REPORTVordenken für die Bürger
Bürgerorientierung war das Thema der diesjährigen Kongressmesse Moderner Staat, die vergangene Woche (24. bis 25. November 2009) in Berlin stattfand. Von verschiedenen Seiten und auf unterschiedlichen Veranstaltungen wurde immer wieder betont, wie wichtig es ist, Verwaltungsdienstleistungen an den Bedürfnissen der Bürger auszurichten. Bundesinnenminister Thomas de Maizière, den die Süddeutsche Zeitung als Bürgerminister tituliert hat, wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass eine Verbesserung des Verhältnisses von Bürger und Staat in der Regierungserklärung festgehalten sei. Der Bürgerservice sei neben dem Effizienzprogramm der zweite Schwerpunkt bei der Modernisierung der Bundesverwaltung in den kommenden Jahren. de Maizière: „Es ist ein zentrales Anliegen der Bundesregierung, Bürgernähe, Partizipation und Servicequalität der Bundesverwaltung weiter zu verbessern.“ Und: Auf der Messe wurden auch gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Das Bundesinnenministerium und die kommunalen Spitzenverbände haben eine gemeinsame Erklärung zur weiteren Zusammenarbeit beim Projekt D115 unterzeichnet. Bis 2013 soll die einheitliche Behördenrufnummer deutschlandweit verfügbar sein.
Am Bürger orientiert
Auch für Nordrhein-Westfalen, das diesjährige Partnerland der Kongressmesse, ist Bürgerorientierung Maßstab für modernes Verwaltungshandeln. Innenminister Ingo Wolf sagte im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung: „Eine zukunftssichere Verwaltung muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Sie hat nicht nur eine ordnungswahrende Funktion, sie ist vor allem auch moderner Dienstleister.“ So ist in Nordrhein-Westfalen seit 2005 die Auflösung von 138 selbstständigen Verwaltungseinheiten beschlossen worden. Das sind etwa 13 Prozent des ehemaligen Bestandes von annähernd 1.000 Behörden. Damit werde eine deutlich vereinfachte, klar dreistufige, staatliche Aufbauorganisation realisiert. „Mehr Transparenz, weniger Doppelzuständigkeiten, zentrale Ansprechpartner für Bürger und Unternehmen sowie mehr Bürgernähe durch Verlagerung von Aufgaben zu den Kommunen: Die Menschen profitieren von diesen Reformen“, so Wolf.
Mit „Bürgerorientierung als Reformprinzip“ hatte das Land Nordrhein-Westfalen auch seinen Messeauftritt überschrieben. Zugleich war das Motto Thema der Podiumsdiskussion zum Auftakt des zweiten Messetages. Marianne Wulff, Geschäftsführerin von Vitako, der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, ist der Ansicht, dass die öffentliche Verwaltung häufig noch nicht am Bürger, seinem Kenntnisstand und seinen Möglichkeiten ausgerichtet sei. Auch wenn hier, wie KGSt-Vorstand Rainer Christian Beutel betonte, in der Vergangenheit schon große Fortschritte erzielt worden sind, muss bei der weiteren Entwicklung beachtet werden, an wen sich die Leistungen richten. Laut Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, gilt es, Prozesse von hinten zu denken und zu überlegen, ob ein Produkt auch Abnehmer finde. Axel Seidel, Geschäftsfeldleiter Public Management bei der Firma Prognos, formuliert das so: „Es müssen nicht nur bessere Leistungen bereitgestellt werden, sondern die Bedürfnisse besser befriedigt werden.“
Die IT ist eine Möglichkeit, die Kontaktstelle zum Bürger zu reformieren, so Marianne Wulff. Eine besondere Bedeutung misst die Vitako-Chefin dabei dem Mitmach-Internet zu. Sie sagt: „Wir haben noch gar nicht begriffen, was Web 2.0 für uns bedeutet und müssen aufpassen, dass die Bürger nicht an uns vorbeidiskutieren.“ Als Beispiel nennt Wulff das Online-Angebot Unortkataster Köln, bei dem Bürger Mängel im Stadtbild ortsbezogen markieren, beschreiben und bewerten können. Auf die von Bürgern realisierte Web-Plattform schaue mittlerweile auch die Stadtverwaltung. Boris von Chlebowski, Director Public Affairs bei Accenture, ist der Meinung, die öffentliche Hand könne durch Web 2.0 etwas über die Bürgerbedürfnisse erfahren, müsse sich aber auch daran beteiligen.
Gemeinsames Boot
Auch der IT-Planungsrat könne von einer Stärkung des Community-Gedankens profitieren, sagte Erwin Schwärzer, Referatsleiter Grundsatzangelegenheiten der IT und des E-Government im BMI, auf dem Kongressforum zu E-Government 2015. Es gelte, diejenigen, die Impulse geben wollen mit denjenigen zusammenzubringen, die Entscheidungen treffen können. Der IT-Planungsrat müsse sich dem Dialog öffnen.
