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Beherrscht die Klaviatur: Armin König, Bürgermeister der saarländischen Gemeinde Illingen.
(Bildquelle: K21 Media AG)
Erst zum Betriebssport, dann ins Rathaus. So startet Armin König gerne in einen Arbeitstag. Seit 17 Jahren ist er jetzt Bürgermeister der Gemeinde Illingen im Saarland. Sein Traumberuf war eigentlich Journalist. Studiert hat er aber zunächst Germanistik und Sport auf Lehramt. Im Anschluss volontierte er bei der Saarbrücker Zeitung und wurde Redakteur. Dann wechselte er als Pressesprecher der CDU-Landtagsfraktion in die Politik. Da ihm dabei die kreative Freiheit fehlte, kehrte er in seinen vorigen Beruf zurück, bis er 1996 Bürgermeister in Illingen wurde.
Chance E-Government
„Bürgermeister zu sein, ist einer der schönsten Jobs der Welt. Zeitaufwändig, aber ich kann viel gestalten“, sagt König, der es nicht verpasst hat, mit der Zeit zu gehen. Vor diesem Hintergrund hat man in Illingen beispielsweise den Papierbergen den Kampf angesagt. Tausende Dokumente sind bereits digitalisiert worden. Eine ganze Moderaktenscheune, wie sie König nennt, wurde bereits leergeräumt. Ende 2013 sollen dann die E-Akten der Kämmerei in ein Dokumenten-Management-System überführt werden. Auf den papierlosen Einsatz von Tablet-PCs setzt der Illinger Gemeinderat. „Ein Riesenerfolg“, bilanziert der Rathauschef. „Die Mandatsträger sind begeistert, dass sie mit dem Gerät auf alle Daten Zugriff haben, die sie in der Sitzung brauchen.“ Dabei gab es anfangs große Berührungsängste, erinnert er sich. Seine erste Sekretärin habe noch fünf Jahre lang die Schreibmaschine im Schrank gehabt, als Illingen ins digitale Zeitalter startete. „Die alte Verwaltung ist tot – sie weiß es nur noch nicht“, sagt König. Eine schleichende Revolution sei E-Government. „Zudem können wir damit pro Bundesland zweistellige Millionenbeträge einsparen.“ In Illingen wird bereits die App-Kommune geplant, um mit größtmöglicher Vernetzung Verwaltungsabläufe kommunal und interkommunal zu vereinfachen. Auf dem Weg zum E-Government setzt der Illinger Bürgermeister auf die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen. Das sei insbesondere für kleinere Städte und Gemeinden wichtig. „Wir müssen uns in diesen Bereichen viel besser ergänzen. Hier im Kreis leisten wir uns beispielsweise den Luxus, im Finanzwesen sieben Software-Varianten zu nutzen. Sinnvoller wäre es, diese Anwendungen in einer landesweiten App zu vereinheitlichen.“
Kommunikation ist die Zukunft
Den persönlichen Kontakt zu den Bürgern kann E-Government nicht ersetzen, ist der Bürgermeister überzeugt. Aber es kann mehr Raum geschaffen werden, in dem sich die Verwaltung um die Bürger kümmert. „Die Zukunft der Verwaltung gehört der Kommunikation. Deshalb müssen wir viel transparenter und mutiger werden.“ König geht mit gutem Beispiel voran. Seit 1995 pflegt er eine eigene Website. Authentizität ist ihm hier wichtig. Die Bürger finden von ihm daher nicht nur politische Stellungnahmen, sondern auch seine Meinung zu Büchern, die er gelesen hat, zu einem Musiktitel, der ihn beschäftigt oder seinen ganz persönlichen Eindruck von einer Sport- oder Kulturveranstaltung, die er beruflich oder privat besucht hat. Bilder zeigen den Bürgermeister nicht nur im Rathaus, sondern auch beim Wandern, beim Schwimmen oder bei unterschiedlichen Veranstaltungen in und um Illingen. Facebook und Twitter nutzt König ebenfalls. „Und bei Facebook bin ich manchmal auch einfach nur Fußball-Fan – und zwar vom 1. FC Kaiserslautern.“ Dass Facebook keine bloße Spielerei bleiben und sich einmal so erfolgreich entwickeln würde, hatte König zunächst gar nicht erwartet. Die Vorteile überwiegen hier die Datenschutzbedenken: „Wir haben es mithilfe von Facebook etwa geschafft, für eine Veranstaltung mehr als 2.500 Anmeldungen zu erhalten. Auf einem anderen Weg wäre es ohne Kosten gar nicht möglich gewesen, so viele Menschen zu erreichen.“ Kehrseite der Medaille: Social Media sind ein unglaublicher Zeitfresser. Landeten früher etwa 200 Briefe auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters, so sind es heute dreimal so viele E-Mails im digitalen Postfach, die bearbeitet werden müssen – zusätzlich zu den Briefen, die weiterhin im Rathaus eingehen.
