StudieZukunft mit Daten gestalten
Haben Sie sich abends einmal bewusst gemacht, wie viele Daten Sie seit Tagesbeginn produziert haben? Abfahrtszeiten checken, Öffnungszeiten googeln, online shoppen oder schnell etwas bei Wikipedia nachschauen: Wir alle produzieren ständig Daten. Unternehmen machen sich das längst zunutze.
Auch Städte müssen sich um ihre Daten kümmern. Das war das Fazit des Papiers Kommunale Daten, das der Hauptausschuss des Deutschen Städtetags im Januar 2020 beschlossen hat. Wie aber nähert man sich diesem komplexen Handlungsfeld? Antworten darauf hat der kommunale Spitzenverband in einem Projekt mit PD – Berater der öffentlichen Hand gesucht. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den Mitgliedsstädten des kommunalen Spitzenverbands wurden in Workshops und Einzelinterviews die technischen, rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen beleuchtet. Ergebnis ist die Studie „Die Stadt der Zukunft mit Daten gestalten“, die praktische Hinweise und Handlungsempfehlungen umfasst.
Gemeinwohlorientierte Datennutzung
Digitalisierung betrifft die Städte in allen Bereichen. Die digitale Transformation verändert, wie wir uns fortbewegen, wie wir arbeiten und wohnen und auch, wie wir kommunizieren und konsumieren. Daten sind Fundament und Treiber dieser Transformation. Der Umgang mit ihnen muss uns deshalb alle beschäftigen. „Städte für Menschen“ ist ein Leitmotiv des Deutschen Städtetags. Dazu gehört auch, den Fokus auf die gemeinwohlorientierte Datennutzung zu legen, statt Google und Co. das Feld zu überlassen. Vielmehr sollen Daten dazu eingesetzt werden, Städte nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Werden Daten aus verschiedenen Sektoren vernetzt, lässt sich ein echter Mehrwert für die Menschen schaffen. Nicht zuletzt in der Corona-Pandemie zeigt sich, dass gute politische Entscheidungen oft von guten Daten und deren intelligenter Anwendung abhängen.
Daten in den Städten im Sinne der Menschen zu nutzen, setzt neben rechtlichen, technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen vor allem eine gewisse Haltung voraus. Es handelt sich um ein strategisches und politisches Steuerungsthema, kein technisches Randthema. Es ist Sache der Chefinnen und Chefs in den Rathäusern. Dabei gilt es, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln – sowohl in der Verwaltung als auch in der Gesellschaft. Welche Daten wollen wir wie nutzen? Wie können uns diese bei der Stadtentwicklung helfen und wie können wir gezielter auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Bürger eingehen? Daten können beispielsweise Antworten darauf geben, wo es einen Fahrradweg braucht oder wie Schulbezirke klug zugeschnitten werden sollten. Ebenso können sie helfen, Lösungen dafür zu finden, dass ältere Menschen länger selbstbestimmt leben können. Das Potenzial ist enorm, viele Möglichkeiten kennen wir noch gar nicht.
Daten sind nicht neutral
Der Umgang mit Daten wirft aber auch viele Fragen auf. Gerade deshalb braucht es eine breite Diskussion. Welche Daten wie genutzt werden, hat eine ausgeprägte ethische Komponente. Daten sind nicht neutral. Wir müssen bedacht mit ihnen umgehen und abwägen, wie wir sie für die Gemeinschaft nutzen wollen. Soll etwa auf Grundlage von Daten automatisch über den Zugang zu Sozialleistungen entschieden werden? Werden bei der Jobsuche ein Bewerber oder eine Bewerberin aufgrund bestimmter Merkmale vom Algorithmus direkt ausgeschlossen? Ungewollte Auswirkungen und ethische Aspekte müssen erörtert werden. Denn es geht nicht nur um eine Infrastruktur für die Datennutzung, sondern auch um ein gemeinsames Leitbild der Stadt.
Die mit PD – Berater der öffentlichen Hand erarbeitete Studie gezeigt: Um mit Daten umfassend die Stadt der Zukunft gestalten zu können, sind verschiedene Maßnahmen nötig. Zum einen braucht es die entsprechende Infrastruktur. Diese muss offen gestaltet sein, damit Daten auch über Stadtgrenzen hinaus genutzt werden können. Städte sollten konsequent auf offene Standards und Schnittstellen setzen, um Unabhängigkeit und Anschlussfähigkeit zu sichern.
Nötig sind zum anderen umfassende Kompetenzen in der Kommunalverwaltung. Datensouveränität betrifft nicht nur infrastrukturelle und rechtliche Bereiche. Es braucht auch entsprechend geschulte Mitarbeiter in der Verwaltung, die mit den Daten in der notwendigen Breite und Tiefe umgehen können. Zudem werden Fachkräfte für das Daten-Management benötigt. Das gilt umso mehr im Hinblick auf den sich verschärfenden Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung. Um datenaffinen Nachwuchs zu gewinnen, sollten kreative Wege gegangen werden. Fellowships und Projekte können hier eine Lösung sein. Nötig ist aber auch die richtige Haltung: Wenn Daten quer über verschiedene Sektoren genutzt werden sollen, dann braucht es auch ein fachübergreifendes Denken und Handeln. Für die versäulte Struktur der Verwaltung ist dies eine Herausforderung.
Die Stadt der Zukunft ist vernetzt
Da der Umgang mit Daten ein Thema der ganzen Stadtgesellschaft ist, müssen Kooperation und Transparenz im Mittelpunkt stehen. Politik, Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sollten gemeinsam Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft finden. Nur so können ein kollektives Verständnis der Datennutzung und ein Leitbild der Stadt der Zukunft entstehen.
Dabei gilt es, den Datenschatz zwar gemeinwohlorientiert zu nutzen, gleichzeitig aber negative Auswirkungen zu verhindern. Dafür braucht es entsprechende Regelungen zum Datentausch. Das gilt insbesondere im Zusammenspiel zwischen öffentlichem und privatem Sektor. Wenn sich private Wettbewerber aufgrund der Datengrundlage der kommunalen Unternehmen die Kuchenstücke der Daseinsvorsorge herauspicken, dann bleibt diesen nur das Minusgeschäft. Das kann zum Beispiel im Mobilitätsbereich passieren, wenn private Anbieter auf profitablen Strecken in Konkurrenz zu den kommunal getragenen Verkehrsunternehmen treten.
Die Stadt der Zukunft ist vernetzt. Eine Smart City, die nicht auf Technologie fixiert ist, sondern diese als Mittel zum Zweck begreift. Eine Smart City, in der die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt stehen und Ausgangspunkt politischen Handelns sind. Für diese Stadt der Zukunft bildet die gemeinwohlorientierte Datennutzung das Fundament.
Hier finden Sie die Studie „Stadt der Zukunft mit Daten gestalten“.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Juli 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen
[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...
Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit
[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...
Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online
[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...
Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet
[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...
Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet
[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...
Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“
[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...
Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe
[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...
Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste
[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...
Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation
[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...
Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital
[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...
Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform
[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...
NExT-Studie: Networking als Ressource
[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...
Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken
[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...
Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern
[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...
Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche
[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...