Cyber-SicherheitVirtuell und sicher surfen
Herr Schulz, wie schätzen Sie die Bedrohungslage bei der Internet-Nutzung in Behörden und Unternehmen derzeit ein?
Als sehr hoch. Ransomware ist längst zum Massengeschäft krimineller Banden geworden. Jeden Tag fluten Zigtausende von Phishing-E-Mails die Postfächer von Mitarbeitenden. Sie sind optisch kaum mehr von echten E-Mails zu unterscheiden. Ein Klick auf den mitgesandten Link oder Anhang und die Malware hat freie Bahn zum gesamten Netzwerk. Bei vielen Angriffsmethoden muss der Nutzer nicht einmal mehr aktiv etwas anklicken, um sich mit einem Schad-Code zu infizieren.
Um Zugriff auf einen Rechner zu gelangen, genügt es Hackern also schon, wenn der Mitarbeitende nur im Internet surft?
Genau. Die Schad-Software wird bereits beim einfachen Laden der Web-Seite ausgeführt, ohne, dass der Nutzer Links anklicken oder Dateien öffnen muss. Aktive Inhalte wie JavaScript, Java oder Flash machen es möglich. Diese Programmierschnittstellen erlauben Hackern ohne Zutun des Nutzers den Zugriff auf den PC und die Kontrolle über dessen Anwenderumgebung. Traditionelle Sicherheitsmechanismen wie Antiviren-Software sind hier unwirksam. Neue Bedrohungen erfordern moderne, progressive Lösungen. Sehr wirksam ist eine Virtualisierung des Browsers.
Eine speziell abgesicherte, isolierte Browser-Umgebung mit virtualisierten Instanzen empfiehlt jetzt erstmals auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für Behörden und Unternehmen mit besonderem Schutzbedarf. Was genau bedeutet das?
Eine Virtualisierung ist vergleichbar mit einer digitalen Quarantäne, in der die Malware eingeschlossen wird. Der Browser wird um eine virtuelle Surf-Umgebung ergänzt. Alle potenziell gefährlichen Aktivitäten werden in diesem geschlossenen virtuellen Browser isoliert, bevor sie überhaupt zur Ausführung kommen. Damit werden Attacken auf sensible Daten aus dem Internet erfolgreich abgewehrt, ohne dass der User in seiner Internet-Nutzung gehindert oder eingeschränkt wird. Zusätzlich wird auf der Netzwerkebene der Zugang zum Internet vom internen Unternehmens- oder Behördennetzwerk (Intranet) getrennt. Dieser Mechanismus schützt vor Angriffen via E-Mail-Anhängen, die Schad-Code erst im zweiten Schritt aus dem Internet laden, wie das bei der hochgefährlichen Schad-Software Emotet zum Beispiel der Fall ist, und macht gleichzeitig einen Datendiebstahl unmöglich. Zudem beseitigt jeder Browser-Start potenziellen Schad-Code und versetzt den Browser in seinen Ausgangszustand – was übrigens auch explizit vom BSI empfohlen wird.
„Betriebssystem und Browser haben zu keinem Zeitpunkt einen direkten Zugriff auf die Hardware, sondern lediglich auf die virtuelle Umgebung.“
Was macht die Vollvirtualisierung besser?
Bei einer Vollvirtualisierung wird sowohl vom Host-Betriebssystem des Clients als auch vom Intranet unabhängig gearbeitet. Betriebssystem und Browser haben auf diese Weise zu keinem Zeitpunkt einen direkten Zugriff auf die Hardware, sondern lediglich auf die virtuelle Umgebung. Eindringende Viren, Trojaner und Co. bleiben in dieser Umgebung eingeschlossen und können sich nicht auf dem Rechner und im lokalen Netzwerk verbreiten.
Und wie funktioniert das konkret?
Selbst wenn unabsichtlich Malware heruntergeladen wird, kann diese nicht in das interne Netz vordringen. Gleichzeitig kann die Schad-Software, wie zum Beispiel Ransomware oder Makroviren, keine Verbindung zum Internet herstellen, um die eigentliche Malware herunterzuladen. Ein großer Vorteil ist auch die Unabhängigkeit vom Betriebssystem. Indem auf das Host-System ein so genannter Hypervisor aufgesetzt wird, lässt sich ein vollwertiges eigenes Betriebssystem implementieren. Damit schafft man eine Systemdiversität, die es den Angreifern deutlich erschwert erfolgreich zu agieren.
Reicht ein solcher Browser als Schutz vor Angriffen aus?
Die Absicherung des Internets spielt eine zentrale Rolle – denn 70 Prozent der Hackerangriffe kommen aus dem Internet. Darüber hinaus sollten Unternehmen und Behörden aber auch weitere Schutzmaßnahmen vornehmen – beispielsweise die Verschlüsselung der Endgeräte, eine hochsichere VPN-Verbindung und die Absicherung des heimischen WLAN. Das IT-Grundschutz-Kompendium ist hier ein wichtiger Leitfaden für alle, die sich schützen wollen. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die jeweils passenden Lösungen zu finden.
Was bietet Rohde und Schwarz hierzu konkret an?
Der R&S Browser in the Box von Rohde & Schwarz Cybersecurity ist ein vollvirtualisierter Browser, der gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für den Behördeneinsatz entwickelt wurde. Er sorgt für umfassende, mehrstufige Arbeitsplatzsicherheit.
