Donnerstag, 5. Dezember 2024

GelsenkirchenZentral und mandantenfähig

[20.04.2020] Vom Stadtmarketing bis zum Bürgeramt: In der Stadt Gelsenkirchen greifen 175 Anwender auf das digitale Barkassensystem zu. Statt auf Einzellösungen setzt die Kommune auf eine mandantenfähige zentrale Software.
Eines der BÜRGERCenter der Stadt Gelsenkirchen befindet sich im Hans-Sachs-Haus.

Eines der BÜRGERCenter der Stadt Gelsenkirchen befindet sich im Hans-Sachs-Haus.

(Bildquelle: Stadt Gelsenkirchen)

Kontaktloses Bezahlen mit Karte: In der Stadtverwaltung Gelsenkirchen ist das dank moderner EC-Terminals kein Problem. Rund 1.200 Artikel umfasst das Leistungssortiment der nordrein-westfälischen Kommune, von der Gebühr für die Kfz-Zulassung über Tickets bis hin zur Gelsenkirchen-Tasse. Ein reibungsloser Zahlungsfluss ist an diesen stark frequentierten Stellen unverzichtbar. Um täglich tausende Zahlungsvorgänge effizient verbuchen und quittieren zu können, wurden dem zentralen Kassen- und Einnahmen-Management-System klassische Bargeldkassen vorgeschaltet. Als Barkassensystem hat sich Gelsenkirchen für die Software Quittierer aus dem Hause Platinbaum entschieden. Dafür Sorge zu tragen, dass diese reibungslos funktioniert, ist Aufgabe von Harald Wischnewski, Berater für Fachanwendungen bei der gkd-el, dem IT-Dienstleister der Stadt. Ein Pluspunkt der Software ist die Nutzerfreundlichkeit. Kernstück ist eine Oberfläche, die an Office-Anwendungen von Microsoft erinnert.

Selbsterklärende Anwendung

Als der Quittierer im vergangenen Jahr eingeführt wurde, habe den Mitarbeitern eine halbstündige Schulung ausgereicht, berichtet Wischnewski. Eine weitere 30-minütige Schulung gab es für die Führungskräfte in den jeweiligen Abteilungen. Sie können Rahmendaten direkt in der Software selbst ändern. So lassen sich beispielsweise Öffnungszeiten oder Kontaktdaten auf Quittungsvorlagen schnell anpassen. „Die Anwendung ist selbsterklärend und menügesteuert“, erklärt Wischnewski. Für ihn als Administrator ist es ein großer Vorteil, nicht jede Kleinigkeit selbst machen zu müssen. Bevor Gelsenkirchen auf das neue Barkassensystem umstieg, startete die Kommune eine Pilotphase mit drei Fachanwendungen. Der Testlauf fand in dem Bereich statt, der das Kassensystem am intensivsten nutzt: „Die Bürgerdienste haben die Software von Platinbaum getestet und für gut befunden“, berichtet Wischnewski. Das sei eine wichtige Rückmeldung gewesen, da in dem Amt täglich vom Reisepass bis zur Meldebescheinigung Dutzende Kassierprozesse anfallen. Viele Zusatzfunktionen sorgen dafür, dass die Mitarbeiter zügig kassieren können. So lässt sich beispielsweise das Sortiment in Echtzeit durchsuchen. Gleichzeitig sehen Anwender in der Mitte des Fensters auf einen Blick die Top 10 der zuletzt aufgerufenen Artikel.

Integrierte Artikelverwaltung

Im rechten Bereich der Oberfläche können sie zusätzlich Vorlagenpakete anlegen, falls Artikel häufig in der gleichen Kombination bezahlt werden: etwa Gebühren für die Eheschließung zusammen mit einem Stammbuch. Die integrierte Artikelverwaltung hilft bei der Bestandspflege. Sie meldet beispielsweise, wenn im Vorrat festgelegte Artikelzahlen unterschritten werden. Auch Sperrbestände lassen sich anlegen. Für die Inventur können Listen exportiert werden, zum Beispiel als PDF oder Excel-Tabelle. Die Software ermöglicht es, jeden Anwender per standardisierter ZVT-Schnittstelle mit einem eigenen EC-Terminal zu verknüpfen. Gelsenkirchen hat sich allerdings anders entschieden. Hier sind die Terminals direkt ans Netzwerk angeschlossen, sodass sich mehrere Anwender ein Gerät teilen können. Das ist ein wichtiger Kostenfaktor für die Kommune. Auch für die IT-Verwaltung bietet der Quittierer Vorteile: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei diesem Produkt sehr gut, nicht nur beim Kauf, sondern auch bei Änderungen jeder Art“, sagt Harald Wischnewski. Und Gelsenkirchen hatte einige Sonderwünsche: Elf Organisationseinheiten führen jeweils ihre eigene Kasse, darunter das Gesundheitsamt, das Ausländerwesen und das Tochterunternehmen für Stadtmarketing. Die Kommune arbeitet daher mit elf eigenständigen Mandanten. „Die Mandantenverwaltung hat Platinbaum extra für uns implementiert. Für mich ist die dezentrale Verwaltung Gold wert“, berichtet Wischnewski.

