Freitag, 31. Januar 2025

Künstliche IntelligenzWo nützt KI?

[11.04.2023] Die Diskussion um ChatGPT ist nur die Spitze eines Hypes um Künstliche Intelligenz. Der Nutzen von KI-Systemen für Kommunalverwaltungen ist zwar noch begrenzt, erste Anwendungen werden aber bereits erfolgreich eingesetzt.
Das Dialogsystem ChatGPT löste eine weltweite KI-Welle aus.

Das Dialogsystem ChatGPT löste eine weltweite KI-Welle aus.

(Bildquelle: FAMILY STOCK/stock.adobe.com)

Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) haben im vergangenen Jahr einen großen Sprung nach vorne gemacht. Während die Bilderkennung mit KI schon seit einiger Zeit brauchbare Ergebnisse liefert, begann der aktuelle KI-Hype im Frühjahr 2022 zunächst mit Text-Bild-Generatoren, die mit Millionen von Bildern aus dem Internet trainiert wurden. Aus kurzen, komplexen oder absurden Wortkombinationen liefern sie auf Knopfdruck erstaunliche Ergebnisse – von abstrakten Farbkombinationen über fotorealistisch anmutende Grafiken bis hin zu Videosequenzen. Noch fasziniert von Dall-E, Midjourney und Stable Diffusion ging die weltweite KI-Welle ab November 2022 in eine anhaltende Euphorie und Diskussion um ChatGPT über, ein prototypisches Dialogsystem, das nicht nur gesprächsähnliche Situa­tionen imitieren, sondern beispielsweise auch Business-Pläne, studentische Seminararbeiten oder einfachen Programm-Code erstellen kann.
Viele der derzeit medial gehypten KI-Prototypen können kreative Ideengeber sein oder zu Gedankenexperimenten anregen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch häufig, dass der Nutzen für die Kommunalverwaltung begrenzt und eine Einsatzfähigkeit in vielerlei Hinsicht (noch) nicht gegeben ist. Die Gründe hierfür reichen von zweifelhafter Datenherkunft über Black-Box-Eigenschaften und (Un-)Zuverlässigkeit der Modelle bis hin zu fragwürdiger Genauigkeit oder fehlender Faktizität der Ergebnisse. Manchmal sind die Resultate widersprüchlich, fehlerhaft oder schlicht unbrauchbar. Potenziell können Ergebnisse unter anderem Urheberrechte oder gewerbliche Schutzrechte verletzen oder aufgrund von Bias-Effekten, beispielsweise durch nicht qualitätsgesicherte Eingangsdaten, Einseitigkeiten oder unerwünschte Verzerrungen aufweisen.

KI unterstützt Kommunen

Während sich die Europäische Union noch in den Trilog-Verhandlungen für eine KI-Verordnung befindet und der ethische Einsatz von KI-Systemen gesellschaftlich verhandelt werden muss, werden KI-Systeme auch in der kommunalen Verwaltung bereits erfolgreich genutzt. Nach dem Trend des maschinellen Sehens, etwa bei der Erkennung von Kfz-Kennzeichen oder Straßenschäden, der vorausschauenden Wartung oder der Befliegung von Waldbeständen, folgen nun – leicht zeitversetzt, aber dem allgemeinen Trend folgend – in größerem Umfang Prototypen zur Text- und Sprachverarbeitung.
Neben Ansätzen zum automatisierten Posteingang oder zur automatisierten Ablage (mit und ohne KI) sind zum Beispiel DeepL als Übersetzungstool oder SUMM zur Umwandlung von Text in Leichte Sprache bereits im Einsatz. DeepL Write (beta) kann die Textgestaltung verbessern. Und in weiteren Pilotprojekten werden KI-Systeme entwickelt, die durch Gendering von Texten und der Erkennung von Eigennamen zum Schwärzen von Textpassagen den Büroalltag erleichtern.
Simulationen und Vorhersagen werden dem Trend entsprechend weiter an Bedeutung gewinnen – etwa bei der Entscheidungsunterstützung oder als intelligente Energiesysteme für Gebäude. Die Kombination von KI und Daten (Sensor-, Verkehrsfluss- und Wetterdaten) eröffnet neue Möglichkeiten, beispielsweise für einen intelligenten Winterdienst, der in der Stadt Regensburg erprobt werden soll. Vorausschauend verbinden KI-Systeme Wirtschaftlichkeit und Effizienz in Verantwortung gegenüber dem Menschen. So nutzt der Entsorgungsbetrieb Berlin Recycling eine Software, die erfolgreich die Optimierung der Tourenplanung unter Berücksichtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter übernimmt.

