Freitag, 8. November 2024

MitarbeitergewinnungWettstreit ums Personal

[27.03.2014] Die öffentliche Verwaltung steht vor der Herausforderung, in Zukunft qualifiziertes Personal gewinnen und insbesondere halten zu müssen. Ein Leitfaden bietet eine gute Grundlage zur erfolgreichen Personalrekrutierung.
Kommunen müssen ihre Rekrutierungsprozesse optimieren

Kommunen müssen ihre Rekrutierungsprozesse optimieren, um im Wettstreit ums Personal mithalten zu können.

(Bildquelle: creativ collection Verlag)

Angesichts der hohen altersbedingten Personalabgänge sowie des für Arbeitgeber enger werdenden Arbeitsmarktes sind Kommunalverwaltungen gehalten, ihre Rekrutierungsprozesse zu optimieren. Im War for Personnel geht es nicht nur darum, gute Personalwerbung zu betreiben. Auch die Auswahlprozesse müssen treffsicher und sozial akzeptabel gestaltet sein; ebenfalls ist auf eine gelungene soziale Integration der neuen Beschäftigten sowie deren gute Einarbeitung zu achten. Sieben Grundsätze führen zu einer erfolgreichen Rekrutierung.

Sieben Grundsätze

Kommunalverwaltung bewerben: Basis für eine erfolgreiche Rekrutierung ist Personal-Marketing. Bei der Entwicklung und Umsetzung eines passenden Konzepts sind vier Schritte erforderlich (Behrens & Zempel, 2012): Als erstes steht die Erhebung von entscheidungsrelevanten Informationen im Vordergrund. So sind etwa die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten oder die aktuelle Personalpolitik zu analysieren. Wichtig sind auch der Bekanntheitsgrad des Arbeitgebers oder die Wünsche von Bewerbern an den künftigen Job. Dahingehend kann eine neue Studie (Bethke & Gourmelon, 2013) Informationen liefern: Für Abiturienten ist der Spaß im Beruf das wichtigste Berufswahlkriterium, wichtiger noch als die Arbeitsplatzsicherheit. Unter Berücksichtigung der gewonnenen Informationen müssen im zweiten Schritt Festlegungen getroffen werden, welches die Grundzüge einer zukünftigen Personalpolitik sind. Die Organisation positioniert sich als Marke auf dem Arbeitgebermarkt. Der Köder (die Marke) muss dem Fisch (potenziellen Bewerber) schmecken, nicht notwendigerweise dem Angler (Personal-Manager). Dreh- und Angelpunkt aller werberischen Maßnahmen im dritten Schritt ist die Kommunikation der Arbeitgebermarke sowie der zu besetzenden Stellen. Hierfür sind kreative Kampagnen zu entwickeln und angemessene Kanäle zu verwenden. Aktuell wird intensiv über die Nutzung von Facebook diskutiert. Die Studie (Bethke & Gourmelon, 2013) zeigt jedoch, dass junge Menschen die Informationsquelle Facebook als weniger nützlich als erwartet erleben. Traditionelle Kommunikationskanäle erweisen sich oftmals als hilfreicher. Schließlich müssen im vierten Schritt die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin geprüft werden.

Anforderungen beschreiben: Grundlage für einen qualitativ hochwertigen Auswahlprozess ist die genaue Analyse der Anforderungen an den künftigen Stelleninhaber. Der Auswählende soll eine zutreffende Vorstellung von der Arbeit des neuen Mitarbeiters haben.

Immun gegen Stereotype: Oftmals werden Auswahlentscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen. Dabei ist jedoch die Gefahr groß, dass die Entscheidungen durch Vorurteile, Stereotypien und Sympathie beeinflusst werden und so zu Benachteiligungen einzelner Personengruppen führen. Damit die Auswahlentscheidungen möglichst objektiv und benachteiligungsfrei gefällt werden, sind bei der Planung des Auswahlprozesses Entscheidungsregeln festzulegen.

