Samstag, 15. März 2025

ReutlingenWartung optimal organisiert

[22.12.2023] Gemeindeeigentum unterliegt oft strengen Arbeitsschutzregelungen und gesetzlichen Prüfrichtlinien. Die Stadt Reutlingen hat ihr Prüf-Management mithilfe einer Software professionalisiert und behält so den Überblick über anstehende Wartungstermine.
Reutlinger Feuerwehr setzt auf den Wartungsplaner.

Reutlinger Feuerwehr setzt auf den Wartungsplaner.

(Bildquelle: Kzenon/stock.adobe.com)

Kommunen und ihre Wirtschaftsbetriebe wie Entsorgung und Stadtwerke, Bauhof, Kläranlage oder Feuerwehr nutzen zahlreiche überwachungsbedürftige Betriebsmittel – dazu gehören unter anderem Elektrogeräte und Druckbehälter, Einsatzfahrzeuge, Türen und Fenster, Feuerlöscher, Regale und Leitern, Garten- und Baugeräte oder Kremations- und Grabtechnik. Das ist auch im baden-württembergischen Reutlingen so, einer großen Kreisstadt am Fuß der Schwäbischen Alb. Die Technischen Betriebsdienste, ein Eigenbetrieb der Stadt, unterhalten mit rund 310 Mitarbeitern die technische Infrastruktur. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Verwaltung von Friedhof und Bestattungsinstitut, Abfallwirtschaft, Stadtreinigung, Winterdienst, Werkstätten sowie der Baubetrieb und die Grünpflege. Der Bereich Friedhofswesen ist für die Gestaltung und Pflege der Friedhofsanlagen mit einer Gesamtfläche von rund 40 Hektar und etwa 20.000 Gräbern zuständig. Beim Instandhaltungsmanagement arbeiten die Technischen Betriebsdienste eng mit der Feuerwehr zusammen.

Wartungen wollen gut geplant sein

Bei so vielen Betriebsmitteln und Einsatzbereichen geht der Überblick über anstehende Wartungen und Prüfungen leicht verloren. „Die Überwachung unterschiedlichster gesetzlicher Prüffristen für das Krematorium, für die Werkstätten, die Lüftungsanlagen sowie für die Elektroprüfung stellt eine große Herausforderung dar“, schildert der Abteilungsleiter Friedhöfe der Technischen Betriebsdienste Reutlingen, Jürgen Senft. Besonders kritisch sind die vorgeschriebenen Prüfungen zum Emissionsschutz und der persönlichen Schutzausrüstung. Jahrelang wurden die Termine auf Papier festgehalten – in der Folge wurden notwendige Prüfungen teils verpasst. Insgesamt war der Organisationsaufwand hoch und viel Personalkapazität wurde gebunden. Gerade zyklisch wiederkehrende Wartungen erfordern eine gute Organisation: Sind Vorbereitung und Planung nicht optimal, lässt es sich nicht vermeiden, dass Wartungsturnusse mit anderen Vorgängen kollidieren. Geräte können dann nicht genutzt werden, weil Ersatzteile fehlen; Terminabstimmungen erschweren sich, wenn die zuständigen Mitarbeiter außer Haus sind.

Zeitgemäße Software-Lösung gefordert

Hinzu kommt die verpflichtende Dokumentation der Prüfungen. Sie auf Papier vorzuhalten, stellt keine zeitgemäße Lösung mehr dar. Eine sicherheitsrelevante Instandhaltung samt rechtssicherer Dokumentation ist so auf Dauer nur schwer umsetzbar. Verstoßen Kommunen gegen die Wartungsfristen, drohen Bußgelder, im schlimmsten Fall kann der Versicherungsschutz erlöschen. Ein Schadensfall hat dann unter Umständen strafrechtliche Folgen.
Die Technischen Betriebsdienste suchten deswegen nach einer Software, mit der sich Wartungen, Kontrollen und Unterweisungen termingerecht durchführen lassen. Gewünscht wurde zudem eine vollständige Bestandsübersicht sämtlicher Prüfobjekte. Die Dokumente sollten bei den Überprüfungen schnell auffindbar sein. Zudem musste das Wartungs-Tool die Anforderungen der verschiedenen Abteilungen innerhalb der Technischen Betriebsdienste erfüllen. „Das erforderte eine einfache Dokumentation, Übersichtlichkeit und eine sinnvolle Untergliederung der Objekte“, so Senft.

