Serie Smart CitiesZusammen zur smarten Region

Im WALD | STADT | LABOR Iserlohn an der digitalen Transformation mitwirken.
(Bildquelle: Stadt Iserlohn)
Smarte Dörfer, Kleinstädte und ländliche Regionen stehen trotz unterschiedlicher regionaler Kontexte häufig vor ähnlichen Herausforderungen: Dazu gehören etwa die oft nicht optimalen Nahversorgungsmöglichkeiten, der demografische Wandel und die Abwanderung junger Menschen sowie ein öffentliches Nahverkehrsangebot mit Lücken in der Fläche und Taktung. Auf der anderen Seite punkten Landregionen mit einem anderen Wohnangebot als in der Stadt, Erholung im Grünen und einer oft besseren Luftqualität.
Digitale Lösungen können gerade in ländlichen Regionen helfen, die Daseinsvorsorge zu sichern, die Lebensqualität zu steigern oder Defiziten bei der medizinischen Versorgung entgegenzuwirken. Die großen Themen ländlich geprägter Gemeinden machen dabei an den eigenen Verwaltungsgrenzen nicht Halt – viel stärker noch als größere Städte sind sie darauf angewiesen, im Verbund zu agieren und sich als smarte Region aufzustellen.
Digitale Lösungen sichern Daseinsvorsorge
Die regionale Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinweg ermöglicht Synergieeffekte. So nutzen smarte Regionen Ressourcen wie Personal oder Infrastruktur gemeinsam. Auch in Bereichen wie Wissenstransfer, Kompetenzaufbau und Standardisierung muss sich nicht jede Kommune alleine auf den Weg machen. Mit Blick auf knappe Haushaltsmittel können durch die interkommunale Zusammenarbeit Kosten gespart werden, beispielsweise durch gemeinsam bestellte Datenschutzbeauftragte und gemeinsame Datenplattformen. Das ist aber leichter gesagt als getan: Obwohl laut Trendreport „Digitaler Staat“ rund 80 Prozent der Kommunen in der interkommunalen Zusammenarbeit großes Potenzial sehen, wird dies bislang nicht in entsprechendem Maße gelebt. Während viele größere und mittlere Kommunen ihre Entwicklung zur Smart City organisatorisch verankern und dabei sind, Strukturen herauszubilden, fehlen insbesondere in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden sowie den Landkreisen häufig noch entsprechende Strukturen und Verantwortlichkeiten.
Die vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities erproben hier stellvertretend neue Organisationsmodelle für die interkommunale Zusammenarbeit. Ein Beispiel ist die gemeinsam getragene Digitalisierungsagentur in Form einer GmbH des Verbunds der 5 für Südwestfalen, welche die Entwicklung einer smarten Region über verschiedene Kommunen hinweg koordiniert. Ein anderer Ansatz ist das Regionallotsen-Modell des Landkreises Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz. Die Regionallotsen sind jeweils für eine Teilregion – je zwei bis drei Kommunen – zuständig. Ihre Aufgabe ist es, die Interessen „ihrer“ Kommunen in das Gesamtprojekt einzubringen und Informationen aus dem Gesamtvorhaben in die einzelnen Verwaltungen zu tragen.
Voneinander lernen
Im Rahmen der Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft (AEG) „Smarte Regionen“, die vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) als Partner in der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities begleitet wird, diskutieren die ländlich ausgerichteten Modellprojekte Smart Cities organisatorische Ansätze und Lösungen für die Herausforderungen vor Ort. Beispiel Nahversorgung in ländlichen Räumen: Die Modellprojekte verfolgen hier mit Online-Marktplätzen, Packstationen, nachhaltigen Lieferketten oder Verkaufsflächen in Gemeinschaftsorten unterschiedliche digital gestützte Ansätze.
Zur Realisierung einer smarten Region gehören aber nicht nur Maßnahmen, die mit digitalen Instrumenten die Lebensqualität in Stadt, Landkreis und Region voranbringen. Entscheidend wird es auch sein, ob ein regionales Bewusstsein, eine gemeinsame Identität oder Marke entwickelt werden kann, hinter der sich alle Kommunen einer smarten Region versammeln können. Auch hier geht es darum, voneinander zu lernen und gute Lösungen für die Breite zu entwickeln, etwa mit mobilen Angeboten zur Information und Mitwirkung an der digitalen Gestaltung der Region. Die Angebote dürfen dabei nicht rein standardisiert sein, sondern müssen an die spezifische Teilregion angepasst werden – in der einen Gemeinde ist womöglich eine begleitende Kinderbetreuung erforderlich, in der nächsten die Kooperation mit dem wichtigen lokalen Verein zielführend.