Standortspezifische Kassenabrechnung

Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter des Bürgerservices zwischen vier Standorten, so genannten BÜRGERcentern, rotieren. Die Kassenabrechnung musste deshalb standortspezifisch erfolgen – ein Feature, das in der Software in dieser Form nicht angelegt war. Der Quittierer ist inzwischen bei rund 100 Stadtverwaltungen und an 1.500 Arbeitsplätzen im Einsatz. Die Software, die seit 2013 auf dem Markt ist, entspricht nicht nur den neuen Grundsätzen ordnungsgemäßer Kassenführung, sondern auch bereits den erweiterten Anforderungen der 2017 beschlossenen neuen Kassensicherungsverordnung (KassenSichV), die 2020 in Kraft getreten ist. Auch die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung werden erfüllt. Für Kommunen, die ohne Barkasse oder mit einer zentralen Zahlstelle arbeiten, bietet die Software ein Pool-System. Das heißt, Anwender können eine Zahlungsanweisung ausstellen, mit der der Bürger den Vorgang anschließend bei einem anderen Anwender bezahlen kann. Hilfreich ist das zum Beispiel, wenn das Bauamt kostenpflichtige Kopien anbietet, aber keine eigene Kasse hat. Grundsätzlich lässt sich der Quittierer auch mit der zentralen SAP-Finanzbuchhaltung verknüpfen.

Weitere Schnittstellen geplant

Gelsenkirchen nutzt diese Möglichkeit bislang nicht. Stattdessen lassen sich die Mitarbeiter die Abrechnungen und Auswertungen direkt vom Programm ausstellen. Im Laufe des Jahres sind allerdings mehrere andere Schnittstellen geplant. Eine soll es ermöglichen, dass das Stadtmarketing steuerrelevante Daten direkt an das Unternehmen DATEV weiterreichen kann. „Mit der Art und Weise, wie das Kassensystem bei uns realisiert worden ist, sind wir sehr zufrieden“, zieht Wischnewski Bilanz. Sein Fazit: „Der Quittierer ist eine einfach zu nutzende Software für manchmal komplexe Abläufe – von einem Hersteller, der mit großer Nähe zum Kunden agiert.“ Platinbaum hat auch schon die Abgabenordnung (AO146) vollumfänglich mit einer Technischen Sicherheitseinrichtung im Quittierer umgesetzt. Das Sicherheitsmodul gewährleistet, dass Kasseneingaben mit Beginn des Aufzeichnungsvorgangs protokolliert und später nicht mehr unerkannt verändert werden können.

Annika Schneider ist freie Journalistin in Bonn.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Payment
Chipkarte (Kreditkarte), Portemonnaie und Kugelschreiber liegen auf einem Holztisch.

Hessen: Flächendeckender Start der Bezahlkarte

[13.11.2024] Die Bezahlkarte wird in Hessen im Dialog mit den Kommunen flächendeckend eingeführt. Das Land übernimmt die Kosten der Kommunen für deren Einführung, eine Koordinierungsstelle im Regierungspräsidium Gießen unterstützt organisatorisch. mehr...

Mann sitzt am Steuer seines Fahrzeugs und hält ein Mobiltelefon mit der Handypark-App mobilet in der Hand

Oldenburg: Parkscheine per App lösen

[01.11.2024] Die Stadt Oldenburg bietet ab sofort die Möglichkeit, Parktickets digital zu lösen. Dabei stehen den Autofahrenden verschiedene Handyparken-Anbieter zur Auswahl. mehr...

Mobil zahlen mit PayPal

Hamburg: Bewohnerparkausweis per Paypal zahlen

[24.10.2024] Für die Bezahlung von online beantragten Bewohner- und Besucherparkausweisen stellt die Stadt Hamburg jetzt auch die Option PayPal zur Verfügung. mehr...

Das neue europäische Bazahlsystem Wero könnte auch in der Verwaltung eingesetzt werden.

Wero: Bezahlsystem auch für die Verwaltung

[09.09.2024] Im Juli ist der digitale Bezahldienst Wero gestartet. Betrieben wird das Angebot von der European Payment Initiative, es erlaubt Überweisungen ohne IBAN und BIC. Es könnte auch in der Verwaltung eingesetzt werden. Wero ist DSGVO-konform und unkomplizierter als SEPA. mehr...

