[12.4.2019] Eine gemeinsame Version der App Integreat, die nach Deutschland zugewanderte Personen in ihrer Landessprache informiert, haben Stadt und Landkreis Bayreuth entwickelt und können so Synergien nutzen.
Die Open-Source-basierte App Integreat, die als mobiler Alltagsguide nach Deutschland zugewanderten Personen in ihrer Sprache Informationen und Angebote von Kommunen zugänglich macht, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Lösung, die ganze Regionen nutzen. Jüngstes Beispiel sind Stadt und Kreis Bayreuth im Norden Bayerns: Beide Gebietskörperschaften haben sich nie die Frage gestellt, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll ist – die einzige Frage war, wie sich Integreat als gemeinsame Lösung am schnellsten umsetzen lässt.
Überschneidungen nutzen
„In der Regel dauert es etwa ein Jahr, bis ein Landkreis seine maßgeschneiderte Integreat-Lösung entwickelt“, sagt Daniel Kehne, Geschäftsführer der gemeinnützigen Firma Tür an Tür, welche die App gemeinsam mit der TU München entwickelt hat. „Nicht so in der Region Bayreuth: Hier hat es ab der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen Stadt und Kreis nicht einmal ein halbes Jahr gedauert.“ Möglich war das, weil hinter den Kulissen schon vorher eifrig gearbeitet wurde. „Wir haben auf der operativen Ebene von Anfang an gesagt, dass wir die App für Stadt und Landkreis gemeinsam machen wollen“, sagt Christina Fröba, Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte im Kreis Bayreuth. „Inhaltlich und bei den Akteuren gibt es ohnehin täglich Überschneidungen – das haben auch die politisch Verantwortlichen so gesehen, und so waren sich alle schnell einig.“
Nachdem beide Seiten den Beschluss zur gemeinsamen Entwicklung der App gefasst hatten, dauerte es aufgrund zahlreicher notwendiger Absprachen von Ende 2017 bis Mai 2018, bis der Kooperationsvertrag unterzeichnet war. „Kostenübernahme, Laufzeit, Verantwortlichkeiten, Koordination der Aufgaben – Fragen wie diese mussten natürlich geklärt werden“, so Fröba. Mit gutem Ergebnis: Heute laufen alle Kosten über ein gemeinsames Konto. „Wir hätten ja sonst jede Rechnung halbieren müssen.“
Unkonventionelle Herangehensweise
Das erleichtert auch Daniel Kehne die Arbeit. „Was in der Region Bayreuth ganz selbstverständlich funktioniert, setzt sich immer mehr durch, weil alle die Synergien sehen“, sagt er. „Diese unkonventionelle Herangehensweise geht sogar so weit, dass eine Wohnraumbörse für Bayreuth nicht eigens entwickelt wurde, sondern gleich über Integreat läuft.“ „Warum sollen wir eigens Webspace kaufen und in der Verwaltung für die Wohnraumbörse zusätzliche Kosten entstehen lassen, wenn es auch über die App laufen kann?“, erläutert Florian Sammet, Integrationslotse mit Schwerpunkt Wohnen bei der Stadt Bayreuth. „Es ist wie in anderen Bereichen auch: Hier gibt es so viele Überschneidungen, dass nur eine gemeinsame Lösung sinnvoll war.“
Arbeitsagentur und Sprachkursträger sitzen alle in Bayreuth. „Mit Integreat haben sie jetzt ein gemeinsames Angebot“, meint Bildungskoordinatorin Christina Fröba. „Selbst viele Bayreuther kennen den Unterschied zwischen Stadt und Landkreis nicht, wie soll ich ihn dann erst jemandem aus Damaskus erklären?“ Sie rät interessierten Partnern, am besten von Anfang an zusammenzuarbeiten, wenn möglich auch gleich mit allen Akteuren der Integrationsarbeit.
Martin Schwarzott ist freier Autor in Ingolstadt.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe April 2019 von Kommune21 im Schwerpunkt Datenschutz erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)
Stichwörter:
Social Media,
Intergraph,
Apps,
Bayreuth,
Integreat
Bildquelle: Stadt Bayreuth/Kerstin Dettlaff-Mayer