REPORT:
Schornsteinfeger in Nürnberg


[1.2.2010] Wer in Nürnberg ein Gewerbe anmelden will, kann dies ab sofort auch via Internet tun. Mit ihrem EAP-Portal setzt die fränkische Metropole bereits Stufe 1+ der EU-Dienstleistungsrichtlinie um. Kommune21 hat die elektronische Workflow-Plattform der Stadt live getestet.

Elektronische Gewerbeanmeldung bei der Stadt Nürnberg im Kommune21-Praxistest. In Nürnberg kann ein Gewerbe seit Kurzem auch auf elektronischem Wege angemeldet werden (wir berichteten). Bei der Realisierung der Workflow-Plattform hat die fränkische Stadt mit der Datenzentrale Baden-Württemberg zusammengearbeitet. Auch die Software kommt aus dem Ländle, von der Firma cit. Allein das ein Grund für unsere Redaktion, die Nürnberger Plattform zu erproben. Die Aufgabe nehme ich zwar gerne an, stoße aber bereits bei der Registrierung auf die erste Hürde. Das fängt ja gut an, denke ich, nachdem auf die Eingabe meiner Daten eine Fehlermeldung folgt. Der Grund liegt allerdings nicht bei der Stadt Nürnberg. Die elektronische Workflow-Plattform ist bislang nur für die Webbrowser Internet Explorer und Firefox freigegeben, nicht aber für Safari. Zugegebenermaßen ist der Browser von Apple in Verwaltung und Wirtschaft auch (noch) nicht so verbreitet wie in der Medienwelt.
Nach meinem Umstieg auf Firefox erhalte ich aber innerhalb kürzester Zeit die Rückmeldung über die erfolgreiche Registrierung. Ausgestattet mit E-Mail-Adresse und selbstgewähltem Passwort kann ich mich nun anmelden und lande in einem geschützten personalisierten Bereich der Plattform. Ein grüner Infokasten weist mich darauf hin, dass ich nun elektronische Anträge an die Verwaltung stellen kann. Dabei kann ich entweder ein „Neues Vorhaben“ starten oder in den Ordnern „Laufende Vorgänge“ und „Abgeschlossene Vorgänge“ den aktuellen Verfahrensstand abrufen. Letzteres entspricht einer Dokumenten-Ablage auf dem PC, ist aber kein Dokumenten-Safe, wie er etwa auf dem baden-württembergischen Landesportal service-bw zur Verfügung steht.

Ausfüllen mit Assistent

Bevor sich Dokumente in den abgeschlossenen Vorgängen befinden können, muss erst einmal ein Antrag gestellt werden. Deshalb klicke ich auf „Neues Vorhaben“. Eine neue Seite öffnet sich und der Ausfüllassistent fragt mich, ob ich ein Gewerbe an-, um- oder abmelden will, eine Gewerberegisterauskunft einholen möchte oder ob mein Anliegen in der Liste nicht erscheint. Die Gewerberegisterauskunft wurde laut Silke Abel, Projektleiterin für die IT-Umsetzung der EU-DLR, in das Portal aufgenommen, weil die Stadt Nürnberg hier hohe Fallzahlen bei inländischen Unternehmen verzeichnet. Und die fränkische Metropole will – entgegen den Vorgaben des bayerischen EAP-Gesetzes – explizit auch Inländer bedienen. Ich entscheide mich für eine Gewerbeanmeldung und klicke auf „weiter“. Auf einer neuen Seite werde ich gefragt, ob es sich um eine Neugründung, die Gründung einer Niederlassung oder die Übernahme eines bestehenden Unternehmens handelt. Danach ist anzugeben, um welche Tätigkeit es geht. Aus der Liste mit 152 Tätigkeiten wähle ich Schornsteinfeger aus und werde anschließend nach Rechtsform und Mitarbeitern gefragt und ob das Unternehmen als Nebenerwerb betrieben werden soll.
Auf einer neuen Seite müssen anschließend die persönlichen Daten eingetragen werden. In einer späteren Ausbaustufe soll es möglich sein, dass die Stammdaten, die auf der Startseite über „Profil bearbeiten“ eingegeben werden können, automatisch in alle relevanten Formulare übernommen werden. Die Frage nach dem Ort meiner Niederlassung irritiert mich. Silke Abel klärt mich auf: „Bislang kann natürlich nur Nürnberg ausgewählt werden. Wir haben das Feld aber schon angelegt, da wir einen Mandanten auch für andere Kommunen in der Metropolregion oder in Bayern anbieten möchten.“ Nachdem erneut die Rechtsform abgefragt wurde und optional das Geschäftszeichen des Antrags eingetragen werden konnte, kann man wählen, ob der EAP in Anspruch genommen oder direkt die zuständige Stelle kontaktiert werden soll. Ich entscheide mich für den EAP und bekomme eine Checkliste der benötigten Unterlagen angezeigt. Im Falle des Schornsteinfegers sind es ein Nachweis über die Eintragung bei der Handwerkskammer und ein Identitätsnachweis, die beide auf die Plattform hochgeladen werden können. Der Antrag auf Gewerbeanmeldung, der sich als PDF-Dokument öffnet, kann am PC ausgefüllt und elektronisch eingereicht werden. Zumindest theoretisch. Denn bei mir schwächelt Firefox und das PDF-Dokument kann ich erst elektronisch einreichen, nachdem ich auf den Internet Explorer umgestiegen bin. Auch die Versandaufforderung für die Gewerbeanmeldung öffnet sich als PDF-Formular, über das ich bestätigen muss, dass ein Papierdokument mit Unterschrift nachgereicht wird. Laut Silke Abel vom städtischen E-Government-Büro soll dieser Medienbruch mit Einführung der elektronischen Signatur bis spätestens Anfang 2011 entfallen. Und auch das PDF-Formular „Zahlungsaufforderung Bearbeitungsgebühr“, das die Bankverbindung für die Überweisung enthält, soll entfallen. Bis Mitte 2010 ist geplant, für Inländer das elektronische Lastschriftverfahren und für Ausländer die Zahlung mit Kreditkarte samt direkter Verbuchung in SAP anzubieten.