Als Arbeitsgrundlage soll dem IT-Planungsrat die nationale E-Government-Strategie dienen, deren Ausformulierung bis April 2010 abgeschlossen sein soll. Nach Aussage von Schwärzer braucht das Gremium eine Zielsetzung, die heruntergebrochen wird auf Maßnahmen. Neben der Stärkung der politischen Mitwirkung und der Vergrößerung der Transparenz nennt Schwärzer – ganz im Sinne des Messemottos – die Nutzerorientierung als Ziel. Auch Matthias Büger, Mitglied des Hessischen Landtags und Mitinitiator der Strategie, betont die Anwendersicht. Man müsse im Blick haben, was bei Bürgern und Wirtschaft einen Mehrwert schaffe. Eine einheitliche Benutzerführung sehen sowohl Schwärzer als auch Büger in diesem Zusammenhang als sinnvoll an. Es gehe nicht darum, eine Lösung zu haben, sondern die, die bereits vorhanden sind, aufeinander abzustimmen, so Schwärzer.
Abstimmung ist bei der nationalen E-Government-Strategie aber nicht nur in technischer Hinsicht von Bedeutung. In einem bislang einmaligen Vorgang sind Bund, Länder, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Bevölkerung an der Ausformulierung beteiligt. Kay Ruge, Beigeordneter beim Deutschen Landkreistag, erklärte auf dem Kongressforum: „Den Leitsatz Koordiniertes Handeln in Eigenverantwortung hätten wir gar nicht schöner formulieren können.“ Er begrüßte das gemeinsame Marschieren auf ein Ziel hin.
Cornelius Everding, Chief Process and Innovation Officer (CPIO) von Brandenburg, verwendet noch ein anderes Bild: „Mit dem IT-Planungsrat ist ein gemeinsames Boot gebaut worden. Jetzt müssen wir nur noch in die gleiche Richtung rudern.“ Wichtig sei es, aufeinander zu hören und nicht Löcher ins Boot zu bohren. Das Podium griff Everdings Bild in der Folge immer wieder auf. Laut Büger ist es zum einen entscheidend, dass das Boot sein Ziel kennt und zum anderen muss verhindert werden, dass viele kleine Ersatzboote gebaut werden. Hier seien technische Standards ebenso vonnöten wie eine verbindliche Zusage über die gegenseitige Rolle. Schwärzer ist der Meinung, es bedarf einer Landkarte, welche die Zuständigkeiten beschreibt. Vorbild könne das Federführungsprinzip von Deutschland-Online sein.
Die ersten Eckpunkte der nationalen E-Government-Strategie sind formuliert und werden nach Angaben von Erwin Schwärzer momentan mit allen drei Verwaltungsebenen abgestimmt. Auf dem Nationalen IT-Gipfel Anfang Dezember in Stuttgart werden sie der Arbeitsgruppe 3 vorgestellt. Dabei sollen auch Impulse aufgenommen werden. Um im Bild des Bootes zu bleiben: Eine Neujustierung des Ruders wird vermutlich immer wieder notwendig sein.
Mehr Besucher
Der Kongress ist seit Jahren ein wichtiges Zugpferd der Fachmesse für den Public Sector. In diesem Jahr hat jeder zweite Besucher parallel zur Messe auch am Kongress teilgenommen. Das teilen die Messeveranstalter in ihrem Abschlussbericht mit. Fast 4.000 Spitzenvertreter aus Bund, Ländern und Kommunen (Vorjahr: 3.620) sowie 200 Aussteller (Vorjahr: 213) verzeichnete die 13. Auflage der Moderner Staat. Laut Veranstalter erzielte die Kongressmesse damit trotz Finanzkrise und einer zum Teil restriktiven Dienstreisepolitik das beste Ergebnis ihrer Geschichte. Neben dem Besucherplus von mehr als zehn Prozent zeigten sich die Veranstalter auch erfreut darüber, dass gut 50 Prozent der Besucher aus einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern Entfernung angereist waren. Im kommenden Jahr wird die Moderner Staat früher stattfinden: vom 27. bis 28. Oktober. Partnerland 2010 ist Berlin.
Infotag E-Government: Best Practices aus erster Hand
[06.03.2025] Wie sich der digitale Wandel in der Verwaltung erfolgreich gestalten lässt, können Interessierte auf dem Infotag E-Government und Digitalisierung Anfang April in Leipzig in Praxisvorträgen erfahren. mehr...