Kultur erweitert den Horizont
Bedenken hat König bezüglich einer zunehmenden Distanz- und Respektlosigkeit, die er im Zusammenhang mit Social Media beobachtet. Ihm selbst war und ist der Umgang in diesem Bereich hingegen eine gute Schulung für die öffentliche Kommunikation. „Ein Bürgermeister sollte Klartext reden“, betont er. „Dazu gehört der Mut, Dinge beim Namen zu nennen. Folglich muss man aber auch bereit sein, sich der öffentlichen Diskussion zu stellen. Das verlangt, andere ernst zu nehmen und fair zu antworten.“ König hat via Internet das Vertrauen von Bürgern aus allen Generationen gewonnen. „Mittlerweile erreichen mich sogar Nachrichten außerhalb von Illingen – beispielsweise, ob ich ein Paar standesamtlich trauen und im Rahmen der Zeremonie Klavier spielen könnte.“ Wenn es der Terminkalender zulässt, kommt König dieser Bitte gerne nach. „Beim Klavierspielen kann ich super entspannen“, beschreibt er sein langjähriges Hobby. Auch im Festsaal des Rathauses steht ein Klavier, das er bei Gelegenheit ganz spontan zum Klingen bringt. König besucht zudem gerne Ballett- und Theatervorstellungen sowie Konzerte unterschiedlichster Musikrichtungen. Darüber hinaus liest er bis zu 50 Bücher pro Jahr. Das Genre reicht hier von Sach- und Fachbüchern über Romane bis hin zu Krimis. „Als neugieriger Mensch habe ich freilich auch E-Book-Reader getestet. Die sind etwa auf Reisen durchaus vorteilhaft. Ein Ersatz für das Buch sind sie allerdings
nicht.“
Nicht nur das Rathaus im Blick
Seine Affinität zum Schreiben und Lehren hat König übrigens auch neben seinem Bürgermeisterberuf weitergeführt. Als Vizemeister auf Landesebene hat er Unterricht im Kunstturnen gegeben. Beiträge schreibt er im Bereich der Verwaltungswissenschaften. Im Fokus steht hierbei der demografische Wandel. König hat von 2008 bis 2010 zu dem Thema promoviert und ist seither nebenamtlicher Dozent an der Fachhochschule für Verwaltungswissenschaft des Saarlandes. „Mein Ziel ist es, den Studenten die Bürgerbeteiligung näher zu bringen. Gleichzeitig erlebe ich, was die jüngere Generation denkt und was sie bewegt. Das ist ein Erfahrungsaustausch, der mich selbst jung hält.“ An der Fachhochschule lehren will König auch in zehn Jahren noch. Er möchte dann ein Mensch sein, der viel Zeit hat: Zeit für die Familie, Zeit, um sich in den Garten zu legen, Zeit, um Musik zu hören, Konzerte zu besuchen, zu reisen, zu lesen oder einfach einmal gar nichts zu tun. „Und Bücher möchte ich schreiben – vielleicht sogar meinen ersten Roman.“
http://www.arminkoenig.de
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