SocialCard bietet Zugang zum bargeldlosen Bezahlen.

Hannover: SocialCard ersetzt Bargeld

[27.08.2024] Schnellere Hilfe für Geflüchtete bei weniger Bürokratie: Mit der SocialCard können Auszahlungsprozesse digitalisiert und Kommunen entlastet werden. Das ist aber erst der Anfang: Die Bezahllösung hat das Potenzial, weitere Bargeldprozesse zu ersetzen. mehr...

Immer mehr Menschen zahlen via Smartwatch.

Payment: Neuerungen im Kassenrecht

[16.08.2024] Das Bezahlen via Smartphone und Smartwatch wird immer beliebter und stellt neue Anforderungen an kommunale Kassen. Zudem müssen diese im Zuge der kommenden Umsatzsteuerpflicht der Revisionssicherheit nach DSFinV-K gerecht werden. mehr...

AKDB: Schnittstelle für die Bezahlkarte

[14.08.2024] Viele bayerische Sozialhilfe- und Asylbewerberverwaltungen zahlen mittlerweile Leistungen an Asylbewerberinnen und -bewerber über eine Bezahlkarte aus. Die AKDB unterstützt die Kommunen jetzt mit einer bidirektionalen Schnittstelle, die in die Lösung OK.Sozius integriert ist. mehr...

Mobil zahlen mit PayPal

München: E-Payment im Trend

[25.07.2024] Das elektronische Bezahlen für Services der Stadtverwaltung wird in München immer beliebter. Seit dem Start im Jahr 2015 befindet sich das E-Payment ungebremst im Wachstumstrend.
 mehr...

Hamburg startet Pilotprojekt zur Online-Bezahlung der Fischereiabgabe.

Hamburg: Fischereiabgabe per PayPal zahlen

[17.01.2024] Die für das Angeln an Elbe, Alster und Bille jährlich anfallende Fischereiabgabe kann künftig auch online beglichen werden, zum Beispiel via PayPal. Mit dem Pilotprojekt möchte die Freie und Hansestadt Hamburg Erfahrungen in der Online-Bezahlung sammeln. mehr...

GovConnect: pmPayment in elf Bundesländern

[07.07.2023] Als erste Verwaltung in Sachsen setzt die Stadt Frohburg die Online-Bezahllösung pmPayment von GovConnect ein. Damit ist die Anwendung in elf Bundesländern verfügbar. mehr...

PayPal schneidet unter den E-Payment-Lösungen in Kommunen gut ab.

Umfrage: PayPal beliebte Payment-Lösung

[03.05.2023] Die KGSt hat 82 Kommunen zum Einsatz von E-Payment-Lösungen befragt. Ergebnis: PayPal wird mittlerweile von zahlreichen Kommunen angeboten und auch von den Bürgerinnen und Bürgern gern genutzt. mehr...

Harry Weisskirchen

Interview: Alles aus einer Hand

[27.02.2023] Immer mehr Kommunen setzen auf die Bezahllösungen von Hess Cash Systems. Über die Vorteile berichten Harry Weisskirchen, Team-Leiter Application Management beim Wetteraukreis, sowie Mario Exner, Sachgebietsleiter Kreiskasse im Landratsamt Kulmbach. mehr...

Online-Bezahlprozesse richtig organisieren.

E-Payment: Bezahlprozesse steuern

[23.02.2023] Mit der Einführung von E-Payment müssen Kommunen auch neue Organisationsstrukturen schaffen, um einen Wildwuchs von Online-Bezahlprozessen zu vermeiden. In Frankfurt am Main wurde der Serviceowner Zahlungsservice als Steuerungsinstrument implementiert. mehr...

Parkraumbewirtschaftung mit der Möglichkeit des Handyparkens am Nürnberger Obstmarkt. Das Bezahlen per App setzt sich langsam durch.

Nürnberg: Handyparken wird immer beliebter

[09.02.2023] Bei rund 3.000 Parkplätzen in Nürnberg kann die Parkgebühr per Smartphone gezahlt werden. Das Angebot wird zunehmend beliebter: 2022 gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Nutzungssteigerung von knapp 40 Prozent. Davon profitieren nicht nur die Nutzer, sondern auch die Stadt. mehr...

Handyparken startet in Essen.

Essen: Handyparken startet

[20.01.2023] In Essen können Parkgebühren dank Handyparken jetzt minutengenau abgerechnet werden. Autofahrende beginnen und beenden den Parkvorgang dazu per App, SMS oder Anruf und haben dabei die Wahl zwischen mehreren Serviceanbietern. mehr...