Mittwoch, 5. März 2025

Cloud-TechnologieVerwaltung in der Wolke

[03.08.2023] Die öffentlichen IT-Dienstleister sind maßgebliche Umsetzer der Cloud-Transformation und leisten damit einen Beitrag zur Resilienz und digitalen Souveränität von Staat und Verwaltung. Die ersten Schritte sind bereits getan. Viele weitere werden folgen.
Cloud-Transformation durch öffentliche IT-Dienstleister hat begonnen.

Cloud-Transformation durch öffentliche IT-Dienstleister hat begonnen.

(Bildquelle: Zaleman/stock.adobe.com)

Die öffentliche Hand steht in den kommenden Jahren vor großen Personalabgängen in den Ruhestand. Der Fachkräftemangel macht die Nachbesetzung schwierig. Schon heute fehlen tausende, künftig zehntausende Mitarbeitende in verschiedensten Abteilungen der Verwaltung, nicht selten in strategisch wichtigen Bereichen rund um die Digitalisierung. Dabei ist die Leistungsfähigkeit der Verwaltung gerade hier besonders gefordert – große Transformationen, vielfältige Krisen und eine schwierige Sicherheitslage lassen die Anforderungen weiter steigen.
Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist die Bedrohung aus dem Cyber-Raum weiter gestiegen; Cyber-Angriffe sind das Mittel der Wahl für Destabilisierung, Desinformation und vielerlei kriminelle Motive. Kritische Infrastrukturen und staatliche Einrichtungen sind regelmäßig Ziel solcher Angriffe. Die Härtung der kommunalen und staatlichen IT und der Ausbau der digitalen Souveränität in Europa sind die Antworten. Künftig wird es zudem darauf ankommen, stärker denn je agil auf verschiedene Krisen und deren Folgen reagieren zu können. Ob Corona-Pandemie, Flüchtlingszustrom oder Extrem-Wetterereignisse – ein wichtiger Baustein für wirksame Maßnahmen ist eine agile und resiliente IT der öffentlichen Hand. Die Nutzung von Cloud-Services und die Cloud-Transformation der öffentlichen IT sind hierfür eine große Chance.
Der IT-Planungsrat hat 2021 mit der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie (DVS) einen Rahmen für den Aufbau einer gemeinsamen Deutschen Verwaltungscloud (DVC) beschlossen. Mit dem Ziel des koordinierten Handelns und der Stärkung der digitalen Souveränität sollen Bund, Länder und Kommunen eng zusammenwirken.

Erwartungen an die Deutsche Verwaltungscloud

Den öffentlichen IT-Dienstleistern kommt dabei die maßgebliche Rolle zu, den praktischen Aufbau der DVC zu leisten. In einem ersten Umsetzungsschritt hat die Genossenschaft govdigital von Oktober 2022 bis März 2023 im Auftrag des Bundesinnenministeriums zentrale Strukturen der Deutschen Verwaltungscloud entwickelt und erprobt, insbesondere ein Cloud-Service-Portal (CSP) sowie ein zugehöriges Identity and Access Management (IAM) erstellt. Im Probebetrieb des Portals stehen für Pilotanwender erste Cloud-Services öffentlicher IT-Dienstleister zur Buchung bereit. Auf diese Erfahrungen werden IT-Planungsrat und FITKO die nächsten Schritte beim Aufbau der Verwaltungscloud aufsetzen. Beteiligt haben sich die govdigital-Mitglieder AKDB, BITBW, Bundesdruckerei, Dataport, DVZ M-V, ekom21, ITDZ Berlin, IT.NRW, KDO, Komm.ONE, LDI Rheinland-Pfalz, Lecos und das Bayerische Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung.
Im Rahmen des Projekts wurde zudem bei mehr als 200 Befragten der Bedarf der Behörden an Cloud-Lösungen erhoben. Cloudbasierte Fachverfahren sowie Standard-SaaS-Lösungen im Bereich Kollaboration und Office stehen weit oben auf der Wunschliste. Aber auch Container- und Storage-Angebote werden nachgefragt. Besonders stark ist der Wunsch nach kurzen Beschaffungswegen für diese Services: Leistungen sollen im Self Service und ohne größeren Individualisierungsaufwand gebucht werden können. Die Integrationsfähigkeit von Cloud-Lösungen in bestehende IT-Systeme stellt dabei einen entscheidenden Faktor dar. Von der Deutschen Verwaltungscloud wird erwartet, dass Angebote mit geprüfter Sicherheit bereitstehen, rechtliche Bezugsbedingungen vereinheitlicht sind und die Behörden bei dem Ziel der digitalen Souveränität unterstützt werden – also auch der Möglichkeit, zwischen Anbietern zu wechseln.