Datenkompetenz wird unerlässlich

Projekte zu individuellen Lernbegleitern, intelligenten Beratungssystemen und Pflegerobotern zeigen, dass KI-Systeme immer näher an den Menschen heranrücken. Weitblick beweist die Stadt Kempten, die sich als Nachnutzerin am EU-geförderten Projekt AiRMOUR zur medizinischen Notfallversorgung durch Drohneneinsatz beteiligt. Interkommunale Zusammenarbeit, Mobilität und Gesundheit werden hier als Trends erfasst und gezielt genutzt. Das frühzeitige Erkennen von Technologietrends wird zu einer wichtigen Kompetenz der Kommunalverwaltung der Zukunft.
Der Schlüssel zur Anwendung von KI sind nach wie vor Daten und der kompetente Umgang mit ihnen. Daten sind allgegenwärtig und entscheiden über die Deutungshoheit in vielen Lebensbereichen. Somit wird Datenkompetenz zu einem notwendigen Bestandteil des Berufsbilds der Mitarbeitenden in der Kommunalverwaltung. Datenkompetenz (Data Literacy) und KI-Know-how sind unerlässlich, um KI-Systeme überhaupt als solche zu erkennen sowie Wirkungsweisen und Ergebnisse beurteilen zu können. Für den Kompetenzerwerb mag ein Online-Kurs für einen ersten Eindruck ausreichen, er kann aber die praktische Arbeit mit Datensätzen und die daraus gewonnenen Erfahrungen nicht ersetzen. Data Literacy ist eine der Schlüsselqualifikationen des 21. Jahrhunderts.

Kein vorübergehendes Phänomen

Die KI-Verordnung der Europäischen Union wird voraussichtlich Ende des Jahres oder Anfang 2024 in Kraft treten. Der gesellschaftliche Diskurs über die Auswirkungen und den Einsatz von KI-Systemen ist noch nicht abgeschlossen, die rasante technische Entwicklung wird sich voraussichtlich fortsetzen. Mit Kagi, Neeva und you.com zeichnet sich ein Paradigmenwechsel in der Internet-Suche ab; und die weiterentwickelte Version 4 des GPT-Sprachmodells wurde Mitte März vorgestellt.
Text- und Sprachverarbeitungs­systeme werden durch die Verwendung verlässlicher Daten und vertrauenswürdiger Modelle hoffentlich an Qualität gewinnen und damit auch für den Einsatz in der öffentlichen Verwaltung attraktiver werden. Weltweit werden insbesondere Entwicklungen im Bereich der so genannten Embodied Intelligence erwartet, bei der Künstliche Intelligenz und Robotik weiter verschmelzen. KI wird kein vorübergehendes Phänomen sein.

Tabea Hein ist Expertin für KI im öffentlichen Sektor und lehrt als Academic Teacher an der IU Internationale Hochschule im Masterstudiengang Public Management zu neuen Technologien, neuen Arbeitsformen sowie Smart City/Smart Region.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Ein Mann tippt über seiner Laptoptastatur schwebende E-Mail-Icons an.
bericht

Leipzig: Erfolgsfaktor Kommunikation

[31.01.2025] Die Leipziger Stadtverwaltung hat ihr E-Mail-System von Lotus Notes auf Microsoft Exchange umgestellt und eine zentrale E-Mail-Archivierung eingeführt. Eine transparente Kommunikation hat das Gelingen des umfassenden Projekts gesichert. mehr...

Materna Virtual Solution: So verändert sich das mobile Arbeiten

[31.01.2025] Mit zunehmender technischer Entwicklung verlagert sich die Arbeit verstärkt auf mobile Geräte. Materna Virtual Solution identifiziert fünf Trends, die im Jahr 2025 maßgeblich das Arbeiten prägen werden – von KI und Datensouveränität bis hin zu Sicherheitslösungen und Mixed Reality. mehr...

Innenminister Michael Ebling (l.) und der Präsident der Universität Koblenz, Prof. Dr. Stefan Wehner, bei der Übergabe einer Urkunde.

Rheinland-Pfalz: Digitalisierung von Kulturerbe

[29.01.2025] Rheinland-Pfalz fördert die Digitalisierung des kulturellen Erbes: Mit rund 284.000 Euro unterstützt das Land das Projekt KuLaDig RLP bis 2026. Ziel ist es, Kommunen – insbesondere im ländlichen Raum – zu helfen, kulturelle Besonderheiten digital zu erfassen und multimedial aufzubereiten. mehr...

