Sonntag, 10. November 2024

E-PartizipationWeisheit der Vielen

[02.03.2017] Eine innovative Partizipationsmethode verbindet Präsenzveranstaltungen und Online-Beteiligung. Kommunen erhalten Rückmeldungen zu bestimmten Fragestellungen direkt von den Bürgern. Deren Antworten werden zu konkreten Ratschlägen verdichtet.
Klare Erkenntnisse zu konkreten Fragen.

Klare Erkenntnisse zu konkreten Fragen.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Kommunalpolitik hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität der Bürger vor Ort. Die Beschlüsse der Gemeinderäte und Verwaltungen sollen möglichst einen Mehrwert für die Allgemeinheit schaffen. Mit einer neuen Beteiligungsmethode will das deutsch-israelische Unternehmens Insights dazu beitragen, diese Entscheidungen inklusiv zu gestalten.
Dabei geht es darum, die Expertise von Verwaltungsmitarbeitern mit zusätzlichem Wissen von relevanten Stakeholdern (also Interessenten und Betroffene wie Bürger, Unternehmer, Vereine oder Verbände) zu ergänzen und die Entscheidungsgrundlage anzureichern. Inklusive Entscheidungsprozesse ermöglichen es, die Weisheit der Vielen zielführend und im Sinne besserer Entscheidungen für die Allgemeinheit zu nutzen.

Konstruktive Ratschläge zu konkreten Fragen

Mit der Technologie von Insights kann das Wissen hunderter Stakeholder gezielt aufgenommen und zu wesentlichen Erkenntnissen verdichtet werden. Entscheider auf kommunaler Ebene erhalten so konstruktive Ratschläge zu konkreten Fragestellungen direkt von ihren Stakeholdern – ohne hunderte Antworten lesen zu müssen. Die Besonderheit der Software-Lösung liegt darin, dass die Stakeholder aktiv an der Verdichtung der Antworten zu Erkenntnissen mitwirken können, indem sie kleine Analysearbeiten übernehmen. So sparen Kommunen wichtige Ressourcen. Sie können zudem Teilnehmer in zweifacher Hinsicht einbeziehen und so deren Identifikation mit dem Prozess weiter erhöhen. Mit einer abschließenden, personalisierten Rückmeldung erfährt der Teilnehmer, welche Erkenntnis aus dem individuellen Beitrag gewonnen werden konnte und wie dieser die Entscheidung beeinflusst hat. Um möglichst viele Personen einzubinden, wird in der Regel ein crossmedialer Ansatz gewählt. Neben der direkten Beantwortung der Fragestellung im Internet, per E-Mail oder per SMS, können Antworten auch im Rahmen von Veranstaltungen (Runde Tische, Gesprächsrunden, World Cafés) aufgenommen werden. Alle abgegebenen Beiträge werden auf der projekteigenen Insights-Plattform online zusammengeführt und transparent dargestellt.

Beteiligungsprojekte zur Müllvermeidung

In zahlreichen Beteiligungsprojekten wurde die Methode von Insights bereits angewendet. In Austin, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Texas, ging es um das Thema Müllvermeidung. Bob Gedert, Leiter der Abfallwirtschaft in der Stadtverwaltung Austin, stellte fest, dass die Recyclingquote in der gesamten Stadt nicht zufriedenstellend war. Wichtige Rohstoffe gehen so auf den Mülldeponien der Stadt ungenutzt verloren und belasten die Natur unnötig. Deshalb wurden Bürger und weitere Stakeholder eingeladen, auf die Frage „Was können wir tun, damit weniger recycelbarer Müll auf der Mülldeponie landet?“ eine Antwort abzugeben.
Um möglichst viele Menschen zu erreichen und zahlreiche Ratschläge zu der zentralen Frage zu sammeln, wurde auf eine Verzahnung von Vor-Ort-Beteiligung und Online-Beteiligung gesetzt. Über verschiedenste soziale Medien und Newsletter wurden Stakeholder zur Partizipation eingeladen. Auf der Insights-Website der Stadtverwaltung Austin konnten über mehrere Wochen Antworten abgegeben werden. Zudem wurden alle Beiträge, die bei Fokusgruppen, Runden Tischen und weiteren Veranstaltungen gesammelt wurden, mitgeschrieben und online gestellt.

