InterviewVerwaltung 4.0
Herr Professor Meyer, Ende vergangenen Jahres wurde die erste Phase des Projekts „Saarland Netz 2017“ abgeschlossen. Was sind die Kernelemente dieses Vorhabens?
Wir schaffen im Saarland ein gemeinsames Datennetz von Land und Kommunen und damit ein stabiles und sicheres digitales Rückgrat der saarländischen Verwaltung. Das Saarland-Netz 2017 werden wir ab Mitte 2018 gemeinsam in Betrieb nehmen. Es schafft die Grundlage für datenintensive, zentralisierte IT-Vorhaben und ermöglicht – durch die Nutzung einer gemeinsamen Infrastruktur von Land und Kommunen – auch vertikale Kooperation sowie interkommunale Zusammenarbeit gerade in Bezug auf das Thema Digitalisierung.
Welche Vorteile ergeben sich für die einzelnen Verwaltungsebenen durch ein gemeinsames Netz für Land und Kommunen?
Das Saarland-Netz 2017 ermöglicht einen leistungsfähigen und sicheren Fluss von Daten zwischen den Verwaltungsebenen. Zudem können die durch das Projekt erzielten Betriebskosteneinsparungen in vollem Umfang für künftige gemeinsame E-Government-Projekte von Land und Kommunen genutzt werden. Zusammen legen wir einen „Zukunftsfonds Kommune und Land“ auf, um gemeinsame und innovative IT-Projekte zu finanzieren.
Welche weiteren verwaltungsübergreifenden Kooperationsprojekte sind im Saarland geplant?
Wir planen Projekte im Bereich des Rechenzentrums, des Serviceportals und der IT-Sicherheit. Derzeit gibt es Überlegungen, IT-
Dienstleistungen von Land und Kommunen gemeinsam und gegebenenfalls an einem Standort zu erbringen, also die Daten in einem gemeinsamen Rechenzentrum zu verorten. Im Rahmen des „Zukunftsinvestitionspakets 2020“ sind Mittel für ein zukunftsfähiges und sicheres Rechenzentrum bereitgestellt. Wir gehen davon aus, dass wir mit einer gemeinsamen Rechenzentrumsinfrastruktur nicht nur mehr Sicherheit schaffen, sondern auch die Kosten für unsere technische Infrastruktur senken können. Ein wichtiger Meilenstein wird das von Land und Kommunen betriebene Bürgerserviceportal sein, das wir gemeinsam realisieren wollen. Hierüber soll ein einheitlicher Zugang zu sämtlichen Dienstleistungen der öffentlichen Hand aller Ebenen ermöglicht werden.
Warum sind ebenenübergreifende und interkommunale Kooperationen so wichtig?
Mit der Digitalisierung erleben wir derzeit eine Revolution in unserer Arbeits- und Lebenswelt. Es werden sukzessive Prozesse anhand intelligenter und digital vernetzter Systeme verzahnt und zusammengeführt. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verbände erwarten, neben umfassenden Online-Informationen, weitergehende Möglichkeiten, um sowohl ihren Verpflichtungen gegenüber der Verwaltung elektronisch nachkommen als auch die Angebote digital nutzen zu können. Wir müssen unsere Aufgaben und deren Wahrnehmung künftig noch stärker an den Bedarfen der Bürger sowie der Unternehmen ausrichten und den Dienstleistungsgedanken noch stärker in den Fokus rücken. Dies geht jedoch nur unter Einbeziehung der Kommunen – denn die überwiegend nachgefragten Verwaltungsdienstleistungen werden von den Städten und Gemeinden beziehungsweise Gemeindeverbänden erbracht.
„Wir müssen den Dienstleistungsgedanken noch stärker in den Fokus rücken.“
Sie sprachen von ambitionierten Zielen bei der Digitalisierung der Verwaltung im Saarland. Können Sie dies konkretisieren?
