Innovatives ManagementZusammenarbeit als Erfolgsrezept
Unter dem Motto „kollaborativ, konstruktiv, konkret“ stand der 19. Kongress „Innovatives Management“, der vergangene Woche (30. Oktober 2019) in Lübeck stattfand. Nach Angaben des Veranstalters MACH diskutierten rund 300 Führungskräfte aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft über die Frage, wie die Modernisierung im öffentlichen Bereich gelingen kann. Eine Antwort gab MACH-Vorstand Rolf Sahre gleich bei seiner Eröffnungsrede: „Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung gelingt besser und schneller, wenn Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung eng zusammenarbeiten und miteinander kooperieren.“ Dieses Erfolgsrezept habe er bei seinen Reisen ins Silicon Valley kennengelernt. Aus diesem Grund gründete MACH Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit der Universität zu Lübeck und mit Unterstützung der Landesregierung Schleswig-Holstein ein Joint Innovation Lab (wir berichteten).
Zusammenarbeit in Netzwerken
Geleitet wird die Institution inzwischen auch von Moreen Heine. Die Professorin für E-Government und Open Data Ecosystems an der Universität zu Lübeck bestätigte, dass die Zusammenarbeit in Netzwerken, wie sie im Joint Innovation Lab praktiziert werde, sehr aussichtsreich sei, da keiner die heutigen Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung allein lösen könne. Jan Lindenau, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, sagte bei seiner Begrüßungsrede, dass durch Kooperationen völlig neue Lösungsansätze und Produkte entstehen würden. Als Beispiel beschrieb er die derzeitige Zusammenarbeit von Technischer Hochschule, Universität, Wirtschaft und Stadtwerken in Lübeck zum Thema Smart City. Dabei gehe es darum, Fragen der Mobilität und Echtzeitdatennutzung gemeinsam anzugehen.
Digitales Versagen deutscher Behörden
Bei den Teilnehmern herrschte Einigkeit, dass die Digitalisierung heute der Motor ist, der Takt und Tempo in Gesellschaft und Verwaltung vorgibt. Allerdings steht Deutschland keineswegs in der Pole-Position bei der digitalen Verwaltung. Einen Grund dafür nannte Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Deutschen Bundestags, in seinem Impuls-Vortrag. Der FDP-Politiker wies darauf hin, dass allein auf Bundesebene 76 Abteilungen in 14 Ministerien mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt sind. Beim Ausbau der notwendigen Breitband-Infrastruktur verfolge die Bundesregierung keine Gesamtstrategie, und beim Mobilfunk gebe es immer noch erhebliche Lücken bei der Netzabdeckung, selbst mitten in Berlin. Deutschland werde dramatisch zurückfallen, wenn es nicht gelinge, eine digitale Infrastruktur aufzubauen, mahnte Kubicki. Ein drastisches Beispiel für das digitale Versagen deutscher Behörden habe er in Thüringen kennengelernt. In den dortigen Finanzämtern werden elektronische ELSTER-Steuererklärungen ausgedruckt und händisch neu erfasst, berichtete der Politiker. Immerhin ist die FDP ein digitaler Vorreiter. „Wir sind die einzige Fraktion im Bundestag, die komplett papierlos arbeitet. Selbst die Grünen-Fraktion verarbeitet 15 Bäume pro Jahr für ihren Papierbedarf“, merkte Kubicki süffisant an.
Es fehlt an Vertrauen
Für Ina-Maria Ulbrich, Staatssekretärin im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern, steht fest: „Die Digitalisierung wird die Kultur in den Verwaltungen massiv verändern.“ Das Problem sei, dass die Bürger dem Staat ihre Daten nicht anvertrauen, auch der Staat traue den Bürgern #bild2 nicht. Anders sei es nicht zu erklären, warum für eine Kita-Anmeldung eine Geburtsurkunde vorgelegt werden müsse. Die Staatssekretärin forderte daher, die Sicht der Bürger und Unternehmen einzunehmen, um das Vertrauen in den Staat wiederherzustellen.
Die Teilnehmer des Kongresses vertieften die Impulse und Erkenntnisse des Vormittags in zehn Werkstätten rund um die Themen Data Driven Government, Kooperationen und smarte Stadtentwicklung in Kommunen bis hin zur OZG-Umsetzung. Im Start-up-Pitch setzte sich das junge Unternehmen vialytics durch, das mithilfe von künstlicher Intelligenz Schlaglöcher für Straßenbauämter analysieren und auf Basis dieser Daten Präventionsarbeit leisten kann, um größere Schäden zu vermeiden.
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