Sicherheitsprüfungen rechtskonform dokumentiert

Nach einem Auswahlverfahren entschied sich die Stadt Reutlingen für den Wartungsplaner der Hoppe Unternehmensberatung. Das Tool basiert auf der DIN EN ISO 9001 und entspricht den Empfehlungen der Berufsgenossenschaften für das Prüffristen-Management. Der Wartungsplaner wurde zunächst als Einzelplatzlösung implementiert: Damit modernisierte der Technische Betriebsdienst seine Wartungsorganisation. Im Anschluss wurde er als Gesamtlösung sukzessive auf die Stadt Reutlingen ausgerollt. Mittlerweile arbeiten die Verwaltung, das Krematorium, der Betriebshof sowie die Feuerwehr mit der Lösung, weitere Einsatzfelder befinden sich in Vorbereitung.
Die Technischen Betriebsdienste haben nun einen Überblick über den Wartungszustand aller prüfpflichtigen Arbeitsmittel sowie Zugriff auf fällige Wartungstermine. Aufgaben wie Instandhaltungen, Behebung von Störungen oder Reparaturen werden dem jeweiligen Objekt zugeordnet, Ergebnisse und erhobene Daten online dokumentiert. Für die Protokolle der Sicherheitsüberprüfungen können Text-, Bild- und Sprachaufnahmen hinterlegt werden. Die Dokumentationen sind damit rechtskonform, nachvollziehbar und zentral auffindbar. Für die Kommune bedeutet das auch Rechtssicherheit: Sie kann so nachweisen, dass Prüfungen korrekt und in den vorgeschriebenen Zeiträumen stattgefunden haben.

Störanfällige Objekte nun leichter ersichtlich

Im kommunalen Wartungsmanagement spielen nun Reporting und Kennzahlen eine zunehmende Rolle, insbesondere hinsichtlich Reparaturkosten, Zeitaufwand und Abschreibung. Mit dem Wartungsplaner ist es möglich, die entsprechenden Daten auszuwerten und somit die Steuerung der Prozesse sowie die Früherkennung zu optimieren. Damit ist das Reporting entscheidend, um den Lebenszyklus der Prüfobjekte zu überwachen. Kennzahlen machen ersichtlich, ob bestimmte Objekte häufiger ausfallen als andere des gleichen Typs und welche besonders häufig zu Störungen führen. Diese können dann in Zusammenarbeit mit dem Hersteller optimiert werden.
„Mit dem Wartungsplaner können die 35 Mitarbeiter im Bereich Friedhof die mittlerweile etwa 900 Objekte sinnvoll untergliedern“, erläutert Jürgen Senft. Weitere Prüfobjekte kommen noch hinzu. Mit der Software gelingt es leichter, den Überblick zu behalten und die Prüfungen und Wartungen rechtssicher zu verwalten und zu dokumentieren. Auch die Unterweisungen der Mitarbeiter und deren Dokumentation haben sich vereinfacht.

Mehr Transparenz und wirtschaftlichere Abläufe

„Im Vergleich zu früher können wir mit dem Wartungsplaner das Prüffristen-Management deutlich besser vorausplanen und haben mit dem Programm eine komplette Übersicht über bestehende Wartungsverträge“, sagt Senft. Auch bei Defekten außerhalb der geplanten Wartung habe sich die Lösung bewährt. „Der Dokumentation ist es zu verdanken, dass wir nun genau im Blick haben, welche Wartungsarbeiten getätigt wurden.“ Da das Instandhaltungsteam auf der gleichen Datenbasis arbeitet, sind Diskrepanzen ausgeschlossen. Störungen werden nicht mehr mündlich weitergegeben, sondern in die Software eingetragen. Dadurch werden auch kleine Beeinträchtigungen an Prüfobjekten nicht vergessen. Die Transparenz hat die Arbeitsprozesse verbessert – wirtschaftlichere Abläufe unterstützen die Sicherheit. Und nicht zuletzt wird das Verwaltungshandeln in den kommunalen Betrieben optimiert.

Nadja Müller ist freie Fachjournalistin in Weinheim (Bergstraße).




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren

OWL-IT: Dresden über ITP informiert

[14.03.2025] Die Stadt Dresden plant, künftig auch den Integrierten Teilhabeplan (ITP) über die Fachsoftware FMG.soz abzubilden. Vertreter von OWL-IT haben in der sächsischen Landeshauptstadt den Prozess für ein entsprechendes Einführungsprojekt vorgestellt. mehr...

Frankfurt am Main: Weniger Papier im Wohnungswesen

[13.03.2025] Das Frankfurter Amt für Wohnungswesen ermöglicht ab sofort die digitale Erhebung der Fehlbelegungsabgabe. Mieter von Sozialwohnungen können ihre Unterlagen nun online einreichen, wodurch Kosten und Papierverbrauch gesenkt werden. mehr...

Lars Walther (links) und Oliver Dietrich vom Hanauer Bauaufsichtsamt inmitten von Aktenbergen.

Hanau: Digitaler Bauantrag jetzt Standard

[11.03.2025] 
Nach einer einjährigen Testphase wird der digitale Bauantrag in Hanau jetzt zum Standard. Damit gehört die Stadt in Hessen zu den Vorreitern. mehr...