BSI: Bericht zur Lage der IT-Sicherheit
[12.11.2024] Die Bedrohungslage bliebt angespannt, die Resilienz gegen Cyberangriffe aber ist gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland hervor, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nun vorgestellt hat. mehr...
LivEye: Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten
[08.11.2024] Für die Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten hat das Unternehmen LivEye ein neues Konzept entwickelt, das Datenschutz und effektive Gefahrenabwehr kombiniert. mehr...
Hessen: Höhere Cybersicherheit
[05.11.2024] Mit dem Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit sollen hessische Kommunen umfassender in der IT-Sicherheit unterstützt und auf künftige Cyberangriffe vorbereitet werden. mehr...
SIT: Ein Jahr nach dem Ransomware-Angriff
[04.11.2024] Ein Jahr nach der Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT haben die Mitarbeitenden gemeinsam mit den IT-Teams betroffener Kommunen die Systeme wiederhergestellt. Um künftig besser gegen Cyberbedrohungen geschützt zu sein, fordert Geschäftsführer Mirco Pinske klarere gesetzliche Regelungen – etwa die Berücksichtigung kommunaler IT-Dienstleister in der NIS2-Richtlinie. mehr...
Sachsen-Anhalt: Mehr IT-Sicherheit für Kommunen
[04.11.2024] Um die Cybersicherheit in Sachsen-Anhalts Kommunen zu stärken, startete das Land gemeinsam mit dem BSI das Pilotprojekt SicherKommunal. Durch das Projekt sollen Städte, Landkreise und Gemeinden gezielt bei der Verbesserung ihrer IT- und Informationssicherheit unterstützt werden. mehr...
Lösungen: Cybersicherheit stärken
[13.09.2024] Die NIS2-Richtlinie bietet die Chance, die IT-Sicherheit auf ein deutlich höheres Level zu heben, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Kommunen benötigen zudem Lösungen, die speziellen IT-Sicherheitsanforderungen genügen. mehr...
BSI: IT-Sicherheitskennzeichen für Zoom
[11.09.2024] Für zwei seiner Produkte hat der vielfach genutzte Videokonferenzdienst Zoom das IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Geprüft wurden unter anderem der Accountschutz, Rechenzentrumsbetrieb und das Update- und Schwachstellenmanagement. mehr...
IT-Sicherheit: Feuerwehr und Firewall
[02.09.2024] Cyberattacken treffen immer öfter auch Verwaltungen. Um kommunale IT besser abzusichern, fordert Vitako eine Reihe von Maßnahmen: eine stärkere Vernetzung, mehr Mittel, den Ausbau des BSI zur Zentralstelle und die Schaffung eines regulativen Rahmens. mehr...
Schwandorf: Siegel für IT-Sicherheit
[29.08.2024] Die Stadt Schwandorf hat vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) jetzt das Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ erhalten. mehr...
Interview: Wertvolle Lehren gezogen
[14.08.2024] Nach dem umfassenden Cyberangriff arbeitet der IT-Dienstleister Südwestfalen-IT an einer strategischen Neuausrichtung. Im Kommune21-Interview berichtet Geschäftsführer Mirco Pinske, wie die Aufarbeitung vorangeht und welche Konsequenzen bereits gezogen wurden mehr...
München: Hauptabteilung für IT-Sicherheit
[02.08.2024] Die bayerische Landeshauptstadt München misst der IT-Sicherheit einen hohen Stellenwert bei. Um dies zu verdeutlichen, wurde im IT-Referat jetzt eine neue Hauptabteilung für Cybersecurity gegründet. Geleitet wird sie von Chief Information Security Officer Thomas Reeg. mehr...
ITEBO: OpenR@thaus-Vorfall aufgearbeitet
[23.07.2024] Mit seinem Verwaltungsportal OpenR@thaus liefert ITEBO zahlreichen Kommunen eine Basisinfrastruktur, um Leistungen, wie vom OZG vorgesehen, digital anbieten zu können. Im Juni war die Lösung aus Sicherheitsgründen offline gestellt worden. Nun berichtet ITEBO im Detail über den Vorfall und dessen Aufarbeitung. mehr...
Crowdstrike-Panne: Geringe Störungen bei Kommunalverwaltungen
[22.07.2024] Das Update des Sicherheitsdienstleisters Crowdstrike, das am Freitag globale IT-Ausfälle auslöste, hat auch dazu geführt, dass der kommunale IT-Dienstleister SIT seine Systeme sicherheitshalber abgeschaltet hat. Die Auswirkungen auf Kommunen waren aber lediglich geringfügig. mehr...
Interview: Angriffe wird es immer geben
[10.07.2024] Öffentliche Einrichtungen rücken zunehmend in den Fokus von Cyber-Kriminellen und staatlich gelenkten Hackern. Kommune21 sprach mit regio-iT-Geschäftsführer Stefan Wolf, wie Städte und Gemeinden den Gefahren begegnen können. mehr...
OpenR@thaus: Serviceportal nicht erreichbar
[02.07.2024] Wegen einer Sicherheitslücke wurde das Serviceportal OpenR@thaus zum zweiten Mal in kurzer Zeit vom Netz genommen. Davon betroffen sind rund 300 Kommunen. Die Wartungsarbeiten dauern derzeit an. Offenbar besteht ein Zusammenhang zu einer Schwachstelle der BundID, die es erlaubt, relativ einfach auf einer eigenen Website ein BundID-Log-in umzusetzen. mehr...