Panoramablick über Berlins Innenstadt, in der Mitte der Fernsehturm, im Hintergrund dramatische Wolken

Berlin: Start-ups und Verwaltung zusammenbringen

[27.01.2025] GovTech-Start-ups können die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung wirksam unterstützen. Die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung will dieses Potenzial noch besser nutzen und hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wie die Zusammenarbeit gelingt. mehr...

Gruppe von neun personen steht in einem gelb gestrichenen Raum, vor sich ein Transparent mit der mehrfarbigen Aufschrift "Digitaltag".

Landkreis Regensburg: Spitze bei Digitalisierung

[22.01.2025] Der Landkreis Regensburg zieht eine positive Bilanz zur bisherigen Verwaltungsdigitalisierung. In vielen Bereichen ist er ein Vorreiter in Bayern. Digitale Dienstleistungen werden stark genutzt, und KI sowie Prozessautomatisierung schaffen Ressourcen für besseren Bürgerservice. mehr...

Screenshot der Parkbest-App, die eine Parkscheibe auf dem Bildschirm eines Smartphones anzeigt. Ein zweiter Smartphonebildschirm zeigt eine Straßenkarte an, in die die aktuelle Position eines Fahrzeugs eingeblendet ist.

Limburg an der Lahn: Digitale Parkscheibe

[16.01.2025] In einem Pilotprojekt testet Limburg an der Lahn die Digitale Parkscheibe des Unternehmens Park Best. Interessierte können die Parkscheibe mit wenigen Klicks in einer App aktivieren, die auch die aktuelle Parksituation vor Ort anzeigt und die Nutzer an die Parkzeit erinnern kann. mehr...

porta westfalica OWL-IT-abschlussbericht_digitalstrategie

Porta Westfalica: Strategisch digital mit OWL-IT

[14.01.2025] Auf dem Weg zur digitalen Verwaltung ist die Stadt Porta Westfalica gemeinsam mit Dienstleister OWL-IT weitergekommen und hat eine gesamtstädtische Strategie für Digitalisierung und Wissensmanagement erarbeitet. mehr...

Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Grund

Ko-Pionier-Preis: Besser nachnutzen

[10.01.2025] Der Ko-Pionier-Preis will die Nachnutzung innovativer Verwaltungslösungen fördern. Verwaltungen, die Lösungen erfolgreich übernommen haben, können sich bis 14. Februar 2025 bewerben. Die Preisverleihung findet im März 2025 im Rahmen des Kongresses Digitaler Staat statt. mehr...

Screenshot, der die drei Webinarteilnehmer zeigt.
bericht

Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo

[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...

Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet

[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...

Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Hintergrund

Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen

[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...

Winterlandschaft Nordschweden

In eigener Sache: Wir machen Winterpause

[23.12.2024] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 6. Januar 2025. mehr...

Marcus Witzke vom Fraunhofer FOKUS, Beauftragte Regina Vollbrecht und Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner beim Start der Indoor-Navigation everGuide im Bezirksamt Reinickendorf.

Berlin: Bezirksrathaus mit Indoor-Navi

[13.12.2024] Im Rathaus in Berlin-Reinickendorf erleichtert eine barrierefreie Indoor-Navigation die Orientierung. Die App everGuide vom Fraunhofer FOKUS ermöglicht Besucherinnen und Besuchern – ob blind oder sehend – eine präzise Navigation zu Räumen, Aufzügen und Ausgängen. mehr...

Screenshot aus dem Bayernportal

Regensburg: Bei der Digitalisierung weit vorne

[12.12.2024] Regensburg bietet inzwischen 327 digitale Verwaltungsleistungen an und erreicht Platz 2 im bayerischen Digitalranking. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommen die Services gut an, wie die Nutzerzahlen zeigen. mehr...

Illustration in hellen, freundlichen Farben: Blick in einen Kita-Raum aus Vogelperspektiv, auf dem Boden spielen Kinder und viel Spielzeug liegt herum.

Magdeburg: Kitas präsentieren sich neu im Netz

[09.12.2024] Magdeburger Eltern, die ihre Kinder bei einer kommunalen Kita anmelden möchten, finden die benötigten Informationen nun gebündelt und übersichtlich auf einer neu eingerichteten Website. mehr...