Digitale Schulen:
Finanzspritze für Infrastruktur


[11.12.2019] Nach langem Ringen kommt der DigitalPakt Schule allmählich ins Rollen. 5,5 Milliarden Euro stehen bis 2024 zur Verfügung, um die digitale Infrastruktur der Schulen auf Vordermann zu bringen. Eine aktuelle Bestandsaufnahme.

Schulen für die digitale Zukunft fit machen. Nicht nur die Verwaltung trägt schwer an der digitalen Transformation, auch Schulen vermögen es kaum, sich zu erneuern. Viele Lehranstalten sind nicht nur baulich marode, sondern auch mit Blick auf die IT-Infrastruktur rückständig. Es fehlt an Geld. In europäischen Rankings geben deutsche Bildungsanstalten kein glänzendes Bild ab. Sie sind für die digitale Zukunft schlecht gerüstet. Mit einer Finanzspritze – immerhin fünf Milliarden Euro vom Bund plus 500 Millionen, welche die Länder aufbringen – sollen die Schulen nun im Rahmen des DigitalPakts Schule fit gemacht werden.
Da Bildung Ländersache ist, gab es bislang nur die Möglichkeit von Finanzhilfen des Bundes für finanzschwache Kommunen. Damit der Bund den Ländern überhaupt Gelder für die Bildungsinfrastruktur in allen Kommunen geben kann, musste das Grundgesetz geändert werden. Artikel 104c ermöglicht es dem Bund seit dem 17. Mai 2019, den Ländern Finanzhilfen für die kommunale Bildungsinfrastruktur zu gewähren. Zuvor hatte es ein Gerangel um Kompetenzabtretung und die Mitfinanzierung gegeben, welches die Länder schließlich für sich entscheiden konnten: Der Bund fördert die Infrastruktur, die Länder sorgen für die inhaltliche Entwicklung. Bildung bleibt also Ländersache.

Füllhorn für digitale Infrastruktur

5,5 Milliarden Euro für die digitale Infrastruktur an Schulen – das klingt nach einem Füllhorn. „Für jede der rund 40.000 Schulen in Deutschland werden rechnerisch rund 120.000 Euro zur Verfügung stehen“, verkündete Bildungsministerin Anja Karliczek im Juni. Damit entfallen auf jede Schülerin und jeden Schüler im Schnitt 500 Euro Fördergeld. Das reicht für ein Tablet oder ein Notebook. Bezahlt sind damit aber noch nicht die notwendige und teils noch zu errichtende Infrastruktur an Schulen: Whiteboards, breitbandiger Internet-Zugang samt WLAN, Server, Wartung und Administratoren, geschweige denn digitale Lernmittel und Unterrichtskonzepte, die es für viele Fächer noch gar nicht gibt.
Viele Bundesländer setzen deshalb auf Bring Your Own Device und wollen die vorhandenen Laptops, Tablets oder Smartphones der Schüler in die schulische Infrastruktur einbinden. Zudem gibt es eine klare Reihenfolge bei der Förderung: Die Schulen sollen erst ein pädagogisches Konzept entwickeln, anschließend müssen die Lehrer fortgebildet werden „und erst dann gibt es Geld für die Infrastruktur“, erklärte Anja Karliczek. Auf diese Weise will man sicherstellen, dass die Anschaffungen auch genutzt werden.

Kreis Zwickau erster geförderter Schulträger bundesweit

Inzwischen gehen die ersten Förderbescheide bei den Schulen ein. Als bundesweit erster Schulträger hat der sächsische Landkreis Zwickau 3,6 Millionen Euro aus dem Förderfonds erhalten. Damit sollen 16 allgemeinbildende und Berufsschulen mit Infrastruktur ausgerüstet werden. Insgesamt stehen dem Bundesland Sachsen 250 Millionen Euro aus dem DigitalPakt Schule zur Verfügung. In Berlin sind es 257 Millionen, die zwischen 2019 und 2024 verteilt werden. Anders als andere Bundesländer will Berlin allen Schulformen einen gleichhohen Sockelbetrag von 100.000 Euro für Investitionen in die Grund-IT-Infrastruktur geben. Pro Schüler sollen dann nochmal 330 Euro hinzukommen, sodass größere Schulen entsprechend mehr Geld erhalten. Baden-Württemberg stehen 650 Millionen Euro zur Verfügung, und Nordrhein-Westfalen erhält für seine 5.700 Schulen insgesamt knapp über eine Milliarde Euro.

Zu länderübergreifenden Projekten ermuntert

In Mecklenburg-Vorpommern haben sich das Land, Landkreise und kreisfreie Städte, der Landkreistag, der Städte- und Gemeindetag und der Zweckverband elektronische Verwaltung (eGo-MV) auf eine übergreifende Zusammenarbeit verständigt. Die Bundesländer Bremen und Niedersachsen wollen im Bereich der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften kooperieren; der DigitalPakt ermuntert ausdrücklich zu länderübergreifenden Projekten. Geplant ist dort eine gemeinsame Plattform für die Online-Qualifizierung von Lehrkräften. Auch bei der Überarbeitung von Bildungsplänen wird an eine Zusammenarbeit gedacht. Hamburg hat bereits im September die Plattform digital.learning.lab gestartet, auf der sich Lehrkräfte über die Gestaltung des digitalen Unterrichts austauschen können.

