Freitag, 5. Dezember 2025

KIInnovation mit Datenschutz verbinden

[09.01.2025] Für öffentliche Verwaltungen bergen Künstliche Intelligenz und insbesondere Large Language Models ein enormes Potenzial. Voraussetzung ist jedoch, dass der Einsatz der Systeme gründlich geprüft und reguliert wird.

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und durchdringt zunehmend alle Bereiche unserer Gesellschaft – vom autonomen Fahrzeug über die automatisierte Kundenbetreuung per Chatbot bis hin zur vollständigen Texterstellung. Als Werkzeuge eröffnen KI-Systeme unzählige Möglichkeiten, um Prozesse effizienter und präziser zu gestalten. Auch die öffentliche Verwaltung kann von diesen Technologien profitieren, vorausgesetzt der Einsatz von KI-Systemen wird sorgfältig geprüft und reguliert.

KI-Systeme sind Technologien, die menschliches Denken und Lernen nachahmen. Sie basieren auf Algorithmen, die große Datenmengen analysieren, Muster erkennen und daraus Vorhersagen oder Entscheidungen ableiten. Ein spezieller Typ von KI-Systemen sind Large Language Models (LLM). Sie werden in modernen Sprachassistenten und Chatbots wie ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) oder seinen Konkurrenten wie etwa BERT, Claude oder LLaMa verwendet. Diese Modelle sind darauf trainiert, menschliche Sprache zu verstehen und darauf zu reagieren. Dabei berechnen sie Wahrscheinlichkeiten, die auf einer Vielzahl von Textdaten basieren. Um die Funktionsweise von Large Language Models wie GPT im technischen Detail zu verstehen, insbesondere wie Wörter gesplittet und gewichtet werden, ist es notwendig, einige grundlegende Konzepte näher zu betrachten: Tokenisierung, Embedding und Self-Attention.

Erster Schritt: Tokenisierung

Bevor ein LLM wie GPT mit Text arbeiten kann, muss der Text in kleinere Einheiten, so genannte Tokens, aufgeteilt werden. Ein Token kann ein ganzes Wort, ein Teil eines Wortes oder sogar ein einzelnes Zeichen sein. Dieser Prozess der Tokenisierung ist der erste Schritt, um Text in Eingabedaten für das Modell umzuwandeln. Sobald der Text in Tokens zerlegt ist, werden diese Tokens in numerische Vektoren umgewandelt, die als Embeddings bezeichnet werden. Diese Embeddings repräsentieren die Tokens in einem hochdimensionalen Raum und tragen Informationen über die Bedeutung und die semantische Beziehung der Wörter zueinander. Der Self-Attention-Mechanismus ist das Kernstück des Transformer-Modells, auf dem viele LLMs basieren. Dieser Mechanismus ermöglicht es dem Modell, die Bedeutung eines Tokens in Bezug auf alle anderen Tokens im selben Satz zu bewerten und entsprechend zu gewichten. Nach der Verarbeitung der Token durch mehrere Schichten von Self-Attention und weiteren Transformationen generiert das Modell den nächsten Token. Dies geschieht wiederum auf der Grundlage der berechneten Wahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung der gesamten vorherigen Sequenz und der jeweiligen Gewichtungen.

Datenschutzrechtliche Fragen

Der Einsatz von KI-Systemen wirft zahlreiche datenschutzrechtliche Fragen auf. Bereits für das Training der Modelle werden riesige Datenmengen benötigt, die häufig personenbezogene Informationen enthalten. Diese Daten werden verwendet, um die Algorithmen zu trainieren und ihre Fähigkeit zu verbessern, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. Der Input in solche Systeme muss daher sorgfältig ausgewählt werden, um sicherzustellen, dass keine unzulässige oder unethische Datenverarbeitung stattfindet, zumindest wenn die Systeme selbst als Eigenentwicklung intern trainiert werden sollen. Auch die Eingaben, die Anwender als Prompt in KI-Systemen machen, sind zu berücksichtigen. Die Mitarbeiter müssen sicherstellen, dass die von ihnen eingegebenen Daten den Datenschutzanforderungen entsprechen. Im letzteren Fall sollte dies idealerweise durch Anonymisierung oder Pseudonymisierung der personenbezogenen Daten erfolgen, um die Privatsphäre der betroffenen Personen zu schützen.

Der Output von KI-Systemen, also die Ergebnisse, die das System produziert, ist ebenfalls von großer Bedeutung. KI-Modelle, insbesondere LLMs, erzeugen ihre Antworten auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten und mathematischer Berechnungen. Diese Antworten sind nicht immer vorhersehbar und können potenziell sensible Informationen enthalten, die Rückschlüsse auf die trainierten Daten zulassen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie diese Ergebnisse weiterverarbeitet werden. Werden sie in andere Systeme eingespeist oder für Entscheidungen herangezogen, sind systemübergreifende Datenschutzbestimmungen zu beachten.