Alles im grünen Bereich

Wenn alle Unterlagen ausgefüllt und hochgeladen sind, was jeweils durch einen grünen Haken symbolisiert wird, kann durch Klicken des Buttons „Jetzt einreichen“ das Prozedere bei der Stadt angestoßen werden. Der EAP Nürnberg ist für die grobe Prüfung der Unterlagen zuständig. Sind diese fehlerhaft oder unvollständig, erhält der Antragsteller eine E-Mail. Aus Sicherheitsgründen wird darin in Form eines standardisierten Textes lediglich darauf hingewiesen, dass die Unterlagen unvollständig sind. Genaueres erfährt der Antragsteller nach dem Login auf der Workflow-Plattform. Statt des grünen Hakens wird in der Checkliste nun ein Retour-Pfeil samt der Rückfrage des EAP angezeigt. Der Einheitliche Ansprechpartner hat darüber hinaus die Möglichkeit, über ein fallbezogenes Postfach auf der Plattform mit dem Antragsteller Kontakt aufzunehmen. Nach Prüfung durch den EAP wird die Gewerbeanzeige zur weiteren Bearbeitung an das Ordnungsamt Nürnberg geleitet. Hier entsteht nach Angaben von EU-DLR-Projektleiterin Silke Abel ein weiterer Medienbruch, da die zuständigen Stellen nicht direkt auf der Workflow-Plattform arbeiten. Nach den von der Stadt Nürnberg für die Bearbeitung einer Gewerbeanmeldung veranschlagten drei Tagen erhält der Antragsteller dann hoffentlich eine E-Mail, die ihn darauf hinweist, dass die Ergebnisse auf der Workflow-Plattform bereitstehen. Viele grüne Häkchen und die Statusanzeigen „freigegeben“ vom EAP und „erledigt“ vom Ordnungsamt Nürnberg weisen darauf hin, dass die elektronische Gewerbeanmeldung erfolgreich war.
Übrigens: Wer das Prozedere ohne Registrierung durchspielen möchte, kann dies mit dem Was-wäre-wenn?-Leitfaden tun, der über das EAP-Portal der Stadt Nürnberg abrufbar ist. Dabei werden alle eben beschriebenen Schritte durchlaufen, lediglich die Eingabe der persönlichen Daten entfällt. Am Ende kann eine PDF-Datei heruntergeladen werden, die alle wichtigen Informationen, Kontaktdaten sowie benötigte Unterlagen auflistet.
Etwa ein Jahr werde es dauern, meint Silke Abel, bis die Nutzerzahlen steigen. Bis dahin ist dann vielleicht auch eine fehlerfreie Nutzung mit allen Browsern möglich, sind die Medienbrüche weitgehend verschwunden und die Kinderkrankheiten kuriert. Der geringe Zeitaufwand nämlich und die bequeme Erledigung via gesicherter Internet-Verbindung sind durchaus überzeugend. (rt)

http://www.eap.nuernberg.de

Stichwörter: CMS, Einheitlicher Ansprechpartner (EAP), Portale, Silke Abel, Gewerbeanmeldung



