[14.10.2020] An Hessens Schulen darf ab sofort aufgrund der Corona-Pandemie ein gewisser Prozentsatz von Unterrichtsstunden durch digital gestützten Distanzunterricht ersetzt werden. Dies betrifft jedoch nur bestimmte Schulen und Klassenstufen.
Hessens Schulen konnten im neuen Schuljahr ganz überwiegend wieder im Präsenzunterricht starten, berichtet das Kultusministerium des Landes. Die Anzahl der Schüler, die aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie zeitweise nicht in die Schule gehen konnten, sei insgesamt gering geblieben. Für die Dauer der Corona-Pandemie sei es nun jedoch möglich, den Präsenzunterricht auf Basis des hessischen Schulgesetzes durch digital gestützten Distanzunterricht zu ersetzen. Das betreffe nur berufliche Schulen, die Sekundarstufe II sowie in besonderen Fällen auch die Klassenstufen 8 bis 10 der allgemein bildenden Schulen. Dabei gelte eine Obergrenze von 25 Prozent der Unterrichtsstunden, für die Berufsschule von 50 Prozent. „So vielfältig die Herausforderungen seit Ausbruch der Pandemie waren und sind, konnten viele Schulen doch immer wieder positive Erfahrungen mit digitalen Lernangeboten sammeln und die Voraussetzungen für eine stärkere Digitalisierung des Unterrichts schaffen“, erklärt Kultusminister Alexander Lorz. „Digitale Vorreiterschulen, die in dieser Zeit gute Lern- und Unterrichtsangebote entwickelt haben, und auch Lehrerverbände sind seitdem mehrfach mit der Bitte an uns herangetreten, die mit den digitalen Unterrichtselementen verbundenen Chancen als Ergänzung zum Präsenzunterricht stärker nutzen zu können. Diese Rückmeldungen haben wir aufgegriffen und ein neues, zukunftsweisendes Modell für einen digital gestützten Distanzunterricht entwickelt.“
Raum für Innovationen
Beim digital gestützten Distanzunterricht können laut Angaben des Ministeriums verschiedene Lern- und Lehrmethoden zur Anwendung kommen. Über den Einsatz klassischer Videokonferenzsysteme hinaus könnten neuartige, zum Teil vom Klassenverband und der Lehrkraft entkoppelte Unterrichtssequenzen eingebaut werden, dank derer die Schüler ihre Arbeitsaufträge von zu Hause aus erledigen können. Diese Methode gestatte es ihnen, im Präsenzunterricht eingeführte Inhalte mithilfe digitaler Medien und Werkzeuge selbstständig in ihrem eigenen Lerntempo zu vertiefen und sich anschließend im Klassenverband über die Ergebnisse auszutauschen. Die Lehrkräfte begleiten diesen Prozess aus der Distanz und sind über den verbleibenden Präsenzunterricht mit den Schülern dennoch in engem Kontakt. „Diese zusätzliche Option schafft Raum für pädagogisch-didaktische Innovationen, eröffnet neue Perspektiven zur Schulentwicklung und fördert gleichzeitig die notwendigen digitalen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler“, erläutert der Kultusminister. Auch im Präsenzunterricht habe die Digitalisierung der Schulen selbstverständlich weiter einen hohen Stellenwert.
Freiwillige Basis
Der digital gestützte Distanzunterricht wird auf freiwilliger Basis eingerichtet, so der Bericht aus Hessen. Das Format setze die Zustimmung der schulischen Gremien und des Schulträgers sowie eine entsprechende technische Ausstattung der Schulen und ihrer Schüler voraus. Seien alle diese Anforderungen erfüllt, prüfe und genehmige das Kultusministerium die Anträge. „Auch der digital gestützte Distanzunterricht muss alle curricular verankerten Kompetenzen vermitteln und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler feststellen und bewerten“, stellt der Minister klar. Schüler, Eltern und Lehrkräfte erwarteten zurecht, dass die Landesregierung immer neue Antworten auf drängende Fragen zur Organisation des Schulbetriebs unter Pandemie-Bedingungen finde, ergänzt Lorz. „Deshalb freue ich mich sehr, dass die aus Schulpraktikern, Eltern- und Schülervertretern bestehende Konzeptgruppe unsere Idee des digital gestützten Distanzunterrichts ausdrücklich begrüßt. Das neue Konzept ergänzt nicht nur unser 2019 gestartetes Programm ‚Digitale Schule Hessen‘, mit dem wir Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte fit für eine zunehmend digitalisierte Berufswelt machen. Es kann auch maßgeblich dabei helfen, die Schülerströme im Gebäude besser zu lenken, die räumliche Situation vor allem an Schulen im Stadtgebiet zu entspannen und die Schülerbeförderung auf dem Land zu entlasten. Damit leisten wir einen weiteren wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie und zur Weiterentwicklung des Unterrichts“, erklärt der Minister abschließend.
(co)
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