Governikus Summit: Ideen für die Verwaltungszukunft
[06.03.2025] Auf dem diesjährigen Governikus Summit vom 25. bis 26. Februar in Berlin wurde wieder über zahlreiche Ideen zur Digitalisierung der Verwaltung, der Justiz und des Gesundheitsbereichs diskutiert. Zudem formulierten die Teilnehmenden drei Wünsche an die nächste Bundesregierung. mehr...
GovTech-Gipfel: Strategien für eine moderne Verwaltung
[04.03.2025] Beim GovTech-Gipfel diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung und Digitalwirtschaft über Strategien für eine moderne und leistungsfähige Verwaltung. Neben Panels und Round Tables wurden auch Best Practices aus dem In- und Ausland vorgestellt. mehr...
Dataport: Einladung zur Hausmesse 2025
[28.02.2025] Am 6. März lädt Dataport zur Hausmesse nach Hamburg-Schnelsen ein. Fünf Bühnen, 13 Themeninseln und 30 Vorträge werden aktuelle Fragen rund um die Verwaltungsdigitalisierung aufgreifen. Auch eine Networking-Area wird angeboten. mehr...
Ems-Dollart-Region: 2. Interkommunales bijeenkomst
[27.02.2025] Kommunen in der Ems-Dollart-Region können sich am 27. März 2025 in Leer zum zweiten Mal auf der deutsch-niederländischen Veranstaltung „Interkommunales bijeenkomst“ über Themen rund um die Verwaltungsdigitalisierung austauschen. mehr...
fiberdays: Umzug in die Messestadt
[27.02.2025] Die fiberdays finden in diesem Jahr erstmals in der Messe Frankfurt statt. Mit größerer Ausstellungsfläche, neuen Themenbereichen und Fachveranstaltungen bietet sie vom 2. bis 3. April 2025 eine zentrale Plattform für Branchentrends, Innovationen und den fachlichen Austausch. mehr...
Mönchengladbach: 4. SmartCity-Summit Niederrhein
[26.02.2025] Am 13. März lädt Mönchengladbach zum vierten SmartCity-Summit Niederrhein ein. In Impulsvorträgen und Workshops geht es beispielsweise um die Entwicklung einer Stadt-App, das Thema Künstliche Intelligenz oder die Onlineausweisfunktion. Digitale Lösungen zum Anfassen gibt es außerdem auf der Expo des Summit. mehr...
Pforzheim: Smart City Days im März
[25.02.2025] Vom 10. bis 14. März finden erneut die Smart City Days Pforzheim statt. Dabei können Bürgerinnen und Bürger KI, smarte Technologien und nachhaltige Stadtentwicklung in Diskussionen, Workshops und Mitmach-Angeboten erleben. mehr...
Infotag E-Government: Tipps für kommunale Portale
[06.02.2025] Wie unterstützen Kommunalportale die optimale Bürgerkommunikation, die Realisierung von Digitalisierungsstrategien oder die Bereitstellung von Onlineservices? Praxisnahe Antworten auf diese Fragen erhalten Interessierte beim Infotag E-Government und Digitalisierung. mehr...
SCCON 2025: Expo wächst weiter
[05.02.2025] Für die Ende September in Berlin stattfindende Smart Country Convention stehen die Zeichen auf Wachstum. Die Veranstaltungsfläche wird um eine dritte Messehalle erweitert. mehr...
MACH: Innovatives Management in Bonn
[30.01.2025] Der Kongress Innovatives Management von MACH findet in diesem Jahr in Bonn statt. Am 13. Mai treffen sich Entscheider aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft im ehemaligen Bundestag, um die Frage zu erörtern, wie die öffentliche Verwaltung helfen kann, verlorenes Vertrauen in den Staat zurückzugewinnen. mehr...
Governikus Summit: Netzwerktreffen in Berlin
[30.01.2025] Ein Schwerpunkt des Governikus Summit, zu dem der Anbieter Ende Februar nach Berlin einlädt, liegt auf Netzwerken und Austausch. Der Summit setzt zudem auf einen Co-Creative-Ansatz. mehr...
Infotag E-Government: Leipziger Impulse
[29.01.2025] Praktische Einblicke und Impulse für die eigene Arbeit bietet der Infotag E-Government und Digitalisierung von Anbieter NOLIS, der am 2. April in Leipzig stattfindet. mehr...
RISER: Fachkonferenz in Berlin
[29.01.2025] Um die Zukunft der Melderegisterauskunft geht es bei der RISER-Fachkonferenz Ende März in Berlin. Im Fokus steht das 3. Gesetz zur Änderung des Bundesmeldegesetzes. mehr...
didacta: KI und Digitalisierung
[20.01.2025] Im Programm der Bildungsmesse didacta finden sich viele Vorträge, Podiumsdiskussionen, Workshops oder Sonderschauen rund um Künstliche Intelligenz und Digitalisierung. mehr...