Nationaler Normenkontrollrat:
Jahresbericht 2018


[15.10.2018] Mit weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und besseren Gesetzen könnte Deutschland seine Rechtsetzung optimieren. Zu diesem Schluss kommt der Nationale Normenkontrollrat in seinem neuen Jahresbericht.

Übergabe des Jahresberichts 2018 des Nationalen Normenkontrollrats an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Deutschland: weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung, bessere Gesetze – unter dieser Überschrift steht der Jahresbericht 2018 des Nationalen Normenkontrollrats (NKR). Am Donnerstag (11. Oktober 2018) hat ihn der NKR an Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht. Das Expertengremium zieht darin eine Bilanz der Bürokratie- und Kostenbelastungen neuer Regelungen der vergangenen zwölf Monate und zeigt Wege auf, wie Rechtsetzungsprozesse effektiver gestaltet sowie Defizite bei der Digitalisierung behoben werden können.
Der NKR fordert in dem neuen Gutachten weiterhin mehr Anstrengungen bei der Digitalisierung der Verwaltung. „Wir sind Weltmeister, wenn es darum geht, Kosten messbar zu machen“, sagte der NKR-Vorsitzende Johannes Ludewig. Für eine bessere Rechtsetzung sei die Transparenz bei den Folgekosten jedoch nicht alles. So gebe es bei Fragen der Nutzerfreundlichkeit von Gesetzen sowie bei der Digitalisierung der Verwaltung noch viel zu tun. „Aber es gibt gute Ansatzpunkte, damit Deutschland bei der besseren Rechtsetzung zum Champion wird: mit weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und besseren Gesetzen. Wir müssen es einfach machen“, sagt Ludewig. Seit Jahren liegt Deutschland bei der Digitalisierung der Verwaltung im hinteren Mittelfeld, kritisiert der NKR. Fragen etwa zur Nutzerfreundlichkeit von Gesetzen, zur flächendeckenden Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes oder ob tatsächlich alle Schriftformerfordernisse gebraucht werden, müssten deshalb nicht nur diskutiert, sondern auch entschieden und umgesetzt werden. Das könne nur gelingen, wenn Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung auf allen staatlichen Ebenen zur Chefsache werden sowie zu einem Tagesordnungspunkt bei jeder Konferenz von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten.

Gemeinsam Boden gut machen

„Wir brauchen einen Digitalpakt von Bund, Ländern und Kommunen, der alle mitnimmt und überall mit ausreichend Budget und Personal unterlegt ist“, sagte Ludewig. „Nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung können wir Boden gutmachen.“ In der erweiterten Spitzengruppe steht Deutschland wiederum bei der so genannten One-in-one-out-Regel, berichtet der Normenkontrollrat. Demnach wurden die Unternehmen bei den Folgekosten seit dem Jahr 2015 um 1,8 Milliarden Euro entlastet. Das Expertengremium weist allerdings auf die Unvollständigkeit dieser Bilanz hin, da zusätzliche 435 Millionen Euro an Kosten aus der Umsetzung von EU-Recht nicht enthalten sind. Diese Bilanzierungslücke müsse geschlossen werden. Zudem sollte bereits bei den Verhandlungen neuer europäischer Regelungen ernsthaft und konsequent auf Bürokratie geachtet werden. Dabei sei auch die Expertise von Unternehmen, Verbänden und Vollzugsbehörden einzubeziehen.
Für die Evaluation von Gesetzen schließlich fordert der NKR verbindliche und einheitliche Standards. Jede Evaluation müsse konkrete Handlungsempfehlungen enthalten. Zudem sollte zu Beginn eines Gesetzgebungsprozesses immer ein Eckpunktepapier stehen, das eine breite öffentliche Diskussion über Ziele, Handlungsalternativen und einen einfachen Vollzug möglich macht. „Da stehen wir noch ganz am Anfang“, sagte Ludewig.
Mit seinem aktuellen Gutachten erneuert der NKR Forderungen aus seinem Jahresbericht 2017 (wir berichteten). Aber auch im Jahresbericht 2016 (wir berichteten), 2015 (wir berichteten) und 2014 (wir berichteten) hat er den dringenden Handlungsbedarf im Bereich E-Government angemahnt. Bundeskanzlerin Angela Merkel jedenfalls kündigte bei der Übergabe des neuen Jahresberichts an, sich auf allen Ebenen weiter für die Digitalisierung einzusetzen: „Wir sehen ja – wenn wir in Deutschland etwas machen, dann machen wir das sehr gut. Aber wir müssen es auch machen.“ (ve)

Der NKR-Jahresbericht 2018 zum Download (PDF; 5,8 MB) (Deep Link)

Stichwörter: Politik, Nationaler Normenkontrollrat (NKR), Bürokratieabbau, Johannes Ludewig

Bildquelle: Bundesregierung

Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Politik
Bayern: Land unterstützt Digitalisierung der Kommunen
[16.7.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...
In Bayern soll nach dem Willen von Digitalminister Fabian Mehring der „Digitalisierungsturbo“ gezündet werden.
Interview: Wir brauchen eine Dachmarke Interview
[15.7.2024] Peter Adelskamp ist Chief Digital Officer (CDO) in Essen und dort zugleich Fachbereichsleiter Digitale Verwaltung. Im Gespräch mit Kommune21 berichtet er von seiner Arbeit in Essen und dem dortigen Stand der Digitalisierung. mehr...
Essen-CDO Peter Adelskamp
eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel
[8.7.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...
Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht.
Schleswig-Holstein: Kommunale Open-Data-Projekte gefördert
[5.7.2024] Wirtschaft und Forschung profitieren von offenen Daten, können zu mehr Transparenz beitragen und dadurch Bürgernähe schaffen. Das Land Schleswig-Holstein fördert ab sofort bis 2027 kommunale Projekte zur Anbindung an das landesweite Portal für offene Daten. mehr...
OZG 2.0: Neue DNA verankern Bericht
[4.7.2024] Um ein Erfolg zu werden, muss das OZG 2.0 die Ende-zu-Ende-Digitalisierung als neue DNA verinnerlichen. Mit der Einigung zwischen Bund und Ländern ist die Basis dafür geschaffen. mehr...
Das OZG 2.0 muss eine neue Genetik vorweisen.
Weitere FirmennewsAnzeige

E-Rechnung: Für den Ansturm rüsten
[31.5.2024] Die E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich kommt. Kommunen sollten jetzt ihre IT darauf ausrichten. Ein Sechs-Stufen-Plan, der als roter Faden Wege und technologische Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, kann dabei helfen. mehr...
Suchen...

 Anzeige

Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
LogoData ERFURT GmbH
99084 Erfurt
LogoData ERFURT GmbH
Axians Infoma GmbH
89081 Ulm
Axians Infoma GmbH
brain-SCC GmbH
06217 Merseburg
brain-SCC GmbH
Nagarro
51379 Leverkusen
Nagarro
Aktuelle Meldungen