Crowd-Analyse sichert hohe Qualität

Insgesamt konnten mehr als 1.200 Antworten verzeichnet werden, die in kürzester Zeit von den Teilnehmern zu elf Erkenntnissen verdichtet wurden. Dieser Ansatz der Crowd-Analyse ist effizient, transparent, kollaborativ und sichert eine hohe Qualität der Ergebnisse. Die in Austin gewonnenen Erkenntnisse enthielten dabei sowohl innovative Ideen als auch naheliegende Vorschläge zur Steigerung der Recyclingquote. Eine Erkenntnis war beispielsweise, dass in den Haushalten mehr recycelbarer Müll anfällt, als in die entsprechende Mülltonne passt. Auf diese klare Erkenntnis konnten Bob Gedert und sein Team unmittelbar reagieren und sämtlichen Bürgern, deren Antworten mit dieser Erkenntnis verbunden waren, ein personalisiertes Feedback senden. In Zukunft soll die Abholung der Recyclingtonne von einem zweiwöchigen auf einen einwöchigen Rhythmus umgestellt werden. Auch die anderen zehn Erkenntnisse bildeten eine starke Entscheidungsgrundlage für Bob Gedert und sein Team, aus denen konkrete Maßnahmen entwickelt werden konnten.

Kombination verschiedener Kanäle

Der Kreis Stendal in Sachsen-Anhalt nutzt die Technologie von Insights ebenfalls. Der Kreis ist Modellregion im Förderprogramm Land(auf)schwung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Ziel ist es, unter anderem durch Digitalisierung eine hohe Lebensqualität in der Region Altmark zu erreichen. Um die richtigen digitalen Projekte und Angebote zu unterstützen, hat der Kreis Stendal beschlossen, die Bürger einzubinden.  
Ähnlich dem Prozess in Austin wurden verschiedene Kommunikationskanäle kombiniert. Über vier Wochen konnte die Frage, wie Internet-Angebote das Leben in der Altmark verbessern können, direkt auf der Insights-Website der Kreisverwaltung oder per SMS beantwortet werden. Darüber hinaus waren die Bürger der Region am Rande des AltmarkMacher Festivals im Juni 2016 eingeladen, Antworten an Laptop-Stationen einzugeben. Durch eine frühzeitige Einbindung wurden innovative Projektideen entwickelt und ein Überblick über die Bedarfssituation gewonnen. Sinnvolle Projekte können nun vom Kreis Stendal gefördert und die Altmark digital weiterentwickelt werden.

Bildungsangebote für ältere Bürger

Abgesehen von der zentralen Bedeutung eines flächendeckenden Internet-Zugangs für die Entwicklung der Altmark, wurden von den Beteiligten verschiedenste Handlungsfelder herausgearbeitet und konkrete Lösungen entwickelt. Dabei wurden im Bereich Tourismus, der einen wichtigen Wirtschaftszweig in der Region darstellt, verschiedenste Web-Angebote vorgeschlagen, die die Suche nach Veranstaltungen und Angeboten in der Region für Touristen, aber auch für die einheimische Bevölkerung erheblich erleichtern. Ein weiterer innovativer Vorschlag war die Bereitstellung von digitalisierten Info-Points, die Touristen schnelle Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Radwegen liefern könnten. Auch die Entwicklung von E-Government-Angeboten wurde als Handlungsfeld identifiziert.
Unabhängig vom Handlungsfeld wurde betont, dass alle Angebote möglichst niederschwellig sein sollten und es zusätzlich Bildungsangebote für ältere Bürger geben sollte, um die notwendige Medienkompetenz zu vermitteln. So kann sichergestellt werden, dass auch die ältere Generation von den entsprechende Angeboten profitieren kann.

Christian Davepon und Dominik Wörner sind Mitbegründer von Insights DE.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: E-Partizipation
Screenshot des Ulmer Mängelmelders.

Ulm: Mängelmelder ist gefragt

[08.11.2024] Der Ulmer Mängelmelder wird von den Bürgern rege genutzt. Mit wenigen Klicks können sie über die entsprechende Website oder App rund um die Uhr auf Missstände im öffentlichen Raum hinweisen. Indem sie einer Kategorie zugeordnet werden, landen die Hinweise direkt in der zuständigen Abteilung bei der Stadt. mehr...

Bildschirm, auf dem die Oberfläche der Anwendung MeldooPLUS zu sehen ist.
bericht

Anliegenmanagement: Meldungen ohne Umwege

[25.10.2024] Kommunalverwaltungen und kommunale Unternehmen nutzen zunehmend digitale Lösungen für die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern. Praxisbeispiele zeigen, wie digitale Anliegenmanagementsysteme erfolgreich in Verwaltungsstrukturen integriert werden können. mehr...

Freiburg: Onlineforum gestartet

[22.10.2024] Gestern ist das Onlineforum zum Freiburger Beteiligungshaushalt gestartet. Bürgerinnen und Bürger können bis zum 8. November Vorschläge einbringen und mitdiskutieren, wie die Stadt ihr Budget gestalten soll. mehr...

Blick auf einen Bauplan.
bericht

Bauleitplanung: Rechtslücke schließen

[18.10.2024] Seit der Novelle des Baugesetzbuches ist die Bauleitplanung online zur Einsicht bereitzustellen. Verwaltungen müssen belegen, dass eine solche Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgt ist. Das Unternehmen B-Plan-Services hat hierfür eine Lösung entwickelt. mehr...