Unterstützungsleistungen der Länder

Wie die Bundesländer bei der Erstellung eines pädagogischen Konzepts vorgehen, digitale Lerninhalte organisieren und in den Unterricht integrieren, bleibt jedem Land überlassen. Berlin baut derzeit eine Beratungs- und Unterstützungsstelle für Schulträger und Schulen. Die eingereichten IT-Entwicklungs- und Medienkonzepte werden fachlich geprüft, jede Schule erhält einen pädagogischen IT-Betreuer, für die technische Wartung sind 150 Administratoren vorgesehen. In Schleswig-Holstein können Schulen mittels eines Standardformulars eine Bestandsaufnahme vornehmen und werden im weiteren Beantragungsprozess vom Bildungsministerium und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen unterstützt.
Schulen und Schulträger können die Fördergelder bei den Bundesländern beantragen. Dort sind unterschiedliche Stellen für die Vergabe und Bereitstellung der Mittel verantwortlich. In Baden-Württemberg ist beispielsweise die landeseigene L-Bank zuständig. Dort erhalten Schulträger und Schulen Informationen über die Richtlinien und zuwendungsfähigen Maßnahmen und können eine Liste mit den Budgets pro Schulträger einsehen. In Bremen nimmt die Senatorin für Kinder und Bildung Förderanträge entgegen, in Bayern das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, in Sachsen ist es die Aufbaubank. Nordrhein-Westfalen hat eine Online-Plattform mit allen Informationen rund um die Fördermittelvergabe eingerichtet. Bundesländer wie Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, das Saarland und Sachsen-Anhalt befinden sich noch im Abstimmungsprozess.

Helmut Merschmann

https://www.digitalpaktschule.de
Dieser Beitrag ist der Ausgabe Dezember 2019 von Kommune21 im Schwerpunkt Digitale Schulen erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)

Stichwörter: Schul-IT, DigitalPakt Schule

Bildquelle: davidfuentesphoto.com/stock.adobe.com

Druckversion    PDF     Link mailen


 Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Schul-IT
eco-Umfrage: Skepsis gegenüber KI an Schulen
[13.8.2024] Künstliche Intelligenz hält Einzug in deutschen Schulen: Zwölf Bundesländer bieten nach den Ferien KI-Lösungen an. Eine Umfrage des eco zeigt allerdings, dass gut 60 Prozent einen KI-Einsatz als Unterstützung für Schülerinnen und Schüler negativ bewerten. mehr...
Ki hält in den Schulen von zwölf Bundesländern Einzug. Eine Umfrage des eco zeigt indes große Skepsis in der Bevölkerung.
ITK Rheinland: Digitalisierung von Schulen
[12.8.2024] Die ITK Rheinland hat jetzt alle Schulen in Neuss und Meerbusch mit iPads ausgestattet. Die neuen Lernmittel und stabilere Internetverbindungen haben einen positiven Effekt auf den Unterricht. mehr...
Deutscher Städtetag: Schnell Klarheit für den Digitalpakt 2.0
[1.8.2024] Viele Schulen warten dringend auf eine Fortsetzung des Digitalpakts, der im Mai auslief. Ob dafür im nächsten Bundeshaushalt Geld eingeplant ist, bleibt unklar. Der Deutsche Städtetag fordert das Bundesbildungsministerium auf, schnellstmöglich Klarheit zu schaffen. Blieben die Mittel aus, drohe Schulen ein Rückfall in die digitale Steinzeit. mehr...
Von Schulen angeschaffte IT-Geräte müssen gewartet und mitunter ersetzt werden – auch dafür wird der Digitalpakt 2.0 dringend gebraucht.
Karlsruhe: Zukunftsfähiger IT-Support an Schulen
[23.7.2024] Die Stadt Karlsruhe will eine zukunftsfähige Strategie für den IT-Support an ihren Schulen finden. Ein IT-Beratungsunternehmen wurde beauftragt, um festzustellen, ob sich langfristig das Outsourcing an eine externe Firma oder eher eine stadtinterne Lösung eignet. Der Schulbeirat entschied sich nun für letzteres. mehr...
Brandenburg: Mobilgeräte für alle Lehrkräfte
[15.7.2024] Im Land Brandenburg wird Schule noch digitaler: Alle Lehrkräfte sollen mit mobilen Endgeräten ausgestattet werden. Dazu wendet das Land verbleibende Mittel aus dem DigitalPakt, aber auch Landesmittel auf. Finanziert wird nicht nur die Beschaffung, sondern im Bedarfsfall auch die datenschutzkonforme Administration der Geräte. mehr...
Alle Lehrkräfte im Landesdienst Brandenburgs sollen mobile Endgeräte erhalten.
Weitere FirmennewsAnzeige

12. Kölner Vergabetage: Aktuelle Trends, Best Practices und vergaberechtliche Entwicklungen im Fokus
[12.8.2024] Die Kölner Vergabetage sind das jährliche Highlight für alle, die sich mit den neuesten Entwicklungen, Trends und (EU-)Gesetzgebungen im Vergaberecht und deren praktischen Auswirkungen befassen. Unter dem Motto „Tagen. Treffen. Testen.“ bildet die Jahres-Veranstaltung eine Plattform für Wissenstransfer, direkten Austausch und praxisorientierte Einblicke. mehr...

E-Rechnung: Für den Ansturm rüsten
[31.5.2024] Die E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich kommt. Kommunen sollten jetzt ihre IT darauf ausrichten. Ein Sechs-Stufen-Plan, der als roter Faden Wege und technologische Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, kann dabei helfen. mehr...
Suchen...

 Anzeige

Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich Schul-IT:
H+H Software GmbH
37073 Göttingen
H+H Software GmbH
ekom21 – KGRZ Hessen
35398 Gießen
ekom21 – KGRZ Hessen
co.Tec GmbH
83026 Rosenheim
co.Tec GmbH
regio iT GmbH
52070 Aachen
regio iT GmbH
KRAFT Network-Engineering GmbH
45478 Mülheim-Ruhr
KRAFT Network-Engineering GmbH
Aktuelle Meldungen