Donnerstag, 5. Dezember 2024

Open GovernmentVielseitig nützlich

[07.01.2015] Offene Daten sind für Wirtschaft, Bildung, Forschung und Bürger nützlich. Sie sind aber auch ein Schatz für die Verwaltung selbst. Ihr weitreichendes Potenzial lässt sich jedoch nur dann heben, wenn sie flächendeckend zur Verfügung stehen.
Open Data sind vielseitig nützlich.

Open Data sind vielseitig nützlich.

(Bildquelle: MEV Verlag/PEAK Agentur für Kommunikation)

Open Data war vor wenigen Jahren noch ein Randthema. Heute erreicht es eine immer breitere Öffentlichkeit und ist zu einem wesentlichen Aspekt der Verwaltungsmodernisierung geworden. Wo aber stehen wir? Gibt es Beispiele, die den vielfach kolportierten Nutzen aufzeigen?
Das erst im Februar 2014 von der Open Knowledge Foundation Deutschland initiierte Programm „Code for Germany“ kann bereits eine Reihe an Erfolgen vorweisen. In 14 so genannten Labs in verschiedenen deutschen Städten zwischen Hamburg und München, Köln und Dresden arbeiten Software-Entwickler, Designer und Journalisten gemeinsam daran, Anwendungen mit einem konkreten, meist kommunal geprägten Nutzen für Politik, Verwaltung und Bürger zu erstellen. Über 60 Projektideen – abrufbar auf der Projekt-Website – zeigen die Kreativität und Innovation, die dank der Bereitstellung von Verwaltungsdaten möglich wird.

Daten mit Potenzial

In der mittelbaren und unmittelbaren Nutzung offener Verwaltungsdaten liegen aber auch wirtschaftliche Potenziale verborgen. Eine Studie, publiziert von der Europäischen Kommission, beziffert den wirtschaftlichen Nutzen mit 140 Milliarden Euro. Das Consulting-Unternehmen Steria kommt auf 200 Milliarden Euro. Eine Microsoft-Studie prognostiziert sogar 206 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020. Alle drei volkswirtschaftlichen Potenzialanalysen kommen zu dem Schluss, dass offene Daten einen Multiplikatoreffekt auslösen können: Ohne einen einzigen Euro direkter Subventionen sind sie in der Lage, einen enormen Schub wirtschaftlicher Impulse zu geben. Besonders profitieren können davon die Bereiche Transport und Verkehr, Handel, Verbraucherschutz, Energie, Gesundheit, Finanzen und Arbeit. Die Nutzung georeferenzierter Daten ist dabei am weitesten fortgeschritten. Werden sie kostenfrei und in amtlicher Qualität bereitgestellt, können sie Markteintrittsbarrieren von kleinen, gegebenenfalls gemeinnützigen App-Entwicklern deutlich senken und als Innovationskatalysatoren wirken. Beispielhaft dafür sind Angebote wie Mapnificent, CrashStat oder der Locatable Area-Finder. Die Firma ESRI hat darüber hinaus im Winter 2013 mit der kurzfristig umgesetzten Visualisierung von Echtzeit-Wetterdaten rund um den Orkan Xaver gezeigt, welchen Nutzen offene Daten im Katastrophenschutz haben können.

Dritte profitieren

Auch für die wirtschaftliche Datennutzung gilt, was „Code for Germany“ bereits für andere Bereiche zeigt: Als Nebeneffekt profitieren oft unbeteiligte Dritte. Hierzu zählen etwa Wohnungssuchende, die Mapnificent oder Locatable nutzen. Ebenso profitieren die Nutzer von Navigationsgeräten, die Baustellendaten und Unfallstatistiken berücksichtigen. Außerdem kann eine Datenweiterverwendung die Qualität und Leistung bestehender Verwaltungsangebote verbessern. In der Aus- und Fortbildung können Verwaltungsdaten ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden. Zum einen lernen Schüler so frühzeitig den Umgang mit Daten – eine Fähigkeit, die in Zeiten von Big Data und Datenschutzdiskussionen nicht unerheblich ist. Zum anderen können in Fächern wie Erdkunde oder Geschichte aktuelles Zahlenmaterial und andere Daten ganz praktisch eingesetzt werden. Die Website „Entdecke unsere Verfassung“ beispielsweise zeigt eindrucksvoll einen neuen Zugang zum Grundgesetz und seiner Entwicklung seit 1949. Auch das Open-Data-Schulprojekt der Stadt Moers, in dem die Nutzung offener Verwaltungsdaten im Schulunterricht erprobt wird, sei an dieser Stelle erwähnt.

Vielfältig einsetzen

Welchen Nutzen eine offene Datenbereitstellung bieten kann, zeigt ein Beispiel aus der Wissenschaft: Die Erstellung und einfache Bereitstellung des so genannten sozioökonomischen Panels durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung haben geradezu einen Forschungsboom ausgelöst. Die Daten werden nicht nur von deutschen, sondern vielfach auch von ausländischen Forschungseinrichtungen genutzt. Ein weiteres Beispiel für den Einsatzbereich von Verwaltungsdaten ist der Hochwasserschutz. Die Pegelstände der Bundeswasserstraßen sind nicht nur über die Web-Seite der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) verfügbar. Über eine Schnittstelle werden sie auch anderen Anbietern etwa zur wirtschaftlichen Weiterverwendung und -verarbeitung angeboten. Mittlerweile gibt es etliche Programme und Apps, welche die Daten von der WSV beziehen, darunter die Pegel-Online-App oder „Land Unter”. Ein weitreichender Nutzen kann sich aber nur dann entfalten, wenn Daten flächendeckend bereitstehen. So verfügt die WSV lediglich über die Daten der Bundeswasserstraßen. Für die von den Ländern verwalteten Landeswasserstraßen gibt es zwar ein gemeinschaftliches Web-Portal. Die Daten selbst stellen bislang aber nur wenige Ländern offen zur Verfügung.

Verbesserte Qualität

Daten, die offen bereitgestellt und nutzerfreundlich beschrieben und formatiert werden, lassen sich auch in der Verwaltung besser einsetzen. Oft ist den Mitarbeitern beispielsweise nicht einmal bekannt, welche Daten in anderen Organisationseinheiten oder Verwaltungsebenen vorhanden sind, die für die eigene Arbeit verwendet werden könnten. Eine Datenveröffentlichung erhöht außerdem häufig die Datenqualität. Als Beispiel sei hier die Bereitstellung von Daten zur Entwicklungszusammenarbeit im international abgestimmten International-Aid-Transparency-Initiative-(IATI)-Standard genannt. Diese Daten wurden in den teilnehmenden Staaten signifikant verbessert. Nicht zuletzt können zivilgesellschaftliche Initiativen ganz im Sinne von Open Government dabei helfen, den Aufwand innerhalb der Verwaltung bei der Datenbereitstellung und -eigennutzung zu minimieren. So arbeitet beispielsweise die Initiative OParl an einem standardisierten offenen Zugriff auf parlamentarische Informationssysteme.

Jan-Ole Beyer ist als Referent im Bundesministerium des Innern unter anderem zuständig für das Thema Open Government Data; Christian Heise ist Mitglied des Vorstands der Open Knowledge Foundation Deutschland und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre for Digital Cultures (CDC) an der Leuphana Universität Lüneburg; Dr. Christian Herzog ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am CDC.


Stichwörter: Open Government, Open Data


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