Eigene Cloud-Plattformen werden benötigt

Die Deutsche Verwaltungscloud wird Cloud-Services der öffentlichen IT-Dienstleister ebenso enthalten wie Angebote vom privaten Markt. Als Cloud-Service-Integratoren werden die öffentlichen Dienstleister Marktangebote einkaufen und ihren Kunden und der DVC zur Verfügung stellen. govdigital wird dabei eine zentrale Mittlerrolle übernehmen. Neben dem Aufbau der DVC-Strukturen gehört dazu auch die gebündelte Bereitstellung von Marktangeboten. So wird govdigital für die Mitglieder einen Cloud-Broker gewinnen, der verschiedene private Cloud-Services bereitstellt. Mit Unterstützung des Brokers und im Sinne einer Multi-Cloud-Strategie können Marktangebote genutzt werden, ohne in kritische Abhängigkeiten zu geraten.
Marktangebote werden einen Teil der DVC darstellen. Für besonders kritische Anwendungen werden eigene Cloud-Plattformen der öffentlichen IT-Dienstleister benötigt. Gemeinsam mit mehreren Mitgliedern hat govdigital bereits vier Datenzentralen über ein so genanntes Kubernetes-Cluster verbunden, eine Container-Betriebsplattform, über die Leistungen in Paketen über mehrere hundert Kilometer hinweg ausgetauscht werden können. Technologische Grundlage des Clusters bildet die Kubernetes-Technologie, über die Software in containerisierter Form betrieben wird. Der Mehrwert: Die Betriebsplattform sorgt für hohe Resilienz und eine Lastverteilung innerhalb der Gesamtumgebung. So können auch größere Störungen in einzelnen Regionen oder Leistungsengpässe an Standorten automatisch ausgeglichen werden. Die erfolgreiche technische Pilotierung hat gezeigt, dass es künftig möglich ist, Services in verschiedenen öffentlichen Rechenzentren zu hosten und auszutauschen. Die Genossenschaft govdigital will dieses Cluster zu einem Regelangebot für die öffentliche Verwaltung ausbauen.

Cloud-Transformation ist kein zentral gesteuertes Projekt

Die Cloud-Transformation wird die gesamte deutsche Verwaltung über viele Jahre beschäftigen. Sie ist kein zentral gesteuertes Großprojekt, sondern das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Akteure – mit ihren jeweils unterschiedlichen Interessen, Voraussetzungen und Geschäftsmodellen. govdigital als deutschlandweites Kooperations- und Skalierungsinstrument der öffentlichen IT-Dienstleister trägt dem Rechnung: Gebietskörperschaften, Behörden und IT-Dienstleister können auf den Zug in Richtung Verwaltungscloud in ihrem eigenen Tempo aufspringen, um Leistungen anzubieten und zu nutzen.

Martin Schallbruch ist CEO der govdigital eG.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Eine Frau wirft einen Stimmzettel in einer Wahlurne, im Hintergrund die Deutschlandfahne.

SIT/KDVZ/regio iT: Bundestagswahl gemeinsam gemeistert

[04.03.2025] Gemeinsam haben die KDVZ Rhein-Erft-Rur in Frechen, die regio iT in Aachen und die Südwestfalen-IT mit Standorten in Hemer und Siegen für den sicheren technischen Ablauf der Bundestagswahl in ihrem Zuständigkeitsbereich gesorgt. mehr...

Emsdetten: Schritt in die Cloud

[28.02.2025] Sorgfältig vorbereitet hat die Stadt Emsdetten ihre Verwaltungsarbeitsplätze auf Microsoft 365 umgestellt. IT-Dienstleister regio iT hat die Kommune in jeder Phase des Projekts begleitet. mehr...

Eine Personengruppe steht in einem Rechenzentrum.
bericht

Nürnberg: Wegweisender IT-Neustart

[27.02.2025] Ihr Hauptrechenzentrum hat die Stadt Nürnberg an einen Dienstleister ausgelagert. Die IT-Infrastruktur wird nun energieeffizient und hochsicher extern betrieben, was der Stadt Aufwand und Kosten spart. mehr...

Digitale Linien verbinden Puzzleteile miteinander.
bericht

Automatisierung: Es geht auch ohne KI

[12.02.2025] Die Verwaltung könnte schneller und effizienter handeln, würden mehr Prozesse automatisiert ablaufen. Dafür braucht es keine KI, sondern eine durchdachte Prozessoptimierung ohne Medienbrüche sowie ein Vorankommen bei der Registermodernisierung. mehr...

Lexmark: Portfolio an Drucklösungen erweitert

[10.02.2025] Lexmark hat jetzt sein Angebot an Drucklösungen erweitert und stellt neue KI-gestützte Clouddienste vor. Mit zusätzlichen Modellen der 9er-Serie und einer optimierten Cloudplattform will das Unternehmen mehr Flexibilität und Effizienz bieten. mehr...

