Donnerstag, 5. Dezember 2024

SAPWir starten optimistisch ins Jahr

[14.01.2013] Passgenaue Software für die öffentliche Verwaltung verspricht das Unternehmen SAP. Über IT-Trendthemen und Treiber bei der Verwaltungsmodernisierung sprach Kommune21 mit Ralph-Peter Rembor, Leiter des Geschäftsbereichs Public Services bei SAP Deutschland.
Dr. Ralph-Peter Rembor

Dr. Ralph-Peter Rembor, Leiter des Geschäftsbereichs Public Services bei SAP Deutschland.

(Bildquelle: SAP)

Herr Dr. Rembor, SAP hat für 2012 gute Zahlen gemeldet. Gilt dies auch für das Geschäft mit der öffentlichen Hand?

Wir sind tatsächlich sehr zufrieden mit dem bisherigen Geschäftsverlauf im Bereich Public Services und zwar über alle Branchen hinweg, also Bund, Länder, Kommunen sowie Sozialversicherung und Gesundheitswesen. Beim Geschäft mit den Kommunen kommen Sondereffekte zum Tragen, etwa im Zusammenhang mit der Rekommunalisierung.

Sie profitieren auch davon, dass immer mehr Kommunen Stadtwerke gründen?

Ja. Wir überlegen nun, ob unsere Lösungen für Stadtverwaltungen und kommunale Betriebe wie Stadtwerke, Verkehrsbetriebe oder Unternehmen der Abfallwirtschaft, nicht stärker integriert werden können. Es wäre beispielsweise sinnvoll und eine Ausweitung des Service-Angebots, wenn die E-Government-Dienste der Stadtverwaltung und die Dienstleistungen der kommunalen Betriebe auf einer Plattform angeboten werden könnten. In diesem Jahr wollen wir hier die Synergien stärker nutzen, sowohl in der Produktentwicklung als auch im Vertrieb.

Wo liegen die Gründe für den Erfolg?

Entscheidend ist, dass SAP sehr passgenau die Anforderungen öffentlicher Verwaltungen und kommunaler Betriebe umsetzt. Beispiele sind unsere Lösungen für das Rechnungswesen oder das Personal-Management. Diese sind auf die Bedürfnisse der Verwaltung ausgerichtet und berücksichtigen alle Besonderheiten des öffentlichen Dienstes. Wir haben bei der Entwicklung aller Produkte für den Public Sector die spezifischen Abläufe der öffentlichen Verwaltungen beachtet, wir verstehen diese Prozesse und sprechen die Sprache der Kunden.

Welche Aufträge im kommunalen Bereich würden Sie besonders hervorheben?

Ich nenne hier einen wichtigen Erfolg: Mitte 2012 haben wir die ITK Rheinland als Kunden gewonnen. Die Verbandsmitglieder des IT-Dienstleisters, darunter auch die Stadt Düsseldorf, werden im Rahmen eines Migrationsprojekts ihr bisheriges Finanzverfahren auf die Lösung DZ-Kommunalmaster Doppik der Datenzentrale Baden-Württemberg umstellen.

Wie bewerten Sie die Umstellung auf das neue Rechnungswesen in den Kommunen, ist die Doppik aus Ihrer Sicht überhaupt noch ein Thema?

Der große Trend ist die Doppik nicht mehr. Viele Kommunen sind ja bereits umgestiegen. Jetzt lautet die Frage, wie die Daten des Finanzwesens mittels Business-Intelligence-Lösungen zur Steuerung genutzt oder im Sinne von Open Government frei zugänglich gemacht werden können.

„Jetzt lautet die Frage, wie die Daten des Finanzwesens zur Steuerung genutzt werden können.“

Ist dies schon angekommen in den Kommunen?

Die Themen Business Intelligence und Open Data haben sich zwar noch nicht richtig materialisiert. Sie werden aber dennoch eine Rolle spielen, weil Verwaltung und Politik für die Bürger transparenter werden. Mit den doppischen Anwendungen im Finanzwesen sind jedenfalls die Grundlagen dafür gelegt. Wir bieten Steuerungsinstrumente für die Verwaltungsspitze und die Gemeinderäte sowie für den gesamten Konzern Kommune unter Einbeziehung der kommunalen Betriebe an. Mit unseren Werkzeugen können zudem relevante Daten für die Bürger aufbereitet und veröffentlicht werden.