Risiken für den Datenschutz

Die Implementierung von KI-Systemen birgt erhebliche Risiken für die Informationssicherheit und den Datenschutz. Eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) ist daher in vielen Fällen unerlässlich. Diese Bewertung dient dazu, die potenziellen Risiken für die Betroffenen zu identifizieren und sicherzustellen, dass angemessene Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dabei sind auch die spezifischen Anforderungen der neuen KI-Verordnung der EU zu berücksichtigen, die eine umfassende Risikoabschätzung für alle KI-Systeme fordert, die in sensiblen Bereichen eingesetzt werden. Darüber hinaus ist eine Risikobewertung der Informationssicherheit sinnvoll, um zu gewährleisten, dass die eingesetzten KI-Systeme nicht nur datenschutzrechtlich, sondern auch aus Sicht der Cybersecurity den erforderlichen Standards entsprechen.

KI-Systeme bieten bei sorgfältiger Prüfung und verantwortungsvollem Einsatz zahlreiche Chancen für die öffentliche Verwaltung. Als leistungsfähige Werkzeuge können sie Prozesse optimieren, Dienstleistungen verbessern und Innovationen vorantreiben. Die Voraussetzung dafür ist, dass der Datenschutz und die Informationssicherheit von Anfang an in die Entwicklung und den Einsatz dieser Systeme integriert werden. Öffentliche Verwaltungen können das Potenzial von KI-Technologien voll ausschöpfen, wenn sie die rechtlichen Anforderungen einhalten, umfassende Prüfungen durchführen und die Systeme kontinuierlich überwachen. Auf diese Weise lassen sich die Vorteile der KI nutzen, ohne die Privatsphäre der Bürger zu gefährden, und gleichzeitig kann die öffentliche Verwaltung zukunftsfähig und effizient gestaltet werden.

Steffen Schieberle arbeitet im Bereich Security Strategie und Management bei SPIKE REPLY.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Künstliche Intelligenz
zwei Männer vor aufgeklapptem Laptop_Avatar_märkischer_Kreis

Märkischer Kreis: Website mit Avatar

[04.12.2025] Bürgerinnen und Bürger im Märkischen Kreis steht jetzt ein Avatar auf der Website zur Verfügung. Er ist für Erstanfragen, die Orientierung und schnelle Informationssuche geeignet. Umgesetzt wurde er mit SIT und Humanizing Technologies. mehr...

Screenshot von Wiesbaden.de mit dem Dialogfeld von Chatbot Lilli.

Wiesbaden: Chatbot Lilli geht ans Werk

[03.12.2025] Wiesbaden bietet den Bürgerinnen und Bürgern jetzt den Chatbot Lilli auf der städtischen Website an. Die digitale Assistentin beantwortet Fragen zu kommunalen Dienstleistungen, erklärt Abläufe und erleichtert den Zugang zu Informationen. Entstanden ist sie im Rahmen eines Nachwuchskräfteprojekts. mehr...

Frau am Schreibtisch mit Overlay aus Ordnericons und Dokumentenicons

d.velop/Otera: KI-gestützte Prozessautomatisierung

[02.12.2025] Der Dokumentenmanagement-Spezialist d.velop erweitert das Leistungsspektrum seiner Plattform um die Lösung Agentic IDP des Herstellers Otera. Dies ermöglicht eine KI-basierte, automatisierte Dokumentenverarbeitung – die ganz ohne Trainingsphase sofort einsatzbereit ist. mehr...

Fabian Schmitz im Gespräch mit der Digitalisierungsabteilung des Kreises Viersen.
bericht

Kreis Viersen: KI als Kulturaufgabe

[28.11.2025] Das Intranet der Kreisverwaltung Viersen wird zum intelligenten Wissensraum. Dazu trägt ein auf Künstlicher Intelligenz basierender Chatbot bei. Er ist das sichtbare Zeichen eines kulturellen Transformationsprozesses, der die gesamte Verwaltung durchdringen wird. mehr...

Ahaus: Vom Digitalpreis zum KI-Vorreiter

[26.11.2025] Die Stadt Ahaus treibt ihre Modernisierung weiter voran und verankert Künstliche Intelligenz nun dauerhaft in der Verwaltungsarbeit. Im Fokus stehen ein praktischer Einsatz, hohe Sicherheitsstandards und ein spürbarer Mehrwert für Beschäftigte wie auch für Bürgerinnen und Bürger. mehr...

Zwei Personen nehmen für URBAN.KI den Business Innovator Award entgegen

Gelsenkirchen: Doppelte Auszeichnung für URBAN.KI

[25.11.2025] Zweifache Auszeichnung für URBAN.KI: In Berlin erhielt das Projekt den Titel „Innovator des Jahres 2025“ der Plattform Die Deutsche Wirtschaft (DDW), in Frankfurt am Main wurde der „Business Innovator Award 2025“ des diind – Deutsches Innovationsinstitut entgegen genommen. mehr...