Vielfalt an eignungsdiagnostischen Instrumenten nutzen: Üblicherweise werden in Auswahlverfahren des öffentlichen Sektors Interviews genutzt. Bei Nachwuchskräften werden diese im Vorfeld oft noch durch Tests ergänzt. Situative Verfahren, Persönlichkeitsfragebogen, Integritätstests, Arbeitsproben, Postkörbe und andere eignungsdiagnostische Verfahren werden im öffentlichen Sektor selten verwendet. Durch die Kombination wird jedoch die Treffsicherheit der Auswahlentscheidung optimiert.

Selbstselektion fördern: Bei der Strategie der Selbstselektion besteht der Grundgedanke darin, dass der Bewerber selbst ein hohes Interesse daran hat, die Eignung für eine bestimmte Tätigkeit festzustellen. Der Auswählende ist ihm Partner dabei, mehr über die Tätigkeit und sich selbst herauszufinden und dann gemeinsam gültige Schlüsse hinsichtlich der Eignung zu ziehen.

Gut ausgebildete Personalauswählende: Hochwertige Auswahlverfahren können nur durch qualifizierte Personalauswählende gestaltet und durchgeführt werden. Im öffentlichen Sektor sind die Kompetenzen der Personalauswählenden nicht optimal ausgeprägt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Notwendig sind spezielle Fortbildungen.

Systematische Personaleinführung: Kommunen müssen sich auch darum kümmern, das einmal gewonnene Personal zu halten und dessen Leistungsfähigkeit und -bereitschaft zu fördern. Eine besonders kritische Situation ist dabei die Einführung neuer Mitarbeiter in den Betriebsalltag, denn hier werden die Weichen für die spätere Einstellung zur Arbeit, zu den Kollegen und Vorgesetzten gestellt.

Keine Zauberei

Diese sieben Grundsätze bieten Kommunen eine gute Grundlage, um sich erfolgreich und nachhaltig am Arbeitsmarkt zu behaupten. Für deren Realisierung bedarf es keiner Zauberei oder unbegrenzter Mittel, sondern des eindeutigen Willens der Personalverantwortlichen.

Professor Dr. Andreas Gourmelon lehrt und forscht an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen.


Stichwörter: Personalwesen, Recruiting


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Personalwesen
Männliche Hand hält stilisierte Glühbirne mit dem Wort AI

Frankfurt am Main: KI-Inforeihe für Mitarbeitende

[18.10.2024] Um ihre Mitarbeitenden fit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu machen, hat die Stadt Frankfurt am Main jetzt unter dem Titel „KI oder nicht KI – das ist hier die Frage“ verschiedene Informations- und Weiterbildungsangebote gestartet. mehr...

Bayern: Erste Digitalwirte zertifiziert

[02.09.2024] An der Bayerischen Verwaltungsschule wurde der erste Lehrgang der Weiterbildung zum Digitalwirt beendet. Als Botschafter der modernen Demokratie sollen die Absolventen künftig ihre Kommunen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten. mehr...

Bayern: Erste Digitalwirte zertifiziert

[31.08.2024] An der Bayerischen Verwaltungsschule wurde der erste Lehrgang der Weiterbildung zum Digitalwirt beendet. Als Botschafter der modernen Demokratie sollen die Absolventen künftig ihre Kommunen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten. mehr...

Hochschulen Offenburg und Kehl starten Studiengang zu Digital Public Management.

Hochschulen Offenburg/Kehl: Studiengang zu Digital Public Management

[29.08.2024] Die Hochschulen Offenburg und Kehl bilden ab dem Wintersemester 2025/2026 gemeinsam Fachkräfte im Bereich Digital Public Management aus. Der IT-Dienstleister Nagarro bringt in den neuen Studiengang konkrete Anwendungsfälle aus der Praxis ein. mehr...

Christin Brinkhaus und René Papendick vom Fachbereich Personal

Borken: Bewerbung per WhatsApp

[28.08.2024] In der Stadt Borken können sich Interessierte ab sofort auch über WhatsApp auf offene Stellen der Stadtverwaltung bewerben. Dieser Schritt soll den Zugang zu Stellenangeboten erleichtern und den Prozess für Bewerberinnen und Bewerber flexibler gestalten. mehr...

Sailing City Kiel segelt auf Reformkurs.