Die IT-gestützte Vorgangsbearbeitung könnte die Doppik als Trendthema ablösen. Werden sich Dokumenten-Management-Systeme flächendeckend in den Ämtern und Behörden durchsetzen?

Um dieses schwierige Thema kümmern wir uns schon sehr lange und haben die Erkenntnis gewonnen, dass die Vorgangsbearbeitung sehr stark von den jeweiligen fachlichen Anforderungen abhängt. Eine Personalakte unterscheidet sich von einer Steuerakte oder Akten im Bauamt. Es wird also keine generelle Lösung geben. Keines unserer Projekte hat zum Ziel, ein IT-gestütztes Vorgangsbearbeitungssystem verwaltungsweit einzuführen. Wir konzentrieren uns auf einzelne fachspezifische Vorhaben, ein Beispiel ist die Einführung der elektronischen Bauakte in der Stadt Wolfsburg.

Welche Themen und Technologien werden das Jahr 2013 prägen? Mobile Lösungen sind derzeit der Hype. Gilt dies auch für die Ämter und Behörden?

Wir meinen ja. Erste Schritte sind gemacht, es gibt heute schon viele Städte, die Apps veröffentlicht haben. Wie beim E-Government wird es eine Diskussion geben, welche Informationen und Daten über mobile Geräte zugänglich gemacht werden sollen. Ich gehe davon aus, dass künftig über mobile Anwendungen auch E-Government-Verfahren abgewickelt werden. Es gibt noch einen weiteren Aspekt: Auch die Kommunen müssen sich damit auseinandersetzen, dass Mitarbeiter ihre eigenen Smartphones mitbringen und nutzen wollen. Es müssen also Infrastrukturen geschaffen werden, mit denen diese Geräte professionell verwaltet und sicher ins städtische Netz eingebunden werden können.

Big Data ist ein weiteres wichtiges IT-Thema. Was leistet die Datenbanktechnologie SAP HANA und welche Einsatzbereiche gibt es dafür in der öffentlichen Verwaltung?

Mit SAP HANA können in kürzester Zeit große Datenmengen aus unterschiedlichsten Quellen abgefragt und analysiert werden. Da die Daten nicht auf Festplatten, sondern im Arbeitsspeicher liegen, geschieht dies in Echtzeit. Anwendungen mit SAP HANA gibt es auch für den Geschäftsbereich Public Services, wenn auch nicht überall mit der gleichen Ausprägung. Wertvolle Dienste leistet SAP HANA überall dort, wo massenhaft Daten anfallen, etwa in Statistischen Ämtern, bei der elektronischen Rechnungsstellung oder der Analyse von Verkehrsströmen. Wenn die Stadtwerke verstärkt intelligente Zähler einbauen, werden auch hier Massendaten generiert, die dazu genutzt werden, Energieverbräuche zu steuern. Im Bereich Gesundheitswesen läuft ein SAP-Projekt bei der Berliner Charité, bei dem Genom-Informationen analysiert werden, um Krebstherapien zu entwickeln. Dies sind nur erste Beispiele. Wir glauben, dass es in Zukunft sehr viel mehr Anwendungsbereiche für unsere Datenbanktechnologie SAP HANA geben wird.

Was sind aus Ihrer Sicht die Treiber für die weitere Modernisierung der öffentlichen Verwaltung?

Das Thema Mobility wird ein Treiber sein, weil sich die Möglichkeiten mit den unterschiedlichen Plattformen wie iPhone, Android und jetzt auch Windows 8 vervielfältigt haben. Es gibt nun eine große Auswahl an einfach handhabbaren Geräten und Anwendungen. Die Kommunen müssen darauf reagieren, dass bald jeder Bürger ein Smartphone hat und mobile Anwendungen anbieten. Ein weiterer Trend ist die Konsolidierung, sowohl im finanziellen als auch im organisatorischen Sinn. Der Sparzwang wird die öffentlichen Haushalte weiter prägen. Hier kommt Cloud Computing ins Spiel, weil damit gewaltige Skaleneffekte möglich werden. Und die Open-Government-Bewegung wird sich verstärken, weil immer mehr Bürger danach fragen, welche Daten die Verwaltung hat und was damit geschehen kann.

Wie sind die Perspektiven für 2013?

Wir starten optimistisch ins Jahr. Es wird eine Reihe von Investitionen geben, dabei gehen Mobility, Big Data und Business Intelligence ineinander über. Das sind die Themen, die uns antreiben werden.

Interview: Alexander Schaeff




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