PD-Whitepaper: Low Code in der Praxis

[10.03.2025] Wie sieht der mit vielen Erwartungen verbundene Einsatz von Low-Code-Technologien in der kommunalen Praxis tatsächlich aus? Das Beratungshaus PD hat nun einen Praxisleitfaden vorgelegt, der alle Aspekte dieses Themas beleuchtet. mehr...

Jack Russel Welpe blickt auf Hände auf Laptoptastatur

VOIS|HUND: Fachverfahren ab 2026 verfügbar

[07.03.2025] An der Entwicklung des Fachverfahrens VOIS|HUND arbeitet aktuell die KDO. Im ersten Quartal 2026 soll die neue Software zunächst in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Brandenburg eingeführt werden. mehr...

Blick auf das Ulmer Münster und Umgebung

Ulm: Beim virtuellen Bauamt vorne dabei

[27.02.2025] Die Stadt Ulm ist eine von zwei Kommunen im Land, deren Baurechtsbehörde ihre Fachverfahren bereits vollständig an das Virtuelle Bauamt Baden-Württemberg (ViBa-BW) angebunden hat. mehr...

Kreis Fulda: Kommunale Bauämter werden digital

[24.02.2025] Mittel des Landes Hessen haben Kommunen im Landkreis Fulda die Umstellung auf die digitale Bearbeitung von Bauanträgen ermöglicht. Ziel des Vorhabens war medienbruchfreies Arbeiten zwischen angehörigen Kommunen und Landkreis, das auch als die Basis für weitere Onlineangebote dient. mehr...

Berlin: Rekord bei digitalen Gewerbemeldungen

[21.02.2025] In Berlin wurden 2024 rund 106.500 Gewerbemeldungen registriert – fast 78 Prozent davon erfolgten online. Die Senatsverwaltung will das Online-Angebot weiter ausbauen, darunter digitale Sprechstunden, KI-gestützte Antragsbearbeitung und E-Payment in allen Bezirken bis Jahresende. mehr...

Kreis Saarlouis: Digitaler Bauantrag gestartet

[20.02.2025] In der Pilotkommune Kreis Saarlouis ist der Startschuss für den digitalen Bauantrag im Saarland gefallen. mehr...

Falkner mit Turmfalke

Kreis Aurich/Heidekreis/Grafschaft Bentheim: Online zum Jagdschein

[17.02.2025] In den niedersächsischen Landkreisen Aurich, Heidekreis und Grafschaft Bentheim lassen sich alle zentralen Tätigkeiten rund um den Jagdschein nun vollständig digital abwickeln. mehr...

Screenshot HADES-X Grab-Navi

Friedhofswesen: Grab-Navigator für HADES-X

[17.02.2025] Per GPS-gestützter Grab-Navigation können sich Besucher, Verwaltungsmitarbeitende, Bestatter oder Steinmetze mithilfe der Software HADES-X künftig zielsicher auf Friedhöfen bewegen. mehr...

DiAs Berlin wird von einem Mitarbeitenden des LAF Berlin in der Ankunfts- und Notunterbringungseinrichtung Tegel angewendet.

Berlin: Neues Fachverfahren zur Registrierung Geflüchteter

[14.02.2025] Das Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten hat gemeinsam mit dem ITDZ Berlin das Fachverfahren DiAs Berlin zur digitalen Registrierung Geflüchteter eingeführt. Die Lösung basiert auf DiAs NRW und wurde in nur fünf Monaten an Berliner Anforderungen angepasst und ausgerollt. mehr...

AKDB-Dataport_OKEWO_SH

Schleswig-Holstein: AKDB betreut Einwohnermeldeämter

[05.02.2025] Zum Jahresbeginn hat die AKDB vom IT-Dienstleister Dataport den Fachsupport für 28 Einwohnermeldeämter in Schleswig-Holstein übernommen, die das Fachverfahren OK.EWO einsetzen. mehr...

Oldenburg/Kaiserslautern: Schnell zum Elterngeld

[04.02.2025] Junge Eltern aus den Städten Oldenburg und Kaiserslautern können ihre Anträge auf Elterngeld ab sofort digital stellen. Ein intuitives Design führt die Eltern durch die erforderlichen Schritte, Dokumente können hochgeladen werden, die Übertragung erfolgt verschlüsselt. mehr...

Rathaus der Freien und Hansestadt Bremen, mit Arkaden und drei markanten Stufengiebeln, Deutschlandflagge wehtt, blauer Himmel.

Bremen: Online-Anmeldung für Kfz gestartet

[28.01.2025] Bremens Bürgeramt hat die internetbasierte Fahrzeugzulassung (iKfz) vollständig eingeführt. Bürgerinnen und Bürger können Fahrzeuge nun online zulassen. Mit dem System erweitert Bremen sein digitales Angebot und optimiert Verwaltungsabläufe. mehr...