Wir müssen die Chancen der Digitalisierung nutzen. Sie ist ein riesiger Fortschritt, der aber auch Herausforderungen mit sich bringt, denen wir uns als Dienstleister stellen müssen. Mithilfe der Digitalisierung müssen die Behördengänge für die Bürger nutzerfreundlicher und effizienter werden. Dabei sind für uns die drei Aspekte Bürgernähe, Standardisieren und Kooperieren besonders wichtig. So ist es ein Ziel, dass Bürger zum Beispiel mit dem Tablet einfach, sicher und schnell das Auto zulassen, den Wohnsitz ummelden oder den Personalausweis beantragen können. Mit der Standardisierung wird die Einheitlichkeit des Verwaltungshandelns über alle Ebenen hinweg gewährleistet. Das saarländische E-Government-Gesetz bildet den rechtlichen Rahmen für die geplante und im Koalitionsvertrag vereinbarte Digitalisierungsoffensive der Verwaltungen des Landes und der Kommunen. Sie sieht eine nachhaltige Förderung der Einführung elektronischer Verfahren und der elektronischen Abwicklung von Dienstleistungen vor. Es wird außerdem ein gesetzlicher Rahmen für die verbindliche Vereinbarung von Standards, Strukturen und Verfahrensweisen für die informationstechnische Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Land und kommunaler Ebene geschaffen. Danach wird der gemeinsame E-Government-Pakt weiterentwickelt. Hierzu wird ein von beiden Seiten paritätisch besetzter IT-Kooperationsrat eingerichtet. Des Weiteren ist aufgrund der besonderen geografischen Lage des Saarlandes als Grenzregion im Herzen Europas mit seinen vielfältigen Beziehungen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien eine Öffnungsklausel für elektronische Identifikationsverfahren der Nachbarländer im E-Government-Gesetz enthalten. Zusätzlich können Vertreter der Region Grand Est sowie aus Luxemburg und Belgien zum IT-Kooperationsrat hinzugeladen werden.
Wie wird die im Koalitionsvertrag vereinbarte Digitalisierungsoffensive der Landesverwaltung und der Kommunen konkret ausgestaltet?
Den im Koalitionsvertrag verankerten Digitalisierungsschub hin zur Verwaltung 4.0 können wir beschleunigen, wenn wir unsere bisherigen guten Kooperationen weiter ausbauen, sei es zwischen Land und Kommunen oder innerhalb der jeweiligen föderalen Ebenen. Bürger und Unternehmen erwarten einen einfachen, schnellen und sicheren Zugang zu den elektronischen Verwaltungsleistungen und zwar unabhängig von Zuständigkeit, Zeit und Ort. Diese Herausforderungen können wir nur gemeinsam stemmen. Digitalisierung im Fokus einer umfassenden Kooperation bedeutet für uns und unser Land damit gleichzeitig den Einstieg in eine gute Zukunft. Daher werden wir die Digitalisierungsstrategie mit der kommunalen Seite und unserem Partner im E-Government-Pakt, dem Zweckverband für saarländische Kommunen, eGo-Saar, eng abstimmen.
Was zeichnet das E-Government-Gesetz des Saarlandes aus und welche Auswirkungen hat es auf die Kommunen?
Das E-Government-Gesetz für das Saarland wird für die kommunale Ebene im gleichen Umfang wie für die Landesebene verpflichtend sein. Die Kommunen werden aber, aufgrund der elektronischen und technischen Struktur der Verwaltungsabläufe, erst zwei Jahre später starten. Wesentliche Regelungen des Gesetzentwurfs sind die Schaffung eines elektronischen Zugangs zur Verwaltung mit der Verpflichtung, auch ein Verschlüsselungsverfahren sowie einen Zugang über De-Mail und die Nutzung des elektronischen Identitätsnachweises anzubieten. Zudem verpflichtet das E-Government-Gesetz Land und Kommunen – unter dem Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit – zur elektronischen Aktenführung und elektronischen Abwicklung interner Verwaltungsabläufe.
Brandenburg: OZG-Umsetzung auf Kurs
[19.12.2024] In seiner OZG-Bilanz meldet Brandenburg für 2024 deutliche Fortschritte: 100 neue digitale Verwaltungsdienste wurden eingeführt, insgesamt sind nun 650 verfügbar. Fördermittel und Kampagnen unterstützen Kommunen bei der Digitalisierung. mehr...