Kiel: Navigate the Future

[08.08.2024] Angesichts zahlreicher aktueller Herausforderungen wächst der Druck auf die öffentliche Verwaltung, sich zu modernisieren. Wie das gelingen kann, zeigt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel, die sich schon länger auf Reformkurs befindet. mehr...

Eine Übersicht über die Stellenangebote der Stadt Hannover bietet das neue Karriereportal der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Hannover: Karriereportal gestartet

[15.07.2024] Hannover modernisiert schrittweise sein Personalmanagement und hat im Zuge dessen nun ein neues Karriereportal vorgestellt. Für einen modernen, effizienten und vollständig digitalen Bewerbungsprozess setzt die niedersächsische Landeshauptstadt zudem auf die Fachsoftware NOLIS | Recruiting.
 mehr...

Die Mission Personal-Geschäftsführer Marvin Staufenberg (links) und Tim Haver (rechts).

Digitale Mitarbeitergewinnung: Honorar nur bei Vertragsabschluss

[12.07.2024] Die Personalgewinnung ist für Kommunen unerlässlich, gestaltet sich aber derzeit schwierig. Marvin Staufenberg und Tim Haver, geschäftsführende Gesellschafter der Agentur Mission Personal, erklären, wie gezielte Online- und Social-Media-Kampagnen helfen können. mehr...

Die Stadt Gütersloh hat ihre neue Karriere-Website freigeschaltet.

Gütersloh: Karriere-Website freigeschaltet

[01.07.2024] Eine neue Karriere-Website hat jetzt die Stadt Gütersloh online gestellt. Sie bündelt alle Informationen für Berufserfahrene, Berufsanfänger und Auszubildende. Interaktive Stadtkarte, Videos und Fotos sollen zum Entdecken der Berufsvielfalt einladen. mehr...

Nolis: Neue Kunden für Recruiting-Lösung

[29.05.2024] Anbieter Nolis konnte mehrere neue Kunden für seine Lösung NOLIS | Recruiting gewinnen, die damit ihr Stellenbesetzungsverfahren digitalisieren. mehr...

Offene Flächen fördern den kommunikativen Austausch.

New Work: Büro der Zukunft

[30.04.2024] Seit Ende vergangenen Jahres testet der hessische IT-Dienstleister ekom21 in einem Pilotprojekt in Kassel mit rund 50 Mitarbeitenden eine ganz neue Arbeitswelt. Die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend. mehr...

Kreis Mayen-Koblenz: Freude über den gelungenen Start der MYK-Akademie.

Kreis Mayen-Koblenz: Weiterbildung online

[24.04.2024] Die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz legt einen Fokus auf Mitarbeiterförderung und möchte mit dem Online-Weiterbildungsangebot MYK-Akademie eine neue Marke als moderner Arbeitgeber etablieren. mehr...

Der Startschuss für das Qualifizierungsprogramm der Stadt Ludwigshafen ist offiziell gefallen.

Ludwigshafen: Zukunftskompetenzen vermitteln

[18.04.2024] Mit ihrem Projekt „Vernetzung und Kompetenzentwicklung im öffentlichen Dienst“ setzt die Stadt Ludwigshafen Maßstäbe in der Personalentwicklung. Die Stadt bietet ihren Beschäftigten bedarfsorientierte Fortbildungen, die sich an einem zuvor entwickelten Kompetenzmodell orientieren. mehr...

KI kann etwa bei der Vorauswahl geeigneter Bewerber helfen.

Personalwesen: KI hilft beim Recruiting

[11.04.2024] Die Bewältigung des Arbeitskräftemangels entscheidet über die künftige Leistungsfähigkeit der Kommunen. Mithilfe Künstlicher Intelligenz lassen sich Prozesse nicht nur mit weniger Personal abwickeln, auch das Personal-Management selbst kann optimiert werden. mehr...

Kaiserslautern: Neues Referat für die Digitalisierung

[21.03.2024] Die Stadt Kaiserslautern hat die Einrichtung eines neuen Referats für Digitalisierung und Innovation beschlossen. Das soll helfen, die Digitalisierung voranzutreiben. mehr...