Regio-Hubs als Anlaufstelle
Nicht zuletzt geht es darum, den Menschen in einer Region zu verdeutlichen, in welcher Weise digitale Instrumente ihr Leben verändern werden und dass sich der digitale Wandel als örtliche Gemeinschaft gestalten lässt. Eine Vielzahl von Kommunen baut hierfür Ankerorte und Anlaufstellen auf – genannt Regio-Hubs, Stadtlabore, Maker-Spaces, Innovationsräume oder Dorfbüros. Damit verfolgen sie unterschiedliche Schwerpunkte: Sei es das Ziel, die Gemeinschaft zu stärken und Begegnung zu fördern, einen Ort für Bürgerbeteiligung, dezentrale Verwaltungsleistungen und Daseinsvorsorge zu schaffen oder eine Erlebnismöglichkeit für digitale Lösungen zu bieten. Darüber hinaus dienen solche Orte in verschiedenen Fällen auch als Co-Working-Spaces oder Innovationszentren sowie zur Start-up-Förderung. So wie das DiZ, das Digitalzentrum Amt Süderbrarup, das sich als Bildungseinrichtung, Begegnungsort und Entwicklungsstandort für bestehende und neue Wirtschaft versteht. Ein weiteres Beispiel ist das WALD | STADT | LABOR Iserlohn als offener Raum für alle, die an der digitalen Transformation und der nachhaltigen Entwicklung der Stadt mitwirken möchten. Es unterstützt die Diskussion zwischen Verwaltung, Politik, Bürgerschaft, Institutionen, Wirtschaft und Wissenschaft in Fragen der digitalen Entwicklung der Region.
Ziel: Wissen teilen
Ziel der AEG „Smarte Regionen“ ist es, Wissen zu teilen, konkrete Kooperationen zu vereinbaren und greifbare Mehrwerte für die inhaltliche Arbeit der Modellprojekte Smart Cities und weiterer Kommunen zu erzielen – etwa, indem sie praxisbewährte Konzepte oder gemeinsame digitale Tools teilen. Hierzu arbeiten die vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) geförderten Modellprojekte Smart Cities in verschiedenen Themenfeldern mit dem Forschungsprojekt „Smarte.Land.Regionen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zusammen. Positiv wirkt: Das Bewusstsein für die smarte Region, die mit digitalen Ansätzen dazu beiträgt, ihren spezifischen Herausforderungen zu begegnen, wächst. Smart City ist damit nicht nur ein Privileg für größere Städte, sondern muss auch in Kleinstädten und Dörfern greifen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Juni 2023 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Teil eins der Serie Smart Cities
Teil zwei der Serie Smart Cities
Duisburg: Smart City sucht Bürgerideen
[17.04.2025] Ihren Smart-City-Masterplan will die Stadt Duisburgs gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickeln. Noch bis Ende Mai können diese ihre Ideen online einbringen. Die Stadt will alle Vorschläge sichten, bewerten und, sofern möglich, in den neuen Masterplan einbringen. mehr...
Stuttgart: Smart-City-Masterplan in Arbeit
[16.04.2025] Unter Beteiligung der Stadtgesellschaft erarbeitet Stuttgart einen umfassenden Smart-City-Masterplan. In Workshops diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft entsprechende Ideen und Projekte. Online können außerdem Vorhaben bewertet und kommentiert werden. mehr...
Leipzig / Landau in der Pfalz: Modellstädte für KI-gestützte Verkehrssteuerung
[15.04.2025] Die Städte Leipzig und Landau in der Pfalz werden als Pilotregionen im Forschungsprojekt AIAMO (Artificial Intelligence And MObility) an der KI-gestützten Verkehrssteuerung arbeiten. Die Ergebnisse sollen auf kleine und mittlere Kommunen übertragbar sein. mehr...
Regionalkonferenz MPSC: Smart sein
[11.04.2025] Wie Städte digital und nachhaltig wachsen können, steht im Mittelpunkt der 22. Regionalkonferenz des Bundesprogramms Modellprojekte Smart Cities am 3. Juni 2025 in Halle (Saale). mehr...