Druckversion    PDF     Link mailen


 Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich CMS | Portale
Troisdorf: Guter Start für die smarT:app
[9.9.2024] Mit der smarT:app stellt Troisdorf den Bürgerinnen und Bürgern einen digitalen Alltagsbegleiter zur Verfügung. Vom Mängelmelder über das Beteiligungsportal bis hin zum KI-Chatbot, Abfallkalender oder der integrierten Mobilitätskarte sind viele Funktionen integriert, weshalb sie bei den Bürgern gut ankommt. mehr...
Als digitaler Alltagsbegleiter zeigt die smarT:app der Stadt Troisdorf unter anderem alle Mobilitätsangebote auf einen Blick an.
Wiesbaden: Neue Kita-App eingeführt
[4.9.2024] In der Stadt Wiesbaden soll mit der neuen Kita-App KidsFox die Kommunikation zwischen Eltern und Erziehern effizienter und barrierefreier gestaltet werden. Die App ermöglicht nicht nur die Verwaltung von Terminen und Ankündigungen, sondern auch eine automatische Übersetzung in 27 Sprachen. mehr...
Die Stadt Wiesbaden hat jetzt die Kita-App KidsFox eingeführt.
EinbeckGO: App für die Stadt und alle Ortschaften
[4.9.2024] Eine neue offizielle Stadt-App bietet jetzt Einbeck an. EinbeckGO gewährt nicht nur Zutritt zum digitalen Rathaus. Als zentrale Kommunikationsplattform informiert die App auch über Veranstaltungstermine und lokale Nachrichten und soll die Stadt und die umliegenden Ortschaften näher zusammenbringen. mehr...
Die neue offizielle Stadt-App soll Einbeck und die umliegenden Ortschaften näher zusammenbringen.
Kollig: Orts-App verbindet Bericht
[30.8.2024] Als zentrale Kommunikationsplattform verbindet die Orts-App in Kollig Gemeinde, Bürger, Vereine und ehrenamtlich Engagierte. Mit ihr können sich auch jene Bürgerinnen und Bürger identifizieren, die Social Media fernbleiben. Entsprechend groß ist die Reichweite der App vor Ort. mehr...
Über die Orts-App bleiben Gemeinde, Bürger, Vereine und Unternehmen in Kollig verbunden und auf dem Laufenden.
Kreis Unna: Portal zur Berufsorientierung
[30.8.2024] Mit UNITED.nrw ist im Kreis Unna zu Beginn des neuen Schuljahres ein neues Portal zur Berufsorientierung freigeschaltet worden. Das Portal bündelt nach Angaben der Kreisverwaltung Infos, die zuvor an vielen verschiedenen Stellen zu finden waren.  mehr...
Neues Portal UNITED.nrw des Kreises Unna bündelt Themen und Angebote rund um die Berufsorientierung.
Weitere FirmennewsAnzeige

SAP S/4HANA: Klare Sicht im Rechnungswesen
[10.9.2024] Die Bremer Stadtreinigung AöR arbeitet seit Anfang 2022 auf einem SAP S/4HANA-System und realisierte im Anschluss an dieses Migrations- projekt den Umstieg auf die elektronische Rechnungseingangsverarbeitung mit der xSuite. mehr...

SCCON vernetzt Politik, Verwaltung und Digitalwirtschaft: Drei Tage Fokus auf die Digitalisierung des öffentlichen Sektors auf der Smart Country Convention Berlin
[1.9.2024] Bürokratiebändiger, Digitalisierungsfans und Smart City Enthusiasten – sie alle kommen vom 15. – 17. Oktober 2024 auf der Smart Country Convention in Berlin zusammen. Ob Leitlinien für den Einsatz von KI in der Verwaltung, digitaler Zwilling in der Smart City oder personalisierte Verwaltung auf dem Smartphone – es gibt bereits heute zahlreiche innovative Lösungen für die Digitalisierung von Städten, Gemeinden und Behören. Spitzenvertreterinnen und -vertreter aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft, Pioniere der Digitalwirtschaft, Hidden Champions und lokale Branchenköpfe zeigen auf der Smart Country Convention 2024, wie wir die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam bewältigen können. mehr...

Dokumentenmanagement: Zukunftsweisende Rechnungsbearbeitung mit SAP
[21.8.2024] Rechnungen treffen in Unternehmen in allen Formaten und auf unterschiedlichen Wegen ein: im Papierformat, per E-Mail als PDF oder bereits als E-Rechnung im XML-Format. Letzteres Format ist im Public Sector schon gesetzt, im B2B wird es nun zum 1.1.2025 verpflichtend. Für die Rechnungsverarbeitung in SAP gibt es bereits erprobte Lösungen am Markt. Wichtig ist, dass diese auch mit der neuen Produktgeneration S/4HANA in ihren verschiedenen Ausprägungen funktionieren. mehr...
Suchen...

 Anzeige

Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich CMS | Portale:
TSA Public Service GmbH
06108 Halle (Saale)
TSA Public Service GmbH
ITEBO GmbH
49074 Osnabrück
ITEBO GmbH
KID Magdeburg GmbH
39104 Magdeburg
KID Magdeburg GmbH
brain-SCC GmbH
06217 Merseburg
brain-SCC GmbH
Aktuelle Meldungen