Cyber-Sicherheit:
Virtuell und sicher surfen


[20.3.2023] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt Behörden und Unternehmen zum Schutz vor Hackern erstmals einen Browser mit so genannten virtualisierten Instanzen. Clemens A. Schulz vom IT-Sicherheitsunternehmen Rohde & Schwarz Cybersecurity erklärt, wie ein solcher Browser funktioniert.

Dank vollvirtualisiertem Browser sicher surfen. Herr Schulz, wie schätzen Sie die Bedrohungslage bei der Internet-Nutzung in Behörden und Unternehmen derzeit ein?

Als sehr hoch. Ransomware ist längst zum Massengeschäft krimineller Banden geworden. Jeden Tag fluten Zigtausende von Phishing-E-Mails die Postfächer von Mitarbeitenden. Sie sind optisch kaum mehr von echten E-Mails zu unterscheiden. Ein Klick auf den mitgesandten Link oder Anhang und die Malware hat freie Bahn zum gesamten Netzwerk. Bei vielen Angriffsmethoden muss der Nutzer nicht einmal mehr aktiv etwas anklicken, um sich mit einem Schad-Code zu infizieren.

Um Zugriff auf einen Rechner zu gelangen, genügt es Hackern also schon, wenn der Mitarbeitende nur im Internet surft?

Genau. Die Schad-Software wird bereits beim einfachen Laden der Web-Seite ausgeführt, ohne, dass der Nutzer Links anklicken oder Dateien öffnen muss. Aktive Inhalte wie JavaScript, Java oder Flash machen es möglich. Diese Programmierschnittstellen erlauben Hackern ohne Zutun des Nutzers den Zugriff auf den PC und die Kontrolle über dessen Anwenderumgebung. Traditionelle Sicherheitsmechanismen wie Antiviren-Software sind hier unwirksam. Neue Bedrohungen erfordern moderne, progressive Lösungen. Sehr wirksam ist eine Virtualisierung des Browsers. 

Eine speziell abgesicherte, isolierte Browser-Umgebung mit virtualisierten Instanzen empfiehlt jetzt erstmals auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für Behörden und Unternehmen mit besonderem Schutzbedarf. Was genau bedeutet das?

Eine Virtualisierung ist vergleichbar mit einer digitalen Quarantäne, in der die Malware eingeschlossen wird. Der Browser wird um eine virtuelle Surf-Umgebung ergänzt. Alle potenziell gefährlichen Aktivitäten werden in diesem geschlossenen virtuellen Browser isoliert, bevor sie überhaupt zur Ausführung kommen. Damit werden Attacken auf sensible Daten aus dem Internet erfolgreich abgewehrt, ohne dass der User in seiner Internet-Nutzung gehindert oder eingeschränkt wird. Zusätzlich wird auf der Netzwerkebene der Zugang zum Internet vom internen Unternehmens- oder Behördennetzwerk (Intranet) getrennt. Dieser Mechanismus schützt vor Angriffen via E-Mail-Anhängen, die Schad-Code erst im zweiten Schritt aus dem Internet laden, wie das bei der hochgefährlichen Schad-Software Emotet zum Beispiel der Fall ist, und macht gleichzeitig einen Datendiebstahl unmöglich. Zudem beseitigt jeder Browser-Start potenziellen Schad-Code und versetzt den Browser in seinen Ausgangszustand – was übrigens auch explizit vom BSI empfohlen wird.

„Betriebssystem und Browser haben zu keinem Zeitpunkt einen direkten Zugriff auf die Hardware, sondern lediglich auf die virtuelle Umgebung.“

Was macht die Vollvirtualisierung besser?

Bei einer Vollvirtualisierung wird sowohl vom Host-Betriebssystem des Clients als auch vom Intranet unabhängig gearbeitet. Betriebssystem und Browser haben auf diese Weise zu keinem Zeitpunkt einen direkten Zugriff auf die Hardware, sondern lediglich auf die virtuelle Umgebung. Eindringende Viren, Trojaner und Co. bleiben in dieser Umgebung eingeschlossen und können sich nicht auf dem Rechner und im lokalen Netzwerk verbreiten.

Und wie funktioniert das konkret?

Selbst wenn unabsichtlich Malware heruntergeladen wird, kann diese nicht in das interne Netz vordringen. Gleichzeitig kann die Schad-Software, wie zum Beispiel Ransomware oder Makroviren, keine Verbindung zum Internet herstellen, um die eigentliche Malware herunterzuladen. Ein großer Vorteil ist auch die Unabhängigkeit vom Betriebssystem. Indem auf das Host-System ein so genannter Hypervisor aufgesetzt wird, lässt sich ein vollwertiges eigenes Betriebssystem implementieren. Damit schafft man eine Systemdiversität, die es den Angreifern deutlich erschwert erfolgreich zu agieren.

Reicht ein solcher Browser als Schutz vor Angriffen aus?

Die Absicherung des Internets spielt eine zentrale Rolle – denn 70 Prozent der Hackerangriffe kommen aus dem Internet. Darüber hinaus sollten Unternehmen und Behörden aber auch weitere Schutzmaßnahmen vornehmen – beispielsweise die Verschlüsselung der Endgeräte, eine hochsichere VPN-Verbindung und die Absicherung des heimischen WLAN. Das IT-Grundschutz-Kompendium ist hier ein wichtiger Leitfaden für alle, die sich schützen wollen. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die jeweils passenden Lösungen zu finden.