Interkommunale Zusammenarbeit: Smarte Daten helfen Bauhöfen
[11.04.2025] Daten aus Sensoren und eine App unterstützen die Orte Nauheim, Trebur und Büttelborn dabei, Baumbewässerung und Streueinsätze gezielt zu planen und künftig auch die Beleuchtung bedarfsabhängig zu steuern. Die Kommunen haben das Projekt gemeinsam umgesetzt. mehr...
Digitale Verkehrssteuerung: KIMONO sorgt für Neustart
[10.04.2025] Kaiserslautern hat seiner verkehrstechnischen Infrastruktur bis 2033 eine umfassende Modernisierung und Digitalisierung verordnet. Von den im Rahmen des Projekts KIMONO entstehenden Lösungen können auch andere Kommunen profitieren. mehr...
Hamburg: Parkraum effizient prüfen
[09.04.2025] In Hamburg können Parkberechtigungen digital beantragt und von den Kontrollkräften online überprüft werden. In Zukunft sollen Scan-Fahrzeuge für noch mehr Effizienz bei der Parkraumkontrolle sorgen – vorausgesetzt, die rechtliche Grundlage wird geschaffen. mehr...
Kreis Hameln-Pyrmont: Smart City geht in Verlängerung
[09.04.2025] Der als Modellprojekt Smart Cities geförderte Kreis Hameln-Pyrmont hat die kostenneutrale Verlängerung der Projektlaufzeit um ein Jahr beantragt – mit Erfolg. Durch den zeitintensiven Abstimmungsbedarf wäre der ursprünglich vorgesehene Zeitraum bis Ende 2026 zu kurz für die Kommune gewesen. mehr...
Interkommunales Netzwerk: Mobiler in der Ortenau
[08.04.2025] Das Mobilitätsnetzwerk Ortenau setzt auf nachhaltige Verkehrslösungen und will die analoge sowie digitale Verkehrsinfrastruktur verbessern. Wie die 14 Kommunen vorgehen, erläutert Sarah Berberich, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens endura kommunal. mehr...
Wolfsburg: Mehr als ein Parkleitsystem
[07.04.2025] Die Stadt Wolfsburg plant – ergänzend zu den Informationen, die sie per App übermittelt – ein dynamisches Parkleitsystem in der Innenstadt. Dieses soll eine effiziente Verkehrssteuerung ermöglichen und darüber hinausgehende Informationen liefern, etwa zu Veranstaltungen. mehr...
Fraunhofer FOKUS: Digital Twin hilft beim Routing
[02.04.2025] Das Smart-Mobility-Team von Fraunhofer FOKUS hat im Projekt KIS’M eine Fahrrad-App entwickelt, die auf einem digitalen Zwilling des Berliner Straßenverkehrs basiert. Die App berücksichtigt individuelle Präferenzen bei der Routenplanung und bietet einen Ampelphasenassistenten. mehr...
Local Digital Twins Toolbox: EU-Projekt für Kommunen
[31.03.2025] Mit der Local Digital Twins Toolbox unterstützt die Europäische Kommission Kommunen bei der Einführung entsprechender Lösungen. Teilnehmende Städte und Gemeinden bekommen wichtige Werkzeuge an die Hand und werden individuell beraten. mehr...
Dresden: Website zu Smart-City-Projekten
[31.03.2025] Eine neue Website mit Informationen zu ihren Smart-City-Projekten hat die Stadt Dresden jetzt online gestellt. Zu den momentan 17 geförderten Vorhaben zählen unter anderem die Entwicklung eines interaktiven 3D-Stadtmodells und ein Testfeld für zukunftsfähige Verkehrsstrukturen. mehr...
Landkreis Wunsiedel: Digitaler Zwilling im Aufbau
[31.03.2025] Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge soll einen Digitalen Zwilling bekommen. Die Ausschreibung für die Anschaffung der nötigen LoRaWAN-Technologie ist bereits gestartet. Erste Anwendungen sollen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, insbesondere im Bereich Katastrophenschutz. mehr...
Troisdorf: Mit der smarT:app die Freizeit gestalten
[28.03.2025] Die smarT:app der Stadt Troisdorf unterstützt Nutzende mit einer interaktiven Karte jetzt auch bei der Freizeitgestaltung. mehr...