Drei Personen stehen nebeneinander im Freien neben einem Gebäude, im Hintergrund sind vom Herbst gezeichnete Sträucher zu sehen.

Kreis Lüchow-Dannenberg: KI-Plattform für Behörden

[24.11.2025] Der Kreis Lüchow-Dannenberg hat gemeinsam mit dem Start-up straiqr.ai die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Plattform intellex entwickelt. Sie ist speziell auf die Bedürfnisse öffentlicher Verwaltungen zugeschnitten und kann datenschutzkonform Fragen beantworten, Texte in leichte Sprache übersetzen oder Grafiken aus Daten erstellen. mehr...

Eine Person hält ein Smartphone in der Hand, auf dem der Chatbot des Gesundheitsamts der StädteRegion Aachen zu sehen ist. Im Hintergrund steht ein Laptop auf dem ebenfalls der Chatbot angezeigt wird.

StädteRegion Aachen: Chatbot unterstützt Gesundheitsamt

[13.11.2025] Ein Chatbot beantwortet jetzt rund um die Uhr die am häufigsten gestellten Bürgerfragen an das Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen. Er kommuniziert in neun Sprachen und soll beständig an die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger angepasst werden. mehr...

Nahaufnahme männlicher Hände, die auf einer Laptop-Tastatur tippen.

Conet: Souveräne KI-Assistenten für Behörden

[10.11.2025] Mit der neuen Plattform sovira.ai des Herstellers Conet können öffentliche Verwaltung und Unternehmen souveräne und sichere KI-Assistenzsysteme erstellen. Diese lassen sich im eigenen Rechenzentrum, in der Public Cloud oder in der BSI-zertifizierten Conet Cloud hosten. mehr...

Stade: Käpt’n Knut kommt an Bord

[06.11.2025] Als Käpt’n Knut wird der KI-Chatbot der Hansestadt Stade erscheinen. Darauf haben sich Bevölkerung und Verwaltung verständigt. Derzeit finden noch Tests und Konfigurationen der Technik statt. Ende des Jahres soll der digitale Assistent an Bord gehen. mehr...

Ein Mann hantiert mit einem Bildschirm, auf dem ein weiblicher Avatar zu sehen ist.

Gersthofen: Zwei neue virtuelle Mitarbeitende

[04.11.2025] In Gersthofen haben zwei neue virtuelle Mitarbeitende ihre Arbeit aufgenommen. Chatbot Gersti begleitet Interessierte auf der Website und in der GersthofenApp. Der lebensgroße Avatar CAIA (Conversational AI) beantwortet wiederum die Fragen der Besucherinnen und Besucher im Hallenbad. mehr...

Eine Stadtbahn der Kölner Verkehrsbetriebe fährt am Stadtzentrum mit dem Kölner Dom vorbei.

Köln: Neue Stimme für Verkehrsbetriebe

[03.11.2025] Die Kölner Verkehrsbetriebe wollen ihre Fahrgäste in Echtzeit rund um die Mobilität in der Stadt informieren. In diesem Rahmen sollen auch alle akustischen Durchsagen einheitlich versorgt und schriftlich verfasste Texte in Sprache umgewandelt werden. Die entsprechende Text-to-Speech-Lösung liefert Aristech. mehr...

Gruppenfoto mit vier Männern vor eGo-Saar-Aufsteller

eGo-Saar: KI-Chatbot für Kommunen im Saarland

[03.11.2025] Der Zweckverband eGo-Saar hat mit zwei Kommunen erfolgreich einen KI-gestützten Bürgerchatbot eingeführt. Das System steht nun allen saarländischen Kommunen zur Nachnutzung offen. Parallel entwickelt eGo-Saar KI-Lösungen für Straßenmanagement und Verwaltung. mehr...

Zu sehen sind 3 Personen die im Großen Sitzungsaal sitzen und einen Laptop präsentieren.

Heidelberg: KI protokolliert Sitzungen

[23.10.2025] Sitzungen nachzubereiten kann Verwaltungen viele Stunden an Arbeitszeit kosten. Anders in Heidelberg: Die Stadt nutzt eine KI-basierte Software zur automatischen Protokollierung. Die sechsmonatige Testphase wurde jetzt erfolgreich abgeschlossen. mehr...

Verwaltungen müssen beim Einsatz von KI auch Fragen des Datenschutzes und der Informationsfreiheit beachten.

Datenschutzkonferenz: Orientierungshilfe zum KI-Einsatz

[22.10.2025] KI-Systeme mit Retrieval Augmented Generation erhöhen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit generativer Sprachmodelle. Auch Behörden können davon profitieren. Die Datenschutzkonferenz hat nun eine Orientierungshilfe zum rechtskonformen Einsatz veröffentlicht. mehr...