Frau mit Fahrrad sitzt auf einer Bank

Potsdam: Online am Radverkehrskonzept beteiligen

[18.10.2024] 
Ihre Ideen für Potsdams Radinfrastruktur der Zukunft können interessierte Bürgerinnen und Bürger jetzt online einbringen. Mit dem Beteiligungsvorhaben ist gleichzeitig die Testphase für die neue E-Partizipationsplattform der brandenburgischen Landeshauptstadt gestartet. mehr...

Arneburg-Goldbeck: Sag’s uns einfach als App

[17.10.2024] Ihre Mängelmelder-Plattform „Sag's uns einfach“ hat die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck jetzt durch eine App ergänzt. Dadurch soll die Bürgerbeteiligung noch einfacher werden. mehr...

Luftaufnahme der Altstadt von Hoyerswerda, vorwiegend historische Häuser mit roten Ziegeldächern, im Hintergrund Bäume, im Vordergrund ein heller Kirchturm.

Hoyerswerda: Testphase für neue Beteiligungsplattform

[16.10.2024] Um den Dialog zwischen Stadtverwaltung, Politik und Bürgerschaft effizienter zu gestalten, nutzt die Stadt Hoyerswerda künftig eine digitale Beteiligungsplattform. Von klassischen Umfragen bis hin zu Konsultationen bietet diese unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten. Die Plattform wird zunächst fünf Monate lang erprobt, um Optimierungsbedarf zu identifizieren. mehr...

Screenshot der Ideenkarte Cuxhaven

Cuxhaven: Mängelmelder kommt bei Bürgern gut an

[10.10.2024] Der vor sechs Monaten gestartete Mängelmelder der Stadt Cuxhaven wird von den Bürgern gut angenommen und sorgt in der Verwaltung für eine effizientere Bearbeitung. Über eine Ideenkarte können die Bürger seit Kurzem auch Anregungen und Verbesserungsvorschläge einreichen. mehr...

Stuhlreihe mit mehreren Personen, die einem Vortrag samt Power-Point-Präsentation folgen.
bericht

Bürgerbeteiligung: Kölner Dreiklang

[04.10.2024] Die Stadt Köln setzt seit mehreren Jahren auf eine systematische Öffentlichkeitsbeteiligung. Dabei hat sich ein Dreiklang aus passenden Werkzeugen, erforderlichen Fähigkeiten und richtiger Haltung bewährt. mehr...

Augsburg: Plattform für Bürgerbeteiligung gestartet

[30.09.2024] Die Stadt Augsburg bietet ab sofort eine digitale Plattform für die Bürgerbeteiligung an. Dort können Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung ihrer Stadt mitwirken, Ideen einbringen und sich an Umfragen sowie Online-Diskussionen beteiligen. mehr...

Die Stadt Pfungstadt führt bis 13. Oktober 2024 eine kartenbasierte Onlinebeteiligung zur Innenstadtentwicklung durch.

Pfungstadt: Ideen für die Innenstadt

[20.09.2024] Die Stadt Pfungstadt sucht Ideen für die Innenstadt von morgen und hat für die Vorschläge der Bürgerschaft eine kartenbasierte Onlinebeteiligung gestartet. mehr...

Köln: Neuauflage von un:box cologne

[12.09.2024] Den Startschuss für die zweite Auflage des digitalen Großbeteiligungsformats un:box cologne hat jetzt die Stadt Köln gegeben. Noch bis Ende September können Ideen für Kölns digitale Zukunft eingereicht werden. mehr...

Gera: Bürgerbeteiligungsmanagerin ernannt

[09.09.2024] Die Stadt Gera hat jetzt den Posten einer Bürgerbeteiligungsmanagerin geschaffen. Diese soll für mehr Transparenz bei kommunalen Entscheidungsprozessen sorgen und eine aktive Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger fördern. mehr...

Ronnenberg: Neues Online-Petitionstool

[03.09.2024] In Ronnenberg können die Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen jetzt per Online-Petitionstool an die Stadt herantragen. Wird ein bestimmtes Quorum erreicht, wird das Anliegen direkt an das zuständige Gremium weitergeleitet. Eine transparente Antwort des Bürgermeisters gibt es auch bei Nichterreichen des Quorums. mehr...

Das Land Baden-Württemberg stellt Kommunen und Behörden ab sofort Dienstleister zur Verfügung

Baden-Württemberg: Einfacher zur Bürgerbeteiligung

[07.08.2024] Das Land Baden-Württemberg hat eine große Ausschreibung für Bürgerbeteiligung abgeschlossen. Ziel ist es, Kommunen und Behörden künftig Dienstleister zur Verfügung zu stellen, die diese bei der Bürgerbeteiligung unterstützen und Kommunen davon entlasten, selbst aufwendige Vergabeverfahren durchführen zu müssen. mehr...