Donnerstag, 5. Dezember 2024

KonstanzZentraler Wert

[17.12.2019] Für Open Data ist die Zusammenarbeit mit allen Akteuren einer Stadt von Bedeutung. Kon­stanz hat deshalb ein eigenes Veranstaltungsformat etabliert sowie bereits zwei Hackathons durchgeführt. 2020 findet erstmals ein Climathon statt.
Hackathon im Ratssaal: Konstanz setzt auf Beteiligung der Community.

Hackathon im Ratssaal: Konstanz setzt auf Beteiligung der Community.

(Bildquelle: Stadt Konstanz)

Das exponentielle Wachstum von Datenmengen im Zeitalter der Digitalisierung bringt neue Herausforderungen mit sich – aber auch neue Chancen. Dabei hat die Bereitstellung von verlässlichen Informationen für eine offene Verwaltung der Zukunft einen zentralen Wert. Offene Verwaltungsdaten sind kommunale Daten ohne Personenbezug und Gefährdungspotenziale für die öffentliche Sicherheit, die den Nutzern auf einer Plattform zur Verfügung gestellt werden.
Als erste deutsche Stadt hat Konstanz den Klimanotstand ausgerufen. Künftig stellt die Verwaltung der baden-württembergischen Kommune sämtliche Entscheidungen unter einen Klimavorbehalt. Es besteht deshalb großes Interesse an einer fundierten und transparenten Faktenlage für klimaschutzrelevante Daten – sei es vonseiten der Öffentlichkeit oder der politischen Institutionen. Diesem öffentlichen Interesse an einer frei verfügbaren, qualitativen und maschinenlesbaren Datengrundlage möchte die Stadtverwaltung gerecht werden. Auch für die Kommune selbst entstehen durch die Nutzung von datenbasierten Anwendungen etwa im Bereich der Stadtplanung Potenziale für eine effizientere und bedarfsgerechtere Aufgabenerfüllung.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck

Im Rahmen des Verwaltungshandelns fallen in vielen Bereichen einer Stadt Daten an, die in entsprechenden Systemen bearbeitet und gespeichert werden. Vielfach stehen diese Informationen nur dem jeweiligen Bereich oder Amt zur Verfügung. „Deshalb wollen wir die Daten so aufbereiten, dass jede Bürgerin und jeder Bürger sie für jeglichen Zweck nutzen, weiterverarbeiten und weiterverbreiten kann. Damit letztlich Anwendungen entstehen können, die ansonsten nicht entstehen würden“, sagt Hannes Könninger, Projektleiter Offene Daten Konstanz im Referat Oberbürgermeister. Open Data ist das Schlagwort und steht für die Idee, Daten öffentlich frei verfügbar und nutzbar zu machen. Open Data sind damit Teil einer nachhaltigen demokratischen Entwicklung, einer Öffnung von Politik und Verwaltung. Das wiederum nennt sich Open Government, was nichts anderes ist als ein kultureller Wandel in der öffentlichen Verwaltung, der zu mehr Transparenz, Partizipation der Bürger und einer intensiveren Zusammenarbeit führen soll.
„Digitalisierung ist allerdings kein Selbstzweck“, sagt der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt und ergänzt: „Oberstes Ziel der Kommunen muss es sein, Digitalisierung zum Wohle und Nutzen der Bürgerinnen und Bürger zu lenken und zu steuern – das sollte bei allen Projekten, Ideen und Prozessen unser erster Fokus sein.“ Die Maßnahmen müssten dazu dienen, einen Mehrwert für die Bevölkerung zu generieren und die hohe Lebensqualität in Konstanz zu erhalten und auszubauen. Offene Daten können solche Mehrwerte schaffen. Dafür bedarf es aber einer Zusammenarbeit mit allen Akteuren der Stadt.

