schleswig-Holstein: Kooperation verlängert

[16.04.2025] Nach fünf erfolgreichen Jahren haben Schleswig-Holstein und der ITV.SH ihre Kooperation zur Verwaltungsdigitalisierung bis Ende 2029 verlängert. Geplant sind unter anderem der Roll-out weiterer digitaler Anträge und Unterstützung für Kommunen bei Informationssicherheits- und IT-Notfällen. mehr...

Darmstadt: Resiliente Krisenkommunikation

[11.04.2025] Großflächige, lang andauernde Stromausfälle sind selten – stellen die Krisenkommunikation jedoch vor Schwierigkeiten, weil Mobilfunk, Internet und Rundfunk ausfallen. In Darmstadt wird nun eine energieautarke digitale Litfaßsäule erprobt, die auch bei Blackouts als Warnmultiplikator funktioniert. mehr...

Gruppenfoto mit Vertreterinnen und Vertretern der Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm, die im Prozessmanagement kooperieren.

Diez/Kaisersesch/Montabaur/Weißenthurm: Kooperation im Prozessmanagement

[08.04.2025] Gemeinsam wollen die Verbandsgemeinden Diez, Kaisersesch, Montabaur und Weißenthurm ihre Verwaltungsprozesse effizienter gestalten. Im Fokus steht die Wissensdokumentation ihrer Prozesse. Auch sollen eine Datenbank für Notfallszenarien und ein interkommunales Prozessregister aufgebaut werden. mehr...

Drei ältere Personen sitzen auf einem Sofa und beschäftigen sich mit verschiedenen digitalen Endgeräten.

Hessen: Projekt Di@-Lotsen wächst weiter

[07.04.2025] Das hessische Digitallotsen-Projekt, das älteren Menschen den Zugang zur digitalen Welt erleichtern soll, wird fortgeführt und ausgeweitet. Kommunen, Vereine und andere Einrichtungen können sich bis zum 11. Mai 2025 als digitale Stützpunkte bewerben. mehr...

Logo der Berliner Beihilfe-App auf blauem Hintergrund.

Berlin: Beihilfe ohne Medienbrüche

[04.04.2025] In Berlin haben Beamtinnen und Beamte nicht nur die Möglichkeit, Anträge auf Beihilfe digital zu stellen – mit einer neuen App ist es ab jetzt auch möglich, den Bearbeitungsstand einzusehen und die Bescheide digital zu empfangen. mehr...

Interkommunale Zusammenarbeit: Dritte Förderphase für Digitale Dörfer RLP

[01.04.2025] Das Netzwerk Digitale Dörfer RLP erhält bis 2026 weitere 730.000 Euro Landesförderung. Erfolgreiche Digitalprojekte sollen landesweit ausgerollt und die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt werden. Ein Schwerpunkt liegt auf wissenschaftlich unterfütterten Pilotprojekten zum Bürokratieabbau. mehr...

In Bayern soll nach dem Willen von Digitalminister Fabian Mehring der „Digitalisierungsturbo“ gezündet werden.

Bayern: Ein Jahr Zukunftskommission

[31.03.2025] Die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 hat ihren aktuellen Bericht vorgelegt. Unter Leitung des Finanz- und Heimatministeriums erarbeiten Ministerien, Kommunalverbände und Experten Lösungen für eine einheitlichere, effizientere und sicherere IT in Bayerns Kommunen. mehr...

Stadtansicht von Bernkastel-Kues, ein altes Fachwerkhaus im Bildzentrum.

Rheinland-Pfalz: Projekt KuLaDig geht in die nächste Runde

[28.03.2025] Die kulturelle Vielfalt in Rheinland-Pfalz systematisch digital erfassen und für die Öffentlichkeit aufbereiten – das will das Projekt KuLaDig. Nun steht fest, welche Kommunen darin unterstützt werden, ihr kulturelles Erbe digital zu erfassen und zugänglich zu machen. mehr...

Open Data ansprechend strukturieren.

Polyteia: Wege für den Datenschutz in der Verwaltung

[27.03.2025] Einer sinnvollen Nutzung kommunaler Daten für die Entscheidungsfindung steht nicht selten der Datenschutz entgegen. Das Projekt ATLAS will zeigen, wie moderne Datenschutztechnologien in der Praxis helfen und echten Mehrwert für den öffentlichen Sektor schaffen. mehr...

Olaf Kuch und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König stehen vor einer Abholstation für Ausweisdokumente.

Nürnberg: Vier Abholstationen für Ausweisdokumente

[26.03.2025] Die Stadt Nürnberg hat ihr Angebot an Abholstationen für Ausweisdokumente verdoppelt. An insgesamt vier Standorten können die Bürgerinnen und Bürger nun Personalausweise, Reisepässe und eID-Karten unabhängig von den Öffnungszeiten der Bürgerämter abholen. mehr...

Difu-Befragung: Kommunalfinanzen beherrschendes Thema

[25.03.2025] Eine Vorabveröffentlichung aus dem „OB-Barometer 2025“ zeigt, dass kommunale Finanzen das drängendste Thema der Stadtspitzen sind – auch mit Blick auf zukünftige Investitionen. Es sei nötig, dass Kommunen einen beträchtlichen Anteil aus dem Sondervermögen erhielten, so das Difu. mehr...

Berlin: ÖGD wird fit für die Zukunft

[25.03.2025] Mit dem Programm „Digitaler ÖGD“ werden in Berlin Grundlagen für moderne Technologien, Softwarelösungen und schlankere Prozesse in den Einrichtungen des ÖGD geschaffen. Davon können Mitarbeitende wie auch Bürgerinnen und Bürger profitieren. mehr...

Außenansicht des Mainzer Rathauses.

Mainz: Ko-Pionier-Sonderpreis 2025

[24.03.2025] Mit dem Ko-Pionier-Sonderpreis 2025 wurde die Stadt Mainz ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt Verwaltungen, die innovative Ansätze aus anderen Städten erfolgreich adaptieren und an ihre spezifischen Rahmenbedingungen anpassen. mehr...

LSI Bayern: Ausschuss für Kommunale Fragen zu Gast

[18.03.2025] Bei einer Sitzung des Innenausschusses im LSI standen die Bedrohungslage im Cyberraum und Schutzmaßnahmen für Bayerns IT im Fokus. LSI-Präsident Geisler stellte die Unterstützungsangebote für Kommunen vor, bevor die Abgeordneten das Lagezentrum und das Labor besichtigten. mehr...

Landrätin Dagmar Schulz und Stabsstellenleiterin Digitalisierung Sabrina Donner mit der Auszeichnung des Silicon Valley Europe

Kreis Lüchow-Dannenberg: Ausgezeichnete Digitalisierungsstrategie

[17.03.2025] Für seine herausragende Digitalisierungsstrategie hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg das Qualitätssiegel „Top-Organisation 2025“ des Netzwerks Silicon Valley Europe erhalten. mehr...