Was bietet Rohde und Schwarz hierzu konkret an?

Der R&S Browser in the Box von Rohde & Schwarz Cybersecurity ist ein vollvirtualisierter Browser, der gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für den Behördeneinsatz entwickelt wurde. Er sorgt für umfassende, mehrstufige Arbeitsplatzsicherheit. 

Interview: Esther Ecke, freie Journalistin für Cybersecurity-Themen aus Hagen.

https://www.rohde-schwarz.com
Das BSI Grundschutz-Kompendium (Deep Link)

Stichwörter: IT-Sicherheit, Cyber-Sicherheit, Rohde & Schwarz, Unternehmen

Bildquelle: ramirezom/123rf.com

Druckversion    PDF     Link mailen


 Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich IT-Sicherheit
Märkischer Kreis: Bedrohungslagen nehmen zu
[27.5.2024] Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht, der Märkische Kreis geht jedoch viele richtige Wege, um einem Hacker-Angriff vorzubeugen. Das zeigt ein Bericht, den der IT-Sicherheitsbeauftragte des Märkischen Kreises jetzt im Digitalausschuss im Kreishaus Lüdenscheid vorgestellt hat. 
 mehr...
Der Märkische Kreis geht viele richtige Wege, um einem Hacker-Angriff vorzubeugen.
OZG-Security: Wie sicher ist die Website?
[24.5.2024] Ein Web-Schnelltest, der im vergangenen Jahr im Rahmen einer OZG-Security-Challenge entwickelt wurde, steht jetzt als Open-Source-Software auf Open CoDE veröffentlicht – getreu dem Motto „Public Money – Public Code“. Geprüft werden sechs ausgewählte IT-Sicherheitsmaßnahmen der eingegebenen URLs. mehr...
Ein Schnelltest gibt Aufschlus über das IT-Sicherheits-Niveau einer Website. Der Test ist nun auf OpenCoDE verfügbar.
Brandenburg: Tätigkeitsbericht zum Datenschutz
[10.5.2024] Der Tätigkeitsbericht der brandenburgischen Landesbeauftragten für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht liegt vor. Zu den Schwerpunktthemen gehören unter anderem Künstliche Intelligenz, die datenschutzrechtliche Bewertung von Facebook-Fanpages sowie die Aufarbeitung des Cyber-Angriffs auf die Stadt Potsdam im Dezember 2022. mehr...
„Wer Künstliche Intelligenz einsetzt, muss die Risiken der Datenverarbeitung einschätzen können“, betont Brandenburgs LDA Dagmar Hartge.
Hessen: Fünf Jahre Cyber Competence Center
[2.5.2024] Anlässlich des fünfjährigen Bestehens stattete Hessens Innenminister dem Cyber Competence Center einen Besuch ab. Dabei verwies er auf die bestehende Bedrohungslage, aber auch die umfassenden Angebote, mit denen das Land Hessen die Kommunen bei der Stärkung ihrer Cyber-Resilienz unterstützt. mehr...
Hessens Innenminister Roman Poseck forderte Kommunen auf, das Thema Cyber-Sicherheit ernst zu nehmen und bestehende Angebote zu nutzen.
10. Kommunaler IT-Sicherheitskongress : Ein Jahrzehnt Engagement
[26.4.2024] Zum 10. Kommunalen IT-Sicherheitskongress fanden sich knapp 700 Fachleute aus Ländern und Kommunen in der Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Landkreistags ein. Die Veranstaltung markiert ein Jahrzehnt des kommunalen Engagements im Bereich Cyber-Sicherheit. mehr...
Weitere FirmennewsAnzeige

Besuchersteuerung: Das neue Einbürgerungsgesetz stellt Behörden vor zusätzliche Herausforderungen
[12.6.2024] Am 27. Juni 2024 tritt das neue deutsche Einbürgerungsgesetz in Kraft. Damit verkürzt sich die Mindestaufenthaltsdauer für eine Einbürgerung von derzeit acht auf fünf Jahre, bei besonderen Integrationsleistungen sogar auf bis zu drei Jahre. Demzufolge werden Ausländerbehörden künftig mehr Anträge auf Einbürgerung bearbeiten müssen. Allerdings stoßen bereits heute viele Ausländerbehörden an ihre Kapazitätsgrenzen. Magdalene Rottstegge, zuständig für das Business Development bei der SMART CJM GmbH, erläutert, wie Ämter das erhöhte Arbeitsaufkommen besser bewältigen können. mehr...

E-Rechnung: Für den Ansturm rüsten
[31.5.2024] Die E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich kommt. Kommunen sollten jetzt ihre IT darauf ausrichten. Ein Sechs-Stufen-Plan, der als roter Faden Wege und technologische Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, kann dabei helfen. mehr...
Suchen...

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich IT-Sicherheit:
regio iT GmbH
52070 Aachen
regio iT GmbH
ITEBO GmbH
49074 Osnabrück
ITEBO GmbH
NCP engineering GmbH
90449 Nürnberg
NCP engineering GmbH
D-Trust GmbH
10969 Berlin
D-Trust GmbH
Aktuelle Meldungen