Digitalisierung: IT-Budgets zusammenziehen
[18.12.2024] Dr. Martin Hagen, Staatsrat beim Senator für Finanzen in der Freien Hansestadt Bremen, spricht über seine Vorschläge zur Registermodernisierung und fordert mehr Zentralisierung bei der Steuerung und Budgetierung von IT-Großprojekten. mehr...
Digitale Bildung: Dem DigitalPakt 2.0 einen Schritt näher
[17.12.2024] Bundesbildungsminister Cem Özdemir und die Bildungsministerkonferenz der Länder (Bildungs-MK) haben eine Vereinbarung über den DigitalPakt Schule 2.0 getroffen. Dieser sieht eine Investition von insgesamt fünf Milliarden Euro vor, die gleichmäßig zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden. mehr...
Niedersachsen: Initiative für Kommunen
[05.12.2024] Von der Bestandsaufnahme bis zur Umsetzung von Maßnahmen unterstützt die Initiative Digitale Kommune Niedersachsen Verwaltungen bei ihrem Transformationsprozess. Das vom Land initiierte Projekt soll außerdem die Herausforderungen in der Praxis offenlegen. mehr...
Rheinland-Pfalz: Erfolg durch Kooperation
[18.11.2024] Der digitale Wandel dient den Menschen, sagt Staatssekretär Denis Alt. Im Interview mit Kommune21 spricht der neue rheinland-pfälzische CIO und CDO über die Umsetzung der Digitalstrategie des Landes. mehr...
Potsdam: Fachbereichsleiterin für E-Government bestätigt
[12.11.2024] Potsdams Stadtverordnete haben Melitta Kühnlein als neue Leiterin des Fachbereichs E-Government bestätigt. Kühnlein ist seit Anfang 2021 in leitender Funktion im IT-Bereich der Stadtverwaltung tätig. mehr...
Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet
[11.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlastet und die finanzielle Berichterstattung vereinfacht. mehr...
Hannover: Fonds für digitalen Fortschritt
[30.10.2024] Hannover setzt mit einem 48-Millionen-Euro-Digitalisierungsfonds auf die umfassende Modernisierung seiner Verwaltungsprozesse. Ziel ist ein digitales Rathaus, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen effiziente, benutzerfreundliche Services bietet. Die IT-Strategie umfasst dazu digitale Souveränität und Kosteneffizienz. mehr...
Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0
[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...
Liechtenstein: Mit Pragmatismus und Agilität
[14.10.2024] Liechtenstein hat auf dem Weg zum Smart Country bereits eine beeindruckende Entwicklung zurückgelegt. Das ist nicht zuletzt vielen mutigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet. mehr...
Smartes Rhein Main 2030: Gemeinsame Vision
[02.10.2024] Eine gemeinsame Vision für ein smartes Rhein-Main-Gebiet haben die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt erarbeitet. Im Interview erklären die CIOs Eileen O’Sullivan, Maral Koohestanian und Holger Klötzner, was konkret geplant ist. mehr...
Deutscher Landkreistag: Achim Brötel ist neuer Präsident
[11.09.2024] Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat einen neuen Präsidenten gewählt: Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, tritt die Nachfolge von Reinhard Sager an, der das Amt zuvor zehn Jahre lang innehatte. mehr...
Essen: Charta Digitale Ethik verabschiedet
[04.09.2024] In ihrer Charta Digitale Ethik hat die Stadt Essen die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadtverwaltung festgelegt. Das soll insbesondere für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sorgen. mehr...
Ulm: Innovationsmotor gestartet
[23.08.2024] Um ihre Digitale Agenda mit kreativen Köpfen aus der Region umzusetzen, hat die Stadt Ulm den Innovationsmotor gestartet – einen Ideenwettbewerb insbesondere für junge Unternehmen. Runde eins hat der digitale Begleiter für Angsträume gewonnen. mehr...
Markt Postbauer-Heng: Digitalisierung ist kein Privileg der Metropolen
[08.08.2024] Auch kleine Kommunen sind in der Lage, bürgernahe digitale Lösungen zu implementieren, wie das Beispiel des Marktes Postbauer-Heng zeigt. Um die Entstehung digitaler Insellösungen zu vermeiden, wurde die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 ins Leben gerufen. mehr...