Kulturwandel durch neue Arbeitsformen gestärkt

Um möglichst viele Akteure der Stadtgesellschaft einzubinden hat Konstanz im Jahr 2016 die Open-Government-Dialoge eingeführt. Gemeinsam mit dem CyberLAGO, dem größten länderübergreifenden Netzwerk aus Digitalexperten am Bodensee bestehend aus Unternehmen, Hochschulen und Institutionen, werden die Veranstaltungen jährlich durchgeführt. Eingeladen sind neben den Verwaltungsmitarbeitern und Vertretern der Kommunalpolitik, Vertreter der Wirtschaft, der Hochschulen sowie interessierte Bürger vor allem aus der Community. Vorgesehen sind jeweils ein oder zwei Impulsvorträge mit anschließendem Open-Space-Marktplatz für ein gemeinsames Reden und Tun. Als Referenten konnten Vertreter anderer Kommunen mit Best-Practice-Beispielen gewonnen werden. Im Jahr 2018 lag der Schwerpunkt der Veranstaltung auf der Herangehensweise der Stadt Wien und des dortigen Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ), die ein Vorgehensmodell zur Umsetzung von Open Government entwickelt haben.
Im vergangenen Jahr wurde als gemeinsames Projekt der Stadt Konstanz, der Universität Konstanz und des Netzwerks CyberLAGO ein erster Hackathon im historischen Ratssaal der Stadt organisiert, um Potenziale der Bürger, Wirtschaft und Community zu eruieren. Mehr als 40 Teilnehmer sind dem Aufruf gefolgt und haben in zwei Tagen Anwendungen und Apps entwickelt. In einem weiteren Hackathon im Mai 2019 wurde der Öffentlichkeit dann eine Open-Data-Plattform vorgestellt. Die Initiative Unternehmer für Gründer (UfG) unterstützten die 100 Teilnehmer und Start-ups zudem mit ihrem Wissen und Erfahrungen, um in kurzer Zeit Prototypen und Apps zu entwickeln.
Die Entscheidung für das Konstanzer Open-Data-Portal fiel in einer Projektgruppe innerhalb der Stadtverwaltung, die sich aus zahlreichen Vertretern unterschiedlicher Bereiche zusammensetzt. Die Auswahl der Daten und ihre Freigabe erfolgt nach dem Vorbild der Stadt Wien in regelmäßigen Sitzungen der Gruppe. Ein Kulturwandel im Sinne des Open Governments wird durch solche Arbeitsformen deutlich gestärkt.

Mit kommunalem Klimaschutz verknüpfen

Offene Daten enden aber nicht an der Stadtgrenze. Diese Herausforderung ist der Kern des Interreg-Projekts Smart-Government-Akademie rund um den Bodensee. Dabei entwickeln zehn Städte und vier Hochschulen Lösungen und tauschen sich in verschiedenen Formaten wie Workshops, Summits und Barcamps aus. Das hilft den Verantwortlichen der Stadt Konstanz, gemeinsam mit anderen Städten Open-Data-Projekte anzupacken und Impulse aus den Hochschulen in die Arbeit zu integrieren. Zudem beteiligt sich die Kommune am Interreg-Projekt Alpin Space, in dem es alpenübergreifend um die Weiterentwicklung der Datenökonomie im Bereich Mobilität geht.
Die Stadt Konstanz möchte ihre Open-Data-Bemühungen mit dem kommunalen Klimaschutz verknüpfen. Offene, klimaschutzrelevante Daten sollen als fundierte, transparente Faktengrundlage für politische Debatten dienen, Planungsentscheidungen ressourceneffizienter gestalten und Potenziale für das Monitoring kommunaler Klimaschutzaktivitäten heben. Indem Klimaschutzdaten und interaktive Beteiligungsformate zur Verfügung gestellt werden, sollen die Datenkompetenzen in der Stadtgesellschaft gestärkt werden. Unter den Sammelbegriff Kommunale Klimaschutzdaten fallen beispielsweise Rohdaten und Statistiken von allen relevanten CO2-Verursachern in Konstanz. Mit der Bereitstellung solcher Informationen auf dem städtischen Open-Data-Portal können kommunale Klimaschutzdaten in neuen Formaten visualisiert und damit greifbarer gemacht werden. Um die Daten für den Klimaschutz nutzen zu können, wird es nicht zuletzt auf den Innovationsgeist der Stadtgesellschaft ankommen, wenn im Oktober 2020 der erste städtische Climathon stattfindet – eine Plattform für Coder und Klimaschützer.

Eberhard Baier leitet die Abteilung Statistik und Steuerungsunterstützung im Referat Oberbürgermeister der Stadt Konstanz.




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