Dokumenten-ManagementVom Exoten zum Standard
Im März 2004 beschloss der Wittener Verwaltungsvorstand, ein Dokumenten-Management-System (DMS) einzuführen. Vorgesehen war ein Pilotprojekt mit dem Steueramt. Ein hochmotiviertes Team machte sich in der nordrhein-westfälischen Stadt an die Arbeit. Von der Organisation über das Personal, das Archiv, die Rechnungsprüfung und den Personalrat bis hin zur Datenverarbeitung beteiligten sich alle wesentlich Betroffenen. Das Wissen über Dokumenten-Management-Systeme war in Witten zwar beschränkt, doch sollte das Rad nicht neu erfunden werden. Deshalb informierte sich das Team bei anderen Behörden, auf Messen und sonstigen Informationsveranstaltungen. Aber andere Kommunen waren selbst noch nicht weit und auf Messen verschreckte die Produktvielfalt eher.
Externes Wissen erleichtert Einführung
Auch aus einem anderen Grund erlahmte der anfängliche Schwung: Das Projekt wurde nebenamtlich geleitet. Regelmäßige Sitzungen, nachvollziehbare Protokolle und klare Entscheidungen werden dadurch erschwert, obwohl das die Mindestvoraussetzungen für ein erfolgreiches Projekt sind. Das erkannte auch die Wittener Verwaltungsleitung und reagierte mit zwei Maßnahmen. Zum einen wurde eine neue, ausschließlich mit dem Dokumenten-Management-System betraute Projektleitung eingerichtet, zum anderen wurde neutrales Fachwissen hinzugezogen – am Anfang zwingend erforderlich. Dank einer DMS-kompetenten, aber produktneutralen Beratung durch die Firma Zöller&Partner konnte Witten in einem europaweiten Teilnahmewettbewerb eine gute Software erwerben. 31 Interessenten haben ihre Angebote eingereicht. Letztlich entschied sich Witten für die Lösung des Anbieters Optimal Systems.
Gut zwei Jahre nach dem Einführungsbeschluss war das DMS in der Wittener Verwaltung aber noch immer ein Exot. Abgesehen von den Projektmitarbeitern war das Wissen über Dokumenten-Management-Systeme im Hause weiterhin sehr überschaubar. Um diesen Zustand schnell und nachhaltig zu ändern, wurde ein DMS-Kern-Team gebildet, welches als Lenkungsgremium fungierte. Dieses Team hat unter anderem entschieden, überall dort, wo ein DMS eingeführt wird, auch ein Teilprojekt einzurichten. Das Kern-Team bereitet Beschlüsse des Verwaltungsvorstands vor und trifft Grundsatzentscheidungen. Geführt wird es von der DMS-Projektleitung und besteht aus den entscheidungstragenden Personen der schon genannten Organisationsbereiche. Die Teilprojekte sind für die operative DMS-Einführung im jeweiligen Organisationsbereich verantwortlich. Sie bestehen aus Mitarbeitern des Bereichs, der Organisation und der Datenverarbeitung und werden von der DMS-Projektleitung gelenkt. Archiv, Datenschutz oder Personalrat werden eingebunden. Wichtig ist, dass unter den Mitarbeitern der betroffenen Bereiche sowohl Führungskräfte als auch Sachbearbeiter vertreten sind.
Schrittweise Umstellung
Der Projektablauf ist standardisiert. Jedes Teilprojekt befasst sich mit circa 40 Projektbausteinen, bevor der Organisationsbereich mit der E-Akte arbeitet. Gegen Projektende werden die Betroffenen hausintern geschult. Zudem verlassen die Papierakten die Verwaltung. Sie werden von einem Dienstleister nach jeweiliger formeller Auftragsvergabe gescannt. Die gescannten Dokumente landen in E-Akten, die Papierdokumente werden datenschutzgerecht vom Dienstleister vernichtet. Papier, das einmal das Haus verlassen hat, kommt nicht wieder.
Die erste wirkliche DMS-Umstellung erfolgte in der Wittener Wohngeldstelle. Das Amt für Datenverarbeitung, die Wohnberechtigung, das Rechtsamt, das Sozialamt, die Ausländerabteilung, das Rechnungsprüfungsamt und einige andere Bereiche folgten. Ein Mitglied des Verwaltungsvorstands arbeitet seit Jahren mit dem Programm, alle anderen steigen noch in diesem Jahr um. Aktuell verabschiedet sich das Organisations- und Personalamt von den Papierakten. Mit jeder Umstellung rückt das Dokumenten-Management-System mehr in das Bewusstsein der Mitarbeiter. Vorteile der E-Akte und der E-Zusammenarbeit werden zunehmend erkannt. Arbeiteten zu Beginn nur wenige mit der Randerscheinung E-Akte, ist DMS heute Standard im Haus. Die DMS-Nachfrage ist sogar deutlich größer, als die Möglichkeiten der Einführung.
Witten hat sich auch deshalb für ein Dokumenten-Management-System entschieden, um die bislang in Papierakten befindlichen Daten an zentraler Stelle im Haus zu lagern. Als Orientierungskriterium lassen sich der KGSt-Aktenplan, andere Aktenpläne oder der jeweilige Produktplan anwenden. Letzterer wird in Witten nur noch einmal pro Jahr, nämlich hinsichtlich der Aufbewahrungszeiten, betrachtet. Ansonsten übernimmt das DMS problemlos die Ordnungsfunktion und bietet gleichzeitig erheblich mehr Komfort sowohl bei den Fall- als auch bei den Sachakten.
Gewappnet für aktuelle Herausforderungen
Witten möchte das Wissen der Mitarbeiter bewahren, obwohl in den kommenden acht Jahren 30 Prozent die Altersgrenze erreichen. Und bei einer Haushaltssicherungsgemeinde gehören Ausbildung und Neueinstellungen überwiegend zum Fremdwortrepertoire. Bislang war das Wissen in Papierakten, Ablagekörben, zahlreichen Laufwerken, im E-Mail-Programm und in den Köpfen der Mitarbeiter gespeichert. Dieses Wissen soll, so weit möglich, zusammengeführt und für alle auffindbar genutzt werden. Mitarbeiter sollen nicht mehr zu ihren Akten wandern müssen, sondern diese an zentraler Stelle im Hause zur Verfügung haben. Dank des Dokumenten-Management-Systems ist außerdem das Suchen von Unterlagen keine Herausforderung mehr. Ohne großen Aufwand können Mitarbeiter finden, was ihre Kollegen abgelegt haben. Darüber hinaus sind andere Arbeitsformen, etwa die Telearbeit, ebenso möglich, wie neue organisatorische Entscheidungen.
In Witten zeigt sich jetzt, dass es zielführend war, sich frühzeitig mit dem Thema DMS zu beschäftigen. Denn das hat die Stadt in die Lage versetzt, den Herausforderungen des heutigen Umfelds gerecht zu werden.
http://www.optimal-systems.de
Dieser Beitrag ist in der Oktober-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Dokumenten-Management erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte
[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...
Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig
[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...
Bremerhaven: Ganz oder gar nicht
[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...
Barsbüttel: Mit System zur E-Akte
[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...
E-Akte: Mit Plattform vernetzt
[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...
procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager
[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...
Bremen: Posteingang wird digital erfasst
[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...
Hamburg: Papierpost wird digital
[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...
Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald
[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...
Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um
[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...
Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management
[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...
regisafe: Umfassendes Update
[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...
Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet
[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...
Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage
[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...