Heinlein Gruppe: Open-Source-Cloud für die Verwaltung

[05.02.2025] Die Heinlein Gruppe startet OpenCloud – eine Open-Source-Plattform für DSGVO-konformes File-Management und digitale Kollaboration. Die Lösung will sich als sichere, digital souveräne Alternative zu den großen außereuropäischen Cloud-Service-Anbietern etablieren. mehr...

Zwei männliche Personen, einer mit Mikro in der Hand, halten einen Vortrag am Vitako-Messestand, auf einem Bildschirm sind die Vortragsfolien eingeblendet.
bericht

OWL-IT: Gemeinsam zu Low Code

[03.02.2025] Der kommunale Zweckverband Ostwestfalen-Lippe-IT (OWL-IT) führt gemeinsam mit seinen Verbandskommunen eine Low-Code-Plattform ein und verspricht sich davon viele positive Effekte. Anfang 2025 soll das System für die Kunden zur Verfügung stehen. mehr...

Ein aufgeklappter Laptop steht auf einem Tisch und zeigt auf dem Display das Deckblatt der Digitalisierungsstrategie der Stadt Meßstetten. Im Hintergrund sitzen sich ein Mann und eine Frau am Tisch gegenüber und arbeiten selbst an Laptops.

Meßstetten: Notebooks statt Desktop-PCs

[23.01.2025] Die Stadtverwaltung Meßstetten verabschiedet sich von den bislang eingesetzten Desktop-PCs und rüstet fast alle Arbeitsplätze mit einer Dockingstation für Laptops sowie zwei 24-Zoll-Monitoren aus. Die Laptops können nicht nur vor Ort genutzt, sondern beispielsweise auch zu Besprechungen oder Außenterminen mitgenommen werden. mehr...

In Nordrhein-Westfalen soll der digitale Gang aufs Rathaus künftig zur Regel werden.

Hessen: Gemeinsam digitalisieren

[16.01.2025] Im Rahmen einer interkommunalen Kooperation haben vier hessische Gemeinden im Projekt „Digitalisierungsfortschritt Fachverfahren“ zentrale Verwaltungsleistungen digitalisiert. Mit 216.000 Euro Fördermitteln unterstützte das Land diesen Schritt in Richtung moderner Verwaltung. mehr...

Blick auf Bad Bentheim von schräg oben.
bericht

Bad Bentheim: Arbeitsplatz in der Cloud

[18.12.2024] Die Stadt Bad Bentheim führt die cloudbasierte Arbeitsplatzlösung Microsoft 365 ein und verspricht sich davon effizientere und flexiblere Abläufe. Unterstützung bei der Einführung erhielt die Kommune durch ihren langjährigen IT-Dienstleister ITEBO. mehr...

Ein Mann mit VR-Brille hantiert mit ihn umgebenden Lichtwellen.
bericht

Virtuelle Realität: Die Zukunft beginnt jetzt

[27.11.2024] Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) eröffnen auch für Verwaltungen völlig neue Möglichkeiten. Erste Denkanstöße für potenzielle Einsatzgebiete in Kommunen will nun eine Arbeitsgruppe der KGSt erstellen. mehr...

Porträtbild von Dr. Andreas Wierse.
interview

Sicos BW: Offen für neue Technologien

[22.11.2024] Der Einsatz von Virtual Reality und Augmented Reality in der Verwaltung kann die Qualität von Entscheidungen deutlich verbessern, sagt Andreas Wierse. Kommune21 sprach mit dem Geschäftsführer von Sicos BW über die Einsatzmöglichkeiten der Technologie in Kommunen. mehr...

Screenshot des Headers zum Axians Infoma Innovationspreis 2024, der eine zur Faust geformte Hand zeigt, nur der ausgestreckte Zeigefinger tippt auf das Wort Innovation.

Axians Infoma: Der Innovationspreis 2024 ist vergeben 

[19.11.2024] Die Gewinner des Axians Infoma Innovationspreises 2024 stehen fest. Den Hauptpreis gewann die Kreisbaugruppe Rems-Murr-Kreis-Immobilien-Management für ihr digitales Schadensmanagement. Auch wurden zwei Finalisten aus Österreich und Niedersachsen geehrt. mehr...

Vektorgrafik mit stilisiert dargestellten Persone, die mit Puzzleteilen an einem Laptop hantieren.

Ceyoniq: Update für nscale

[05.11.2024] Mit Version 9.3 hat Softwareanbieter Ceyoniq das nächste Update seiner Content-Management-Lösung nscale veröffentlicht. Neuerungen gibt es unter anderem in der automatisierten Rechnungsverarbeitung, bei digitalen Signaturen, in den Grundfunktionen oder dem nscale-Webclient. mehr...

Kempen: IT-Safe ersetzt Serverraum

[15.10.2024] Mit der Onsite-Colocation-Lösung des Anbieters Prior1 kann die Stadt Kempen ihre Systeme künftig in einem hochsicheren IT-Safe betreiben. mehr...